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22. February 2011
Die Wiener Austria im Portrait

In der 22. Runde der österreichischen Bundesliga kommt es für den LASK zum Spiel gegen die Wiener Austria. Die Elf aus Favoriten kommt als Tabellenzweiter und mit guter Aussicht auf den Meistertitel nach Linz. seit1908.at hat in gewohnter Manier unseren nächsten Gegner einmal beleuchtet.

 

Der FAK, die Austria aus Wien

Am 15. März 1911 hob man offiziell jenen Klub aus der Taufe, welcher mit 23 Meistertiteln und 27 nationalen Cuperfolgen der erfolgreichste Klub unseres Landes ist, den FK Austria Wien. Seit mittlerweile einem Jahrhundert stehen die violett-weißen Farben für Bundesligafußball aus Österreich und die Veilchen sind neben Rapid die einzige Mannschaft, die in diesem Zeitraum immer erstklassig war.

Auf der Suche nach der Heimat

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So sehr man die Austria als eingesessenen Klub in Favoriten kennt, die fußballerische Heimat des Klubs befindet sich ganz ursprünglich im Hietzinger Stadtteil Ober St. Veit, dem Westen Wiens und dem genauen Gegenteil des rauen Klimas Favoritens.
Aus der finanziellen Not heraus war man 1930 gezwungen, die angestammte Heimstätte in Hietzing zu verlassen und sich zu einem Wanderklub zu entwickeln, wie es ihn in Österreich wohl sonst nie gegeben hat. In seiner 100-jährigen Geschichte trug der Klub nämlich in Sage und Schreibe 19 verschiedenen Stadien seine Heimspiele aus, darunter auch im Happel-Stadion oder der Hohen Warte.
Nach mehrjähriger Suche fand man am Laaer Berg 1973 im Franz-Horr-Stadion endlich ein sportliches Zuhause, das ein Endgültiges werden sollte.

Die Zangler der Nation

Austria Wien stand immer als Synonym für technisch versierten Fußball – die Liste an Nationalspielern und Edeltechnikern, die das violette Trikot getragen haben, ist lang. Ob Daxbacher, Gasselich, Sindelar, Prohaska oder Junuzovic, in beinahe jeder Dekade kann man solche Spieler anführen, die den Ruf der Favoritner maßgeblich geprägt haben.
Neben bislang 50 nationalen Titeln konnte man vor allem in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in internationalen Bewerben für Furore sorgen, als man zum Beispiel in der Saison 1977/78 im Cup der Cupsieger bis ins Finale vorstieß und dort dem RSC Anderlecht im Prinzenpark zu Paris 0:4 unterlag. Das Semifinal-Heimspiel gegen Dinamo Moskau verfolgten damals 72.000 Zuschauer im Ernst-Happel-Stadion, ein wahrscheinlich nie wieder erreichbarer Wert der österreichischen Fußballhistorie.

Wechseljahre und ein Mann namens Frank Stronach

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Nachdem man zu Beginn der 90er Jahre österreichweit noch den Ton angeben konnte, war ab dem Meistertitel 1993 lange Zeit Schluss mit Feierlichkeiten. In den folgenden Jahren waren es mit Austria Salzburg, Rapid und Sturm Graz sowie Wacker Innsbruck andere Vereine, die Meisterehren einheimsen durften. Am Laaer Berg verfiel man ein wenig in Depression: Stars wie Polster, Stöger oder Wohlfahrt konnten nicht gehalten werden, das Stadion war ungenügend (man erinnere sich noch an die Auswärtswiese hinter dem Tor oder die spätere Stahlrohrtribüne ohne Überdachung) und ungünstig gelegen. Kurzum, der Glanz vergangener Tage war schwer am abblättern.
In dieser Phase im Jahre 1999 trat Frank Stronach mit seiner Firma „Magna“ ins Rampenlicht, um als Hauptsponsor die Violetten zu neuen Höhenflügen zu verhelfen. In weiterer Folge wurden gewaltige Summen in die Hand genommen, um einerseits Stars wie Djalminha oder Rushfeldt oder aufstrebende Legionäre (Didulica, Papac, Sebo oder Sionko) zu holen, andererseits wurde mit der Frank-Stronach-Akademie das damalss modernste Nachwuchszentrum Österreichs entwickelt, um die Jugend zu forcieren. Lange Rede kurzer Sinn: Den üppigen Investitionen standen schlussendlich bis 2006 2 Meistertitel, 2 Cupsiege und jede Menge unerfüllter Träume (z.B. Stadionprojekt Rothneusiedl, Champions League-Teilnahme) gegenüber.

