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27. March 2014
Interview mit Freunden: Jürgen Werner & Manfred Schill (Teil 2/3)

seit1908.at: Könnt ihr uns einen kleinen Einblick in euren Beruf geben? Uns und sicher auch viele Fans interessieren die Abläufe in der Spielervermittlerbranche. Wie bekommt man als Spielervermittler Spieler? Schneidet man bei Transfers mit? Ist man gar am Gehalt der Spieler beteiligt? Steht man in ständigem Kontakt mit den Spielern…..klärt uns doch bitte einmal auf

JürgenWernerJürgen Werner: Abermals muss etwas weiter ausholen (lacht). Also: ich habe lange Jahre in Österreich gespielt und bin dann gegen Ende meiner Karriere in die Vereinigten Staaten zu L.A. Galaxy gewechselt, die dort Indoor Soccer gespielt haben. Das Interessante daran: Die Truppe gehörte den L.A. Lakers. Nachmittags haben wir also Fußball trainiert, Vormittags bin ich in die Lakers Geschäftsstelle und hab mich mit der Marketingmaschinerie NBA beschäftigt. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was davon auch bei uns umsetzbar wäre.
 Nach einem halben Jahr, bin ich zurück nach Österreich, habe noch einige Angebote als Spieler bekommen, unter Anderem hat auch der SKV gefragt, ob ich zurück möchte, aber ich habe gesagt: „Nicht als Spieler, sondern als Manager!” Das war damals in Österreich noch nicht üblich. Ich habe ihnen ein paar Konzepte präsentiert und die Herren waren tief beeindruckt und haben mich unter Vertrag genommen.
Das war zunächst sehr erfolgreich, bis dann die Fusion im Raum stand. Wie die gelaufen ist, wurde schon öfter erzählt.

Jedenfalls wurden einige Spieler, die der LASK nicht wollte, dann noch verkauft. Einige Spieler sind dann auf mich zugekommen und haben gesagt: „Ich hab da ein Angebot gekriegt, aber ich kenn mich nicht aus. Du kennst alle Seiten, kannst du das für mich verhandeln?”. Ich hab gesagt: „Ja, kann ich. Aber wenn, dann richtig. Ein Rundumpaket.” So ist zu diesem Zeitpunkt Starfactory entstanden.

In weiterer Folge hab ich die Agentur Strunz&Friends kennengelernt. Dort habe ich mich ebenfalls zunächst beteiligt und sie dann wenig später gekauft, ebenso wie die tschechische Sportinvest, wo unter Anderem Petr Čech betreut wird. Wir haben dann versucht, wirklich Spieler auszuwählen, wo wir Perspektive sehen. Diesen bieten wir dann ein Rundumpaket an, von Vertragsverhandlungen über Transfers, rechtlichen Fragen bis hin zur medizinischen Betreuung. Wir sind auch ziemlich international aufgestellt, wissen, was unsere Spieler können, aber auch, was die Vereine suchen.

Jetzt heißt’s natürlich oft: „Eh klar, die wollen, dass der jedes Jahr wechselt, daran verdienen sie ja!” Aber das haben wir, ohne hochnäsig zu sein, nicht mehr Not. Wir haben Spieler in England, in Deutschland, sind in Zukunftsmärkten wie Russland und der Türkei aktiv. Wir sind abgesichert, das Werkl rennt, wie man so schön sagt. Wir achten wirklich darauf, Spieler zu verpflichten mit Potenzial, die aber keine „Kopfwehspieler” sind, sprich nicht durch Skandale auffallen.

Was auch noch dazu kommt ist, dass die Verträge immer umfangreicher und undurchsichtiger werden. Früher war das ein Blatt Papier, da standen Fixum und Prämie drauf und fertig. Heute sind das 24 Seiten, wo alle Eventualitäten abgesichert werden. Das können junge Spieler oder oft auch deren Eltern nicht beurteilen und brauchen einen Experten. Und das sind wir.
Fredi zieht im Hintergrund die Fäden, alle Verträge landen bei ihm. Wir haben einen guten Ruf, ihr werdet keinen finden, der behauptet, wir hätten ihn betrogen, wir haben einen eigenen Anwalt, der nur für uns arbeitet. Wir treten als fairer Partner auf, wobei es immer mal wieder zu unterschiedlichen Auffassungen kommt, weil wir für den Spieler möglichst viel herausholen wollen und der Verein möglichst wenig zahlen möchte.

Manfred Schill: Wobei ich schon sagen muss, dass das negative Bild des Spielerberaters absolut ungerechtfertigt ist. Ein Vereinsverantwortlicher ist großteils schon mit dem Tagesgeschäft so belastet, dass er die vielen Informationen rund um einen Spielertransfer ja kaum verarbeiten und einholen kann; von einem guten und seriösen Spielervermittler bekommst du ein Portfolio, das der gesuchten Position, sowie der finanziellen Möglichkeit des Vereines im wesentlichen entspricht. Und da bin ich der Meinung, dass diese Dienstleistung budgetiert und bezahlt werden muss – sie rechnet sich allemal, da die Fehleinkäufe und teuren Flops spürbar weniger werden!

seit1908.at: Das Spielervermittlerbusiness ist sicher ein hartes. Wie verschafft man sich da einen Vorteil gegenüber anderen Spielervermittlern?

