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19. July 2019
Einstimmung auf die Reise durch Europa mit dem LASK

Um mich etwas auf unser Europacupabenteuer einzustimmen, besuchte ich bereits in der ersten Qualifikationsrunde drei Spiele in unseren Nachbarländern Slowakei und Slowenien, bei denen ich interessante Eindrücke sammeln konnte. Diese Impressionen möchte ich nun mit euch teilen und euch so das Warten auf unsere Europokalnächte etwas verkürzen…

SK Slovan Bratislava – FK Sutjeska Niksic

Mi. 11.07.2019/Tehelne Pole/11.250 Zuschauer/1:1

Slovan Bratislava feierte kürzlich den 100. Geburtstag und beschenkte sich selbst mit dem 13. slowakischen Meistertitel, den ersten seit fünf Jahren. Vor der Unabhängigkeit der Slowakei wurde Slovan außerdem 8x tschechoslowakischer Meister. Der größte Erfolg von Slovan Bratislava ist jedoch unumstritten der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger im Jahr 1969.

Der Meistertitel berechtigt ja zur Teilnahme an der Champions League, aufgrund ausbleibender Erfolge der slowakischen Teams muss aber auch Slovan Bratislava bereits in der ersten Qualifikationsrunde antreten. Selbiges gilt für Sutjeska Niksic, die heuer den vierten Meistertitel feiern durften.

Beide Teams spielten in den vergangenen Jahren einige Male im Europacup, schieden jedoch stets früh gegen unnamhafte Gegner aus, in die Schlagzeilen schaffte es jedoch das Gastspiel von Slovan bei Rapid Wien, als ein erlebnisorientierter Mob auf U-Bahn-Gleisen eingekesselt und der Spielbesuch versagt wurde.

Fantechnisch war ich daher natürlich gespannt, was das Spiel zu bieten hat, immerhin befindet sich die Slovan-Fanszene seit der Eröffnung des neuen Stadions im Aufwind und auch die Vojvode aus Niksic stellt meist einen akzeptablen Balkan-Mob.

Am frühen Nachmittag erreichte ich nach einer literarischen Zugfahrt die slowakische Hauptstadt und begab mich nach dem Einchecken in der Unterkunft zum Kriegerdenkmal Slavin, unweit vom Stadtzentrum gelegen. Hier liegen 6.845 gefallene Soldaten begraben und man hat einen guten Ausblick auf die Stadt.

Am frühen Abend machte ich mich nach etwas Pivo auf den Weg ins Stadion Tehelne Pole, welches erst Anfang dieses Jahres eröffnet wurde und das an Hässlich- und Seelenlosigkeit kaum zu überbieten ist. Die Slovan-Fanszene konnte für das Spiel gut mobilisieren und so erblickte ich bereits am Weg zum Stadion Dutzende Leute, mit denen man lieber kein Problem haben möchte. Diese konnten jedoch nicht nur Prollen, sondern beteiligten sich während dem Spiel an der Stimmung, die dann in der Tat recht gut war, zwar wenig melodisch, dafür ziemlich laut. Auch die Gegengerade wurde dafür immer wieder involviert.

Die Hauptgruppe von Sutjeska Niksic nennt sich Vojvode und von denen traten 30 Leute die Reise in die Slowakei an. Diese konnten sich anfangs auch gut behaupten und waren sichtlich motiviert, warum sie nach wenigen Minuten jedoch bis auf wenige Ausnahmen die Unterstützung einstellten, kann ich mir nicht erklären, denn an der Motivation lag es ja sichtlich nicht. Am Rasen beherrschten die Slowaken das Spiel deutlich und bereits nach zwei Minuten hätten diese führen müssen. Im Laufe des Spiels steigerte sich Niksic, Slovan war jedoch noch immer besser, vergab aber zahlreiche gute Chancen. So dauerte es bis zur 82. Minute als der slowakische Nationalspieler Sporar endlich zum 1:0 traf. Das ganze Stadion war danach am Feiern und der Sieg schien auch nicht in Gefahr. In der, trotz weniger Unterbrechungen, fünfminütigen Nachspielzeit zog dann aber in der 96. Minute die Nummer 7 der Montenegriner aus gut 35 Meter einfach mal ab und traf unhaltbar ins Kreuzeck. Ein absolut unverdienter Treffer, der aber wohl das Tor der ersten Qualifikationsrunde wird. Die Vojvode drehte nun natürlich völlig am Rad, aber auch der Heimanhang feierte die Mannschaft nach einer kurzen Verschnaufpause für die gute Leistung, die sie an den Tag legte.

Als ich nach dem Spiel in der Innenstadt ankam, bekam ich dann einen Haufen Bullen und verhaftete Glatzköpfe zu sehen. Dieses Rätsel fand aber dank ultras-tifo schnell eine Lösung, denn Cracovia-Hools haben sich laut derer FB-Seite gemeinsam mit Ajax-Leuten gegen Levski gestellt und ließen Fäuste und Stühle fliegen. Am Rande des Gefechts fand ich aber trotzdem noch ein gemütliches Pub, in dem ich den Abend mit Pivo ausklingen ließ.

