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22. June 2018
Der LASK im Europacup – Von beleidigten Zyprioten, Göttern des Lichts und des Fußballs und Vorfreude auf eine schöne Reise
UI – Cup 1996 – zum zweiten Mal stand der legendäre – vom Österreicher Karl Rappan für die TOTO-Spieler erfundene „Sommercup“ – unter der Patronanz der UEFA. Der Bewerb war konstruiert als Qualifikationsturnier für den UEFA-Cup.

60 Mannschaften wurden zunächst in 12 Gruppen á 5 Teams aufgeteilt und ermittelten in einer einfachen „Jeder gegen Jeden“-Runde (2 Heimspiele, 2 Auswärtsspiele, 1mal spielfrei) die Gruppensieger. Diese 12 Teams bestritten im K.o.-Modus Halbfinal- und Finalspiele. Nach dem Halbfinale blieben sechs Mannschaften übrig, nach dem Finale noch drei und diese drei standen in der
1. Hauptrunde des UEFA-Cups.
 
Der LASK hatte in der Saison 1995/96 Platz 6 belegt und nahm gemeinsam mit der fünftplatzierten Wiener Austria und der siebtplatzierten SV Ried im Innkreis den UIC in Angriff. Wie viele andere Mannschaften auch glaubte man aber nicht wirklich an eine realistische Chance noch die Kurve nach Europa zu kratzen, sondern sah den Bewerb eher als kleines finanzielles und sportliches Zubrot in der Vorbereitung auf die folgende Meisterschaft. So drückte es auch der neue deutsche Star-Trainer Friedel Rausch aus: „Der UI-Cup ist Zubrot.
Tag
X ist der 24. Juli
(Meisterschaftsstart). Da müssen wir bereit sein!“

Bereit war der LASK aber bisher auch in der Intertoto-Gruppenphase: Zwei Spiele waren bislang zu absolvieren, sechs Punkte waren die erfreuliche Ausbeute und auch das Torverhältnis von 6:0 konnte sich allemal sehen lassen.

Die spielfreie Runde hatte der LASK für Spieltag 3 gezogen. Man blieb aber nicht untätig und besiegte in zwei Freundschaftsspielen die beiden Zweitligisten Vorwärts Steyr (3:1) und DSV Leoben (3:0). Allgemein konstatierte die Presse bereits einen gut organisierten LASK, der das Selbstbewusstsein, das sein berühmter Trainer ausstrahlte, auch schon auf die Spielfelder brachte. Bemängelt wurde hie und da die Torausbeute, da man in allen Spielen zu viele Chancen vergab. Zur Behebung dieses Problems tourte Manager Max Hagmayr – ausgestattet mit nicht schlecht gefüllter Brieftasche, die ihm Präsident Wolfgang Rieger und Vize-Präsident Josef „Lucky Joe“ Strauß mit auf die Reise gaben – durch Europa. Immer wieder tauchte der Name Toni Polster auf, der sich zu dieser Zeit gerade in Köln am Zenit seines Könnens („Toni-Doppelpack“) befand. Doch die Zeit für eine Rückkehr in die österreichische Heimat war noch nicht reif. Mit dem 24-jährigen Norweger Vidar Riseth kam jedoch ein Mann nach Linz, der viel versprach. In Kongsvinger hatte er in 56 Spielen 20 Treffer erzielt. Als er am Spieltag in Wels einen Dreijahresvertrag beim LASK unterschrieb, ahnte noch niemand der Beteiligten welch große Karriere dem sympathischen Blondschopf noch bevorstand … 52 Teamspiele für Norwegen mit Teilnahmen an je einer WM- und EM-Endrunde und ein Transfer zu Celtic Glasgow seien als Highlights genannt.

 
1996 aber saß er im etwas baufälligen Union-Stadion von Wels, wohin der LASK für einige Wochen ausweichen musste, weil im Linzer Stadion „Auf der Gugl“ eine Rasenheizung installiert wurde, und sah seinen künftigen Kollegen am Samstag, dem 13. Juli 1996 ab 18.00 Uhr gemeinsam mit etwa 1000 weiteren Besuchern gegen den zypriotischen Klub Apollon Limassol auf die Beine.

