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13. August 2014
Blick ins Regelbuch: Unsportlichkeiten oder Wenn der Ball zu früh, oder zu spät ins gebracht wird!
Das Nachtragsspiel der dritten Runde zwischen dem SKN St. Pölten und dem LASK war ein Besonderes – zumindest für eine Person, wegen der auch auffällig viele Funktionäre des Schiedsrichterwesens in der NV-Arena von St. Pölten anzufinden waren. Garniert von zwei erfahrenen FIFA-Assistenten feierte der 25-jährige Grazer Schiedsrichter Christian-Petru Ciochirca sein Debüt in der Sky-Go Erste Liga. Der jüngste Elite-Schiedsrichter Österreichs ist quasi mit dem LASK aus der Regionalliga Mitte in die zweite Spielklasse aufgestiegen und Ciochirca sollte ähnlich gut in die Saison starten, wie dies dem Meister der Regionalliga Mitte gelungen ist – auch wenn es ausgerechnet in diesem Spiel die erste Saisonniederlage für den LASK setzte.
 
Aus meiner Position heraus, in der ich die Aufgabe habe, die Leistung der Unparteiischen zu beäugen, zu bewerten und zu kritisieren, denke ich, dass dieser Schiedsrichter für die Liga ebenso eine Bereicherung darstellt wie der LASK es tut. Das Debüt ist gelungen, gab es doch nur einen Fehler zu bemängeln: Als Hofbauer in der 71. Minute alleine Richtung LASK-Tor lief, hob SR-Assistent Robert Steinacher zu Unrecht die Fahne, denn Abseitsstellung lag in diesem Fall keine vor. Glück für den LASK, Pech für den Schiedsrichter, der sich dadurch wahrscheinlich um die Bestnote brachte.
 
Allgemein ist festzuhalten, dass sich Ciochirca dazu entschlossen hat das Spiel laufen zu lassen und den Spielern eine etwas robustere Art zuzumuten. Bei vielen körperbetonten Zweikämpfen, die bei vielen seiner Kollegen bereits zu Foulpfiffen führen würden, blieb die Pfeife des Grazers stumm. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass die englische Form der Spielleitung dazu beigetragen hat, dass wir mit Sicherheit das attraktivste und hochwertigste Spiel der Skyo-Go Erste Liga in der bisherigen Saison miterleben durften. Dennoch gab es in diesem Spiel 5 Gelbe Karten – mehrheitlich (gleich 3 Stück) aber für Unsportlichkeiten. In diesem Bereich kannte der Spielleiter heute also keine Gnade. Sehen wir uns die einzelnen Aktionen genauer an:
 
41. Spielminute: Ball beim Freistoß noch nicht freigegeben:

Daniel Kogler begeht ein Foulspiel im Bereich der Mittellinie und bekommt dafür als erster Spieler dieser Begegnung die Gelbe Karte. Während der Schiedsrichter sich diese noch notiert, führt David Parada den Freistoß bereits aus. Da der Ball aber noch nicht freigegeben war, wird die Situation zurückgepfiffen, es kommt zur Wiederholung des Freistoßes und Parada sieht für die vorzeitige Ausführung des Freistoßes die Gelbe Karte. Eine unnötige Gelbe Karte, denn auch wenn es die strenge Linie bei Verwarnungen hinsichtlich der Freistoßausführung erst seit dieser Saison gibt, sollte man spätestens seit der Gelb-Roten Karte von Mane gegen Wr. Neustadt darüber bescheid wissen. Hat man damals noch überrascht auf die Reaktion von Harald Lechner überrascht reagiert und zu Recht eingefordert, dass man ein wachsames Auge darauf haben müsste, ob die Schiedsrichter in dieser Sache auch in anderen Spielen derart konsequent ist, so sollte es nun die die Antwort dazu gegeben haben.  Ausschlaggebend ist dafür eine Neufassung in den Erläuterungen der Spielregeln des ÖFB, die sich im Original wie folgt anhört: „Wenn die ausführende Mannschaft sich für keine rasche Freistoßausführung  entschieden hat, so muss vom Schiedsrichter klar signalisiert werden, dass sie auf die Ballfreigabe durch den Schiedsrichter mittels Pfiff warten müssen (Pfeife etwa in Schulterhöhe Richtung ausführende Spieler zeigen, sowie verbaler Hinweis). Eine verfrühte Ausführung hätte die Wiederholung des Freistoßes + Verwarnung des Schützen zur Folge.“
 
Nun mag zwar jemand einwerfen, dass der Schiedsrichter dem Schützen nicht eindeutige signalisiert hat, dass der Ball gesperrt ist, dem sei aber gesagt, dass dies in diesem Fall nicht notwendig ist. Denn das der Ball beim Zeigen einer Karte automatisch gesperrt ist, also keine schnelle Ausführung des Freistoßes möglich ist, versteht sich einerseits von selbst und ist andererseits alles andere als neu.
 
