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22. December 2014
Ein Jahr in Freiheit. Ein Resümee.

Samstag, 9. November 2013, kurz vor halb vier: 2500 Zuschauer haben sich auf der Gugl eingefunden, um sich von ihrem Verein zu verabschieden.
Mehrere Fanclubs haben ihren Heimspiel-Boykott für diese eine Partie aufgegeben. Da diesmal der Eintritt frei ist, ist der Besuch mit ihrer Devise „Kein Cent für Reichel” vereinbar. Zu den Klängen von Survivors „Burning Heart” erwarten die treuesten und wohl leidgeprüftesten Fans des Landes das wohl letzte Spiel in der Geschichte des Linzer Athletik-Sport-Klubs.

Die Geschichte wie es dazu kommen konnte ist hinlänglich bekannt: Tennis-Organisator Peter-Michael Reichel, nach dem Zwangsausgleich in Folge des Rieger-Skandals kurzzeitig als Retter des LASK gefeiert, entpuppte sich bald als Diktator, der vom Fußball nichts versteht und trotzdem jede Entscheidung am liebsten selbst treffen würde.
In seiner 14-jährigen Amtszeit hatte er es geschafft, den LASK und sich selbst völlig herunterzuwirtschaften. Die Spieler hatten seit Monaten kein Gehalt mehr bekommen und nur ein Wunder hätte den Spielbetrieb noch retten können. Dies ist nicht die Geschichte des Peter-Michael Reichel. Es ist die Geschichte dieses Wunders und seiner Folgen.

Als die letzten Klänge von „You’ll never walk alone” verstummten, verließen wir das Stadion mit einer Mischung aus Wut und Sentimentalität, voller aufwühlender Erinnerungen an bessere Zeiten und mit dem mulmigen Gefühl, dass dies jetzt ein für alle Mal vorbei sein könnte.

Wenige Tage später keimte erstmals wieder Hoffnung.

Eine Gruppe Wirtschaftstreibender unter dem viel versprechenden Namen „Freunde des LASK” trat mit dem Vorhaben, den Verein von Reichel zu übernehmen, an die Öffentlichkeit.

Nach den für Reichel typisch zähen Verhandlungen war es dann soweit:

Exakt am 24.12.2014 bekam die LASK-Gemeinde die Freiheit als Weihnachtsgeschenk präsentiert. Der Verein wurde komplett entschuldet und Reichel von Wolf-Dieter Holzhey als Präsident abgelöst. Vizepräsidenten wurden Clemens Strobl für Marketing und Mag. Dr. Siegmund Gruber, MBA, MAS für Finanzen.
Der Beirat besteht aus Georg Starhemberg, Mag. Michael Lachinger, Mag. Christoph Königslehner, Manfred Schill und Christoph Günther.
Weiters zu den Freunden des LASK gehörten von Beginn an: Fritz Eiber, Harald Günther, Helmut Oberndorfer, Michael Penkoff, Jürgen Penzenleitner und Ernst Kirchmayr.
Als sportlicher Berater konnte Jürgen Werner, seines Zeichens Spielervermittler der Agentur “Stars&Friends”, gewonnen werden.

Die Gruppe möchte ihr über lange Jahre gewachsenes Netzwerk nutzen, um den LASK wieder in die Bundesliga zu bringen. Als generelle und mittelfristige Ziele wurden ausgegeben:

• Die lückenlose Erfüllung der Lizenzauflagen
• Die Konsolidierung des LASK in allen Bereichen
• Der dauerhafte, gesicherte Fortbestand des Vereins
• Die nachhaltige, wirtschaftliche Stabilität des Clubs
• Förderung der Jugendarbeit (aus möglichen Überschüssen)
• Fixierung einer zukünftigen Trainings- und Spielstätte im Linzer Stadion*)
*) Das Vereinslokal verbleibt an der Adresse Roseggerstraße 38, 4020 Linz
• Den Markenwert dieser OÖ-Traditionsmarke bewahren und stärken
• Verstärktes, zeitgemäßes Dialogmarketing mit den Fans
• Überarbeitete, ergänzte Merchandising-Linie
• Die Sportstadt Linz wieder zu einer Fußball(haupt)stadt machen

Mit einer neuen Aufbruchstimmung, die den LASK und sein gesamtes Umfeld erfasst hatte, ging es also in die Frühjahrssaison.
Einziger ernstzunehmender Konkurrent um den Relegationsplatz war der FC Pasching, als heimliche Red Bull–Filiale der Liga amtierender Cupsieger und schon im Vorjahr Vizemeister der Regionalliga Mitte – nur knapp hinter dem LASK.