Der österreichische Weg der Austria

Durch wachsende Unruhe im Klub zog sich Stronach schließlich zurück, unter der Führung von Präsident Wolfgang Katzian und Generalmanager Thomas Parits machte sich der Verein auf, viele Scherben der Vergangenheit zu beseitigen.
Man erkannte den Wert österreichischer Spieler und den Stellenwert des Fans, wo man dem Lokalrivalen jahrelang hinterhergehinkt war. Mit traditionell guten Kontakten in die heimische Spitzenwirtschaft gelang es ein Budget zu erstellen, mit dem man hinter Ligakrösus Red Bull Salzburg absolut konkurrenzfähig war und ist.
Mit dem von unserem LASK abgeworbenen Erz-Veilchen Karl Daxbacher kehrte auch auf der Trainerbank wieder Kontinuität ein und man qualifizierte sich in den letzten Jahren regelmäßig für die internationalen Bewerbe. Das zweithöchste Budget der Liga macht es möglich vor allem junge, österreichische Spieler zu holen, die innerhalb der Liga zu den besten gehören. Darunter fallen z.B. Junuzovic, Liendl, Koch oder Margreitter – die Austria setzt auch die meisten Österreicher ein, vor ein paar Jahren noch undenkbar. Das Stadion, vor ein paar Jahren noch gar nichts Besonderes, nimmt durch stückweises Adaptieren an Attraktivität zu, ohne dabei den Charme eines ganz engen Platzes zu verlieren. Die neue Osttribüne, Viola-Pub samt Museum und neuer Store sind starke Signale für den Aufbruch in eine positive Zukunft, was auch von den Zuschauern honoriert wird (die Austria weist österreichweit die stärksten Zuwächse der letzten 3 Jahre in der Bundesliga auf).
Scheiterte man im letzten Jahr noch knapp an den Bullen von Salzburg am 24. Meistertitel, so setzt man heuer zum großen Wurf an, mit bislang guten Aussichten – zudem konnte man sich in der Winterpause mit dem Niederländer Nacer Barazite, Niklas Hoheneder und Fabian Koch sehr klug verstärken.

Die Austria aus Sicht eines LASKlers

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Im Gegensatz zu den Grün-Weißen aus Hütteldorf können die Austrianer die Anhängerschaft der LASKler bei weitem nicht so polarisieren. Richtige Austriafans in Oberösterreich sind eher rar gesät, von daher spürt man auch im Stadion eher wenig von knisternder Rivalität, was man auch an den Zuschauerzahlen (deutlich hinter Heimspielen gegen Rapid, Ried oder Red Bull) sieht. Man ist fast dazu geneigt, den Austrianern zumindest ein wenig Sympathie entgegenzubringen: Mit Daxbacher sitzt der erfolgreichste LASK-Trainer der letzten Dekade auf der Bank, Hoheneder, Klein, Lindner und Margreitter weisen LASK-Vergangenheit auf.
Zudem erinnert die Einteilung in bürgerlicher Klub und Arbeiterklub in Wien schon ein wenig an die Situation in unserer Stahlstadt, bei Gutwillen sind also Ähnlichkeiten zu entdecken. Die Austria macht vor, was kontinuierliche Arbeit an Früchten einbringen kann: Ein Präsident, der sich in sportliche Aufgaben nicht einmischt, ein sportlicher Leiter, eine Person für wirtschaftliche Belange und eine Mannschaft, die Jahr für Jahr um benötigte 2-3 Spieler erweitert wird. Die Wiener Austria als neuer österreichischer Meister 2011? Nicht nur auf Grund ihres heurigen Hunderters eine durchaus sympathische Möglichkeit…

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