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25. July 2018
Auf den Spuren des „Fußball-Gottes“ – Rückkehr nach Europa gegen Stammklub von Geir Frigard

Gegen Lilleström SK wird Spiel auf Augenhöhe erwartet

Sonderausgabe – Vorbericht

 
Spätestens seit Thomas Goiginger am 21. April 2018 gegen 20.15 Uhr nach seinem fantastischen Slalomlauf in Minute 87 durch die halbe Austria-Elf den Ball mitten nach Europa schoss, fieberte die große Fangemeinde des Linzer Athletik Sport Klubs dem 20. Juni entgegen.

An diesem Tag, einem Mittwoch, sollte um 14.00 Uhr in Nyon in der Schweiz im mondänen Verwaltungsgebäude der UEFA die zweite Qualifikationsrunde zur 48. Auflage der UEFA-Europa-League (vormals UEFA-Cup) ausgelost werden. Mittels eines komplizierten Rechenmodus hatten sich sogenannte UEFA-Koeffizienten ergeben, die für die Topfeineinteilung und die Setzliste maßgeblich sind. Aufgrund der Ergebnisse der österreichischen Mannschaften im Europacup der letzten fünf Jahre ergab sich, dass der LASK als Vierter der abgelaufenen Bundesliga-Saison als gesetzter Klub in der zweiten Runde einsteigen würde. Das bedeutete, dass uns Vorrunde und erste Qualifikationsrunde sowie manche Gegner erspart blieben und die zweite und dritte Runde zu überstehen wären, um in das Play-Off zu gelangen. Drei Duell-Siege würde es also benötigen, um in die attraktive und lukrative Gruppen-Phase der Europa-League mit garantierten sechs Spielen einzuziehen.
 
Das war aber alles noch kaum hörbare Zukunftsmusik. Jetzt – am 20. Juni – ging es um den ersten, den einen Gegner für unser Comeback in Europa nach – je nach Zählweise mit oder ohne UI-Cup – 18 oder 19 Jahren. Einige Verzögerungen im komplizierten Losverfahren spannten die Fans vor ihren Computern und Mobiltelefonen an ihren Arbeitsstätten, in den Geschäften, in Bus und Straßenbahn oder auf der Landstraße lange auf die Folter. Umso rascher verbreitete sich dann das Ergebnis: Lilleström SK aus Norwegen hatte uns das Los als Gegner beschert. Rasch wurden die ersten Informationen besorgt, schon studierten die Eiligsten erste Entfernungen und klickten im Internet die Seiten der Flugunternehmen an.
Wer ist nun dieser Lilleström Sportsklubb?
 
Aus rund 100 möglichen Gegnern wurde dem LASK mit diesem Gegner der Verein zugelost, mit dem es wohl die meisten Berührungspunkte gibt. Das beginnt beim Namen und endet noch nicht bei GeirFrigard. Ja, ganz viele dachten bei Bekanntgabe des Konkurrenten Lilleström sofort an ihren „Fußball-Gott“ und da gibt es in Linz nicht viele, denen seit Beginn eines organisierten Supports diese Ehre zuteilwurde. Da gibt es unseren Ivo Vastic und da gibt es unseren GeirFrigard, jenen am 3. November 1970 geborenen Norweger, der in Linz Kultstatus genießt. Geir Figard war ein anderer Fußballspieler sobald er das schwarz-weiße Trikot des LASK überzog. Trotz mehrerer Vereinszugehörigkeiten (Tennis Borussia Berlin /GER, CS Sedan / FRA, Lierse SK / BEL u.a.) war sein Auftreten als LASK-Stürmer unvergleichlich. Er kam zur Saison 1997/98 – allerdings erst ab Runde 10. In Runde 12 traf er zum ersten Mal und das gleich im Doppelpack und suchte sich dafür einen netten Ort aus – das Stadion der Stadt Ried. Das Spiel endete ebenfalls überaus nett, die Auswärtsmannschaft aus Linz siegte mit 4:1. Den Ehrentreffer der Innviertler erzielte übrigens ein gewisser Oliver Glasner. Zurück zu Geir Frigard: Dem waren die verpassten neun Bundesliga-Runden egal, ihm reichte auch die Teilnahme an dreiviertel Teilen der Meisterschaft, um mit 23 Toren Torschützenkönig zu werden. Diesen Titel konnte als LASK-Spieler ansonsten nur unser Jahrhundertspieler Heli Köglberger erringen, der 1974/75 in der Winterpause von Austria Wien zurück zum LASK gewechselt war. Bei zwei Aufenthalten in Linz kam Frigard in 87 Spielen auf sagenhafte 51 Tore. Der Stammverein unseres „Tor-gei(e)rs“, woher wir ihn auch verpflichteten, war Lilleström. Auch dort lässt sich seine Bilanz mit 31 Toren in 95 Spielen durchaus sehen, aber der LASK war eben doch noch einmal etwas anderes.

