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11. March 2014
Interview mit Freunden: Jürgen Werner & Manfred Schill (Teil 1/3)

In dem wohl ausführlichsten Gespräch seit Bestehen unserer Plattform, hatten wir die Ehre zwei Herren zu treffen, die lange Zeit bei dem Stadtrivalen (damals FC Linz, Anmerkung) gekickt haben, nun aber mithelfen wollen, den LASK in höhere Gefilde zu befördern. Wie es dazu kam, weshalb der LASK mittelfristig zu den Top 5 Vereinen Österreichs gehören soll, wo Jürgen Werner und Manfred Schill die Stärken der neuen Führung des LASK sehen und wie der Status Quo in puncto Fußballakademie ist, das Alles erzählen uns die Beiden in den nachfolgenden Zeilen.

 

seit1908.at: Natürlich interessiert uns gleich zu Beginn wie es zu dem Engagement beim LASK gekommen ist. Manfred, du hast in der Vergangenheit viele Saisonen beim FC Linz gespielt. Wie kam es dazu, dass du „die Seite” gewechselt hast und nun beim einzig wahren Klub in Linz mitwirkst? Was wir so mitbekommen haben, hattest du anfänglich ja auch bedenken, ob du von Seiten der Fans überhaupt akzeptiert wirst.

Manfred Schill: Naja, grundsätzlich wollte ich nur drauf hinweisen, dass von den Fans Kritik kommen könnte. Diese Befürchtungen haben sich allerdings zum Glück nicht bewahrheitet. Mein Engagement rührt daher, dass ich einfach dem oberösterreichischen Fußball, mit dem ich selbst viel erleben durfte, etwas zurückgeben wollte. Etwas, was ich bei meinem alten Verein, dem SK Vöest, ja nicht mehr kann. Der Verein existiert ja nicht mehr und bei Blau-Weiß fühle ich mich einfach nicht aufgehoben, ich war selbst ein paar Mal dort, aber das ist einfach für mich nicht mehr der Verein unter diesen Rahmenbedingungen, das ist einfach nicht Meins.
Und ich denk mir einfach, wenn ich mich für etwas engagiere, dann möchte ich auch realistische Ziele vor Augen haben. Und für meine Begriffe, kann das in Oberösterreich nur mit dem LASK funktionieren. Und das war eben der Grund, warum ich gesagt habe, im Verbund mit Jürgen möchte ich – wenn auch nicht unbedingt in der ersten Reihe – mithelfen, kann mich dort und da wie hier in der Agentur ums Controlling kümmern, kann vielleicht die eine oder andere Idee einbringen und auch durch meine Kontakte etwas beitragen, damit hier in Oberösterreich das geschieht, was sich alle – Fans, Politik, Wirtschaft – wünschen.
Es herrscht eine gewisse Aufbruchsstimmung, das spürt man ganz klar.

seit1908.at: Ähnlich verhält es sich bei dir Jürgen, hinzu kommt noch, dass du in keiner offiziellen Funktion beim LASK tätig bist. Wie würdest du deine Zuständigkeit beim LASK definieren?

Jürgen Werner: Ich bin rein als Berater tätig, in sportlicher Hinsicht, vorerst einmal für die nächsten drei Jahre.
Ich muss jetzt etwas weiter ausholen. Einer meiner Mitarbeiter, Andreas Sadlo, wurde Präsident bei Red Bull Leipzig. Es wurde damals mit Didi Mateschitz über eine Beteiligung gesprochen, allerdings war er von dieser Idee nicht sonderlich überzeugt und damit hat er natürlich Recht gehabt, aber es war durchaus verlockend. Ein Jahr später wurde Andreas Sadlo dann durch Dietmar Beiersdorfer ersetzt. Er ist damals wieder zurückgekommen – etwas frustriert natürlich – und hat zu mir gesagt: „Jürgen, lass uns einen Verein unterstützen”. Fußballberater zu sein ist eine spannende Aufgabe, aber irgendwo fehlt das Mitfiebern, eine Entwicklung mit beeinflussen zu können. Wir haben mit Stars&Friends viele Spielerrechte erworben, also wirklich die Ablösesummen bezahlt, haben die Spieler dann bei Vereinen platziert und haben von dort aus verliehen oder verkauft. Was dem Klub im Übrigen nicht schadet sondern eher hilft. Der wurde natürlich an den Einnahmen beteiligt. Und das wollten wir mit einem eigenen Verein machen.