Apollon Limassol wurde im April des Jahres 1954 von einer kleinen Gruppe junger Männer ins Leben gerufen, die mit der Gründung athletische und soziale Kompetenzen der Mitglieder stärken wollten. Im Oktober 1955 wurde die Fußballabteilung Apollons in den zyprischen Verband aufgenommen und startete in der zweithöchsten Leistungsstufe. In der ersten Saison verlor man zwar alle acht ausgetragenen Spiele, doch schon 1957 gelang der Aufstieg in die 1. Division, der man seither ohne Unterbrechung bis zum heutigen Tag angehört … das HSV-Maskottchen „Dino“ wird nach dem ersten Bundesliga-Abstieg der Hanseaten 2018 vielleicht schon einen fliegenden Wechsel nach Limassol ins Auge fassen. Zum Zeitpunkt der Begegnung mit unserem LASK hatte Apollon zweimal die zyprische Meisterschaft und viermal den nationalen Cup gewonnen – in den 22 Jahren danach kamen noch ein Meistertitel, fünf Pokalsiege und drei Supercup-Erfolge dazu – immer wieder Grund zur Freude also für den Klub aus der Hafenstadt im Süden Zyperns, dem Sonnenparadies im Mittelmeer. 


Die Stadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Schon seit der Steinzeit besiedelt, liegt sie heute zwischen den antiken Städten Amathus und Kourion. Grabfunde werden bis ins zweite Jahrtausend vor Christus datiert. Eng verbunden ist Limassols Geschichte auch mit König Richard Löwenherz, der im Zusammenhang mit dem Dritten Kreuzzug Ende des 12. Jahrhunderts hier Kämpfe führte, jedoch auch seine Hochzeit mit Berengana von Navarra in der Stadt feierte. Später fiel Limassol auch noch unter venezianische und dann osmanische Herrschaft. Heute ist die Stadt Finanzzentrum und beliebte Tourismus-Destination. 
Letzteres hat man nicht zuletzt dem stets blauen Meer und dem hellen Licht am Meer und am Strand zu verdanken. Der griechischen Götter-Mythologie zufolge ist für dieses Licht Gott Apollon (= Phoibus, = Phevos) zuständig. Als Gott des Lichtes ist er auch der Gott des Frühlings und der Reinheit, der Mäßigung sowie der schönen Künste, im Besonderen der Musik. Diesem Gott Apollo erweist der Verein mit seinem Namen und mit seinem Wappen die Ehre.
 
Ein Fußballgott ist zwar in der griechischen Götterlehre nicht bekannt, dennoch gibt es ihn auf Zypern und – er ist ein ehemaliger LASK-Spieler! Das bekannte deutsche Fußballmagazin „11 Freunde“ widmete ihm 2011 einen ausführlichen Artikel. Unter dem Titel „Als Rainer Rauffmann Fußballgott auf Zypern wurde“ erfährt der geneigte Leser, dass der Mann aus Kleve in sieben Jahren bei Omonia Nikosia in 152 Spielen sagenhafte 181 Tore erzielte, zweimal Meister wurde und viermal Schützenkönig. 1998 war er der beste Schütze Europas und konnte sich den „Goldenen Schuh“ nur deshalb nicht in seine Vitrine stellen, weil der Liga-Koeffizient der zyprischen Meisterschaft zu gering ist. Rauffmann heiratete eine Zypriotin, wechselte zur griechisch-orthodoxen Konfession und änderte seinen Namen auf Rainer Markos Rauffmann. Es gab eine wöchentliche Comedy-Serie im TV, die ihn als Mittelpunkt hatte, die Fans nannten ihn – wie einst den großen (brasilianischen) Ronaldo – „Das Phänomen“. Aus Liebe zu seiner neuen Heimat, in der er – wenn er es nur gewollt hätte – wohl auch Staatspräsident hätte werden können, ließ er sich einbürgern und wurde im Herbst seiner Karriere auch noch viermaliger zypriotischer Nationalteamspieler mit zwei Toren. Als Trainer und Scout blieb er dem zyprischen Fußball treu. Treu bleiben ihm – auch noch Jahre nach der Karriere – die zahlreichen Verehrer, für die Rainer Rauffmann, LASK-Spieler 1996/97, schlicht und einfach ihr „Fußballgott“ ist.
 