Neben Frigard gibt es am Spielersektor mit Torgeir Bjarmann und Vidar Riseth zwei weitere Norweger, die sowohl den gelb-schwarzen als auch den schwarz-weißen Dress trugen. Während Bjarmann ein echtes Lillleström-Urgestein ist und seine gesamte Karriere dort verbrachte – Ausnahme Oktober 2000 bis Juni 2001 LASK – war Vidar Riseth nicht nur länger, sondern auch in seiner Karriere deutlich früher beimLASK (1998 bis 2000), ehe er 2008-2009 für Lilleström auflief. Bjarmann war übrigens bis Mai 2017 fast zehn Jahre lang auch Sportdirektor bei Lilleström.
 
Alle drei genannten Spieler verbindet zudem, dass sie entweder in Norwegen oder in Österreich oder auch in beiden Ländern von Per Brogeland trainiert wurden. Auch unser sympathischer Trainer 1997/98 (bis Runde 27, ehe er nach einem 5:0-Sieg (!) gegen Rapid Wien entlassen wurde), der aus Norwegen die damalige taktische Neuerung der Vierer-Abwehrkette mitbrachte, kam von Lilleström zum LASK.
 
Mit Markus Kiesenebner (LASK 1999 – 2001, LSK 2007 – 2008) und Thomas Piermayr (LASK 2007 – 2011, 2018 LASK Juniors, LSK 2013) gibt es auch zwei einheimische Spieler, die für beide nunmehrigen Europacup-Kontrahenten ihre Fußballschuhe schnürten. Auffällig ist auch der Name der beiden Vereine: LSK wird Lilleström gemeinhin genannt, LSK war auch der Gründungsname des LASK, Aus dem Linzer Sport Klub, Sektion Fußball von 1908 wurde ja erst 1919 der Linzer Athletik Sport Klub.
Der dritte – wohl am wenigsten bekannte – Berührungspunkt ist die Tatsache, dass sich die beiden Teams schon einmal auf europäischer Ebene begegneten. Im Intertoto-Cup des Jahres 1977 traf man sich in der Gruppe 7. Zu jener Zeit war der Intertoto-Cup noch kein Pokalbewerb der UEFA, sondern eine Art „Sommercup“, wie er auch immer wieder bezeichnet wurde. Er diente den Klubs zur Saisonvorbereitung – wobei es darüber durchaus unterschiedliche Ansichten gab – und den TOTO-Spielern, denen man somit auch in der meisterschaftsfreien Zeit Spiele mit einheimischen Mannschaften zum Tippen anbieten konnte. Ohne einen Gesamtsieger zu ermitteln wurde der Intertoto-Cup in in sich abgeschlossenen Vierergruppen ausgetragen. Auch anno 1977 waren die beiden Klubs Lilleström und LASK im Gleichschritt unterwegs. Dieser Schritt war etwas langsamer als jener der beiden Konkurrenten in der Gruppe Jednota Trencin (CSSR / SVK) und Zaglebie Sosnowiec (POL). Lilleström und LASK verloren jeweils fünf von sechs Spielen und feierten den für beide einzigen Sieg daheim jeweils gegen den anderen. In Linz siegte der LASK auf der Gugl vor 1800 Zuschauern mit 2:1 (1:1), wobei für beide Tore Heli Köglberger verantwortlich zeichnete. In Lilleström revanchierten sich die Norsker mit 1:0.
 
