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Foto: Eugene Dadi
10. March 2014
Eugene Dadi: “Es war unglaublich, sie singen zu hören: Who’s your Dadi?”

Eugene Dadi (41) hat sich nicht nur aufgrund seiner Tore, seiner Dribblings oder seinem Einsatz für den LASK einen Namen gemacht. Auch abseits des Spielfelds war der gebürtige Ivorer ein Publikumsliebling. Der Stürmer selbst schiebt´s auf die Haare. Wir glauben, er ist ganz einfach auch ein toller Typ. Überzeugt euch in diesem Interview selbst, wenn Eugene über seine aktive Fußballerzeit, seine Erinnerungen an den LASK und auch darüber was er jetzt eigentlich so treibt, berichtet.

seit1908.at: Was ist dein erster Gedanke, wenn du an deine Zeit in Linz zurückdenkst?

Eugene Dadi: Dass dort alles begonnen hat. Zuvor habe ich in Frankreich in so ziemlich allen Spielklasse bis zur 2. Liga gespielt. Jedoch nur wenig erfolgreich… bis ich nach Linz kam. Daher wird der LASK immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.

Wenn du jetzt nach ungefähr 15 Jahren an die Zeit beim LASK zurückdenkst, wie siehst du die Zeit jetzt?

Unglaublich. Wie schon gesagt, hat dort alles angefangen. Wir hatten einige denkwürdige Spiele, zum Beispiel gegen Rapid und Sturm im Cup oder aber auch unseren UEFA-Cup Auftritt, auch wenn wir nicht sonderlich weit kamen. Es war großartig.

Zu welchem Spieler oder Betreuer hattest du den besten Draht?

Ich würde sagen, Sidy (Cheikh Sidy Ba). Ich erinnere mich, dass ich kein Wort Deutsch gesprochen habe, also war ich froh, ihn zu haben. Er konnte mir vieles erklären und auf Französisch übersetzen. Aber eigentlich kam ich mit allen gut aus, Von Zeugwart Heinz (Anm: Wolf) bis hin zur Sekretärin (Elisabeth Strasser). Alle waren nett zu mir.

Hast du nach wie vor Kontakt zu manchen?

Ja! Sidy Ba, Marinko Koljanin, Lui (der Fotograf) über Facebook. Und natürlich Max Hagmayr, etc… Ich habe noch immer gute Freunde dort. Und mein bester Freund trainiert die Jugend beim LASK.

Hast du dir aus deiner Zeit in Österreich irgendwelche Souvenirs behalten?

Vor allem gute Erinnerungen. Ich habe tolle Leute kennengelernt, mit denen ich noch immer befreundet bin. Ganz viele Eindrücke, wo ich eigentlich keinen hervorheben möchte… und ich habe das Essen geliebt. (lacht)

Du hast insgesamt 56 Pflichtspiele für den LASK gespielt zwischen 1997 und 2000, einige waren für die LASK-Fans von großer Bedeutung. An welche Highlights kannst du dich erinnern?

Da waren einige. natürlich das Cup-Finale. Aber ich glaube, das Spiel gegen Rapid, es müsst das Semifinale gewesen sein, war ein Schlüsselspiel für mich. Danach war nichts mehr wie früher, Klubs waren hinter mir her.

Du warst eigentlich bei allen Klubs, bei denen du engagiert warst, ein Publikumsliebling. Wie hast du dich deiner Meinung nach von deinen Mitspielern abgehoben?

eugenedadi2Meine Frisur!!! (lacht) Ja, ich hatte Glück, hätte schlimmer laufen können (dass mich die Fans nicht mögen). Ich bin wirklich dankbar dafür. Ich glaube, sie haben einfach meine Art gemocht, Fußball zu spielen. Ich wollte sie immer verzaubern, wollte anders sein, wollte ICH sein. Und die Fans haben’s mir auch gedankt. Als ich in Aberdeen spielte, haben die Fans einen Fangesang erfunden, der mich meine restliche Karriere begleitet hat. Das war sensationell. Es war unglaublich, sie singen zu hören: „Who’s your Dadi? Who’s your Dadi?…“ Natürlich war das so gemeint, dass ich der Boss war. Es ist nicht so, dass ich das auch jeden Tag bin, abseits des Fußballs, aber ich habe es geliebt. (lacht)

In deiner langen Karriere hast du in vielen verschiedenen Ländern gespielt, aber wo hast du dich besonders wohl gefühlt, besonders „zuhause“?

