News

28. August 2013
Fußball – Linz lebt

Wie letztes Mal haben wir wieder einen Fan des Lokalrivalen gebeten seine Gedanken zum Derby am Freitag niederzuschreiben. Und ein weiteres Mal war “Fezza” alias Michael Retzer so nett uns einen Blog zu liefern. Weil es in diesem Blog um die Geschichte beider Vereine geht, haben wir uns entschlossen als Header ein Logo zu verwenden das einmal bei einem Treffen des “austriansoccerboard” in Wien von uns verwendet wurde. Wir finden diesen Blog zur Geschichte der Stadtderbys wirklich klasse und hoffen das ihr eben soviel Spaß beim lesen habt als wir …

 sg iceman

Fußball – Linz lebt

„Unter Derby versteht man ein sportliches Spiel von besonderem Interesse, besonders zwischen Mannschaften aus der gleichen Region“ – so trocken formuliert der Duden ein Duell zweier Teams, dessen Ausgang für Verein, Spieler und Fans aber mehr ist als nur ein sportlicher Wettkampf.

Ein Derby ist das Salz in der Suppe jeder Sportart. Das wird auch immer wieder deutlich, wenn mit enormer Kreativität irgendwelche Derby-Konstrukte (zB West-Derby, Nord-Süd-Derby, …) erfunden werden. Doch letzten Endes spielt für ein „echtes“ Derby die regionale Zugehörigkeit eine enorme Rolle. Sei es bei Duellen von Liverpool gegen Everton, Rapid gegen die Austria, Schalke gegen Dortmund oder eben LASK gegen Blau-Weiß Linz.

Das sind die Spiele auf die jeder Spieler und jeder Fan hin fiebert. Ein Spiel, das eine schlechte Saison vergessen machen kann. Ein Spiel, in dem ein Spieler durch ein einziges Tor zum Helden oder durch einen einzigen Fehler zum Buhmann werden kann. Ein Spiel, das die Machtverhältnisse in der Region regelt – zumindest bis zum nächsten Derby.

Seit 1969 kommt es in Linz immer wieder zum Aufeinandertreffen der zwei größten Linzer Fußball-Klubs, bis im Jahre 1997 eine den Fans vorgegaukelte Fusion den Duellen ein vorläufiges Ende setzte. Es folgten turbulente Jahre für beide Vereine. Dies ist bezeichnend für Fußball-Linz und dessen wirtschaftlichem und politischem Umfeld – sowie eine Auszeichnung für die Leidensfähigkeit und das Durchhaltevermögen der Fans aus beiden Lagern.

{source}

<center><iframe width=”420″ height=”315″ src=”//www.youtube.com/embed/o6_Z7oB6B_s” frameborder=”0″ allowfullscreen></iframe></center>
<center><iframe width=”420″ height=”315″ src=”//www.youtube.com/embed/eIKQZ7QkY_4″ frameborder=”0″ allowfullscreen></iframe></center>

{/source}

Nach der Zwangs-Ehe lief es für beide Vereine sportlich durchaus erfolgreich. Der LASK spielte in der Bundesliga vorne mit und stand 1999 im Cupfinale, das zwar im Elferschießen verloren ging, aber immerhin einen internationalen Startplatz brachte. Blau-Weiß Linz startete in der Landesliga einen Neu-Anfang und sicherte sich im Jahr 2000 den Titel und den Aufstieg in die Regionalliga.

Der Rieger-Skandal brachte dann den LASK zum Straucheln und so mussten die Schwarz-Weißen 2001 den Gang in die zweite Liga antreten. Finanziell schwer angeschlagen kämpfte der LASK dort daraufhin im Mittelfeld um seine Existenz.

Währenddessen schien es bei den Blau-Weißen weiter bergauf zu gehen. Im Sommer 2002 bescherte Fortuna dem Linzer Fußball das erste Derby seit 5 Jahren, welches der Außenseiter mit 3:1 für sich entscheiden konnte. In der gleichen Saison konnte man auch den Titel in der Regionalliga Mitte feiern. Doch die Relegation ging gegen Bleiberg – die sich ein Jahr später aus finanziellen Gründen von der Bildfläche liquidierten- verloren und läuteten den Beginn einiger magerer Jahre ein.