Wer den Artikel nachliest, sollte sich nicht wundern, dass der LASK bei der Aufzählung der Stationen von Rauffmann fehlt. Zwei Erklärungsmodelle kann der Chronist anbieten:
 
1. Unsere deutschen Freunde halten 10 Monate Leihvertrag mit 18 Pflichtspielen (16 Meisterschaft, 2 Cup) und 3 Toren in Österreich für nicht ausreichend relevant, um sie auch nur zu erwähnen.
2. Der Autor des Artikels nennt die Aufzählung der deutschen Stationen des Spielers Rauffmann – Blau-Weiss 90 Berlin, SV Meppen, Eintracht Frankfurt, Arminia Bielefeld – eine „Blaupause der Graumäusigkeit“ … und dass in einer Aufzählung von „Graue Mäuse-Vereine“ der LASK als schillernder Fixstern am Fußballhimmel, der Antipode zu einer grauen Maus schlechthin unmöglich aufscheinen kann, ist selbsterklärend. Noch Fragen?
 
Auch keine graue Maus ist Apollon Limassol in Zypern. Die Fans von Apollon gehören tatsächlich zu den besten in Zypern. Schon als organisierter Support auf der Insel noch ganz unüblich und Großteils unbekannt war – Anfang der Achtziger Jahre – reisten die Anhänger Apollons organisiert zu Auswärtsspielen.
 
Nach Wels reisten – soweit bekannt – keine organisierten Anhänger mit, einige der Verantwortlichen des Vereins werden die Reise nach Oberösterreich aber länger nicht vergessen haben. Im Welser Hotel, in dem sie untergebracht waren, bezeichnete man die Gäste als Türken. Was für ein Fauxpas – angesichts des jahrzehntelangen Konflikts zwischen der griechisch-stämmigen und der türkisch-stämmigen Bevölkerung Zyperns sowie den jeweiligen Mutterländern. Zypern ist ja geteilt in einen großen griechischen Teil und in einen kleinen türkischen („Türkische Republik Nordzypern“). Die Vereinsverantwortlichen reagierten entsprechend verschnupft und forderten von da an die strikte Einhaltung der UEFA-Vorschriften und ließen sich demgemäß auch von einer Polizei-Eskorte zum Stadion bringen.
 
Für Limassol war das Match gegen den LASK bereits die Abschiedsvorstellung vom laufenden UI-Cup. Hier fiel die Spielfreiheit auf Spieltag 5. Einer durchaus ehrenvoll-knappen 0:2-Heimniederlage gegen Werder Bremen folgte ein schlimmes 0:8 in Stockholm gegen Djurgardens, dem wiederum allerdings einer der wenigen internationalen Siege folgte. Der Vertreter der Faroer-Inseln, B 68 Toftir konnte mit 4:1 bezwungen werden.
 
LASK—Trainer Friedel Rausch warnte – wie vor solchen Spielen üblich – Mannschaft und Fans: „Alles spricht schon vom Endspiel um den Gruppensieg gegen Bremen, aber zunächst müssen wir gegen Limassol gewinnen. Auch einen Klub aus Zypern muss man erst einmal bezwingen!“
 
Das Fehlen des gesperrten Mittelfeld-Regisseurs Ivica Duspara, der ein Jahr zuvor vom blauweißen Mitbewerber zum schwarzweißen Stolz des Landes gewechselt war, sowie des quirligen Stürmers Christoph Westerthaler aufgrund einer Verletzung an der Leiste war zwar nicht angenehm, sollte aber gegen die als nicht so stark eingeschätzten Blau-Weißen (Zyprioten!) kein größeres Problem darstellen.Über den Spielverlauf schrieben die heimischen Medien nicht allzu viel. Ihnen waren die Meldungen über den Riseth—Transfer, das Werben um Toni Polster oder das bevorstehende „Endspiel“ gegen Werder Bremen in ihrer Berichterstattung deutlich wichtiger.
 