Ohne den Intertoto-Cup hatte Lilleström bislang 17 Auftritte im Europacup, den ersten im Meistercup 1977/78, den bislang letzten im UEFA-Cup 2008/09. Beim Debut 1977 konnte man gleich das große Ajax Amsterdam mit 2:0 besiegen, schied allerdings nach einem 0:4 auswärts dennoch aus. 1978 war in Runde 2 ein guter Bekannter zu stark für Lilleström. Austria Wien setzte sich klar mit 4:1 / 0:0 durch. Wie beim LASK war stets spätestens in Runde 2 des Hauptbewerbs Endstation. Einzig im UEFA-Cup 2000/2001 gelangen Lilleström zwei Erfolge, weil man zusätzlich eine – erfolgreich absolvierte – Quali-Runde zu spielen hatte. Der letzte Auftritt des LSK in Europa liegt auch schon lange zurück, wenngleich doch nur halb so lange wie beim LASK. Im August 2008 unterlag der LSK mit Gesamt 4:7 dem FC Kopenhagen und verabschiedete sich bis zum 26. Juli 2018, Linz, aus Europa.
Im Gegensatz zum LASK war für den LSK nicht das Abschneiden in der Liga europawürdig, sondern der Erfolg im Norwegischen Cup 2017. Im Endspiel hatte man Sarpsborg 08 mit 3:2 besiegen können. Ein Spieler der Siegermannschaft feierte diesen Erfolg mit einer ganz speziellen Aktion, die es sogar bis in österreichische Medien gebracht hat. Wer neugierig geworden ist, klicke zum Beispiel auf
 
https://kurier.at/sport/fussball/norwegen-dem-cup-gewinn-folgte-ein-striptease/300.843.356
 
Liebe Damen, wir werden trotzdem alles dafür tun, dass sich Herr Melgavis nach den Spielen gegen den LASK nicht so freuen kann.
Deutlich öfter als der ASK durfte sich der LSK über nationale Titel freuen. Fünf Meistertitel (1959, 1976, 1977, 1986, 1989) und sechs Pokalsiege (1977, 1978, 1981, 1985, 2007, 2017) sind eine stattliche Sammlung.
 
Nicht zuletzt deshalb gilt der LSK auch als Aushängeschild der 14 000-Einwohner Stadt Lilleström, die etwa 18 Kilometer östlich der norwegischen Hauptstadt Oslo liegt. Für die Jazz-Freunde unter uns sei darauf hingewiesen, dass mit Arild Andersen (Jazz-Bassist und Komponist) und Pal Thowsen (Jazz-Schlagzeuger) zwei norwegische Granden des Jazz in Lilleström geboren wurden. Olympia- und Wintersportfreunde wiederum werden sich vielleicht noch an den Eisschnelllauf-Olympiasieger über 5000 Meter 1992 Geir Karlstad erinnern, der ebenso in Lilleström zur Welt kam. Auch Fredrik Gulbrandsen, Fußballer bei Red Bull Salzburg, erblickte in der Heimat des LSK das Licht der Welt.
Ob Gulbrandsen oder Frigard, Riseth oder Melgavis – sie alle spielten und spielen in Lilleström im Stadion Arasen. Dieses hat im Grundbestand schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel – am 7. Juli 1951 gewann Lilleström das Eröffnungsspiel gegen Sarpsborg FK mit 3:2. Mehrere Ausbaustufen und Renovierungen nach einem Tribünenbrand (1967) später fasst das Stadion heute 12 250 Zuschauer. Eine Besonderheit im Arasen sind die ausfahrbaren Flutlichtmasten, da das Stadion aufgrund der Nähe zu einem Flughafen keine fixe Flutlichtanlage besitzen darf.
 
Stadion und „Sportsklubb“ sind ein Stolz der kleinen Stadt. Seit 1877 gibt es Sportvereine in Lilleström – naturgemäß viele auch für den Wintersport – spätestens ab 1907 wurde aber auch organisiert Fußball gespielt, etwa im Lilleström Football Club. Als Geburtstag des heutigen LSK gilt aber der 2. April 1917, als sich „Lilleström Idraetslag“ und der „SK Rask Lilleström“ zum Lilleström Sports Club zusammenschlossen.
 
