MENUMENU
Über das Berechnen eines Gegners
Nachdem generell die Taktik im Fußball auf Grund so mancher diskussionswürdiger Aussage des (noch) aktuellen Nationalteamtrainers in aller Munde ist, möchte ich die Gelegenheit nutzen, auch unsere Linzer in dieser Hinsicht ein wenig unter die Lupe zu nehmen und das System, welches Walter Schachner bei den Unsrigen anwendet, ein wenig zu durchleuchten.
Sprach ich in meinem letzten Blog (Schachner ein Glücksgriff für den LASK) schon davon, dass ein Großteil der Stabilität im LASK-Spiel Schachners Vorgaben zu verdanken sind, so gibt es dennoch nach aktuell 11 gespielten Runden einige Dinge, die es durchaus zu kritisieren gilt.
Prinzipiell ist das 4-4-2 –System wohl aktuell die meistpraktizierte Aufstellungsvariante, die sich im europäischen Profifußball finden lässt. Hinten in der Viererkette sichert zentral das Innenverteidigerduo, außen haben LV und RV die Aufgaben, die Flanken zu unterbinden, sowie auch rasche Gegenangriffe bei Balleroberung einzuleiten und Akzente auch nach vorne zu setzen.
In der Zentrale im Mittelfeld sind nach wie vor die wichtigsten Postitionen zu vergeben. Je nach Gegner kann hier mit einem 6er (defensiv orientierter ZM) und einem 10er (offensiv orienterter ZM) agiert werden, oder bei defensiver Ausrichtung auch der sogenannten Doppel-6, wo eben zwei defensive zentrale Spieler nach hinten absichern sollen.
Wählt man nun die Doppel-6, was Walter Schachner in diesem Jahr des Öfteren schon gemacht hat, so ergeben sich mehrere Probleme: Zum einen passiert die Bewegung in die Offensive eher sprunghaft und weniger kontrolliert, die Außenspieler (z.B. Kogler, Freudenthaler) sind so eher gezwungen, ein wenig in die Mitte zu rücken und spielerische Elemente zu kompensieren, müssen daher ab und zu ihre ursprünglich angedachten Defensivaufgaben auf den Flanken vernachlässigen, wodurch ein Außenverteidiger sich stellenweise gegen zwei Gegenspieler behaupten muss.
Zieht man in der Zentrale bei Mittelfeldspieler nach hinten, reißt man weiters eine gewaltige Lücke auf, durch die der Gegner stoßen kann. Heuer gab es schon Situationen in Spielen des LASK zu beobachten, wo z.B. die Paarung Hamdemir/Winkler manche Gegner erst 30 Meter vor dem eigenen Tor attackierte und so enorme Räume ermöglichte.
Die Teams überzuckern dies relativ schnell, wodurch wir wirklich einige Partien hatten, wo gleich mehrere Gegner bequem durch die Mitte spazieren konnten und teilweise sogar die Verteidiger in die Offensive einbanden, da sich Räume ergaben. Ergibt sich ein Loch in einem Ausmaß von 30 – 40 Meter am Platz, sind auch die Stürmer gezwungen, sich fallen zu lassen, um die Löcher stopfen zu können.
Nicht, dass die Defensivarbeit der Stürmer schlecht wäre, ganz im Gegenteil, nur beim LASK muss dies in viel zu hoher Intensität passieren, sodass Aigner/Unverdorben regelmäßig nach 70 Minuten vom Laufpensum her erledigt sind.
Mit Luiz Henrique glaubt man auch jetzt endlich den 10er gefunden zu haben, in den ersten Spielen war aber auch er von der taktischen Ausrichtung zu defensiv eingestellt, als dass er vom Zeitpunkt der Ballannahme gleich Druck auf die gegnerische Mannschaft ausüben konnte.
