MENUMENU
Die Sommerpause ist kurz, die Zeit, bis der Kader für die neue Saison beim Reichelschen LASK steht, hingegen naturgemäß lang. Zeit für uns, einen Blick in die Vergangenheit, genauer gesagt, ins schwarze Jahr 2001, zu werfen. In einer zweiteiligen Artikelreihe begeben wir uns auf die Suche, sehen uns an, welche Herren damals den Abstieg ebenso nicht abwenden konnten wie 2011, wie sich der Kader in der darauffolgenden Transferphase für Liga zwei verändert hat und schließlich welche Jungs die Mission “sofortigen Wiederaufstieg” annahmen und was aus ihnen geworden ist. In diesem ersten Teil rekonstruieren wir das LASK-Team, das die Saison 2000/01 auf dem zehnten Tabellenrang beschloss.
In der Spielzeit 1999/00 erreichte der LASK unter Trainer Marinko Koljanin den achten Endrang im Klassement. In der darauffolgenden Transferphase mussten die Linzer aber einige Stammkräfte ziehen lassen. Abwehrchef und Libero der alten Schule Zeljko Milinovic heuerte beim GAK an, Mittelfeldwirbler Jürgen Kauz zog es nach Hütteldorf und Jürgen Panis wechselte zum FC Tirol, mit dem er in dieser Saison auch Meister werden sollte. Der Abgang von Amir Bradaric zur Salzburger Austria fiel im Vergleich dazu weniger ins Gewicht. Noch mehr gilt das für den Wechsel von Youngster Armin Leitner zum damaligen Erstdivisionär FC Braunau.
Nun ist der Abgang dreier Stammspieler für einen nicht gerade finanzstarken Klub alles andere als leicht zu kompensieren. Auf der Gugl entschied man sich dazu, Wolfgang Feiersinger, dessen Vertrag bei Borussia Dortmund auslief, als neuen Abwehrchef zurück nach Österreich zu holen. Zudem lieh man Torgeir Bjarmann von Lillestrom aus, für einen Kauf fehlte nämlich das Geld. Fürs Mittelfeld verpflichtete man den damals 26-jährigen Thomas Gröbl von Sturm Graz und aus der türkischen Hauptstadt Ankara kam der damals 20-jährige Yüksel Sariyar, ein Mann für die Mittelfeldzentrale. Ebenso fürs Mittelfeld war der aus Salzburg kommende Sladjan Nikolic geplant. LASK but not least konnte man Geir Frigard vom französischen Erstligisten Sedan-Ardennes loseisen und ihn zu einem zweiten Engagement in der Stahlstadt überzeugen.
Stammtorhüter der Saison 2000/01 war wie schon in den Jahren zuvor der Kroate Zeljko Pavlovic, der in seiner letzten Spielzeit beim LASK 23 Partien machte. Nach dem der Abstieg der Schwarz-Weißen besiegelt war, heuerte er beim belgischen Rekordmeister RSC Anderlecht an. Ein zweijähriger, erfolgloser Kampf ums dortige Einserleiberl später, kehrte er nach Österreich zurück. Er machte Station in Salzburg, Kärnten und Tirol und beendete nach einem kleinen Intermezzo in seiner kroatischen Heimat nach der Saison 2008/09 seine Karriere. Etatmäßige Nummer zwei beim LASK war damals David Wimleitner, der es immerhin auf 13 Saisoneinsätze brachte und den Linzern auch nach dem Abstieg erhalten blieb. Tormann Nummer drei, der 20-jährige Michael Wimmer, stand zwei Spiele zwischen den Pfosten und wechselte nach dem Abstieg direkt zum Aufstiegsaspiranten SV Pasching. Der Durchbruch blieb ihm dort jedoch verwehrt. Nach einem Gastspiel in Untersiebenbrunn inklusive Rückkehr nach Pasching schlug er seine Zelte im Salzkammergut auf, wo der heute 30-jährige gerade mit dem SV Bad Ischl aus der OÖ Liga abgestiegen ist.