Um ehrlich zu sein überall. Ich bin geborener Ivorer, der in Frankreich aufgewachsen ist und überall herumgekommen ist, um Fußball zu spielen. Ich bin in der ganzen Welt zuhause.

Du hast neben anderen Klubs auch eine Zeit in Israel gespielt. Leider hört man immer wieder von Rassismusproblemen und tätlichen Angriffen auf afrikanische Migranten in Israel. Außerdem ist die politische Situation seit Jahren angespannt und geprägt von Anschlägen und bewaffneten Konflikten. Hast du selbst Anfeindungen erleben müssen beziehungsweise fühltest du ich in deiner Lebensqualität durch die Terrorbedrohung eingeschränkt?

Ich war 6 Monate in Israel. Eigentlich habe ich meine Karriere nach Nottingham Forest beendet, der Vertrag lief aus, ich war verletzt und ging zurück nach Frankreich, wo dann mein Sohn zur Welt kam. Aber nach 8 Monaten Papa sein wollte ich dann doch auch wieder professionell Fußball spielen. Etwas fehlte mir einfach gewaltig, hab ich gemerkt. Ich hab mich also gezielt vorbereitet und Israel war die erste Gelegenheit, die sich mir bot. Zunächst war ich auch skeptisch, aber alles war klar, nachdem ich dieses wunderschöne Land zum ersten Mal besucht habe. Ich habe mich pudelwohl gefühlt, hatte eine schöne Zeit und Tel Aviv als lebenswerte Stadt empfunden. Ich hab mich in keinster Weise unwohl oder bedroht gefühlt während meiner Zeit dort. Ich hatte sehr wohl mit Rassismus zu kämpfen in meiner Karriere, aber nicht in Israel.

Du hast schon während deiner Karriere begonnen, zusammen mit deiner Frau an einem Modelabel zu arbeiten. Konzentrierst du dich jetzt darauf? Wie entwickelt sich das Projekt und wo können wir deine Kleidung in Österreich erwerben?

Ja, nachdem ich in Linz ein bisschen schauspielerisch aktiv war, wollte ich einfach irgendetwas Künstlerisches abseits des Fußballs anfangen. Aber das Modelabel gibt’s nicht mehr, es war eine schöne Zeit, aber Geschichte.

Du bist Doppelstaatsbürger, Elfenbeinküste und Frankreich. Was erwartest du dir von diesen beiden Mannschaften für die WM in Brasilien?

Die Elfenbeinküste hat vielleicht eine einzigartige Chance. Die „goldene Generation“ hat die große Chance, dem Bewerb ihren Stempel aufzudrücken. Es wird natürlich nicht leicht, aber immerhin haben sie diesmal keine „Todesgruppe“ erwischt.

Frankreich kann ich schwer einschätzen. Sie haben zwar gegen die Ukraine ein wirklich gutes Match abgeliefert und auch eine ganz gute Gruppe erwischt für die WM, ich hoffe, dass das Viertelfinale erreicht wird, das sollte das Minimalziel sein. Wir werden sehen.

Hast du vor, in nächster Zeit mal wieder nach Linz zu kommen?

Ich war da vor zweieinhalb Jahren, auf der Hochzeit von Freunden. Es hat mich gefreut, wieder zurück zu sein. Ich werde sicher wieder kommen in nächster Zeit, kann allerdings noch nicht näher sagen, wann.

Wenn du’s weißt, solltest du es uns wissen lassen und auf alle Fälle ein Spiel besuchen. Die Fans würden sich Freuen.

Ich werde schauen, was sich machen lässt. Da fällt mir ein, ich habe aus meiner Zeit in Linz leider mein komplettes Videomaterial verloren, von meinen Spielen, meinen Toren. Wenn jemand zufällig etwas aus der Zeit hat, ich würde mich freuen!

Wir werden sehen, was wir für dich tun können. Danke für das Gespräch.

Paul LItzlbauer