 {source}

<center><iframe width=”420″ height=”315″ src=”//www.youtube.com/embed/vvigewStvmA” frameborder=”0″ allowfullscreen></iframe></center>

{/source}

Beim LASK hatte mittlerweile Reichel das Zepter in der Hand und der Verein musste zwei harte Saisonen hinter sich bringen. 2003 bekam man die Lizenz erst vom Schiedsgericht und ein Jahr später war auch in Liga 2 das Abstiegsgespenst zu Gast. Doch sowohl 2004 als auch 2005 konnte man den Klassenerhalt sichern.

Anders bei Blau-Weiß, die zwar in der ersten Saison nach dem Relegations-Desaster noch vorne mitspielten, danach aber immer mehr den Anschluss verloren und sich im Jahre 2007 wieder in die Landesliga verabschieden mussten. Dass dabei letzten Endes auch jene 3 verlorenen Punkte aus dem Dosenwurf-Urteil mit entscheidend waren, setzte dem ganzen nur die Krone auf.

Beim LASK hingegen ging es schön langsam wieder bergauf. Mit der Verpflichtung von Ivica Vastic und den Trainern Gregortisch und später Daxbacher ging es stetig bergauf und im Jahre 2007 – just in jenem Jahr in dem es für die Blau-Weißen wieder eine Klasse tiefer ging – stieg der LASK wieder in die Bundesliga auf. Ein Derby auf sportlich gleicher Höhe rückte somit wieder weiter in die Ferne.

So kam es in der Saison 2007/2008 nur zu „kleinen“ Derbys zwischen BW Linz und den LASK Juniors, die auch um den Titel in der Landesliga ritterten. Nach einer spannenden Saison setzten sich die Blau-Weißen durch und feierten den sofortigen Wiederaufstieg. Auch dank eines Böllerwurfs eines LASK-”Anhängers” bei einem Heimspiel der Amateure. Die daraus resultierende Strafverifizierung nahm der Mannschaft ordentlich den Wind aus den Segeln.

 {source}

<center><iframe width=”420″ height=”315″ src=”//www.youtube.com/embed/4WCrsA6l1pM” frameborder=”0″ allowfullscreen></iframe></center>

{/source}

Die Profi-Abteilung des LASK startete nach dem Aufstieg unter Daxbacher einen sportlichen Höhenflug und spielte im vorderen Drittel der Tabelle mit und kratzte auch am internationalen Wettbewerb. Am Ende der Saison wechselte der vielumjubelte Trainer aufgrund eines Handschlag-Vertrages ablösefrei zur Wiener Austria – und beim LASK begann die Trainervariante von „Reise nach Jerusalem“. Mit Panadic, Lindenberger, Krankl, Hamann, Kraft, Zellhofer und Schachner wurden in 3 Saisonen 7 Trainer verschlissen, was letzten Endes im Jahr 2011 im Abstieg aus der Bundesliga gipfelte.

Nach dem Aufstieg in die Regionalliga setzte sich Blau-Weiß in der oberen Tabellenhälfte fest, doch 2010 war der WAC eine unüberwindbare Hürde. 2011 schien sich ein ähnliches Szenario mit dem GAK abzuzeichnen. Doch ein fulminantes Finish sicherte den zweiten Platz hinter den nicht aufstiegsberechtigten LASK Amateuren und somit die Teilnahme an der Relegation, die man im Gegensatz zu 2003 im Elferschießen dank eines legendären Elfmeters für sich entscheiden konnte.

{source}
<center><iframe width=”420″ height=”315″ src=”//www.youtube.com/embed/PI2Wxbcn01w” frameborder=”0″ allowfullscreen></iframe></center>
{/source}

So kam es etwas überraschend für beide Vereine in der Saison 2011/2012 erstmals wieder zu einem Duell auf sportlicher Augenhöhe. Das erste Duell war nicht nur für die Fans ein lang herbeigesehntes Ereignis, auch das “Event-Publikum” brannte auf das erste Aufeinandertreffen seit 15 Jahren. Und so war die Gugl quasi ausverkauft. Schade nur dass die millionenschwere und fragwürdige Stadionsanierung noch nicht abgeschlossen war, und somit eine größere Kulisse verhindert wurde.

{source}
<center><iframe width=”420″ height=”315″ src=”//www.youtube.com/embed/yKmdzCQypgM” frameborder=”0″ allowfullscreen></iframe></center>

<center><iframe width=”560″ height=”315″ src=”//www.youtube.com/embed/SWjOoqVqP3c” frameborder=”0″ allowfullscreen></iframe></center>
{/source}

Am Ende der Saison standen 3 Unentschieden und ein Sieg der Blau-Weißen zu Buche. Der LASK landete in der Tabellen-Spitze und Blau-Weiß sicherte sich einen Platz in der Tabellen-Mitte. Doch zu weiteren Duellen sollte es nicht kommen, da dem LASK die Lizenz entzogen wurde und die Schwarz-Weißen somit in die Regionalliga absteigen mussten.

In der kommenden Saison war also auf einmal Blau-Weiß Linz der einzige Linzer Bundesligist. Doch das war dann wohl etwas zu viel für den Verein. Zahlreiche Amateurhaftigkeiten seitens der Vereinsführung garniert mit einer dubiosen Trainerentlassung und gekennzeichnet von mehr als schwachen Vorstellungen gipfelten in einer Katastrophen-Saison, die man dank des Lizenz-Entzuges von Lustenau aber mit einer Relegation hätte retten können.

Der LASK musste sich in der Regionalliga Mitte mit dem von Red Bull unterstützten Paschingern messen. Nach der Hinrunde noch auf Platz 2 liegend gewannen der LASK das direkte Duell und ließen sich danach die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und sicherten sich den Titel und den Platz in der Relegation.

Doch wie halt es im guten Fußball-Linz so läuft, vergeigten beide Linzer Vereine ihre Relegations-Duelle. Somit kommt es nun wieder zu direkten Duellen in einer Liga – obwohl es wohl beiden Vereinen lieber gewesen wäre, das Duell hätte in der Bundesliga stattgefunden.

{source}
<center><iframe width=”560″ height=”315″ src=”//www.youtube.com/embed/bCXsmzxUjFc” frameborder=”0″ allowfullscreen></iframe></center>

<center><iframe width=”420″ height=”315″ src=”//www.youtube.com/embed/o-sJMV9IRSw” frameborder=”0″ allowfullscreen></iframe></center>
{/source}

Wie dieser kleine Rückblick zeigt, wird es in Fußball-Linz nie langweilig und direkte Duelle der beiden Linzer Traditionsvereine sind das I-Tüpfelchen in der langen Geschichte der beiden Vereine. Denn diese Spiele bewegen immer wieder auch Fans aus beiden Lagern zu einem Stadionbesuch, die sich sonst nicht mehr bei jedem Spiel blicken lassen. Und auch so manch sportbegeisterter Linzer, der sich keinem der beiden Lager zugehörig fühlt, lässt sich zu einem Stadionbesuch abringen.

Daher kann ich es nie verstehen, dass manche immer wieder versuchen das Derby bewusst runterzuspielen. Denn damit schneidet man sich nur ins eigene Fleisch. Ständig wird angeprangert, dass der Stellenwert des Fußballs in Linz nicht hoch genug ist. Und gerade bei einem Derby hat man die Möglichkeit zu zeigen, dass der Fußball in Linz lebendig ist und durchaus eine breite Masse bewegen kann.

Und auch wenn ich sonst jegliche Zuschauerdiskussion für entbehrlich und sinnlos halte, würde es mich freuen wenn beim Derby ein enormer Zuschauerzuspruch herrschen würde. Denn so könnte man der Wirtschaft und den Medien in Linz und dem weiteren Umland zeigen, dass es sinnvoll wäre in diese Sportart wieder etwas mehr zu investieren. Denn trotz aller Umstände, Misserfolge, Skandale und Dramen –  Fußball-Linz lebt. 

Christian Zeintl