Das Verhindern von Toren in einer Abstiegssaison ist ein undankbarer Job. 70-mal mussten die drei Hüter der zwei Pfosten den Ball aus den Maschen holen (ein Gegentorplus von 21 Treffern im Vergleich zur Vorsaison), ein Indiz dafür, dass der Abgang von Milinovic nicht richtig kompensiert werden konnte.
Die Last, den Slowenen zu ersetzen verteilte Trainer Koljanin auf vier Schultern. Neben Wolfgang Feiersinger setzte der Österreicher seine Hoffnungen auch auf Torgeir Bjarmann. Österreichs letzter großer Libero bestritt 25 Saisonspiele, erzielte sein einziges Tor im LASK Dress gegen “seinen Verein” Austria Salzburg, wo er nach dem Abstieg auch seine Profikarriere ausklingen ließ. Nach einem weiteren Engagement beim kleineren Salzachklub PSV hängte der gebürtige Saalfeldner die Fußballschuhe an den Nagel und bewirtschaftet seit 2009 zusammen mit seiner Frau eine Almhütte in der Nähe von Kitzbühel. Bjarmanns Zeit beim LASK stand unter keinem guten Stern. Ohnehin nur bis zum Jahresende von Lilleström ausgeliehen, verhinderte eine lange Verletzungspause, dass der Norweger mehr als drei Saisonspiele für die Linzer absolvierte. Konstant viel Spielzeit hingegen erhielt Hannes Jochum, der 33-mal zum Einsatz kam, den Linzern auch in Liga 2 erhalten blieb und dort wohl auch als aktueller Kapitän von WAC/St. Andrä schon mit einem Auge auf ein Wiedersehen mit den Linzern schielt. Auch Bernhard Muhr (18 Spiele) und Karl Irndorfer (10 Spiele) traten den schweren Gang in die erste Divison mit an.
Einen schweren Stand hatte Thomas Laimer. Von Koljanin bis zu seiner Entlassung achtmal eingesetzt, spielte er unter Kondert keine Rolle mehr. Auf eine beträchtlich Anzahl an Bundesligaspielen sollte der Linksverteidiger aber dennoch kommen. Am Saisonende wechselte der 23-jährige zur SV Ried, wo 50 weitere Spiele in Österreichs höchster Spielklasse folgen sollten. Zur Saison 03/04 heuerte er bei Austria Lustenau an, wo er ebenso wie ein paar Jahre später in Schwanenstadt zum Stammpersonal zählte. Für Cheikh Sidy Ba war es die letzte Spielzeit in Linz. Nach 15 Einsätzen und einem Tor bei 2:1 am 1. Oktober 2000 gegen Rapid verließ er die Athletiker zur Winterpause. Klaus Rohseano tat es ihm gleich. Der Kärtner absolvierte zwar die ersten 19 Spiele alle von Beginn an, wurde jedoch im Januar an Schwarz-Weiß Bregenz abgegeben. Richtig glücklich wurde er im Ländle nicht. Nach Saisonende verließ er die Vorarlberger und kehrte in seine Kärntner Heimat zurück. Zuerst beim FC Kärnten, später bei Bad Bleiberg und seinem Jugendverein SV Feldkirchen. Aktuell kickt der 41-jährige als Spielertrainer beim SV Oberglan.
Für die Rückrunde wurden noch zwei weitere Defensivspieler geholt. Zum einen Kjetil Pedersen als direkten Ersatz für Torgeir Bjarmann. Der Norweger bestritt mit Ausnahme eines Spiels alle möglichen Partien im Frühjahr, blieb dann noch bis 2003, ehe er nach Dänemark wechselte. Zum anderen verpflichtete man den Korianer Chul Kang von Bucheon. 8 Einsätze später flog der Verteidiger zurück in seine Heimat, kickte bis 2004 bei den Chunnam Dragons, ehe er direkt eine Trainerlaufbahn einschlug. Von 2007 bis 2008 war er verantwortlich für das koreanische Olympiateam. Seit 2011 betreut er das koreanische Spitzenteam Pohang Steelers, ihres Zeichens Rekordgewinner der asiatischen Champions League.
