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28. March 2014
Interview mit Freunden: Jürgen Werner & Manfred Schill (Teil 3/3)

seit1908.at: Ihr habt ja beide, wie schon weiter oben erwähnt, eine gemeinsame Zeit beim FC Linz erlebt, nun seid ihr beim LASK tätig. Blicken wir mal ein paar Jahre zurück. Wie habt ihr die Fusion erlebt? Im Nachhinein kann man sicher davon sprechen, dass diese nicht so geglückt ist, wie man sich das vorgestellt hat. Habt ihr den Grundgedanken dieser Fusion verstehen können, oder denkt ihr, dass Linz Platz hätte für zwei Großklubs?

Jürgen Werner: Mich braucht ihr da sowieso nicht fragen, ich war ein Rädelsführer des Projektes Bundesliga2000, mit einem Topklub pro Bundesland, ohne Auf- und Abstieg. Das amerikanische Modell sozusagen. Bietet den Vorteil, dass überall ordentliche Jugendakademien sind, man weiß, wie die Spieler in die Kampfmannschaft rauf bekommen werden, man könnte überall ein vernünftiges Stadion hinstellen mit Infrastruktur, Rasenheizung etc…….außerdem kann man dann eine gemeinsame Vermarktung machen.

Wir müssen in Österreich das schaffen, was in Deutschland gelungen ist. Den Fußball wieder salonfähig zu machen, es ist nicht mehr verpönt ins Stadion zu gehen. Die Spiele werden medial ordentlich gecovert. Leider haben wir halt in Österreich kein Potenzial für mehr als 10 -12 Topklubs. Sicher, viele sagen, der Auf- und Abstieg hat Tradition und ist das Salz in der Suppe. Ich sehe das anders. Ein ordentliches Stadion und nur Spitzenspiele gegen Topklubs wie Rapid, Sturm oder Salzburg, das ließe sich ganz anders vermarkten. Dazu nicht mehr massenhaft Legionäre, sondern einige wenige, die die Leute kennen und den Rest aus dem eigenen Nachwuchs.

Ich glaube nicht, dass 2 Vereine in Linz Sinn machen. Das war auch schon immer so, dass der LASK von der Fanbasis her anders aufgestellt war und wir haben da immer schon etwas neidisch rübergeschaut.

seit1908.at: Das heißt, langfristig kann der Weg nur über die Großklubs und weniger über die kleinen Vereine führen?

Jürgen Werner: Richtig. Natürlich muss man sagen, in Grödig wird gute Arbeit geleistet. Aber das war nur möglich, weil man dies beim GAK oder LASK nicht geschafft hat. Dort wird das Stadion ausgebaut, die Infrastruktur verbessert. Wenn Haas jedoch aussteigt, sieht’s düster aus. Grad hat schon einmal gesagt: „Baut das Stadion wenigstens aus Holz, dann kann man’s am Ende immerhin verbrennen! Sonst muss man’s sprengen.”

seit1908.at: Aber ist das bei Red Bull Salzburg nicht das gleiche, nur eben in einer anderen Dimension?

Jürgen Werner: Naja, was ich so gehört habe, hat da Mateschitz schon sehr solide gebaut, auch für den Fall seines Rückzugs. Man sagt zwar, dass sie keine Fans haben, aber er investiert gewaltig in die Jugend. Und die, die jetzt dort im Nachwuchs kicken oder jetzt nach und nach die Spiele verfolgen, werden mit 19-20 dann auch eine solide Basis im Fanbereich bilden.
Es dauert halt alles seine Zeit, genau wie es bei anderen Vereinen gedauert hat, nur eben schon vor zig Jahren.
Der LASK muss auch aufpassen, wenn man mal 10 Jahre weg vom Fenster ist, gibt’s eine gewaltige Alterslücke bei den Fans. Aber noch können wird das Ruder herumreißen.

Manfred Schill: Ich denke auch, dass Tradition für die heutige Jugend keinen so hohen Stellenwert mehr hat. Nicht nur auf den Fußball bezogen. Jeder will was erleben, es geht um die Gegenwart. Man will was geboten kriegen, man will Spaß und Unterhaltung. Und ob der Verein vor 25 Jahren mal Meister war, ist vielen wohl nicht mehr so wichtig. Außerdem ist es auch den Spielern egal. Es fehlt zumeist die Verbundenheit.

Jürgen Werner: Richtig. Ich hab geschätzte 25 Derbies gespielt. Heute schafft ein Spieler vielleicht 3, wenn’s gut geht. Und wenn der Derbygegner ein paar Tausender mehr bietet, spielt er man halt für den. Die Fluktuation am Spielermarkt trägt da also auch ihren Teil bei. Beim LASK gibt es aber sicher ein paar Spieler bei denen sich das anders verhält. Bestes Beispiel ist da mit Sicherheit ein Markus Blutsch, der hat alleine schon durch seinen Opa einen enorme Verbundenheit zu diesem Verein.

seit1908: Ganz spontan fällt uns da zum Beispiel auch Daniel Kogler ein…

Jürgen Werner: Ja gut, der ist auch schon etwas länger dabei. Und ich muss auch sagen, die Mannschaft hat einen tollen Charakter. Ich hab mich am Trainingslager mit den Meisten länger unterhalten können und war beeindruckt. Unabhängig von der spielerischen Qualität. Wie die Truppe miteinander umgeht.

seit1908.at: Nun aber nochmal zurück zur Ausgangsfrage. Manfred, sind 2 Vereine für Linz zu viel?

