Im Playoff zur UEFA Champions League trifft der LASK auf Club Brugge, den belgischen Vizemeister. Wie schon zuletzt gegen den FC Basel wollen wir auch heute wieder einen ausführlichen Blick auf den kommenden Gegner werfen, der wiederum eine packende Partie verspricht!
Woher sie kommen und wer sie sind
Club Brugge wurde 1891 gegründet und ist damit noch älter als unser letzter Gegner aus Basel. Der Club gilt als Verein der Arbeiterklasse, eine Parallele zu unserem eigenen Lokalrivalen und künftigen Untermieter auf der Gugl.
Größter Lokalrivale ist Cercle Brugge. Die beiden sind die beliebtesten Fussballvereine in Belgien und machen damit Brugge zur absoluten belgischen Fanhauptstadt, was sicher auch unseren Auswärtsfahrern im Rückspiel eine außergewöhnliche Atmosphäre und eine unvergessliche Stimmung bescheren wird.
Nicht nur deshalb ist Brugge eine Reise wert. Auch die malerische Altstadt ist ein echtes Highlight und das Essen sowieso. Eine Mahlzeit aus belgischen Spezialitäten setzt sich zusammen wie folgt: Käse als Aperitiv, danach Pommes mit Ketchup und Mayo, dazu Starkbier und zum Abschluss Schokowaffeln.
Pommes sind übrigens eine Erfindung der Belgier, die sie gemacht haben als Belgien gerade als „Österreichische Niederlande“ zum Habsburgerreich gehörte. Mit dieser Information kann jeder für sich selbst die umstrittene Frage beantworten, ob Pommes Frites und Österreichische Hausmannskost zusammen gehören oder nicht.
Aber zurück zum Fußball:
Überregional besteht die größte Rivalität des Club Brugge zum RSC Anderlecht, dem Verein aus Brüssel, der den belgischen Fußball seit über 70 Jahren dominiert. Brugge hat zwar mittlerweile beeindruckende 15 Meistertitel gewonnen, tauchte allerdings erst später im Kreis der Spitzenklubs auf.
Wie sie wurden was sie sind
Die erste erfolgreiche Phase des Club Brugge hat einen starken Österreich-Bezug. Verantwortlich dafür zeichnet nämlich niemand geringerer als Ernst Happel, der Brugge in den 70er Jahren als Trainer bis ins Finale des Meistercups und des UEFA-Cups geführt hat.
In den darauf folgenden Jahrzehnten hatte Brugge immer wieder erfolgreichere Phasen, zuletzt mit mehreren Teilnahmen an der Champions League im neuen Jahrtausend. Dadurch etablierte man sich als Sprungbrett für hungrige Jungtalente aus der ganzen Welt, die sich für Klubs in den europäischen Topligen empfehlen wollen.
Die letzte Begegnung gegen einen östereichischen Verein fand erst im Februar dieses Jahres statt. Gegner war die lokale Fussballsektion der Marketingabteilung des RedBull Konzerns. Nach einem 2:1 Sieg im Hinspiel wurde Brugge im Rückspiel noch mit einem 4:0 eliminiert. Die Startaufstellung allerdings ist mit der damaligen nicht mehr vergleichbar.
Zu Beginn der Saison wurde der langjährige Coach Ivan Leko, der 2018 den Meistertitel und die Teilnahme an der Champions League Gruppenphase erreichte, durch Philippe Clement ersetzt, der schon als Spieler eine Vereinslegende des Club Brugge war.
Das Spielsystem ist heute ein anderes und 6 von 11 Spielern von damals sind heute nicht mehr in der Stammelf. Wir können also aus der damaligen Partie gegen Salzburg keine Rückschlüsse für unser Playoff ziehen.
Wer jetzt ihre Spieler sind
Wie bereits angedeutet hat Brugge eine hungrige Mannschaft mit jungen Talenten aus der ganzen Welt. Am auffälligsten ist dies in der Offensive, wo zu Beginn der Saison Arnaut Danjuma den Sprung in die Premier League geschafft hat und umgehend durch den Neuzugang Percy Tau ersetzt wurde.Tau gehört eigentlich dem englischen Erstligisten Brighton and Hove Albion, wird aber verliehen, um Spielpraxis zu sammeln. Zuletzt spielte er in der belgischen 2. Liga und jetzt macht er den nächsten Schritt als Stammspieler auf der rechten Außenbahn von Brugge.
Seine Sturmpartner sind die 21jährigen Nigerianer Emmanuel Dennis und David Okereke.
Okereke kommt neu von Spezia Calcio aus der Serie B. Dennis ist bereits länger im Verein und spielt im U21 Nationalteam von Nigeria.
Als verlässliche Alternative im Sturm ist auch Siebe Schrijvers mit von der Partie, der letzte Saison noch einen Stammplatz hatte, diesen aber derzeit an Neuzugang Okereke abgeben muss.
