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19. August 2015
Die Templs

Florian Templ hat das erreicht, wovon viele Fans träumen: Er ging für seinen Herzensverein mit der Nummer 19 (ehem. Geir Frigard) auf Torjagd. Wir reisten ins schöne St. Marien und haben uns mit seinem Vater Christian unterhalten.

Dieses Interview stammt aus Schwarz auf Weiß – Ausgabe 01/August 2015.

seit1908: Wie kann man sich die ersten fußballerischen Schritte des Florian Templ vorstellen?

Christian Templ: Mit dem Fußballspielen angefangen hat er mit fünf oder sechs Jahren. Damals ist er gleich mal in ein Fußball Camp gefahren nach Bad Leonfelden, damals von Hermann Stessl. Später war er dann auch noch in anderen Camps, bei Didi Constantini oder Christian Lehermayr. Dann hat er in St. Marien beim Verein angefangen und man hat schnell gemerkt, dass der Ball für ihn das einzig interessante war. Als er dann die Sporthauptschule in Neuhofen besucht hat, ist erstmals ein Lehrer auf mich zugegangen und hat gesagt: “Der Flo gehört in eine Akademie.” Ich hab gesagt: “Nein, wenn er das Zeug dazu hat, es zu schaffen, dann auch anders.”

seit1908: Also war das eine bewusste Entscheidung gegen die Akademie? Das könnte ja durchaus negativen Einfluss auf seine Karriere gehabt haben, dass die Reputation eines Ausbildungszentrums im Lebenslauf fehlt.

Christian Templ: Nein, nicht unbedingt gegen die Akademie. Ich wollte einfach nicht, dass er mit zehn Jahren in eine Fußballakademie gesteckt wird, er ständig nur mehr unterwegs ist und die Familie zur Nebensache wird. Wir sind ja doch vom Land und der familiäre Zusammenhalt hat hier einen besonderen Stellenwert. Dass es mitunter kein Vorteil war, weil er von manchen Trainern wohl anders akzeptiert worden wäre. Er wurde oft etwas beiseite geschoben. Wie soll sich ein Spieler in zehn Minuten beweisen, wenn er beim Stand von 3:0 eingewechselt wird und die Mannschaftskollegen bereits abgeschlossen haben mit der Begegnung?

seit1908: War sein Jagdrevier schon immer der Strafraum oder hat er im Laufe seiner Jugend auch andere Positionen besetzt?

Christian Templ: Er hat immer Stürmer gespielt, hat auch mit 15 oder 16 schon immer wieder Einsätze bei der Kampfmannschaft oder Reserve bekommen bei Neuhofen, wohin er wechselte, weil der Stammverein St. Marien zu der Zeit nicht alle Jugendmannschaften hatte. Nach seiner Rückkehr nach St. Marien hat er in einer halben Saison 16 Tore gemacht, Sierning wurde auf ihn aufmerksam, mit denen ist er sofort in die Oberösterreich Liga aufgestiegen. Sein Trainer damals war Wahlmüller, dem er nach St. Florian in die Regionalliga Mitte gefolgt ist. Ein Schlüsselmoment für den Flo.

seit1908: Worin siehst du die Gründe für den Leistungseinbruch im Frühjahr in der letzten Saison?

Christian Templ: Wenn ich ganz ehrlich bin, dann glaube ich doch, dass es ein Stück weit am Trainer lag. Man ist mit der Euphorie aus der Regionalliga in die Saison gestartet und hat gute Ergebnisse erspielt. Aber man vertraute immer auf das selbe System und die selben Spieler. Die zweite Garde konnte machen, was sie wollte. Es wurde kaum einmal etwas geändert an der Aufstellung. Dass darunter der Konkurrenzkampf ums Leiberl leidet, ist klar. Der Abgang von Daxbacher war zum falschen Zeitpunkt, ich glaube, dass dieser Schritt schon früher gesetzt werden hätte sollen. Für den Flo war’s natürlich nicht das schlechteste, er hat von Hiden das Vertrauen bekommen und – wie ich finde – absolut gerechtfertigt.

seit1908: Wie war das jetzt, als das Angebot aus Mattersburg kam. Wann hast du davon erfahren, hat er dich um Rat gebeten? Gab es auch vom LASK ein Angebot einer Vertragsverlängerung?

Christian Templ: Er hat mir schon vom Angebot aus dem Burgenland erzählt. Ich hab ihm gesagt, er muss das selbst entscheiden. Es gab auch ein paar Gespräche mit dem LASK, aber so recht glaubten sie ihm scheinbar nicht, dass er ein Angebot aus der Bundesliga hat. Im Endeffekt hat Flo gesagt: “So, ich hab mich vier Jahre wirklich wohl gefühlt, aber ich will das jetzt machen.”

seit1908: Da kommt dem Florian mit Sicherheit entgegen, dass Mattersburg als sehr familiärer Verein bekannt ist. Was hat er über die ersten Tage im Burgenland erzählt?

Christian Templ: Er ist richtig herzlich empfangen worden, wurde sofort in Aktivitäten außerhalb des Platzes einbezogen, wurde ins Kino mitgenommen oder zum Essen eingeladen. Er fühlt sich wirklich wohl dort.

seit1908: Findest du es schade, dass Flo nach der langen Zeit keinen würdigen Abschied bereitet bekommen hat von Seiten des Vereins?

