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22. December 2011
“Natürlich bin ich frustriert.” – Gernot Trauner im Interview

Im Februar vor knapp zwei Jahren wurde Gernot Trauner in den Profikader des LASK bestellt. In der Abstiegssaison 2010/11 absolvierte er 13 Bundesligaspiele (645 Minuten) für die Schwarz-Weißen und blieb dabei als einer der Wenigen positiv in Erinnerung. Zur Vorbereitung auf den Abstiegskampf in der Rückrunde verletzte sich der heute 19-jährige schwer und konnte seit März 2011 bis dato nicht auf den Fußballplatz zurückkehren. Sehr, sehr schade fanden wir und so sahen wir es längst an der Zeit bei Gernot Trauner selbst nach zu fragen, wie es ihm geht, wie es genau um seine Genesung steht und wie seine Ziele für die Zukunft aussehen.

seit1908.at: Servus Gernot, danke dass du dir für uns Zeit genommen hast. Zu allererst möchten wir natürlich wissen: Wie geht’s dir? Was macht die Hüfte?

Gernot Trauner: Naja, natürlich geht es mir nicht besonders gut! Die Hüftbeschwerden sind leider noch immer vorhanden und daher haben wir uns dazu entschieden demnächst eine Arthroskopie (Anm. d. Red.: Operation, Eröffnung des Gelenks) an der Hüfte durchzuführen.

Am 19.3. dieses Jahres hast du mit einem 20-Minuten-Einsatz im Hanappi-Stadion dein bis dato letztes Pflichtspiel gemacht. Verletzt hast du dich dann zwei Monate später. Wie kam es dazu und was genau ist „kaputt“?

Verletzt hatte ich mich bereits Ende Jänner im Trainingslager in der Türkei, jedoch haben wir die Schmerzen anfangs relativ schnell in den Griff bekommen und somit konnte ich danach noch ein paar Wochen spielen. Da die Schmerzen jedoch stets zugenommen haben, wurde ich leider zu dieser Pause gezwungen. Es wurde eine Schambeinentzündung und ein sogenanntes Hüft-Impingement (Anm. d. Red.: eine Funktionsbeeinträchtigung der Gelenkbeweglichkeit durch Degeneration) festgestellt. Die Entzündung ist mittlerweile abgeheilt. Das Hüft-Impingement kann jedoch nur mittels Arthroskopie korrigiert werden. Zuerst versucht man natürlich einen solchen Eingriff zu vermeiden. Ich habe verschiedenste Therapien durchgeführt und einige Ärzte kontaktiert um mir deren Meinungen einzuholen. Schlussendlich haben wir uns nun doch für einen chirurgischen Eingriff entschieden, da der erwünschte Erfolg diverser Therapien mehr oder weniger aus blieb

Wie verläuft der Heilungsprozess? War von Anfang an klar, dass du so lange wirst zusehen müssen oder wolltest du schon wieder eher zurück sein?

Natürlich habe ich nicht damit gerechnet! Wenn mir im März jemand gesagt hätte, dass ich nun 8 Monate pausieren muss, hätte ich das nie geglaubt. Bisher blieb ich ja eigentlich größten Teils von Verletzungen verschont. Es war daher eine neue Situation, an die ich mich erstmals gewöhnen musste. Umso wichtiger war es für mich, dass ich Menschen um mich habe auf die ich mich jederzeit verlassen kann. Familie und Freunde erleichtern dir diese Zeit.

Hand aufs Herz: U20-WM verpasst, die komplette Hinrunde versäumt: Wie frustriert ist Gernot Trauner aktuell?

Natürlich bin ich frustriert. Es ist nicht einfach Woche für Woche auf der Tribüne sitzen zu müssen und der Mannschaft auf dem Platz nicht helfen zu können. Es ist für mich eine schwere Zeit, jedoch versuche ich optimistisch zu bleiben und positiv zu denken. Ich hatte mir nach der Winterpause einiges vorgenommen für das Frühjahr. Es ist damals auch gut gelaufen, war mit der Vorbereitung mehr als zufrieden und freute mich auf die Rückrunde und natürlich auf die U20-WM, jedoch machte mir die Verletzung einen Strich durch die Rechnung.

Für uns Fans ist es natürlich auch sehr interessant, wann du wieder ins Mannschaftstraining einsteigen wirst können. Hast du da diesbezüglich schon einen ungefähren Termin angepeilt?

Ich möchte mich nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegen. Ich blicke erst einmal auf den anstehenden Eingriff an der Hüfte, danach muss ich ca. 2 Wochen auf Krücken gehen. Wenn alles bestmöglich verläuft kann ich danach sofort mit der Therapie und dem Aufbautraining beginnen. Ich werde mich jedoch nicht unter Druck setzen und die Verletzung 100 %-ig ausheilen lassen, bevor ich wieder ins Training einsteige.

Wie sieht dein Tagesablauf aus? Viel Passivfußball oder Abstand vom Geschäft?

