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22. March 2011
Die First Vienna FC 1894 im Portrait

Mit dem Gründungsdatum 22. August 1894 hebt sich der First Vienna FC schon allein wegen seines Namens als ältester Fußballklub Wiens und damit Österreichs ab. Ganze 117 Jahre dauert nun schon die Klubgeschichte, die dem Verein unter anderem 6 Meistertitel bescherte und ihn fast alle Höhen und Tiefen durchwandern ließ. Anlässlich des Tests unserer Athletiker auf der Hohen Warte am Freitag möchten wir auch diesen Gegner kurz beleuchten.

Die Anfänge in blau-gelb

© A.E.

die Hohe Warte

Wie in so vielen anderen Ländern waren es auch in Wien Engländer, die den Einheimischen die Sportart bekannt und schmackhaft machten. Die englischen Landschaftsgärtner des bekannten Barones Rothschild gingen in den Gartenanlagen des Öfteren ihrer Leidenschaft nach, weshalb sich der Baron (nach den Zersörungen im eigenen Garten) auch schließlich dazu aufmachte, dem Personal und bekannten Freunden ein geeignetes Spielfeld zu suchen und einen offiziellen Verein zu gründen.
Der Antrag der Vienna erging einen Tag früher als jener des Vienna Cricket and Football Clubs, weshalb die Blau-Gelben (man übernahm die Wappenfarbe des Barones) seit damals rechtmäßig das „First“ im Klubnamen führen dürfen.

Döbling macht sich auf

Damals wie heute ist der Klub unnachahmlich mit Döbling, dem bürgerlichen 19. Wiener Gemeindebezirk verbunden, man spielte niemals wo anders seine Heimspiele und wird es auch in Zukunft nie tun. Logo und Vereinsfarben sind ebenfalls seit damals unverändert geblieben. Zunächst noch auf der Kuglerwiese beheimatet, bekam der First Vienna FC im Jahr 1921 mit der Hohen Warte das wohl legendärste Stadion in der Fußball-Geschichte Österreichs, in dem das Team seit damals seine Heimspiele austrägt. Mit einer Kapazität von 80.000 Zuschauern war es in den 1920er Jahren auch das größte Stadion Kontinentaleuropas.
Schon seit der Gründungssaison 1911/1912 war man mit von der Partie, die ersten Erfolge sollten sich aber erst eine ganze Weile später einstellen.

Europapokal und goldene Zeit der Vienna

© C. Hofer

Die Vienna-Familie 2010

Mit Beginn der 1930er Jahre dominierten die Döblinger das Fußballgeschehen. Zunächst gewann man von 1929-1930 2x in Folge den ÖFB-Cup, der damals zur Teilnahme des Mitropa-Cups (eine Art Vorläufer der heutigen Pokalbewerbe) berechtigte und von der Vienna 1931 in einem sensationellen Finale gegen den WAC  errungen wurde. Dann trug die harte Arbeit auch in der Meisterschaft Früchte und der Meisterteller wanderte 1931 und 1933 auf die Hohe Warte.
In den darauffolgenden Jahren bis hin zum Anschluss an Deutschland konnte aber jeweils der jahrzehntelange Rivale Rapid die Oberhand behalten. Im Meisterschaftssystem der Ostmark fand man jedoch wieder zu alter Stärke zurück und konnte von 1942-1944 die Meisterschaft erobern, dazu freilich noch den Deutschen Pokalsieg 1943, welcher neben der Deutschen Meisterschaft von Rapid Wien als größter Erfolg der damaligen Zeit gilt. In dieser Zeit wirkte auch der Jahrhundertspieler und Vereinsikone der Vienna, Erfolgsstürmer Karl Decker, der in 609 Spielen für die Vienna ganze 605 Tore erzielen konnte.

Der langsame Abstieg

© A.E.

Fisti, da Fi

So langsam aber sicher begann nach dem 2. Weltkrieg der Niedergang der blau-gelben Hochkonjunktur. Noch einmal im Jahr 1955 sollte die Meisterschaft gewonnen werden, dem 6. Meistertitel der Vereinsgeschichte folgte bis heute freilich keiner mehr.
Immer wieder gab es den Kampf um den Abstieg, zwischen den 1970ern und 1990ern war man als Fahrstuhlmannschaft regelrecht gebrandmarkt. Zwischenzeitlich musste man sogar den Gang in die Regionalliga in Kauf nehmen, ehe man unter Peter Schöttel und Peter Stöger in der Saison 2008/2009 wieder den Aufstieg in die 2. Liga schaffte. Letztes Jahr schaffte man gerade noch den Verbleib in Österreichs zweithöchster Spielklasse mit dem Sieg in der Relegation gegen Parndorf. Extrem wichtig, denn die Vienna hat auf Grund ihrer gigantischen Geschichte die klare Berechtigung zum Profifußball und als 3. Kraft in Wien wäre auch genügend Potential vorhanden.

Die Fans der Vienna

© A.E.

Antrieb durch Dudelsack

Der Fanblock der Vienna ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich innerhalb Österreichs. Obwohl es schon Rivalitäten bespielsweise zum Wiener Sportklub oder dem SK Rapid gibt, wird man unter Vienna-Fans kaum jemals böse Worte gegen den Gegner hören, das verbietet die Klubphilosophie. Auch bei Antirassismus-Kampagnen ist man neben dem Sportklub einer der führenden Vereine in Österreich, es werden vielerlei Inititiativen von blau-gelb getragen. Ein aktuelles Beispiel ist die Hilfe für die Erdbebenopfer in Japan, wo auf der Tribüne gegen Spenden Pickerl u.Ä. verteilt werden.
Bei den Fangesängen geht Fans des britischen Fußballs das Herz auf, man besinnt sich sehr wohl der britischen Wurzeln. So wird man ein Megaphon vergeblich suchen, die Gesänge werden zum Großteil auf Englisch vorgetragen und Edi, der Dudelsackspieler, verleiht dem ganzen noch einen außergewöhnlichen Charme.
Geraten die älteren Generationen gerne ins Schwärmen vom Fußball der vergangenen Tage, auf der Vienna wird man ihn zum Teil als Kulturerbe noch antreffen.

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