FC DAC 1904 Dunajska Streda – MKS Cracovia Krakow

Do. 11.07.2019/Metsky Stadion Dunajska Strada/9.860 Zuschauer/1:1

Am Donnerstag schlenderte ich zuerst durch die schöne Innenstadt Bratislavas, wo mir immer wieder Kleingruppen von Levski (spielten am Abend in Ruzomberok) mit Wundverbänden über den Weg liefen. Danach fuhr ich nach Petrzalka, das größte Plattenbauviertel Zentraleuropas, gleich an der österreichischen Grenze, bewunderte die imposanten Bauten, chillte mich an eine Dreckslacke, die Ähnlichkeit mit dem Pichlinger See hat, und schaute mir Graffitis bei einem U-Bahn-Tunnel, der in den 1980er-Jahren zu bauen begonnen, jedoch nie fertiggestellt wurde, an.

Am frühen Abend drehte sich aber wieder alles um Fußball, schließlich wollte ich Dunajska Streda, wo zum Großteil Ungarn leben, einen Besuch abstatten, da sich die örtliche Fußballmannschaft mit Cracovia Krakau duellieren sollte. Beide Vereine haben wenig Europacuperfahrung. 2016 schied Cracovia in der ersten Runde gegen Shkendija aus Mazedonien aus, DAC Dunajska Streda spielte bereits im Vorjahr auch Europa League-Qualifikation schied dort jedoch gegen Dinamo Minsk aus, nachdem zuvor die Hürde Dinamo Tblisi gemeistert wurde. Bis auf diese Spiele hatten beide Teams, abgesehen von ein paar UI-Cup-Spielen, in jüngerer Vergangenheit keine Europapokalauftritte, bei DAC fand das letzte Spiel davor beispielsweise im Jahr 1993 gegen Austria Salzburg statt, welches die Ungarn/Slowaken mit einem Gesamtscore von 4:0 verloren.

Bereits am Weg zum Stadion sah ich eine große Anzahl von stabilen Cracovia-Leuten, die den Auswärtssektor zur Gänze füllten und auch noch auf beiden Längstribünen stark präsent waren. Insgesamt waren wohl an die 1.000 Polen im Stadion, die einen starken Stadionauftritt zeigten. Als Intro zeigte der Gästeblock eine Zettelchoreographie, die die ungarische Nationalflagge darstellte. Hintergrund dazu ist eine historische Freundschaft zwischen dem ungarischen und dem polnischen Volk, welche in diesen Tagen vor allem von Fußballfans ausgelebt wird. In Dunajska Streda leben nämlich, historisch bedingt, an die 90 Prozent Ungarn, die ihre Volkszugehörigkeit präferiert beim Fußball zeigen und so geht es beispielsweise bei Duellen gegen Slovan Bratislava immer gut zur Sache, da sich Slowaken und Ungarn nicht unbedingt freundlich gesinnt sind.

Heute hatte das Spiel auf den Rängen jedoch klar ersichtlich Freundschaftsspielcharakter. Gleichzeitig zur Ungarn-Choreo der Polen zeigte die heimische Fantribüne die polnischen Flaggenfarben, dazwischen ergänzte die Gegengerade mit Zetteln in den blau-gelben Heimfarben das Stadionbild. Danach legten beide Blöcke gut los, die große Anzahl der Krakauer mit sehr lauten Schlachtrufen, die Heimseite mit eher einfachen Anfeuerungen, wobei bei diesen auch immer wieder das ganze Stadion miteinstieg und so für gute Unterhaltung sorgte. Dazwischen natürlich immer wieder Ria, Ria, Hungaria-Rufe.

Wesentlich mehr beeindruckt war ich aber vom Auftritt Cracovias, deren Fans übrigens fast ausnahmslos, in den schönen einfach gehaltenen rot-weißen Trikots angereist waren. Es machten selbst die Leute am Sitzplatz fast zu 100 Prozent mit, der Block riss nach dem Führungstreffer eine Fackel an, und zeigte in der zweiten Halbzeit eine Fahnenchreographie, bestehend aus zahlreichen rot-weißen Flaggen. Die letzten zehn Minuten der Partie präsentierte der Block außerdem seine durchtrainierten Oberkörper. Trotz bereits einiger Stadionerfahrung in Polen war das Dargebotene wahrlich einer der besten Blockauftritte, die ich in meinem jungen Leben verfolgen durfte und machte eindeutig wieder richtig Lust auf eine Reise nach Polska.

Auch am Rasen entwickelte sich eine ansehnliche Partie, zu der die beiden Kacktore, die das Ergebnis darstellten, nicht so wirklich passten. Die junge Heimelf (nur ein Spieler der Startformation war älter als ich) hätte den Sieg wohl auch eher verdient gehabt, was dem DAC-Trainer Peter Hyballa gar nicht gut schmeckte. Beide Kurven waren mit den Mannschaften jedoch zufrieden und feierten diese und sich selbst somit noch bis lange über den Schlusspfiff hinaus.