Bereits nach dem zweiten Spieltag im Frühjahr, mit einem äußerst souveränen 7:0-Sieg des LASK bei Austria Klagenfurt, verzichtete der FC Pasching jedoch auf einen Lizenzantrag für die Erste Liga. Damit war dem LASK der Platz in der Relegation gewiss.

Trotz des Fehlens eines direkten Konkurrenten wurde in der Regionalliga ein Zuschauerschnitt von ca. 3100 Fans pro Heimspiel erreicht. Höhepunkt war sicherlich der ungefährdete 5:1-Derbysieg
gegen Blau-Weiß Linz am 9. April. Damit war der Status als Nummer 1 in Linz auch auf dem Rasen einzementiert.

Die nächsten Monate vergingen in gespannter Erwartung der großen Partien gegen den Neunten der Erste Liga. Lange war nicht klar, welcher Verein der Relegationsgegner sein würde. Nach einem spannenden Abstiegskampf, in den unter anderem der SV Mattersburg mit LASK-Legende Ivica Vastic als Trainer involviert war, stand erst nach dem letzten Spieltag Parndorf als Gegner fest.

Donnerstag, 5.Juni 2014, exakt 19:08. Anpfiff zum Rückspiel in der Relegation gegen Parndorf. Im Hinspiel hatten den LASK hunderte Fans ins Burgenland begleitet und zu einem 1:0-Sieg getrieben. Das knappe Ergebnis täuscht über den einseitigen Spielverlauf hinweg. Die Linzer hatten in keiner Phase einen Zweifel gelassen, welches Team in den Profifußball gehört. Leider wurde von den vielen Torchancen nur eine einzige verwertet und deshalb wird es jetzt noch einmal 90 Minuten lang spannend.
Als Radovan Vujanovic in der 27. Minute das 1:0 für den LASK erzielt, fällt den weit über 10.000 Besuchern ein Stein vom Herzen. Der Aufstieg scheint zum Greifen nahe. Doch nur 2 Minuten später gelingt Dominik Silberbauer der Ausgleich. Plötzlich steht der LASK unter Druck. Zum ersten Mal seit dem Lizenzverzicht des FC Pasching fühlen die Spieler den Druck, unbedingt Erfolg haben zu müssen. Wie kann eine Mannschaft mit dieser Belastung umgehen, die ein halbes Jahr lang praktisch nur noch unwichtige Spiele gespielt hat? Wie zu befürchten war, fällt das Spiel des LASK jetzt völlig auseinander. Und Parndorf braucht nur ein einziges Tor, um die Hoffnungen der Linzer zu begraben.
Eine bange Stunde beginnt für die Schwarz-Weißen. Geschlagene 65 Minuten lang stemmt man sich verzweifelt gegen die Angriffe der Parndorfer. Und in der Nachspielzeit, als das nervenzerfetzende Martyrium fast überstanden ist, gibt es Corner für Parndorf. Totenstille im Stadion. Der Eckstoss wird ausgeführt, die Abwehr kann klären – und plötztlich der Schlusspfiff. Die Euphorie auf der Tribüne kennt keine Grenzen. Menschen liegen sich in den Armen, feiern, Freudentränen fließen. Endlich können wir die Regionalliga und diese furchtbare Relegation hinter uns lassen. Die Fans können es nicht mehr erwarten, auf Spielfeld zu laufen und mit der Mannschaft zu feiern.
Doch noch ist es nicht soweit. Denn auf dem Rasen liegen die frustrierten und enttäuschten Parndorfer Spieler und denken gar nicht daran, den Feiernden Platz zu machen. Noch einmal werden die Nerven der Linzer auf die Probe gestellt. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit schleppen sich die geschlagenen Burgenländer Richtung Kabine und jetzt gibt es endgültig kein Halten mehr. Die Tore werden geöffnet, die Fans rasen auf den Platz und die Gugl wird zum Tollhaus. Es ist tatsächlich vollbracht: Der ASK ist wieder da!

