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1. March 2021
Niederlage? Kopf ab! – Ein Aufruf zu mehr Sachlichkeit

Es zieht sich wir ein roter Faden durch soziale Medien. So auch wieder nach der bitteren Heim-Niederlage gegen den TSV Hartberg. Der LASK, bis zu diesem Zeitpunkt ohne Punktverlust im Februar, tritt gegen kampfstarke Steirer an. Wohlgemerkt stark ersatzgeschwächt, der Abwehrchef fehlt, die Schaltzentrale im Mittelfeld fehlt und in der Offensive pfeift man aus dem letzten Loch.

Das Spiel wird 2:1 verloren, 80 Minuten kontrolliert man die Partie, ist am Ende zu ungefährlich und steht so auch nicht ganz unverdient mit leeren Händen da.

Soweit so gut.

Das Spiegelbild soziale Medien zeigt eindrucksvoll woran es krankt. Loyalität und Zusammenhalt sind mittlerweile Fremdwörter unserer Gesellschaft. „Draufhauen“ dafür ziemlich en vogue.

Dreht sich der Feed in sozialen Medien rund um Corona bekommt man es mal schnell mit unzähligen Hobby-Virologen zu tun, steht ein Spiel des LASK an, bekommt man das Gefühl sich mit lauter „Guardiolas“ herumzuschlagen. Die Weisheit mit dem Löffel fressen, das können wir gut.

Daweil wäre ein Blick auf Fakten gar nicht so schwer.

  • Bis zur Niederlage gegen Hartberg konnte man unter Dominik Thalhammer einen Punkteschnitt von exakt 2,0 Pkt. vorweisen. Wohlgemerkt bezogen auf die Meisterschaft. Sieht man sich alle 32 Partien, also auch inklusive Cup und Europacup an, steht man weiterhin bei einem Punkteschnitt von 2,0 Punkten pro Spiel.
    Anmerkung: Sowohl Oliver Glasner als auch Valerien Ismael blieben mit ihrem Punkteschnitt unter diesem Wert.
  • Man spielt momentan die zu diesem Zeitpunkt 3. beste Saison seit Bestehen der Bundesliga und rangiert auf dem 3. Tabellenplatz
  • Man ist 2 (!) Spiele vom Cupsieg entfernt
  • Man schied mit 10 Punkten aus der Europa League aus, in einer Gruppe in der unter Anderem Tottenham Hotspur zu finden war.
  • Man hat nun zum bereits zweiten Mal hintereinander die meisten Punkte für Österreich in Bezug auf die 5 Jahres-Wertung geholt.

Die logische Konsequenz? Na klar, Forderungen nach einem Trainer-Rauswurf sind keine Seltenheit.

Und hier breche ich nun eine Lanze für den Trainer Dominik Thalhammer. Angetreten mit dem Ziel den Spielstil des LASK zu adaptieren, griff dieses Vorhaben im Herbst überraschend schnell. Spielerisch sah man da phasenweise einen LASK wie man ihn in dieser Form schon lange nicht mehr gesehen hat. Schnelles Kombinationsspiel, Pass-Sicherheit und eine klare taktische Handschrift.

Das System Thalhammer ist mehr als einfacher Ballbesitz-Fußball. Der „Professor“ weicht ab von starren Spielsystemen, schreibt jedem Spieler gewisse Rollen zu und versucht den Spagat zwischen Ballbesitz-Phasen und Pressing-Momenten zu finden.

Mit diesem Ziel ist im Übrigen auch Valérien Ismael beim LASK angetreten.

Nun ist es so, dass augenscheinlich die erste größere „Systemumstellung“ seit Oliver Glasner ansteht. Eine Systemumstellung die eine gewisse Komplexität mit sich bringt.

Was es dafür benötigt? Zeit!

Erinnern wir uns zurück an den bereits erwähnten Oliver Glasner, jenen Oliver Glasner, der mit seinen Wolfsburgern momentan klar auf Champions-League Kurs ist. Ein starker Kader reichte damals nicht um den Aufstieg in die Bundesliga zu schaffen. Etliche unansehnliche Spiele, mit vielen hohen Bällen und dem Ziel schneller Ballgewinne tief in der gegnerischen Hälfte. So hat sich die erste Spielzeit unter Oliver Glasner in mein Gehirn gebrannt.

Was dann folgte, wissen wir. Nun steht der LASK auf eben genau diesem Grundgerüst, auf einem starken Fundament. Ein Fundament, das nicht immer so stabil gebaut war. Auf dieses Fundament gilt es aber auch aufzubauen. Der Fußballsport entwickelt sich weiter und es ist an der Zeit, dass auch unsere Jungs diese Entwicklung auf sich nehmen und den Weg gemeinsam gehen.

Was es dafür benötigt? Geduld.

Und zum Abschluss können wir euch Eines versichern: In Gesprächen mit Spielern ist klar zu vernehmen, dass Dominik Thalhammer höchsten Respekt aus Mannschaftskreisen genießt.

Es wäre an der Zeit, dass ihm auch die selbsternannten Facebook-Guardiolas mit mehr Respekt entgegentreten.

Was es dafür benötigt? Anstand!

Fabian Gunnesch
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