Jedenfalls bestimmten unsere Athletiker das Spiel klar und lieferten eine durchaus sehenswerte erste Halbzeit ab. In Summe konnten sie aber nicht ganz überzeugen und wirkten vor allem in Hälfte 2 müde und ideenlos. Dennoch gab es am sicheren Sieg keinen Zweifel. Schon früh stellten nämlich Manfred Unger in Minute 9 und Sascha Metlitskij in der 23. Minute mit ihren jeweiligen Kopftoren die Weichen Richtung Bremen.
 
Auch wenn die „Oberösterreichischen Nachrichten“ den extrem defensiv eingestellten und weitgehend harmlosen Gästen „nur Regionalliga-Niveau“ zugestand, so lautete der erwartungsfrohe Titel derselben Zeitung nach dem 2:0-Sieg doch auch „Der LASK auf dem Weg zur Europareife“. Neben dem ungefährdeten Sieg, den Toren und teilweise dem Spiel in Halbzeit 1 wusste auch die südafrikanische Neuerwerbung Brendan Augustine zu gefallen. Er wirkte „agil und kreativ“ (OÖN), so heißt es, obgleich er „ein halbes Dutzend guter Möglichkeiten ausließ“.
 
In der Tabelle der Ui-Gruppe 2 zeitigte die mangelnde Chancenverwertung keine negativen Folgen. Werder Bremen gelang am selben Wochenende wohl auch der dritte Sieg, dieser fiel allerdings mit 2:0 gegen die Färinger von Toftir B98 nicht deutlich genug aus, um den LASK in dieser Hinsicht noch zu gefährden. Einem Bremer Torverhältnis nach drei Spielen von 7:2 stand ein doch noch heller strahlendes von gar 8:0 unserer Schwarz- Weißen gegenüber. Das Punktemaximum von 9 Zählern stand sowieso bei beiden Klubs in der Zählwertung. Für unseren LASK bedeutete dieses Faktum den kleinen Vorteil, dass im Weser-Stadion „schon“ ein Unentschieden zum Gruppensieg reichen würde. Immerhin … dennochspielte Friedel Rausch sofort wieder die Rolle des Mahners: „Es wird sehr schwer. Werder will unbedingt in den Europacup. Für uns müsste alles zu 120 Prozent passen. Aber wir reisen auch unbelastet und voller Selbstvertrauen nach Bremen!“
 
Na also, auf geht’s – Bremen, wir kommen!
 
Stimmen:
 
Dragan Dubajic, Stürmer: Uns steckt das Training in den Beinen. Mit Rausch machen wir zwar fast alle Übungen mit dem Ball, aber die Einheiten sind sehr intensiv.
 
Vidar Riseth, Neuerwerbung: Vor der Pause war es ein sehr gutes Spiel.
Ich freue mich auf Linz!
 
Für unseren LASK in Europa:
 
Augustine Brendan, Dubajic Dragan, Kartalija Goran, Kauz Jürgen, Kogler Hans, Kraßnitzer Mario, Lorenz Helmut, Metlitskij Alexander, Rohseano Klaus, Russ Kurt, Scharrer Markus, Stromberger Hannes, Unger Manfred, Weissenberger Markus
 
Statistik
Europapokal IV – UEFA-Intertoto-Cup 1996, Gruppe 2, Spieltag 4
Samstag, 13. Juli 1996, 18.00 Uhr
Wels, Union-Stadion, 1000 Zuschauer
Schiedsrichter Dordevic (Jugoslawien)
 
LASK vs. Apollon Limassol (Zypern)                                                             2:0 (2:0)
 
Tore: Kogler H. (9.), Metlitskij (23.)
 
LASK: Krassnitzer, Kartalija, Unger (46. Russ), Rohseano, Scharrer, Kogler H., Stromberger (46.Lorenz), Metlitskij, Weissenberger M., Dubajic(46., Kauz), Augustine; Couch: Rausch
Apollon Limassol: Michael, Kyriakou (83., Demetriou)., Sofokleous St., Hadjiconstantis, Sofokleous A., Arestis, Kais, Christofi, Marneros (46., Stylianou), Evripidou, Tsolakis (55., Kyriakou X.); Coach: Vukotic
 
LASK in Gruppe 2 nach 4 von 5 Spieltagen auf Platz 1
 
Quellen:
 

 


Waldhör Günther
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