Am 1. Juli folgte die erste größere Umstellung auf Führungsebene. Präsident Wolf-Dieter Holzhey erklärte seinen Rücktritt. Schon Monate zuvor war Clemens Strobl als Vizepräsident zurückgetreten.Ihm war Manfred Schill nachgefolgt. Für Holzhey fand sich kein Nachfolger. Die Führungsstruktur wurde umgebaut. Der operative Vorstand besteht seither aus den Vizepräsidenten Schill und Gruber. Gruber zeichnet dabei für den wirtschaftlichen Bereich verantwortlich, Schill für den sportlichen.

Zu Beginn der neuen Saison wurde eine Kooperation mit dem FC Pasching eingegangen. Der LASK ist Untermieter im Waldstadion und kann dieses als Trainingsstätte und Ausweichstadion nutzen. Die Amateure des LASK bilden in der Regionalliga eine Spielgemeinschaft mit dem FC Pasching, der als eigenständiger Verein bestehen bleibt. Auch im Nachwuchs wird eng zusammengearbeitet.
Zunächst gab es große Bedenken und auch beträchtlichen Widerstand von der Gemeinde Pasching, vor allem in Person von Bürgermeister Peter Mair. Derzeit scheinen die Differenzen jedoch geklärt zu sein.
Damit ist der LASK zumindest für den täglichen Trainingsbetrieb nicht mehr auf das Linzer Stadion angewiesen. Dies ist aus finanzieller Sicht äußerst wichtig, da auf der Gugl mittlerweile auch Profivereine Miete zahlen müssen. In der momentanen Situation ist diese Miete also nur für die Spiele fällig, doch auch dies ist eine große Belastung. Ein Spiel in Linz auszutragen kostet den LASK mehrere Tausend Euro und auch auf die Einnahmen aus der Gastronomie muss der Verein verzichten.
Die daraus resultierenden hohen Eintrittspreise ebenso wie die Tatsache, dass auf der Gugl nur schwer Stimmung aufkommt (Laufbahn, auf einer Seite offen, zu groß) und die Spiele auch im Fernsehen übertragen wurden, führten dazu, dass der Besucherandrang im Herbst unter den Erwartungen blieb. Mit Zahlen um die 3000 Zuschauer bewegt man sich immer noch beim Schnitt des Frühjahrs, in dem man noch eine Klasse tiefer spielte.

Welche Rolle die Stadionsituation dabei spielt, war beim Heimspiel gegen Austria Lustenau gut zu beobachten. Dieses wurde wegen einer Veranstaltung auf der Gugl in Pasching ausgetragen, wo bei 4500 Zusehern eine grandiose Stimmung herrschte, die sich spürbar auf die Mannschaft übertrug. Es wurde ein ungefährdeter 3:1-Sieg eingefahren. Schon jetzt herrscht bei vielen Vorfreude auf die zwei nächsten Ausweichtermine im Waldstadion: Die Heimspiele gegen „Angstgegner” TSV Hartberg und gegen Aufstiegskonkurrent SV Mattersburg.

Überhaupt verlief die Herbstsaison sportlich sensationell. Nach lediglich drei Niederlagen geht der LASK als Spitzenreiter in die Winterpause. Maßgeblich dafür verantwortlich ist die gute Arbeit des gesamten Vereins während der kurzen Vorbereitungszeit. Bei den Neuzugängen wurde auf eine gute Mischung aus Leistungsträgern und vielversprechenden Jungtalenten geachtet. Harun Erbek und Thomas Hinum übernahmen sofort Verantwortung im Team und mit Florian Neuhold, Maximilian Ullmann, Tobias Pellegrini und Maximilian Penz hat man gleich mehrere Jugendnationalspieler unter Vertrag. Felipe Dorta verletzte sich leider nach einer souveränen Leistung gleich im ersten Spiel und musste für den Rest der Herbstsaison aussetzen. Auch Daniel Kerschbaumer, der von Pasching gekommen war, konnte sich einen Platz in der ersten Elf erarbeiten.