Christian Templ: Naja, natürlich wäre das schön gewesen, aber es ist dann einfach alles sehr schnell gegangen. Aber er hat mir erzählt, dass Siegmund Gruber ihn angerufen hat und sich für seinen vorbildlichen Einsatz und seine Leistungen bedankt hat. Das hat ihn sehr gefreut.

seit1908: Der Gasthof Templ ist ja den LASK-Fans nicht nur durch den Florian ein Begriff. Die meisten wissen, dass immer wieder Spieler hier wohnten beziehungsweise auch heute noch wohnen. Geht das Verhältnis zu eben jenen Spielern über das geschäftliche Gastwirt-Gast-Verhältnis hinaus? Wir diese Zusammenarbeit mit dem LASK auch nach dem Abgang Flo’s aufrechterhalten?

Christian Templ: Der erste LASK-Spieler, der zu uns gekommen ist, war der Kapitän, Mario Hieblinger. Und der ist mir mit der Zeit wirklich ans Herz gewachsen, fast wie ein eigener Sohn. Man hat sich viel unterhalten. Und es kamen weitere Spieler. Harrer, Saurer, Popp, Neuhold, Drazan,… um nur einpaar zu nennen. Der LASK ist bei uns sowieso das Gesprächsthema Nummer eins. Es ist schön wenn immer wieder Spieler zu uns kommen. Mein Herz schlägt für den LASK, das war beim Florian auch immer schon so. Er hat als kleiner Bub in der LASK-Bettwäsche geschlafen, es gibt Fotos, wo er bei den Fußballcamps mit sieben Jahren mit der LASK-Dress spielt. Das wurde ihm in die Wiege gelegt. Dass die Zusammenarbeit weitergeht mit dem LASK und noch der eine oder andere Spieler zu uns kommen wird, glaube ich schon. Die Spieler reden ja untereinander und tauschen sich aus, wo sie sind. Und die, die bei uns sind und waren, fühl(t)en sich offensichtlich recht wohl. “Fritzl” Drazan hat jetzt beispielsweise Wohnungen von Spielern angeboten gekriegt, die den Verein verlassen haben. Er hat mich gefragt, ob er trotzdem bleiben darf. “Natürlich!”, hab ich gesagt. Er gehört für mich schon richtig dazu, oft, wenn er am Abend noch einmal herunter schaut und sich was zu trinken holt, fragt er, ob er uns was helfen kann.

seit1908: Hat sich dieser LASK-Bezug des Gasthofs auch positiv aufs Geschäft ausgewirkt? Kommen die schwarz-weißen Fans bewusst hier her?

Christian Templ: Natürlich, einmal im Monat hab ich einen Stammtisch hier, mit dem Brenner Roland. Es kommen auch sonst immer wieder LASKler und St. Marien ansich ist sowieso eine LASK-Hochburg. Wenn der Florian gespielt hat, hat man sich nach dem Match noch bei uns im Gasthaus getroffen und analysiert und auch sonst wird diskutiert, was in der Zeitung steht, über Transfers spekuliert.

seit1908: Wie verträgt sich das Gastgewerbe mit einem Fußballer als Sohn. Wie viele Spiele könnt ihr euch ansehen?

Christian Templ: Das ist natürlich schwierig, dadurch, dass Freitag und Samstag unser Hauptgeschäft ist. Wenn aber Dienstagsspiele waren, waren wir immer im Stadion. Wenn wir jetzt Betriebsurlaub machen, kann man sich auch sicher sein, dass es für uns ins Burgenland geht, damit wir ihm die Daumen drücken können.

seit1908: Mal angenommen, der LASK übersteht die erste, zweite und vielleicht auch noch dritte Cup-Runde und trifft irgendwann auf den SV Mattersburg. Was wäre dein Wunschergebnis?

Christian Templ: DAS ist allerdings eine sehr gute Frage. Wunsch ist natürlich in erster Linie, dass der Bub spielt. Danach wird’s schwierig. Natürlich werden wir dem Florian die Daumen drücken, aber wir sind auch LASKler. Am liebsten wäre es mir, wenn anders ausgelost wird. Einmal haben wir ja schon miterlebt, wie der LASK Mattersburg aus dem Cup geworfen hat. Flo hat damals im Elfmeterschießen getroffen in Schwanenstadt. Das war eine unglaubliche Nervenschlacht.

seit1908: Wie war Flo als Kind?

Christian Templ: Aufgeweckt, aktiv, sportlich. Er ist ein guter Skifahrer, Snowboarder, Tennis- und Tischtennisspieler, spielt jetzt auch Golf. Seine Familie war und ist ihm wichtig, er hilft auch, wo Hilfe gebraucht wird. Ob es bei einem Fest vom Sportverein oder im Gasthof ist. Er weiß, wo seine Wurzeln sind. Ebenso sind ihm seine Freunde wichtig.

seit1908: Florian hat ja im Gegensatz zu manch anderem Spieler eher spät seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Hat er davor eine Ausbildung absolviert?

Christian Templ: Florian hat zuvor seine Lehre als Koch fertig gemacht, hat auch Matura gemacht. Dann hat er auch als Koch gearbeitet bei einem guten Bekannten, der ihm damals auch ermöglicht hat, dass seine Arbeitszeiten sich nach dem Trainings- und Spielplan richten. Er hat Samstag und Sonntag gearbeitet, dafür unter der Woche oft die Abende frei gehabt. Das ist nicht selbstverständlich, spielt sich doch das Hauptgeschäft in der Gastronomie auch an den Abenden ab. Oft hat er Vormittag gearbeitet, am Nachmittag Fußball gespielt und danach wieder weiter gearbeitet. Er hat wirklich viel Einsatz gezeigt, um sich seinen Traum zu erfüllen.

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