News

31. May 2025
Offener Brief an LASK-Generalsekretär Gernot Fellinger

Als offenen Brief hat uns LASK-Archivar, langjähriger Seit1908’er, jahrzehntelanger LASK’la Günther Waldhör folgende Zeilen als Gastkommentar zukommen lassen:

// Originaltext & Bild am Ende des Briefes //

Sehr geehrter Herr Fellinger,
mit den folgenden Zeilen nehme ich Bezug auf Ihre WhatsApp-Nachricht, die Sie am Freitag, 30. Mail 2025 an Obleute einiger Fanclubs des Linzer Athletik Sport Klub gesandt haben.
Vorbemerkung zur Autorenschaft der WhatsAppNachricht
Mir wurde gesagt, dass das nicht Ihre Worte seien, sondern Sie hätten den Text aus einem Forum-Chat kopiert und leicht ergänzt. Nun – es macht zwar einen Unterschied, ob man einen Text selbst formuliert oder ihn „nur“ für gut und verbreitenswert findet, aber allzu groß ist der Unterschied meines Erachtens dann auch wieder nicht – das vor allem dann nicht, wenn die Identifikation mit dem Text Ihrerseits offenbar so groß war, dass Sie es nicht der Mühe wert fanden, den Text als Zitat zu kennzeichnen und die eigentliche Herkunft anzugeben. Auch ist er offenbar nicht als Diskussionsanstoß zu verstehen (wozu er mit all seinen abwertenden Formulierungen sowieso ungeeignet wäre), da Sie den Text ohne Kommentar verschickt haben. Erlauben Sie mir daher, dass ich davon ausgehen muss, dass der Text Ihre Sicht der Dinge treffend wiedergibt. Deshalb werde ich in meinem Text nicht jedes Mal neu unterscheiden zwischen Ihnen und dem Autor der WhatsApp-Nachricht.

Sie kennen mich, wenngleich unsere einzige Begegnung mit ausführlichem Gespräch schon wieder lange Zeit her ist. Ich hatte damals den Eindruck, dass Sie sich beim LASK mit Fleiß und Herz um verschiedene Anliegen kümmern. Der Job, den Sie als Fanbeauftragter ausüben, ist mit Sicherheit kein leichter. Mir scheint jedoch, dass Sie spätestens in der aktuellen atmosphärischen Krise ihr Amt nicht mehr mit der nötigen Sorge um das Wohl des Vereins und seiner Anhänger ausüben – wollen oder können oder dürfen.
Mit Blick auf Ihr Schreiben – oder auf das von Ihnen ausgesuchte und verbreitete Schreiben eines anderen Autors – scheint mir, dass Sie jegliche Objektivität verloren haben.
Zielsicher setzen Sie fort, was ich mir seit geraumer Zeit denke: Sie – oder in welchem Auftrag Sie auch handeln mögen, jene Person oder Personen – versuchen eine Gruppe von Anhängern, die Landstrassler, schlecht zu machen und gegen andere Fans auszuspielen. Selbst vor kriegerischem Vokabular, das in Zeiten wie diesen jedenfalls im Sport außen vor bleiben sollte, scheuen Sie – ein letztes Mal schreibe ich es noch dazu: bzw. der Autor der Zeilen – nicht zurück. In „Geiselhaft“ befänden sich andere Fanklubs, schreiben Sie und vergessen dabei, dass jeder Fanclub, der sich dem Dachverband der Landstrassler zugehörig fühlt, das in absoluter Freiheit tut und niemand zu einer Mitgliedschaft gezwungen wird, ja es so etwas eigentlich nicht einmal gibt.