Das Mittelfeld ist der routinierteste Teil der Mannschaft. Mit dem erfahrenen Kapitän Ruud Vormer und dem eher offensiv ausgerichteten Hans Vanaken harmonieren hier zwei Spieler, die seit fünf Jahren beim Verein sind und immer einen Stammplatz hatten. Sie kann man wohl ohne Übertreibung als das „Hirn“ der Mannschaft bezeichnen. Vervollständigt wird das Dreier-Mittelfeld von dem eher defensiven Mats Rits, der vor einem Jahr von KV Mechelen gekommen ist.
In der Innenverteidigung fällt vor allem die Größe der Spieler auf. Meist spielen zwei aus dem Trio Simon Deli, Matej Mitrovic und Brandon Mechele, wobei der kleinste der drei, Mitrovic, ganze 187cm misst und Deli mit 192cm der „Turm“ im Abwehrzentrum ist. Derzeit ist er allerdings verletzt. Ein Schicksal, das ihm auch schon letzte Saison zu schaffen machte und ihn seinen Stammplatz bei Slavia Prag gekostet hat.
Auf den Außenbahnen verteidigen Clinton Mata und Eduard Sobol. Sobol ist Ukrainer, der eigentlich Schachtar Donezk gehört und seit 5 Jahren an verschiedene Vereine verliehen wird, um Spielpraxis zu sammeln. Letzte Saison war er in Tschechien für den FK Jablonec tätig.
Mata ist seit einem Jahr beim Verein und war früher Nationalspieler von Angola, hat sich allerdings letzte Saison zwei Mal für längere Zeit verletzt.
Zum Schluss die Torhüter-Position: Hier hat Brugge einen für einen Ausbildungsverein eher untypischen Transfer getätigt und hat den erfahrenen Simon Mignolet vom FC Liverpool geholt. Er blickt auf mehrere Jahre als Stammspieler in der Premier League zurück, bevor ihm vor eineinhalb Jahren der glorreiche Loris Karius vorgesetzt wurde. Nun kehrt er in sein Heimatland zurück, wohl um bei Brugge der derzeit etwas zusammen gewürfelten Defensive die nötige Sicherheit zu vermitteln.
Fazit
Die Mannschaft des Club Brugge geht mit großer Motivation an die Sache. Trotz neuem Trainer und Umstellung des Systems sind sie sehr erfolgreich in die Saison gestartet. Die erfolgshungrige Offensive ist nicht nur sehr kampfstark sondern hat auch schon bei Kontern und Standards gezeigt, dass sie äußerst torgefährlich ist. Eine große Herausforderung für die bewährten Innenverteidiger des LASK.
Die Defensive spielt noch nicht lange in dieser Zusammensetzung, hat aber mit Torhüter Mignolet einen sehr erfahrenen Rückhalt und punktet mit körperlicher Präsenz durch schiere Größe. Daher ist zu erwarten, dass Flanken eher weniger Erfolg versprechen. Glücklicherweise hat der LASK mit Goiginger und Tetteh wendige Dribbler auf den Flügeln, die immer wieder schnell vorstoßen können und mit Klauss einen robusten Sturmtank, der seine ganze Wuchtigkeit einsetzen muss um sich gegen die Hünen von Brugge durchzusetzen.
Da beide Teams eine ähnliche Spielweise praktizieren, wird das Spiel wohl noch einmal schwieriger als gegen Basel und hauptsächlich durch die körperliche Verfassung entschieden. Ausdauer und Robustheit werden hier die wichtigsten Eigenschaften. Das kann durchaus ein Vorteil für den LASK sein. Brugge-Trainer Clement hat nämlich im letzten Meisterschaftsspiel gegen den Tabellennachzügler KAS Eupen nur sehr wenig rotiert und trotzdem nur ein Unentschieden geschafft. Die Spieler haben also schon nach der anstrengenden Partie in Kiew klar unter ihren Möglichkeiten gespielt und müssen jetzt gleich wieder gegen einen motivierten und gefährlichen Gegner ran.
Beim LASK haben hingegen fast alle Stammspieler gegen Wattens pausiert und gehen frisch und munter ans Werk.
Dann kommt noch hinzu, dass Clement vor dem Spiel gegen Dynamo viel mehr Spieler geschont hat als vor dem Spiel in Linz. Möglicherweise unterschätzt Brugge den LASK, was natürlich auch kein Nachteil wäre.
Alles in allem ist Brugge sicher noch gefährlicher als Basel, aber mit einem konzentrierten, unermüdlichen und selbstbewussten Auftreten ist auch im Playoff ein Erfolg möglich.
Freuen wir uns also auf ein spannendes, einmaliges Erlebnis auf der Gugl, genießen wir die Champions League Hymne und peitschen wir unsere Jungs von den Rängen aus nach vorne! Und vielleicht können wir dann in ein paar Jahren neidischen Zuhörern erzählen, dass wir auf der Gugl dabei waren als der LASK den Grundstein gelegt hat für den Einzug in die Gruppenphase der UEFA Champions League!