Der erste Versuch hierfür wurde in Klagenfurt gestartet, wir haben jedoch schnell wieder die Finger davon gelassen. Mit einem Investor von dort bin ich allerdings damals schon zu Herrn Reichel gegangen, wir sind vor zweieinhalb Jahren schon hier gesessen mit einem Notar, aber es kamen immer wieder neue Forderungen. Im Sommer darauf starteten wir mit der „Gruppe Zauner” einen neuen Versuch. Das wäre für Reichel sicher lukrativer gewesen, aber vielleicht nicht ganz so ausgereift und zum falschen Zeitpunkt. Letztes Jahr hätte wir eigentlich beschlossen, dass wir die Finger davon lassen, haben eigentlich schon damit abgeschlossen gehabt, weil wir die Hinhaltetaktik von Reichel satt hatten. Man hatte das Gefühl, er wartet nur auf die Relegation. Klappt diese, braucht er uns wieder für ein Jahr nicht. Andernfalls wird er wieder an uns heran treten, es dauert wieder 3 Monate…

Durch unsere Agentur wurde uns außerdem immer etwas Skepsis entgegen gebracht, weil die Ziele nicht für jeden klar waren. Ich habe aber immer klargestellt, dass wir das nicht nötig hätten, wir wollen nichts Schlechtes, wir wollen beim Projekt mithelfen, aus einem Drittligisten einen Vorzeigeklub zu machen. Wir haben jetzt ein weißes Blatt Papier und können Vieles umsetzen.

Im Spätherbst hat mich dann der Lachinger Mike angerufen und gefragt ob wir wieder dabei wären, wenn es jetzt doch noch zu einer Einigung kommen könnte. Mir wurde die Grundidee mit der breiten Basis geschildert und ich habe mich bereiterklärt, mit den Leuten zu reden. Wir haben die Sache dann besprochen und bekannt gegeben, dass wir bereit wären, allerdings angemerkt, dass wir uns nicht vorstellen könnten, dass Reichel diesmal unterschreibt. Die Verhandlungen haben sich dann noch gezogen wie ein Kaugummi, das habt ihr sicher mitbekommen und ich sage euch, das war nur die Spitze des Eisberges, die da an die Öffentlichkeit kam. Aber Schwamm drüber, es hat geklappt, das hätte ich nicht erwartet.

Die 20 Freunde wurden dann nicht ganz erreicht, man ist an uns herangetreten, ob wir uns nicht mit mehr Anteilen beteiligen wollen und haben dann noch den Eiber Fritz ins Boot geholt. Durch meine beratende Tätigkeit beim LASK hat die Konkurrenz von uns jetzt natürlich aufgeheult und gemeint, ich hätte dadurch einen Vorteil, da ich meine Spieler hier platzieren würde. Aber erstens, wenn ich offenlegen würde, was ich in den letzten Jahren mit dem LASK verdient habe, würde man mich auslachen, damit kann man keine Agentur führen. Und zweitens haben wir wie erwähnt davor in die Spieler richtig investiert. Es geht also hier wirklich nicht um den persönlichen Profit oder Stars&Friends, sondern um das Projekt, bei dem ich sicher meinen Teil dazu beitragen kann.

Ich behaupte einmal, dass ich mich auskenne, ich habe viele Jahre Erfahrung im Profifußball, habe danach bei zwei Vereinen gearbeitet, war in diversen Bundesligaausschüssen, habe den Hallencup organisiert,… sicher macht man Fehler und ich habe auch immer wieder Entscheidungen später in Frage gestellt. Aber der LASK reizt mich einfach, ich habe schon jetzt gesehen, was man bewirken kann, mit der Euphorie und dem nötigen Arbeitseifer. Ich wurde innerhalb der Agentur auch schon gescholten, weil ich in etwa 80% meiner Arbeitszeit investiert habe, was gerade während der Transferzeit natürlich nicht optimal war.
Aber viele Weichen sind jetzt gestellt, wir haben das Konzept für Regionalliga und Erste Liga im Grunde in der Schublade, ich habe mit 90% der Spieler bereits Gespräche geführt über mögliche Verlängerungen beziehungsweise auch schon mit möglichen Neuverpflichtungen, natürlich mit der großen Schwierigkeit, dass sich erst Anfang Juni entscheidet, in welcher Liga man spielen würde.