Für das Fernbleiben (Sie nennen es „Imstichlassen der Mannschaft“) in wichtigen Spielen gäbe es keine Entschuldigung, sagen Sie. Muss ich mich jetzt nachträglich schuldig fühlen, weil ich vor genau 32 Jahren einem wichtigen Spiel ferngeblieben bin? Der Grund war, dass ich an diesem Tag geheiratet habe. Aber wenn es keine Entschuldigung gibt!? Haben Sie in Ihrem Leben alle „wichtigen“ Spiele des LASK gesehen? Waren Sie in Röthis in Vorarlberg in der 1. ÖFB-Cuprunde, waren Sie in Yerevan in Armenien in der UEFA Europa Conference League? Waren Sie in Leonding und haben fünf Stunden in der Halle zugebracht, um 12-jährigen LASK-Nachwuchskickern ein unvergessliches Erlebnis zu schenken? Zahlreiche Landstrassler waren dort und in unzähligen anderen Stadien dieses Landes und dieses Kontinents. Ich kann Ihnen versichern, die von ihnen so geschmähten Landstrassler unterscheiden nicht zwischen „wichtigen“ und „nicht so wichtigen“ Spielen. Sie sind immer da.

Weiters sind Sie der Meinung, dass „für eine gute Stimmung immer noch das gute Spiel der Mannschaft sorgt“. Das habe sich beim Spiel gegen Rapid bewiesen. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Natürlich hat unsere Mannschaft diesmal toll gespielt (ich darf das beurteilen, weil ich nämlich im Stadion war), natürlich wurde im Laufe des Spiels auch die Stimmung immer besser und dafür hat die Mannschaft mit ihrem Spiel, ihrem Kampf, ihren Toren und ihrem Sieg gesorgt. So weit, so gut. Aber was ist, wenn die Mannschaft nicht gut spielt – und das soll ja gelegentlich vorkommen, wie wir auch in dieser Saison schmerzlich erleben mussten? Wo sind dann all die Jubler vom Donnerstag, all die, die meinen, man bräuchte keine Landstrassler, keine organisierte Fanszene, weil die Stimmung auch ohne sie gut ist? Ja, sie war auch ohne Landstrassler stellenweise gut gegen Rapid und das darf so sein. Wer sich für den Stadionbesuch entschieden hat, der darf sich auch mitreißen lassen von der Dramaturgie eines Fußballspiels, von seiner Mannschaft, der darf ihr auch zujubeln und sich freuen. Das vielleicht müssen manche aus der Fanszene noch lernen zu akzeptieren. Aber nicht jedes Spiel ist ein Sieg gegen Rapid. Und wie rasch unzufrieden das Linzer Publikum ist, ist bekannt. Hier braucht es Beständigkeit, hier braucht es Treue – unabhängig vom Gegner, unabhängig vom Spielverlauf und sogar unabhängig vom Ergebnis. Und diese Beständigkeit finden Sie ebenfalls bei den von ihnen so wenig geschätzten Landstrasslern. Ganz so sicher scheinen Sie sich ihrer Worte selbst nicht zu sein, denn einerseits sorgt für die Stimmung die Mannschaft, andererseits lese ich ein paar Zeilen weiter, dass jetzt die „bisher in Geiselhaft befindlichen Fanclubs“ gefordert sind. Also was jetzt?
Die letzten Sätze setzen dem Schreiben noch eine imaginäre Krone auf.