Jürgen Werner: Eben durch diese Seriosität und das Gesamtpaket. Ein Funktionär hat einmal in meiner Gegenwart über Spielervermittler geschimpft und dann noch ergänzt: „Aber ihr seid natürlich nicht gemeint, ihr seid eine Firma!”. Das war natürlich als Kompliment zu verstehen. Wir nehmen auch kein Geld von den Spielern sondern nur von Vereinen im Falle einer Verpflichtung. Und das ganz transparent und mit beiden Seiten abgesprochen.

Außerdem haben wir nur wirkliche Experten, auf deren Urteil man vertrauen kann. Barazite zum Beispiel ist zur Austria um 80.000 Euro gegangen, eineinhalb Jahre später haben sie 3,4 Millionen verdient mit ihm. Und die haben den vorher gar nicht gekannt. Ich hab den Flug gezahlt, damit sie ihn überhaupt angesehen haben.
Oder Ya Konan zum Beispiel. Ya Konan ist zu Hannover gewechselt und ich schwöre euch, sie haben ihn nur einmal gesehen und sich auf unsere Einschätzung verlassen. Er war nur Ersatz bei Rosenborg Trondheim. Wir haben gewusst, es liegt am Trainer, er kann weit mehr. 4 Monate später hat er 8 Tore in der Bundesliga geschossen.

Manfred Schill: Das schlechte Image eines Spielerberaters ist in Österreich leider sehr verbreitet. In Deutschland haben wir eine ganz andere Situation, da wird man als Dienstleistungs-Partner wahrgenommen, respektiert und hofiert.

Jürgen Werner: Aber es wird besser.
Als Beispiel: Flo Mader hatte bei Ried eine Ausstiegsklausel im Vertrag. Kurz vor Ende der Transferzeit transferieren wir ihn zur Austria, Mader hat Ried in der Euro League gegen Eindhoven gefehlt. Dann heissts wieder: Böse Spielerberater. Aber die Klausel hat er ja unterschrieben, deswegen schreibt man die ja da rein.
Ähnlich verhielt es sich mit Michael Liendl im Sommer, der WAC war nicht sonderlich begeistert. Aber andrerseits haben sie Ablöse kassiert für einen Spieler, der im Sommer kostenlos ziehen hätte dürfen. Aber wir waren die Bösen. Dann haben wir ihnen den Peter Zulj verschafft, jetzt sind wir wieder die Guten. (lacht)

seit1908.at: Ihr habt bereits erwähnt, dass ihr euch die Spieler gezielt aussucht, die ihr beraten wollt. Ihr habt aber wie schon erwähnt mittlerweile einen sehr guten Ruf in der Branche, gibt es auch den umgekehrten Weg, dass ein Spieler oder seine Eltern auf euch zukommen?

Jürgen Werner: Kommt natürlich mittlerweile auch vor. Aber meistens läuft es anders. In Österreich ist es mittlerweile so, dass wirklich die meisten guten Spieler in den Akademien spielen. ManManfred Schill muss sich also nur diese Spiele ansehen und hat die besten Kicker des Jahrgangs im Blick. In der Slowakei oder Tschechien ist es da noch anders, da haben wir 6 Scouts angestellt, weil es darum geht, wer das Talent zuerst sieht. Wobei man da die ethischen Grundsätze nie aus den Augen verlieren darf. Die Scouts gehen mittlerweile zu 14jährigen hin, wovon ich nichts halte.

Manfred Schill: Ja – und da werden dann auch Versprechungen gemacht, die der Erwartungshaltung des jungen Spielers, bzw. die der Eltern keineswegs entspricht. 15-16jährige Nachwuchsspieler ins Ausland zu transferieren muss gut überlegt sein und mit allen positiven, vor allem aber auch negativen Begleiterscheinungen bedacht werden (Verlust des sozialen Umfeldes, Ausbildung, Sprache, usw.) Leider lassen sich da einige Spielerberater von den Eltern zu sehr unter Druck setzen – nicht zuletzt auch des Geldes wegen!

Jürgen Werner: Die soziale Komponente ist natürlich dabei auch nicht unwesentlich. Das soziale Umfeld ist für einen jungen Menschen wichtig. Oft vereinsamen junge Spieler im Ausland. Da fehlt einfach, dass man sich mal beim Bruder oder bei den Eltern ausweinen kann, oder mit seinen Freunden mal um die Häuser zieht.
Außerdem sind die Ausbildungsstätten teilweise in einem katastrophalen Zustand. Wenn man sich die Akademie des AC Milan anschaut, da lachen die Linzer drüber. Also nur der große Name bedeutet nicht automatisch auch gute Ausbildung.

seit1908.at: Nun aber vorerst zurück zum LASK: Wo seht ihr, als Spielervermittler eure Kompetenzen beim LASK? Redet ihr bei der Kaderplanung mit oder wie kann man sich das vorstellen? Ihr wisst ja wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler liegen. In Sachen Taktik und Aufstellung gibt es aber von eurer Seite totale Zurückhaltung, oder steht man da schon mal beratend zu Seite?