Die meisten Einsätze aller LASK Spieler in der Saison 2000/01 hatte der Kärntner Jürgen Pichorner. Er konnte an 34 der 36 Liga Spiele teilnehmen, dabei zwei Treffer markieren und vor allem gehalten werden. Zumindest kurzfristig. Nach einem halben Jahr in der ersten Division wechselte der 24-jährige zu Austria Salzburg. Neben dem gebürtigen Villacher war der 22-jährige Markus Kiesenebner eine der Konstanten im Linzer Mittelfeld. Unter Koljanin schon in der Vorsaison Debütant, verbuchte er 26 Einsätze, bei denen ihm zwei Tore gelangen. Eines davon am 31. März beim 4:1 Heimerfolg gegen die Wiener Austria, die ihn nach der Saison auch an den Verteilerkreis lotste. Dort hatte es der Linzer zunächst schwer, über die Rolle als Ergänzungsspieler hinauszukommen. In der Saison 03/04 sollte sich das durch eine Ausleihe an Pasching ändern. Am 28. April 2004 debütierte er unter Hans Krankl im österreichischen Nationalteam. Elf weitere Einsätze sollten dort noch folgen. Zurück bei der Austria konnte sich Kiesenebner besser durchsetzen und wagte 2007 den Schritt ins Ausland. 15 Monate später wurde ihm jedoch der Vertrag bei Lilleström aufgekündigt, da er vorwiegend verletzt war. Nach zwei Monaten ohne Verein holte ihn Georg Zellhofer im Rahmen seines Einkaufsprogramms in Altach zurück nach Österreich. Mit überschaubarem Erfolg: Am Ende der Saison ging Altach in Liga zwei und Kiesenebner zum FC Pasching, wo er auch heute noch unter Vertrag steht.
Ein weiterer junger Akteur im Dienste des LASK war Yüksel Sariyar. Der 21-jährige, ursprünglich aus dem Nachwuchs der Wiener Austria, war zu Saisonbeginn von Genclerbirgligi gekommen und konnte sich sofort einen Stammplatz erkämpfen. 24 Einsätze bei einem Tor sollten es schlussendlich werden. Christoph Lichtenwagner kam in der Saison 2000/01 insgesamt 25mal zum Einsatz. Er bestritt am 12. Mai 2001 beim 1:2 gegen den FC Tirol sein 50. Bundesligaspiel. Sein bis dato letztes. Lichtenwagner konnte jedoch gehalten werden und sollte dem LASK noch eine weitere Saison zur Verfügung stehen. Ein Spiel weniger bestritt der Welser Pascal Ortner für den LASK, entweder auf der rechten Außenbahn oder auch als eingewechselter Stürmer bei Rückstand, was in der Saison durchaus einmal vorkam. So stand der aktuelle Neumarkter lediglich 17mal in der Stammformation. Ähnlich verhält es sich mit Michael Mehlem, der 14mal von Beginn an auflief und 10mal eingewechselt wurde und wie Ortner auch noch nach dem Abstieg auf der Gugl sein Auskommen fand.
Für die linke Mittelfeldseite wurde Thomas Gröbl von Sturm Graz geholt, der die an ihn gerichteten Erwartungen nicht erfüllen konnte. Zwar wurde er von Koljanin und dessen Nachfolger Johann Kondert zwanzigmal eingesetzt, allerdings handelte es sich zur Hälfte um Einwechslungen. Der LASK war auch Gröbls letzte Station in der Bundesliga. Er stieg mit den Athletikern ab und war in der ersten Division lediglich Ersatzspieler. Ein weiterer Beleg für die Unzufriedenheit der Verantwortlichen mit Gröbl war die Verpflichtung von Sung-Yong Choi zur Winterpause. Wie bei seinem Landsmann Chul Kang aus Südkorea (WM-Teilnehmer von 1998 & 2002) sollte sein Engagement in der Stahlstadt von nicht allzu großer Dauer sein. Dennoch: Beim LASK bestritt der Außenläufer alle Spiele der Rückrunde, erzielte einen Treffer und gab sich dann auch noch für zwei Partien den Kulturschock Erste Division, doch noch in der gleichen Saison ging es zurück nach Korea, zu den Suwon Blue Wings. Sladjan Nikolic entpuppte sich als Fehlkauf, nach acht Einsätzen verdiente der Serbe sein Geld wieder in der Heimat. Aktuell spielt der 37-jährige beim montenegrinischen Klub Jedinstvo Bijelo Polje. Noch seltener kam Herbert Grassler zum Einsatz. Vier Einsätze sollten es nach Saisonende für den Kärntner sein. Jeweils nur einen Einsatz verbuchten die Jungspunde Johannes Woldeab, Peter Riedl und Christian Prinz, die dem LASK jedoch auch nach dem Abstieg weiterhin zur Verfügung stehen sollten.