Man mag zu den Landstrasslern stehen, wie man will, man mag sie mögen (wie ich) oder nicht mögen (wie Sie), man mag das eine oder das andere kritisieren, man mag manches an ihrem Verhalten fragwürdig finden und auch ablehnen – aber ihre Wortwahl für Menschen, die seit Jahren und Jahrzehnten ihr Herzblut in diesen Verein, in diese ihre große Liebe, gesteckt haben, ist beschämend. Diese Personen, unter denen sich Ärzte, Anwälte, Lehrer genauso befinden wie Schüler, Lehrlinge und Arbeitslose – übrigens alles Männer und Frauen, „Einheimische“ und Menschen mit Migrationshintergrund – sind also selbstgefällige Selbstdarsteller, die eine Show abziehen, um sich dann auf die Schulter zu klopfen.
Nicht sich über Vereinsgrenzen bei manchen Themen einig zu sein („Gruber raus“- Transparent im Rapid-Sektor) ist eine Schande, sondern diese Zeilen sind eine Schande! Mit dem, was Sie abfällig „Show abziehen“ nennen, hat der Verein in den letzten Jahren aber oft und oft Werbung gemacht. Wer vom Parkplatz der Gugl Richtung Köglberger-Platz geht, den empfängt ein großes Bild voller Fahnen aus dem Fanblock. Auch das Logo der Landstrassler ist gut darauf zu erkennen. Oder wurde das Bild schon abmontiert? Am Donnerstag war es jedenfalls noch da.
Selbst T-Shirts wurden mit einem Choreo-Bild im offiziellen Fanshop verkauft und ich vermute stark, dass man beim Verkauf der Logen und VIP-Karten auch nicht mit der meistens halbleeren Haupttribüne geworben hat, sondern mit der „schwarz-weißen Wand“, in der die Selbstdarsteller selbstgefällig ihre Show abziehen.
Herr Fellinger, Sie sind seit mehreren Jahren Fanbeauftragter des LASK – Sie hätten die Zeit gehabt, sich mit Fan- und Ultra-Kultur zu befassen. Es wäre ihre Aufgabe gewesen. Sie hätten es tun sollen. Dann würden Sie – natürlich zurecht – wahrscheinlich auch nicht alles gutheißen, aber Sie würden ein wenig mehr verstehen, warum Ultras so handeln wie sie es tun. Auch ich verstehe nicht alles, auch ich habe meine Kritikpunkte, auch ich beteilige mich nicht am Boykott von Spielen, auch ich rufe nicht „Gruber raus“ – manches aus Überzeugung, manches aus Schwäche, manches aus Feigheit – aber ich habe Respekt, Respekt vor den Menschen – das sind nämlich auch Landstrassler und Ultras in erster Linie, Respekt vor ihnen als LASK-Fans – das sind sie nämlich durch und durch, Respekt vor ihrer Kultur, zu der so vieles gehört, was ich bei unserem Klub sonst oft schmerzlich vermisse.

Das „gemeinsamsindwirlask“ funktioniert nicht, sondern zerbricht, wenn man – wie Sie es letzte Woche gepostet haben – einem beträchtlichen Teil dieser angeblichen Gemeinschaft empfiehlt, zu Hause zu bleiben.
Herr Fellinger, ich bitte Sie höflichst nicht auf einem Auge blind zu bleiben. Werden Sie ihrer Rolle als Fanbeauftragter in vollem Umfang gerecht und versuchen Sie bitte einend, statt spaltend zu wirken!

Danke sehr!
Mit schwarz-weißen Grüßen,
Günther Waldhör

// Originaltext der Whatsapp-Nachricht von Hrn. Fellinger an einige offiziellen Fanclubs //

„Wie man sieht – es geht auch ohne jene, die sich in maßloser Selbstüberschätzung zu wichtig und für unersetzlich halten. Irrtum Freunde, das seid ihr beileibe nicht ! Für das Imstichlassen der Mannschaft in wichtigen Spielen gibt es keine Entschuldigung. Utopische Forderungen und Erpressungsversuche werden ins Leere gehen. Da nützt es auch nichts, wenn man sich dazu sogar mit dem gegnerischen Fanblock verbündet (Transparent Gruber raus) Was für eine Schande! Für eine gute Stimmung sorgt immer noch das gute Spiel der Mannschaft. Das hat sich heute wieder bewiesen. Damit kommen wieder mehr Zuschauer ins Stadion und es wird sich langsam aber sicher auch wieder eine neue Fankultur bilden. Besonders die sich bisher in Geiselhaft befindlichen Fanklubs sind jetzt gefordert. Bin gespannt wo dann die Selbstdarsteller künftig ihre Show abziehen um sich dann selbstgefällig gegenseitig auf die Schulter zu klopfen.“

// Originalbild vom Whatsapp-Status von Hrn. Fellinger bei der Präsentation der Dressen //

Harald Sonnberger
Tags: