MENUMENU
Tag 1 unseres Trainingslagerbesuches hier in Side geht dem Ende zu. Wir hatten aber vor wenigen Stunden noch das große Vergnügen, uns mit Luiz “Lois” Henrique, sowie Richard “Richie” Cardozo zu unterhalten. Im Gespräch erzählten uns die beiden zB etwas über ihre fußballerischen Anfänge, ihre Ziele, sowie es zu ihrer Verpflichtung kam. Wir wünschen viel Spaß!
seit1908.at: Unsere erste Frage geht an Luiz. Wir möchten wissen, wo du Fußballspielen gelernt hast und wie du zum Profi geworden bist?
Henrique: Ich habe mit 11 Jahren in Sao Paulo das Fußballspielen begonnen. Dort habe ich dann ca. 3 Jahre gespielt ehe ich zu Paulista gewechselt bin. Dort bin ich zum Profi geworden. Ich habe dann einige Stationen in Brasilien durchgemacht um mehr Erfahrungen zu sammeln. Beim FC Santos hatte ich dann sogar das Vergnügen in der Copa Libertadores (Anm. d. Red.: die südamerikanische Champions-Leauge) zu spielen.
Wie kam es dann dazu, dass dich der LASK in die zweite Liga holen konnte?
Ich war bei einer Agentur, die viele Spieler aus Brasilien nach Europa, speziell nach Deutschland vermittelt hat. Ich bekam einen Vertrag in Deutschland, jedoch sind danach einige unschöne Dinge mit dieser Agentur passiert. Der damalige Trainer dort hat mir eine andere Agentur empfohlen, die mir weiterhelfen könnte und durch diese bin ich hier in Linz gelandet.
Und wie war das bei dir?
Cardozo: Mein Bruder hat so um die Zeit 1998/99 für ca. ein Jahr hier in Österreich bei Rapid Wien gespielt und hat daher heute noch einige Kontakte hierher. Ein paar Jahre später meldete sich jemand von Linz bei meinem Bruder bezüglich einer Tour in Australien. In diesem Zusammenhang hat mein Bruder Werbung für mich gemacht. So kam es dazu, dass ich unter Trainer Matthias Hamann zum ersten Mal – damals nur für ca. eine Woche – nach Linz gekommen bin.
Wo du in einem Testspiel gleich zweimal getroffen hast!?
Nein. Ich habe nur einmal getroffen. Ich glaube, wir haben das Spiel 3:1 oder 3:0 gewonnen und ich habe den ersten Treffer erzielt, den zweiten für Roman Wallner aufgelegt und für das dritte Tor den Elfmeter rausgeholt. Aber leider hat es damals noch nicht für einen Vertrag in Linz gereicht. So bin ich also wieder zurück nach Australien gegangen, blieb aber im ständigen Kontakt mit dem LASK. Ende 2011 bekam ich den Anruf, dass es nun wieder mehr Möglichkeiten für einen Wechsel gäbe und dass ich an Erfahrung gewonnen hätte und dass der Trainer mich gerne testen möchte. Ich weiß nicht, ob er ein Video oder Ähnliches von mir gesehen hat, aber er wollte mich unbedingt sehen und zum Glück hat es diesmal geklappt.
Luiz, du spielst jetzt seit gut einem halben Jahr in Österreich. Was würdest du als die größten Unterschiede zwischen dem brasilianischen und dem österreichischen Fußball nennen?
Henrique: In Brasilien läuft eigentlich alles über die Technik mit dem Ball ab. Hier in Österreich musst du am Platz richtig hart arbeiten. Das ist so ziemlich der größte Unterschied.
Und kommst du gut klar damit?
Henrique: Das ist für mich überhaupt kein Problem.
Wie sieht da der Vergleich Österreich – Australien aus?
Cardozo: Das ist ein ganz interessanter Punkt. Viele Leute in Australien glauben ich sei ein südamerikanischer Spieler. Meine Mutter und mein Bruder sind in Argentinien geboren, mein Vater in Uruguay. Ich bin die erste Person meiner Familie die in Australien geboren wurde. Ich spiele durchaus eher südamerikanisch, sprich – viele Pässe und Dribblings. In Australien sieht der Fußball aber generell anders aus. Dort wird – ähnlich wie in England – sehr viel gelaufen, hart und körperbetont gespielt. Ich musste mich also umstellen und konnte mir auch von diesen Eigenschaften einiges anlernen. Ich denke, in Österreich hat man beide Angehensweisen, also das Technische, sowie die Härte vereint.
Wir hatten gehört, du hast auch für die australische Auswahl gespielt?
Ja, aber bisher nur für die U17.
Ist es ein Ziel von dir einmal für die „Socceroos“ aufzulaufen?
Natürlich! 100%! Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern, als ich in die U17-Mannschaft von Australien einberufen wurde. Es war einfach das Größte für mich. Ich durfte für die Mannschaft bei der U17-WM spielen und war später auch im Kader für die U20-WM. Das waren wohl die bisher größten Ereignisse in meiner Karriere. Würde ich die Chance bekommen für die A-Mannschaft aufzulaufen, würde für mich ein Traum in Erfüllung gehen. Mein Engagement hier beim LASK ist dafür ein guter Schritt.
Du rechnest dir also realistische Chancen für eine Einberufung aus? Stehst du mit dem Verband irgendwie in Kontakt?
Ich hoffe, dass es eine Chance dafür gibt. Die meisten „Socceroos“ spielen in Europa. Nur ganz wenige schaffen es von der australischen Liga in die Nationalmannschaft. In Kontakt stehe ich aber nicht wirklich mit dem Verband. In der zweiten Liga in Australien – woher ich gewechselt bin – steht niemand für die Nationalelf zur Debatte. Selbst aus der ersten Liga ist es sehr schwer da hinein zu kommen. Die Mannschaften in der Liga haben Auflagen, dass zB. nur 23-Spieler im Kader erlaubt sind und dass eine bestimmte Anzahl an Spielern unter 21-Jahre alt sein müssen. Kurz gesagt: Es ist sehr schwierig aus der australischen Liga eine Chance zu bekommen für die Socceroos aufzulaufen. Alle Spieler dort hoffen auf einen Vertrag in Europa. Genauso wars auch bei mir.
Luiz, du bist ja jetzt schon etwas länger in Linz unter Vertrag. Wie gefällt es dir hier eigentlich und hat dir schon jemand mal etwas von der Stadt gezeigt?
Henrique: Mir gefällt es hier sehr gut und ich fühle mich sehr wohl. Die Stadt ist wunderschön, hat eine große Geschichte. Noch schöner wär´s natürlich wenn auch das Wetter immer der Stadt entsprechend schön wäre. (lacht)
Und wie gefällt es dir am Platz? Wenn du für uns kurz deine Eindrücke der bisherigen Leistungen der Mannschaft schildern könntest?
Ich war von Anfang an von diesem Team, auch von den Spielern selbst beeindruckt. Es ist eine sehr starke Truppe, die vor allem im Kollektiv ihre Stärken hat. Jetzt sind ja mit den beiden anderen Brasilianern, sowie Richie (Anm. d. Red.: Spitzname für Richard Cardozo) noch weitere gute Leute geholt worden.
Sind die Verpflichtungen deiner Landsmänner auch eine Hilfe für dich persönlich?
Natürlich finde ich das gut. Schon alleine von der Kommunikation her. Wir Südamerikaner sind generell sehr fröhliche Menschen. So macht es das für mich natürlich einfacher und auch viel Spaß wenn mehr Brasilianer im Team sind.
Über dich wissen wir leider noch nicht so viel. Was für ein Typ ist denn Richard Cardozo?
Cardozo: Am Feld oder neben dem Feld?
Persönlich.
Okay! Ich scherze gerne rum, bin eigentlich keine so ernste Person. Ich versuche immer meine Mitmenschen zum Lachen zu bringen, oder mit ihnen einfach Spaß zu haben und genieße das auch. Wenn es aber um die Arbeit geht – zB beim Training oder bei einem Match – bin ich sehr ernst und sehr ehrgeizig. Aber im Grunde bin ich ein entspannter Typ. In Südamerika wie auch in Australien sind die Menschen alle sehr entspannt und freundlich. Man spricht gerne miteinander, lacht miteinander. So bin ich auch.
Wie empfindest du das Training hier beim LASK, gegenüber deinen vorherigen Stationen?
Es gibt Dinge die ähnlich ablaufen, aber auch neue Ansätze. Der Trainer hat eine große Erfahrung – er war ja früher selbst ein großer Spieler wie ich hörte – die er in das Team einfließen lässt. Es ist alles sehr professionell und natürlich schön solche Einflüsse im Training mitzubekommen. Auch von den Spielern hier, die teils großes Talent oder bereits viel Erfahrung haben. Das bringt stets neue Ansichtsweisen und wir profitieren, denke ich, alle davon.
Von Luiz möchten wir gerne noch wissen, welche Ziele er als Spieler in naher, wie auch in ferner Zukunft verfolgt? Immerhin ist die WM 2014 in Brasilien….
Henrique: (lacht) Kurzfristig gesehen ist mein Ziel aufjedenfall den Auftieg mit dem LASK in die Bundesliga zu schaffen. In ferner Zukunft ist es ein Ziel von mir, in einer großen Liga vor einem großen Publikum zu spielen.
Zuguterletzt möchten wir von dir – Richie – noch wissen, wie du nach den paar Wochen die du jetzt bei uns bist, den Verein, bzw. das Team einschätzt.
Cardozo: Seit meiner ersten Erfahrung hier beim LASK habe ich so etwas wie eine Connection zu diesem Verein. Ich kann es auch nicht wirklich beschreiben. Selbst als es beim LASK sportlich bergab ging habe ich mich zu Hause in Australien noch ständig über die Ergebnisse und die Entwicklung des Vereins informiert. Ich fühle mich einfach irgendwie verbunden zu diesem Klub. Das Team ist sehr stark und wir haben noch immer eine gute Position um unser Ziel Bundesliga zu erreichen. Ich bin froh ein Teil davon sein zu dürfen. Auch was ich bisher von den Fans mitbekommen habe, aber auch von den Mitarbeitern hier – alle sind voll dabei um den Verein wieder erfolgreich zu machen.
Wir danken euch herzlichst für eure Zeit und wünschen euch natürlich weiterhin alles Gute!