Die Linzer Offensive erzielte zwei Tore mehr, als noch in der Vorsaison. Einen großen Anteil daran hatte natürlich des LASK Fans liebster Norweger, Geir Frigard. Dieser wechselte zwar im Januar ‘99 zur Tennis Borussia Berlin, wurde dort und auch später in Frankreich bei Sedan-Ardennes nicht wirklich glücklich. Es gelang, den Norweger für eine allerletzte Saison zum LASK zu holen, was er mit 15 Toren in 33 Partien danken sollte. Durch den Abstieg war der 30-jährige jedoch nicht zu halten. Ein weiteres Mal probierte es der Angreifer im Ausland, dieses Mal bei Lierse SK in Belgiens höchster Spielklasse. 8 Tore in 46 Spielen waren jedoch auf Dauer nicht genug. Frigard wechselte zurück in die Heimat, wo er bei HamKam und später bei Eidsvold Turn Fotball seine Karriere ausklingen ließ. Nach dem Ende seiner aktiven Zeit, bildete er zusammen mit Per Brogeland das Trainerteam bei Eidsvold, seit zwei Jahren hält der 40-jährige Trainerkurse für den nationalen Verband. Ewald Brenner, damals noch kein Verteidiger und resche 25 Jahre alt, brachte es auf 9 Tore in 33 Spielen und hielt dem LASK auch noch eine Saison in der zweiten Liga die Treue.
Ganz leer ging hingegen Saso Udovic aus. Dem Slowenen aus der Euro 2000-Mannschaft, gelang nach 11 Toren in der Vorsaison in neun Spielen kein einziger Treffer. Nach Saisonende ging Udovic zurück zu Lausanne Sport in die Schweiz, ließ dort seine Karriere ausklingen und arbeitet seit 2009 als Sportdirektor beim slowenischen Drittligisten Krka Novo Mesto. Ebenso torlos verlief die Saison für Almir Memic. Der Bosnier wurde zwar nur sieben Mal eingesetzt, sein erstes und einziges Tor für den LASK erzielte der Stürmer am 28. Oktober 2003. Spätzünder.
Seit 22. Januar 1999 hatte Marinko Koljanin das Zepter auf der Gugl in der Hand. Für 72 Spiele saß er auf der LASK Bank, zum letzten Mal am 4. November 2000 bei der 1:3 Heimniederlage gegen die Austria. Der LASK hielt zum damaligen Zeitpunkt bei 13 Punkten und belegte noch vor der Admira Rang 9. Koljanins weitere Trainerlaufbahn führte ihn zu HNK Rijeka und Kazma in Kuwait. 2009 war er sogar Kandidat für das Amt des Präsidenten des kroatischen Fußballverbandes. Koljanin folgte LASK-Legende Johann Kondert nach, welcher schon in der 80er Jahren gute Arbeit in Linz leistete. Den Abstieg abwenden konnte er jedoch auch nicht. Ein Engagement über die Saison hinaus kam für den in Siebenbürgen geborenen Meister von 1965 aus gesundheitlichen Gründen nicht in Frage. Der LASK ging mit Frantisek Cipro in die zweite Liga, doch das ist eine andere, leidvolle Geschichte.