Mit dem Cupsieg 2017 konnte man hoffen, wieder an große Erfolge aus der Geschichte des Vereins anzuschließen. Bislang blieb das aber Wunschdenken. In der Ganzjahresmeisterschaft der norwegischen „Eliteserien“ liegt der LSK nach 16 gespielten Runden aktuell nur auf Rang 13 (von insgesamt 16 Teams). Seit 13. Mai konnte nicht mehr gewonnen werden. Der schlechte Start in die Meisterschaft kostete auch Trainer Arne Erlandsen seinen Job. Nach einer kurzen Periode mit Interimstrainer Arild Sundgot schwingt seit etwa zwei Wochen der Schwede Jörgen Lennartsson das Zepter. Dieser war bis Juli 2017 Trainer des IFK Göreborg und verströmt vor seinem Pflichtspieldebut in Linz viel Optimismus. In einem Interview bedankte er sich schon vorweg bei den zu erwartenden etwa 200 mitreisenden Anhängern und denkt, dass mit deren Unterstützung durchaus ein gutes Resultat in Österreich möglich sein sollte. Er merkte an anderer Stele aber auch an, dass der Klassenerhalt in der Liga oberste Priorität habe.
 
Der Kader weist ein Durchschnittsalter von 24,7 Jahren auf und ist damit um eine Spur jünger als jener des LASK (25,0). Dieser liegt wiederum beim aktuellen Marktwert der Spieler doch einigermaßen deutlich voran: 13,85 zu 4,93 Mio.
 
Im Tor steht mit Marko Maric ein kroatischer Keeper mit Österreich-Bezug. Er wurde bei Rapid Wien ausgebildet und landete über die Leihstationen Hoffenheim, Lechia Gdansk und Hannover 96 bei den Norwegern. Kapitän der Mannschaft ist der bereits 40-jährige FrodeKippe. Der Verteidiger, der in England dem FC Liverpool angehörte und zweimal an Stoke City verliehen war, spielte vor 21 Jahren sogar noch drei Spiele gemeinsam mit Geir Frigard bei Lilleström.Aufzupassen gilt es auf ThomasOlsen, der sieben der bisher 16 Ligatreffer in dieser Saison erzielt hat. Tore erzielt der LSK – wie der ASK – gerne aus Standardsituationen.Lilleström gilt zudem als zweikampfstarkes und allgemein robustes Team. „Sie bekommen dann Probleme, wenn man schnell und flach in die Tiefe spielt!“ war eine Erkenntnis unseres Trainers bei der Beobachtung des LSK im Ligaspiel bei Haugesund (2:2). Dass es inzwischen zu einem Trainerwechsel gekommen ist, nimmt Glasner gelassen, da er keine wesentliche Änderung im Spielsystem erwartet, was sich mit einer Aussage des neuen LSK-Trainers Lennartsson deckt, der ankündigte, er werde nicht allzu viel am Spielstil seines Vorgängers ändern.
 
Dann wünschen wir LASK-Fans uns, dass unser ASK mit diesem Spielstil der Norweger gut zurechtkommt und seinerseits rasch und erfolgreich zu seinem Spiel findet. Es scheint ein Duell auf Augenhöhe zu werden, das auch durch Kleinigkeiten entschieden werden kann. Vielleicht gelingt es ja – wie so oft in den letzten Jahren – eine Symbiose zwischen Mannschaft und Fans herzustellen, die genau dieses Quäntchen an Unterschied ausmachen kann. Der LASK ist bekannt dafür, sich öfter mal in hausgemachte Krisen zu manövrieren, er ist aber auch bekannt für die unvergleichliche Herzensbindung, die seine Anhänger in Nah Und Fern haben und mit dieser immer wieder alle Krisen zu bewältigen – seien sie sportlich oder wirtschaftlich oder – wie diesmal – atmosphärischer Natur. Genießen wir gemeinsam die Rückkehr unseres geliebten ASK nach Europa und machen wir am Rasen und auf der Tribüne des Stadions der Stadt Linz alles, um den Traum, der real geworden ist – Europapokal! – zu genießen und vielleicht auch zu verlängern! Gemeinsam sind wir LASK! Forza ASK!
 
Quellen:
Foto: LASK.at
Waldhör Günther
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