Zunächst wurde die Devise ausgegeben, so gut wie möglich mitzuspielen und einmal zu sehen, auf welchem Niveau man sich in der neuen Liga einordnen kann. Als der LASK kurz vor Ende der Transferzeit nur 3 Punkte hinter dem damaligen Tabellenführer Liefering lag, wurde noch einmal aufgerüstet und der Durchmarsch in die Bundesliga anvisiert.

Trainer Karl Daxbacher konnte Christopher Drazan, Nikola Dovedan und Peter Michorl in der Mannschaft begrüßen. Alle drei sind seither Stammgäste in der Startelf.
Seinen Platz in der Startelf verlor dadurch leider Publikumsliebling Markus Blutsch, der sich nun gegen starke Konkurrenz auf den offensiven Mittelfeldpositionen durchsetzen muss.

Der zunächst sehr beeindruckende Spielaufbau, der sehr stark von den Neuzugängen getragen wird, ließ gegen Ende der Herbstsaison deutlich nach. Dies mag einerseits an der langen Saison nach einer kurzen Vorbereitung liegen, aber auch an einer zunehmenden Berechenbarkeit der Aufstellung und Taktik von Karl Daxbacher. Auch dafür könnte es mehrere Ursachen geben. So machten etwa mit Drazan, Dovedan und Michorl drei Stammspieler die Vorbereitung nicht mit und mit den Langzeitverletzten Dorta und Markus Hammerer fehlten zwei starke Flügelspieler als Alternative.

Es besteht also Grund zur Hoffnung, dass die Mannschaft auch ohne große Veränderungen im Frühjahr noch stärker zurückkommt.
Dies wird auch notwendig sein, denn mit Mattersburg gibt es einen äußerst unangenehmen Gegner im Aufstiegskampf. Die Mannschaft von Daxbacher-Lehrling Ivica Vastic ist zwar der einzige direkte Konkurrent, da der FC Liefering als Red Bull-Filiale auf den Aufstieg verzichtet hat, jedoch hat sich das Team unter Vastic spielerisch gut entwickelt und erweist sich als starker Kontrahent.

Die Freunde des LASK haben jedenfalls schon angekündigt, für das Projekt Aufstieg noch einmal Geld in die Hand zu nehmen und weiter aufzurüsten. Man darf gespannt sein.

Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich noch an zwei Publikumslieblinge erinnern, die uns leider im Laufe des Jahres verlassen mussten. Zum einen ist da Wolfgang Klapf, der in der Sommerpause zum Unmut vieler Fans ausgemustert wurde und zum anderen natürlich Manager Gerhard Klein. Seine Verdienste um den LASK als es letzten Winter nach Zusperren aussah, als er sich persönlich um die Spieler kümmerte, die ohne Gehalt auskommen mussten, sein Draht zu den Fans und sein unermüdlicher Wille, den Verein am Leben zu erhalten, werden für immer unvergessen bleiben.

Damit steht uns ein spannendes Frühjahr bevor. In dieser Liga gibt es keine Jausengegner. Der LASK und der SV Mattersburg werden sich ein erbittertes Duell liefern. Ein Duell, das auch für die beiden Trainer etwas Besonderes ist, tragen ja schließlich Ivica Vastic und Karl Daxbacher die Hauptverantwortung für den bisher letzten Aufstieg des ASK in die Bundesliga. Auch Liefering darf man nicht zum Spaßverderber werden lassen und Wacker Innsbruck konnte sein Potential im Herbst einfach überhaupt nicht abrufen. Wenn denen einmal so richtig „der Knopf aufgeht”, könnten sie den beiden Spitzenreitern den einen oder anderen wichtigen Punkt abnehmen.

Freuen wir uns also auf einen heißen Frühling, dank einer bisher einwandfrei agierenden Führungsriege, einer starken Mannschaft und leidenschaftlichen Anhängern kann der LASK auch in schwierigsten Situationen bestehen. Und wenn alles gut läuft, können wir in einem halben Jahr den nächsten Aufstieg feiern.

geschrieben von Mario Fellner

Seit1908