NS Mura – Maccabi Haifa

Do. 18.07.2019/Fazanarija Stadion/5.000 Zuschauer/2:3

Das dritte Europacupspiel, das ich in der ersten Qualifikationsrunde besuchte, fand zwischen dem Nogometna sola Mura aus dem slowenischen Murska Sobota und Maccabi Haifa aus Isreal statt. Der Heimverein bewarb das Spiel im Vorfeld sehr stark, sodass sich das Stadion letzten Endes doch bis auf einzelne Plätze in den Randbereichen und im heimischen Fansektor komplett füllen sollte. Da wir uns jedoch schon frühzeitig um die Ticketsituation kümmerten, sollten wir auch an diesem Tag eine gute Sicht erhalten.

Der NS Mura spielte zuletzt im Jahr 2011 im Europacup, wo der Verein erst in der 4. Qualifikationsrunde an Lazio Rom scheiterte. Für die damaligen internationalen Spiele wich NS Mura allerdings in andere slowenische Stadien aus, sodass am 18. Juli 2019 erstmals seit dem Jahr 1998 wieder ein Europacupduell in der 19.000 einwohnerzählenden Stadt stattfand. Der größte Vereinserfolg von NS Mura war übrigens der Triumph im slowenischen Pokal im Jahr 1995. 2005 schlitterte der Verein in eine Insolvenz und der neugegründete Verein kämpfte sich in den anschließenden Jahren wieder hoch. Die Geschichte wiederholte sich 2013 erneut, ehe man 2018 die Rückkehr in die erste slowenische Liga feiern durfte.

Hauptgruppe der ultraorientierten Jungs und Mädels aus Murska Sobota sind die 1991 gegründeten Black Gringos, die Bildern zu urteilen, insbesondere seit der letzten Saison wieder stark im Aufwind sind, zumindest wenn es gegen die zwei großen slowenischen Mannschaften geht. Auch an diesem Donnerstag war der Fanblock in guter Laune, es gab zwar (bis auf drei Fahnen) keine optischen Elemente, dafür oftmals eine hundertprozentige Mitmachquote und in der zweiten Halbzeit auch sehr viel Bewegung im Block, dies lag sicherlich auch an der Inspiration des Gästeblocks.

Eine etwas größere Nummer als der Heimverein ist die Gastmannschaft aus Haifa. Zwölf Mal konnte Maccabi Haifa die israelische Meisterschaft für sich entscheiden und sechs Mal den Pokal gewinnen. Außerdem war der Club der erste israelische Verein, der in der Gruppenphase der Champions League stand, da dieser im Play-Off wenig überraschend den Brauseverein aus Salzburg ausschalten konnte. In der Gruppenphase gelang den Israelis anschließend jedoch weder ein Punkt noch ein Tor. Das letzte internationale Spiel bestritt Maccabi in der Europa League-Qualifikation 2016, als die Grün-Weißen bereits in der 1. Qualifikationsrunde gegen den estnischen Verein JK Nomme Kalju ausschieden.

Auch fantechnisch kann sich der Verein durchaus sehen lassen, sicherlich hat bereits der eine oder andere unter euch Lesern ein Video der Green Apes angeklickt, die meist zu beeindrucken wissen. So war ich durchaus gespannt, was der Gästesektor in dieser Europapokalnacht auf die Beine stellen konnte. Dieser wurde dann schlussendlich von etwa 250 Israelis und einigen Werder Bremen Ultras (zu denen Maccabi eine Freundschaft pflegt) bevölkert und sorgte mit einem Chaos-Intro, bei dem einige grüne und weiße Luftballone, Schals, T-Shirts und etwas grüner Rauch hinter einem Choreofetzn präsentiert wurden, für ein erstes Ausrufezeichen. Auch in weiterer Folge hatte der – teils oberkörperfreie – Block keinerlei Motivationsprobleme und haute zwar keine brachialen Gesänge heraus, aber war wirklich über die vollen 90 Minuten mit diversesten Hüpf- und Tanzeinlagen in Bewegung und feierte die drei Treffer ihrer Mannschaft ausgiebig. Zusammengefasst muss ich sagen, dass das Dargebotene (zumindest in dieser Tifosi-Anzahl) einen der besten Auswärtsauftritte, den ich jemals beim Fußball sehen durfte, darstellte und mitunter für Gänsehaut sorgte.

Am Rasen erzielte NS Mura bereits früh das 1:0 und machte die Partie daher kurzzeitig spannend, weil das Hinspiel mit 2:0 für Maccabi endete. Das rief auch das Sitzplatzpublikum auf den Plan, welches anschließend lautstarke Anfeuerungsrufe von sich gab. Doch die Israelis ließen sich nicht lange bitten, erzielten mit zwei guten Schüssen schnell zwei Tore und sorgten so bereits in der ersten Halbzeit für die Entscheidung. Da das auf dem Rasen Gezeigte nur selten anschaulich war, konnte man sich somit umso mehr dem beeindruckenden Gästeblock und dem Bier, das es um 2,50 € im Stadion zu erwerben gab, widmen.

Und irgendwann ging dann auch dieser Europacupabend zu Ende und mit der Freude, diese Reise angetreten zu haben und mit noch mehr Vorfreude auf unsere internationalen Auftritte erreichte man alsbald wieder Österreich.

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