Man muss einen gewissen Abstand zum Fußball halten, ansonsten macht dich die Verletzung verrückt. Wenn du jedoch zuvor täglich auf dem Trainingsplatz stehst und praktisch dein ganzes Leben dem Fußball unterordnest, ist es selbstverständlich schwer wirklich davon Abstand zu nehmen. Man versucht auf andere Gedanken zu kommen und den Kopf frei zu bekommen, aber trotzdem gelingt das nur bedingt. Freunde und Musik helfen mir dabei! Um körperlich fit zu bleiben verbringe ich viel Zeit in der Kraftkammer, auf dem Rad oder in der Therapie.

Dein Vertrag geht noch bis Saisonende. Inwieweit ist die Zeit danach für dich schon ein Thema? Du willst dich ja sicher auch präsentieren und dich für einen neuen Vertrag empfehlen. Beginnt man da zu grübeln, wenn man nicht spielen kann?

Ich muss zugeben, dass ich mir darüber zurzeit keine Gedanken mache. Ich will einfach so schnell wie möglich fit werden und wieder Fußball spielen. Alles andere kann ich sowieso nicht beeinflussen, solange ich verletzt bin.

Der LASK beendet die Hinrunde auf Rang drei mit doppelt sovielen Punkten Rückstand auf den Platz an der Sonne. Wie fällt dein Fazit aus?

Mir war von Anfang an klar, dass der sofortige Wiederaufstieg kein Kinderspiel werden würde. Die Liga ist ziemlich ausgeglichen. Beinahe jede Woche gibt es Ergebnisse, die mich überraschen. Es kann einfach jeder gegen jeden gewinnen. Klarerweise haben wir uns in der Hinrunde ein wenig mehr erwartet, trotzdem haben wir mit dem 3. Rang eine gute Ausgangsposition fürs Frühjahr und somit noch alle Chancen auf den Titel.

Was muss in der Rückrunde konkret besser werden?

Wir waren zu wenig konstant, außerdem müssen wir endlich auch die Spitzenspiele gewinnen. Dazu haben wir ja gleich im ersten Spiel nach der Winterpause die Möglichkeit. Dieses Spiel gegen Altach wird sicherlich richtungsweisend.

In wie weit bist du ins Mannschaftsgefüge integriert? Du trainierst ja nicht mit der Truppe. Wie oft bist du beim Team, was kannst du uns über die Stimmung erzählen?

Da ich nicht mit der Mannschaft trainiere, kann ich nicht viel über die Stimmung innerhalb der Mannschaft berichten Trotzdem bin ich mit einigen Spielern ständig in Kontakt. Bei den Heimspielen bin ich sowieso immer auf der Gugl und einige Spieler sehe ich in der Therapie, somit werde ich immer auf dem Laufenden gehalten.

Du warst Mitglied der letztjährigen Juniors-Meistermannschaft. Was geht dir durch den Kopf, wenn du die heurige Saison genauer ansiehst? Übertreibt man es nicht ein wenig mit der Jugend?

Ich denke nicht. Nach dem Abstieg war klar, dass ein gewisser Umbruch kommen wird. Da wir in den letzten beiden Jahren 2-mal hintereinander mit den Juniors den Titel holten, war klar dass einige junge, talentierte Spieler in die erste Mannschaft aufrücken werden. Die Qualität ist sicherlich vorhanden. Natürlich mangelt es manchmal an Erfahrung und Routine. Daher ist es umso wichtiger, dass wir auch einige routinierte Spieler haben, die die Mannschaft führen. Man sollte einfach Geduld haben und den Spielern die Chance geben sich weiter zu entwickeln. Ich denke dass es der richtige Weg ist.

Wie viele aktuelle Juniors kommst auch du aus der Fußballakademie Linz. Was kannst du uns über die dortige Ausbildung erzählen und wie groß ist der Sprung von der FAL ins semiprofessionelle Unterhaus?

Ich habe 4 Jahre in der Fußballakademie Linz verbracht und kann eigentlich nur das Beste darüber berichten. Es ist bemerkenswert wie professionell dort gearbeitet wird. Sowohl die fußballerische als auch die menschliche Entwicklung in dieser Zeit ist enorm. Anfangs wird sehr viel technisch/taktisches Training betrieben. Außerdem werden für jeden Spieler eigene Spielerprofile erstellt. Aufgrund dessen werden das Mannschaftstraining und auch diverse Individualtrainings zusammengestellt, damit man sowohl seine Stärken als auch seine Schwächen verbessert. In den letzten beiden Jahren spielt man dann auch gegen Kampfmannschaften aus der Bezirks- oder OÖ-Liga um sich an das körperbetonte Spiel zu gewöhnen. Somit wird man Schritt für Schritt an den Erwachsenenfußball herangeführt und der Sprung in die OÖ-Liga bzw. Regionalliga erleichtert. Der Sprung von der Regionalliga in die 2. Liga ist sicherlich größer.

Der Jahreswechsel steht vor der Tür. Wie lautet dein persönlicher Vorsatz?

Eigentlich habe ich nur ein Ziel: Ich möchte einfach wieder gesund werden und wieder schmerzfrei Fußball spielen können.

Dazu wünschen wir dir natürlich alles erdenklich Gute, sowie frohe Weihnachten und ein hoffentlich für dich schmerzfreies und erfolgreiches Jahr 2012!

Wünsche euch allen ebenso frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr…

Seit1908
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