Außerdem haben wir mittlerweile etwas Struktur in die Verträge gebracht, es war ein unglaubliches Durcheinander aus Brutto- und Nettoverträgen, unterschiedlichen Vertragslaufzeiten – teilweise bis 31. Mai, bis 31. Mai plus Relegation, bis 30. Juni -, manche haben ein Auto, manche eine Wohnung, manche sogar Verpflegungsgeld. Jetzt haben wir beinahe alle Verträge vereinheitlicht, haben teilweise schon mit Spielern verlängert. Wir werden auch beim Lizenzantrag so weit ich das beurteilen kann heuer ein Musterschüler sein, da ist der Sigi (Anmerkung: Gruber) dahinter. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.

gespräch kleinseit1908.at: Der LASK hat durch diese Neuaufstellung mit Sicherheit enorm viel Kompetenz dazugewonnen. Wo seht ihr die Stärken dieser neuen Führung? Und welches Potential hat der Klub eurer Meinung nach? Natürlich soll der Weg des LASK in die Bundesliga führen, steht das für euch im Vordergrund oder seht ihr andere Baustellen die noch wichtiger sind?

Jürgen Werner: Die vielen verschiedenen Experten, das ist genau der Punkt. Der Fürst (Anmerkung: Starhemberg) sagt immer, wir sind ein Haufen bunter Vögel,….

Manfred Schill: … und Gott hat uns zusammen geführt. (lacht) Es ist natürlich ein großer Vorteil, dass die Gruppe so breit aufgestellt ist, weil sowohl die Arbeit als auch das Risiko für den Einzelnen nicht so groß ist. Wir haben viele sehr erfolgreiche Leute in unseren Reihen, die mitten im Geschäftsleben stehen, einen gewissen Einfluss haben, die finanzkräftig sind, das ist eine solide Basis.
Nachteil daran ist, dass es lauter Alphatiere sind. Und 15 Leute unter einen Hut zu bringen, ist sicher schwieriger als 4 oder 5. Da sind wir gefordert, diese Gruppe homogen zu halten, bislang ist uns das aber gut gelungen und ich gehe davon aus, dass das auch in weiterer Folge so sein wird.

Jürgen Werner: Das Problem ist wohl eher die Koordination. Die Kommunikation. Es ist seit Dezember so viel geschehen. Mit weniger Beteiligten wäre das unmöglich gewesen. Jeder hat Tage und Nächte durchgearbeitet, jeweils in seinem Bereich. 50% sind erreicht von dem, was im Sommer 100 werden sollen. Es herrscht eine Euphorie, es konnte ein Hauptsponsor gefunden werden, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Natürlich ist man in einer so großen Gruppe etwas unbeweglicher, aber bisher läuft’s.

seit1908.at: Der Nachwuchs ist sicher ein Riesenthema, bisher wurde dieser eher stiefmütterlich behandelt. Mit der neuen Führung hat sich da schon viel zum Besseren gewendet. Wie seht ihr aktuell die Strukturen und wohin führt der weg? Wird der LASK mittelfristig ein Ausbildungsverein sein, der Spieler verkauft und so wirtschaftet oder denkt ihr dass der Anspruch des LASK schon sein sollte, gute Spieler auszubilden und auch zu halten?

Manfred Schill: Der Punkt „Jugendbereich” ist mir besonders wichtig: Viele talentierte Fußballer in Oberösterreich haben die Perspektive nicht mehr – so wie es früher der Fall war – dass man beim Linzer Bundesligaverein LASK Karriere machen kann und somit immer ein großes Ziel vor Augen hat. Diese Voraussetzungen sind im Moment in Linz nicht gegeben, zum Einen spielen die Linzer Traditionsvereine in der 3. Liga und zum anderen scheitert es an den Grundstrukturen. Da gibt’s einfach noch zu viele Lücken – für mein Verständnis müsste ein Struktur geschaffen werden, die beim LASK mit der U8 / U12 / U14 / U16 beginnt, bei talentierten Spielern in der LASK-Akademie fortgesetzt wird und über die Amateurmannschaft (LASK Amateure) in der Kampfmannschaft endet.
Das wäre für mich eine durchgängige Struktur, in der sich ein talentierter Spieler optimal entwickeln kann und vor allem immer im Focus des Trainer-Teams steht.

Jürgen Werner: Bezüglich der Zukunftsvision: Der LASK muss das Ziel verfolgen, unter die Top 5 in Österreich zu kommen, aber sich auch dort zu halten. Alles andere ist Unfug.
Wie lange dies dauert, darüber lässt sich streiten, aber man muss sich primär überlegen: Wie ist der Weg dort hin? Man könnte theoretisch in 1 ½ Jahren in der Bundesliga stehen, könnte sich aber auch im Herbst erneut in der Regionalliga wiederfinden – Stichwort Relegation. Daher ist es notwendig, Planungen in alle Richtungen anzustellen.