78. Spielminute: Verzögerung der Wiederaufnahme des Spieles
Mit einer mindestens ebenso unnötigen Aktion handelte sich  der eingewechselte Balakiyem Takougnadi eine Verwarnung ein. Der Ball überschritt die Seitenoutlinie mit vollem Umfang und der Schiedsrichter entscheidet auf Einwurf für die Heimmannschaft. Der Balljunge wirft relativ schnell einen Ball zur Seitenoutlinie und der vorbeilaufende Takougnadi spitzelt diesem zum Balljungen zurück. Die Aktion ist alleine schon deswegen unverständlich, weil der LASK in Rückstand lag und Takougnadi eigentlich daran interessiert sein müsste, dass das Spiel schnell wiederaufgenommen wird. So aber verzögert er genau diese Wiederaufnahme des Spieles, was regeltechnisch als Unsportlichkeit definiert ist und wofür ein Spieler zu verwarnen ist.
 
92. Spielminute: Auch hier wird die Wiederaufnahme des Spieles verzögert
Damit war an diesem Abend aber noch nicht genug, denn in der Nachspielzeit musste Ciochirca noch einmal in die Brusttasche greifen und zeigte dem St. Pöltener Flügelspieler Dominik Hofbauer die Gelbe Karte.  Dieser hatte nach einem Foulspiel von ihm den Ball an sich genommen und vom Tatort weggespielt. Taktisch nachvollziehbar, wollten die Gastgeber in der letzten Spielminute das Resultat über die Zeit bringen. Doch das Regelment kennt bei solchen „Dummheiten“ ebenso wenig Gnade, wie der heutige Schiedsrichter: „Jegliche Handlung der verteidigenden Spieler (Ball mitnehmen, Vorstellen, Blocken des Balles nach der Ausführung, zu früh aus der Mauer laufen), die die korrekte und rasche Ausführung verhindert ist eine Unsportlichkeit (Verwarnung).“
 
Frage der Disziplin
Die hier aufgeführten Spielsituationen zeigen also, dass Gelbe Karten für Unsportlichkeiten prinzipiell unnötig und vermeidbar sind. Mit solch ungeschicktem Verhalten bringt man sich nur selbst unter Zugzwang, weil man mit der Vorbestrafung dann eventuell in einem entscheidenden Zweikampf zurückziehen muss um einen Ausschluss zu vermeiden. Doch auch wenn dies im jeweiligen Spiel vermieden wird, so wird man sich spätestens bei der 5. Gelben Karte an solch unnötige Karten zurückdenken.
 
Niederlage als gutes Omen
Besonders die Gelbe Karte für Takougnadi ist ärgerlich, denn mit einem guten Gedächtnis, hätte er wissen müssen, dass Ciochirca bei Unsportlichkeiten hart durchgreift. Vor zwei Jahren pfiff der heutige Schiri nämlich unsere Begegnung gegen SAK Klagenfurt, wo er binnen zwei Minuten zwei Spieler der Kärntner Slowenen wegen unsportlichen Verhalten mit der Ampelkarte vom Platz stellte. Auf dieses Spiel verweise ich aus jenem Grund, weil ich zum Abschluss auch noch etwas für die Abteilung der Verschwörungstheoretiker und Abergläubigen tun möchte. Damals gewann der LASK sein erstes Auswärtsspiel gegen Gratkorn mit einem Tor in er Nachspielzeit 2:1 und musste im zweiten Auswärtsspiel gegen den SAK die erste Saisonniederlage hinnehmen (0:1). Die Meisterschaft war eng und spannend bis zum Schluss – aber wir konnten sie für uns entschieden.  Wollen wir hoffen, dass diese Parallelen auch im weiteren Verlauf  dieser Saison gegeben sind.  
Von meiner Seite war es das für heute – und auch für die nächste Zeit – denn Didem macht nun Pause – Heimaturlaub in der Türkei steht an.  Die nächste Kolumne gibt es daher frühestens nach dem Spiel gegen Wacker Innsbruck.
Baba,
eure Didem
Didem Bilgin
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