Jürgen Werner: Grundsätzlich ist es so, dass die sportlichen Angelegenheiten natürlich mit uns besprochen werden oder unsere Meinung eingeholt wird. Die letzte Entscheidung trifft aber selbstverständlich Karl Daxbacher.

Das ganz klare Ziel wäre langfristig, dass wir diesbezüglich über kurz oder lang gar nichts mehr zu tun haben. Dass man 2 Vorstände installiert, einen für sportliche und einen für wirtschaftliche Fragen. Und bei beiden sollten wir allesamt nichts mehr dreinreden. Momentan ist es natürlich noch so, dass wir in der Regionalliga sind und uns keinen Manager leisten können. Unser Budget ist jetzt schon für diese Liga ein Wahnsinn. Da könnte man wohl um die Hälfte eine Mannschaft stellen, die oben mitmischt. Aber so ist es nun einmal jetzt, damit müssen wir jetzt leben. Und wir haben alle viel Zeit und Geld investiert und tragen jetzt unseren Teil bei, dass man den Zug aus dem Bahnhof bekommt.
Mit Reichel als Steuermann wäre wohl niemand mehr aufgesprungen, aber jetzt, wenn er einmal ins Rollen kommt, dann springen die Fans wieder auf, die Sponsoren, davon bin ich überzeugt.
Ich glaube, ich weiß, wie wir das schaffen. Und wir wollen auch nächstes Jahr wieder eine Mannschaft aufstellen, die oben mitmischen kann. Wir wollen gemeinsam das langfristige Ziel – Top5 in Österreich – verfolgen.

Zusammengefasst: Wir haben die Marktkenntnis. Wir kennen unzählige Spieler, Vereine, Verantwortliche. Ich weiß genau, wenn ich jetzt zu Rapid oder zur Austria gehe und einen jungen Spieler will, dann wissen die: „Beim LASK wird ordentlich gearbeitet, da ist Daxbacher Trainer.” Und sie leihen ihn uns. Die sagen: „Zur Vienna brauch ich ihn nicht geben, oder nach Parndorf.” Die Verpflichtungen der Red Bull Spieler Kovacec und Blutsch sind auch ein Zeichen, die wollen uns helfen, die wollen uns oben sehen, die wollen nicht Hartberg oder Horn oben sehen.

seit1908.at: Wir stellen uns das nicht ganz so leicht vor, ihr habt als Geschäftsmänner sicher eure Interessen, wie lassen sich diese mit den Klubinteressen vereinbaren? Wie schon oben gesagt, ihr schneidet bei Transfers mit, der LASK ist aber mit Sicherheit daran interessiert, Spieler länger zu binden.

Jürgen Werner: Natürlich kann es zu Konflikten kommen.
Als Beispiel möchte ich hier den Pavao Pervan nennen, der durchaus mittlerweile in der Bundesliga spielen könnte. Aber mit ihm hab ich gleich bewusst bis in die Bundesliga verlängert, ihm allerdings auch versprochen, wenn die Relegation nicht klappt und ein Angebot kommen würde, darf er gehen. Da kann’s dann natürlich heißen: „Ja klar, wer bei euch ist, darf weg!” Aber das gehört eben transparent gemacht und klar kommuniziert.

Momentan haben wir aber ohnehin nur zwei Spieler beim LASK, werden aber sicher versuchen, mehr herzulocken. Aber auch hier ist Vorsicht geboten, es wird sicher Stimmen geben, die behaupten, wir wären nur hier, um unsere Spieler zu platzieren. Es muss also immer nachvollziehbar sein.

seit1908.at: Viele Ex LASKler sind bei euch unter Vertrag, darunter Spieler wie Saurer, Wimmer, Trauner, Hoheneder und Hart. Mit Sicherheit auch Spieler die jeder LASK Fan gerne wieder einmal im schwarz-weißen Trikot sehen würde. Ohne uns jetzt Hoffnung zu machen, aber denkt ihr, dass eure LASK Beteiligung hier einen Verhandlungsvorteil bringen würde, vorausgesetzt natürlich der LASK spielt wieder im Profifußball mit?

Jürgen Werner: Auf jeden Fall. Momentan ist das natürlich nicht angedacht, aber in weiterer Folge kann man diesbezüglich sicher einen Verhandlungsvorteil haben. Keine Frage.

Im abschließenden dritten Teil dieses Interviews, dreht sich alles um den Linzer Fußball, die Derbies, die Fusion und ob Linz zwei Großklubs vertragen würde. Darüber hinaus plaudern die Beiden was sie so treiben wenn sie nicht gerade in der Agentur sind.

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Paul LItzlbauer
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