Dafür bin ich wohl der richtige Ansprechpartner. Ganz klar war für mich, dass wir Spieler brauchen, die in der eigenen Jugend ausgebildet werden. Wir haben zum Glück eine Akademie, die – und ich habe berufsbedingt genügend internationale Vergleichswerte – wirklich TOP arbeitet. Beste Beispiele sind Namen wie die Zulj-Brüder, Trauner, Wydra, zweimal Wimmer und viele Andere. Wenn die alle jetzt bei uns spielen würden, wären wir richtig gut aufgestellt. Der Großteil der Mannschaft sollte aus Oberösterreich – aus der Akademie – in die Mannschaft hineinwachsen.

Natürlich wird’s immer wieder passieren, dass du für eine bestimmte Position in drei Jahrgängen kein Ausnahmetalent hervorbringst. Dann muss man eben zukaufen, aber mit Bedacht und auch im Rahmen des zur Verfügung stehenden Budgets. Dann müsste man die Spieler auch eine gewisse Zeit halten können. Aber man muss einfach einsehen, dass wir in Österreich nach wie vor eine Ausbildungsliga sind. Das könnte jetzt auch Salzburg blühen, denen werden die Spieler nicht des Geldes wegen davonlaufen. Da kann Red Bull mithalten. Aber Spieler wie Mané oder Kampl werden sagen: „Aber wir spielen nächstes Jahr wieder gegen Grödig oder den WAC.” Sollten sie sich für die Champions League qualifizieren, schaffen sie es vielleicht, noch ein Jahr so weiterzumachen, aber spätestens dann werden die genannten Spieler weg sein. Aber da baut Salzburg – das muss man dem Rangnick lassen – schon vor, hat Spieler mit Perspektive wie beispielsweise Robert Zulj verpflichtet, sind an weiteren jungen Spielern wie Schaub und Sabitzer dran, die langsam herangeführt werden sollen, um Leistungsträger gegebenenfalls ersetzen zu können.
Das soll auch für uns – wenn auch im bescheidenerem finanziellem Rahmen – der Weg sein. Salzburg ist eine andere Liga, die werden wohl, solange Red Bull investiert, in 5 Jahren 4 mal Meister. Aber mit Austria, Sturm, Rapid und vermutlich auch Ried wird man sich duellieren müssen. Klar, das ist Zukunftsmusik, wir reden momentan von einem Regionalligisten. Aber so muss das Ziel definiert werden. Wenngleich das nicht von heute auf morgen gehen kann.

seit1908.at: Wie sieht es jetzt aus mit der Akademie, momentan haben ja mehrere Vereine Zugriff auf die Spieler, oder?

Manfred Schill: Der Ist-Zustand sieht folgendermaßen aus, dass jeder Verein Zugriff auf die Spieler hat. Das ist jetzt eine Übergangsphase. Das Wunschszenario wäre natürlich wie oben erwähnt, dass die Akademie wieder in den Verein eingebunden wird und der LASK die besten Spieler auch wirklich in die eigene Mannschaft einbauen kann.

Jürgen Werner: Abgesehen von ein paar Spielern, die unbedingt ins Ausland wechseln wollen mit 17, auch wenn wir ihnen aus Agentursicht davon abraten. Jeder redet von Alaba, aber die 99, die schon wieder zurückgekommen sind, davon spricht niemand.
Zusätzlich wäre noch eine Amateurmannschaft – im Idealfall in der Regionalliga – wichtig, um die Spieler schrittweise heranführen zu können. Die Durchgängigkeit wäre wichtig. U15, U17, U19, Amateure, Kampfmannschaft.
Doch um dieses Wunschszenario zu erreichen, ist noch viel Verhandlungsarbeit nötig. In den letzten Jahren wurden hier einige Brücken eingerissen, da hat der LASK das Heft nicht in der Hand. Es gibt viel Gesprächsbedarf mit Politik, Fußballverband, Wirtschaft und Co. um dieses Ziel langfristig umsetzen zu können.
Zudem muss man sich überlegen, wie viel vom Budget quasi in „Forschung und Entwicklung”, also die Nachwuchsarbeit, investiert wird.

In Teil 2 des Interviews, gewähren uns Manfred und Jürgen Einblick in ihren Beruf und wie sich dieser mit den Klubinteressen vereinbaren lässt.

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Paul LItzlbauer
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