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Die von der Raiffeisenbank St. Marien veranstaltete Podiumsdiskussion “LASK Linz – ein Herzstück unserer Heimat” konnte nicht unpassender terminiert worden sein. Schließlich war neben dem LASK-Coach Walter Schachner, sowie den Spielern Rene Aufhauser, Florian Maier und Gernot Trauner auch Präsident Peter-Michael Reichel geladener Gast bei diesem Event am vergangenen Donnerstag. Dieser dachte wenige Tage zuvor, zu laut über einen möglichen Neubeginn des LASK in der 8. Spielklasse Österreichs nach, was ein gewaltiges Echo in den Medienbergen, aber genauso an den Stammtischen in ganz Oberösterreich auslöste. Genügend Brisanz war also an diesem Abend gegeben.
Bereits bei der Verkündung seiner Ankunft (seiner, damit ist der LASK-Boss gemeint) hagelte es “Buh”- und “Reichel Raus”-Rufe. Etwas anderes hätte sich wohl Reichel selbst nicht erwartet. Zwischen dem Fußballlandesverbands-Präsidenten Willi Prechtl, ebenfalls geladener Diskussionspartner, und Walter Schachner stellte sich der Präsident auf das Podium. In seinen einleitenden Worte hat PMR aber bereits den Weg dieser Diskussionsrunde geebnet: “Es war keine gute Message, dass wir in die achte Liga gehen. Das war ein Scherz, klarerweise. Ich entschuldige mich bei allen, die ich damit getroffen habe.” Gelächter brach bei den rund 300 Gästen im Gasthaus Templ aus.
Überhaupt hatte Reichel an diesem Abend etwas komisches ansich. Ungewohnt energisch reagierte der Welser auf einige Fragen, worauf ihn seine Tochter – immerhin Vizepräsidentin des LASK – mehrmals mit dem Finger auf dem Mund in seinen Aussagen bremste. Kein Wunder. Beinahe jede Frage richtete sich an den Präsidenten, der nur eine davon nicht beantworten wollte, aber dann doch tat. Als ihm ein Herr unterstellte gar nicht am Fußball selbst, sondern rein am Finanziellen interessiert zu sein, winkte Reichel erst ab bevor er dass Mikrofon in die Hand nahm. “Diese Frage stempelt mich als Vollidioten ab! Denn nur ein Vollidiot würde Millionen in einen Verein stecken wenn es ihm nicht um das Wohl des Vereins gehen würde“. Unrecht mag er vielleicht nicht haben. Die Frage jedoch ist nicht wirklich damit beantwortet. Reichels große Kunst, Antworten zu geben ohne wirklich zu antworten, flammte auch in St.Marien wieder auf.
“Ich möchte mich bei all den Sponsoren bedanken, die uns in den letzten Wochen” – dies betonte er extra – “geholfen haben.” 600.000 Euro soll der LASK bereits am letzten Montag von alten wie auch neuen Sponsoren zugesagt bekommen haben. Reichel nützte die mediale Aufmerksamkeit an diesem Abend auch um darzustellen, dass der LASK kein finanzielles Problem hat und somit auch die Lizenz für die zweite Liga ohne Probleme in zweiter Instanz erhalten wird. Die Tatsache alleine, dass der LASK eben finanzielle Schwierigkeiten hat, ließ sich schlussendlich aber nicht wegdiskutieren. Die Bundesliga hatte dem LASK einen Wirtschaftsprüfer geschickt. Durch dessen Bericht in Wien befand die Bundesliga, dass der LASK den Etat in der zweiten Liga so nicht stemmen könne. OÖFV-Präsident Prechtl betonte zwar “keinen Einblick” in die Belange der Bundesliga, vor allem bzgl. der Lizenzierung zu haben, meinte aber im selben Atemzug, der LASK hätte angeblich den Wert seiner Spieler überdimensioniert angegeben was auf Misstrauen bei der Bundesliga stieß.
In der direkten Konfrontation mit den Fans aus der Kurve tat sich PMR schwer und ließ sich zu einigen wundersamen Äußerungen drängen. Ein Fan fragte zynisch nach den Topspiel-Zuschlägen in der zweiten Liga. Reichel erkannte das Ziel dieser Anspielung und erklärte, dass bei manchen Spielen (zB: gegen Rapid, Austria oder Sturm Graz) mehr Aufwand betrieben werden muss und der Zuschlag dadurch gerechtfertigt sei. “Wir unterstützen die Fans jedoch gut. Am Samstag zahlen wir zum Beispiel Busse zum Auswärtsspiel gegen die Austria“, setzte sich der Präsident mit dieser Aussage wieder einmal ungeahnt in Brenneseln. Keine Spur von bezahlten Bussen war beim 0:5 in Wien-Favoriten auszumachen. Nach der öffentlichen Diskussion soll Reichel den Fans weiters versprochen haben – kein Topspiel-Zuschlag mehr in dieser Saison! Dass dieses “Zuckerl” die Fans verstummen lässt ist aber zu bezweifeln.
Bemerkenswert ist Reichels Ausdauer durchaus. Die Kritik an seiner Person verschärft sich stets. Die wirtschaftliche, wie auch sportliche Talfahrt des LASK steht klar in seiner Verantwortung. An einen Rückzieher denkt der “Team-Player“, wie sich Reichel selbst bezeichnet, aber nach wie vor nicht. Um es mal nicht an einzelne Personen fest zu machen. Man muss sich um eine Lösung in der Führungsetage bemühen. Die jetzige Konstellation ist so nicht länger tragbar – soviel steht jedenfalls fest. Auch der ständige Konflikt mit den Fans kann langfristig nicht zielführend sein. Das Band zwischen der Fankurve und der jetzigen LASK-Führung ist unflickbar zerrissen. Wie die genaue, neue Aufstellung dann im Endeffekt aussieht sei einmal dahin gestellt. Die Hauptverantwortung darf jedoch nicht mehr alleine in den Händen von Peter-Michael Reichel liegen. Dieses “Projekt” ist bereits sichtlich gescheitert.