Zu viel vorhersehbare Aktionen im Spiel
Die Gefahr eines Systems, welches in sich nicht rasch wandelbar ist, verbirgt sich in dem Gegenrezept des Gegners. Halfen uns Glück und Können anfangs der Saison noch über viele dumme Tore hinweg, so weist die Tendenz der letzten Partien (6 Gegentore in 3 Spielen) eine gänzlich andere Richtung auf.
Für den Gegner reicht es oftmals, Kogler und Freudenthaler entsprechend zuzustellen, um die Stürmer sprichwörtlich verhungern zu lassen, da aus der Mitte (noch) viel zu wenig Unterstützung kommt. Eine solche defensive Ausrichtung ist bei der Menge an Eigenfehlern in der Abwehr eine schwere Bürde.
Des Weiteren wird man unter Schachner nicht müde, bei etwaiger Führung allzu oft sofort das Fußballspielen einzustellen, anstatt nach dem 2. Tor zu trachten und eine vorzeitige Entscheidung herbeizuführen. Manche machen konditionelle Probleme dafür verantwortlich (was einer Profimannschaft nicht passieren darf), andere sagen, dass es die Nerven sind (was bei dieser Zahl an Routiniers kein gutes Zeichen wäre).
So wurden heuer in Lustenau und St Pölten, aber auch daheim gegen WAC/St. Andrä schon einige Punkte durch Treffer weit in der 2. Halbzeit verschenkt, die in der Endabrechnung sehr weh tun können. An dieser Einstellung muss gearbeitet werden, ein Spiel hat 90 Minuten und man kann es sich auch in dieser Liga nicht leisten, nach 45 Minuten das Kicken einzustellen, die Rechnung bekommt man auch da präsentiert.
Nächster Kritikpunkt: Das erste Tor der Saison wurde per Freistoß erzielt. Danach war aber es aber dann einmal vorbei mit der Gaudi bei Standards. Zu viele schlechte Ecken und Freistöße zeugen davon, dass auch in offensiven Standardsituationen zu wenig Zählbares trainiert wird oder wurde, denn Ecken und Freistöße gibt es für unsere Schwarz-Weißen in jedem Spiel zu Hauf. Wenn es aus dem Spiel oft offensiv nicht läuft, wären gerade diese Situationen Gold wert, um die entscheidenden Tore zu machen.
Korrekturen am Kurs des Schiffes
Sportlich ist man beim LASK ein gutes Stück davon entfernt, alles schlechtreden zu müssen. Man ist doch nicht so übel in die Saison gestartet, wie schon von manchen befürchtet wurde. Dadurch, dass die Konkurrenz aber ständig patzt und unsere LASKler aus teils unerklärlicher Lethargie Punkte herschenken, tut der Blick auf die Tabelle dann doch sehr weh, weil man sich in einigen Partien selbst um die Früchte der Arbeit gebracht hat.
Sicherlich ist kein Gegner in der Liga unschlagbar, und das gilt in besonderem Maße für unsere Schwarz-Weißen, die offensichtlich noch den lässigen Schlenkerer in manchen Partien drinnen haben. In dieser Liga gehört gebissen und gekratzt von der 1.-90. Minute, da reicht es einfach nicht, nominell die spielstärkere Mannschaft zu sein und nach einer Halbzeit das Spielen gänzlich einzustellen.
Aus meiner Sicht muss auch Schachner in manchen Punkten ein wenig umdenken, um auch die Gegner wieder mit Denkaufgaben zu beschäftigen. Unsere LASKler haben die Möglichkeiten, quasi in jedem Spiel gegen jeden Gegner in dieser Liga zu agieren, anstatt nach einer knappen Führung lediglich zu reagieren.
Das würde manchen Fußballabend noch einmal ein wenig schöner gestalten. Man muss die Mannschaft dann auch ab und zu ein wenig aufstacheln und sie von der Leine lassen, nicht sich in der eigenen Hälfte aus Angst vor Gegentoren verkriechen, die passieren nämlich wie schon oft heuer gesehen dann erst recht.