Manfred Schill: Nein, grundsätzlich glaube ich das nicht – denke aber, dass es wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Es ist sowieso schon schwer genug, einen Österreichischen Erst- oder Zweitligisten mit den vorhandenen finanziellen Mitteln ohne großen Verluste zu führen. Da ist mir eine Bündelung oder Konzentration der öffentlichen Förderungen und Sponsorgelder weitaus lieber, als mit dem Gießkannenprinzip mehrere Vereine zu unterstützen.Wir sprechen ja hier von professionellem Leistungssport und da ist Geld einfach erforderlich und kein kosmetischer Faktor.

Natürlich habe auch ich sentimentale Phasen und denke gerne an die Linzer Derbies mit durchschnittlich 15.000 bis 22.000 Zuschauer zurück – das hatte schon einen gewissen Charme, aber trotzdem bin ich dafür die Kräfte zu bündeln!

seit1908.at: Weil du gerade die Derbies ansprichst, wie habt ihr diese als Spieler erlebt?

Manfred Schill: Das war natürlich schon was besonderes, die Stimmung auf den Rängen, man hat den Gegner auch persönlich gekannt, bei Spielen gegen Innsbruck oder Rapid war das halt nicht so. Aber dass der LASK für uns damals negativ behaftet gewesen wäre, kann ich nicht behaupten. Vor und nach dem Spiel haben wir uns prächtig verstanden und es gab sogar auch Freundschaften unter den Spielern.

seit1908.at: Kommen wir zu eurer sportlichen Karriere: Jürgen, du hast es über den FC Linz bis ins Nationalteam geschafft. Welche Spiele blieben sowohl auf Klub- als auch Nationalmannschaftsebene ganz besonders bei dir hängen?

Jürgen Werner: Ich bin 1979 zum SKV gekommen. Das war mit die beste Zeit des Vereins, mit zwei zweiten Plätzen und internationalen Auftritten. Ich habe dann mit 24 mein erstes Länderspiel bestreiten dürfen, insgesamt waren’s 14, wo unter Anderem das denkwürdige 4:1 gegen Deutschland dabei war, was für mich heute noch oft ein Eisbrecher ist in Gesprächen. Viele der damaligen DFB-Elf sitzen jetzt bei deutschen Vereinen an den Hebeln. Rudi Völler beispielsweise. Oder Allofs, Wolf, Bobic,… um nur einige zu nennen.
Ein Tiefpunkt war hingegen, dass ich für die WM in Italien nicht einberufen wurde, obwohl ich auch die Quali gespielt habe. Das war schon hart. Ich sage immer, ich war das Zwischenstück zwischen Prohaska und Herzog und da war leider nicht viel Platz. (lacht)

Das halbe Jahr in Amerika hab ich natürlich auch genossen. Während der Zeit, hab ich auch mein Wirtschaftsstudium abgeschlossen, hat eh 8 Jahre gedauert und war nicht einfach für mich. Oft hab ich schon etwas wehmütig runtergeschaut, wie sie unten Karten gespielt haben, während ich gelernt habe. Meistens bin ich dann eh runter, drum hat’s auch 8 Jahre gedauert. (lacht)

Dann hab ich noch ein Angebot aus Oviedo gehabt, hab dort auch schon unterschrieben, weil’s mir gefallen hätte, gegen Barcelona oder Real zu spielen. Nur damals hat es noch kein Bosman-Urteil gegeben, ich durfte nicht weg und bin dann eineinhalb Jahre bei Sturm Graz gewesen.

seit1908.at: Auch an dich, Manfred, die Frage nach deinen Karrierehighlights?

Manfred Schill: Für mich waren das die Jahre 1979-1981. Da haben wir auch im UEFA-Cup gespielt. Das war sportlich sicher ein Highlight. Und dann, nach meinem Wechsel zu Casino Salzburg, der Aufstieg in die erste Liga, mit namhaften Mitspielern wie Hans Krankl, Heribert Weber, Gerry Wilfurt, Hermann Stadler, Wolfgang Feiersinger, …… um nur einige zu nennen – das war eine geniale Zeit.

seit1908.at: Natürlich wollen wir euch näher kennenlernen. Bitte erzählt uns doch einmal was ihr abseits eures beruflichen Alltags so treibt? Spielt Fußball noch eine Rolle?

Manfred Schill: Bei mir weniger. Das, was wir da spielen, hat ja mit Fußball immer weniger zu tun. (lacht) Also ab und zu, wenn die Partie passt, spiel ich schon mit. Was ich lieber mag mittlerweile, im Gegensatz zu früher, ist laufen gehen.
Und ich habe natürlich noch meine Familie und einen jungen Sohn mit 8 Jahren, der hält mich eh auf Trab.

Jürgen Werner: Wir spielen jeden Donnerstag eigentlich auf einer Kunstrasenanlage, die ich mit organisiert habe. Am Kleinfeld, über´s große Feld ginge es eh nicht mehr. (lacht)
Und wenn’s passt noch einmal Sonntag Vormittag. Was etwas zu wenig ist, wie man sieht. Laufen ist wiederum nicht so meins.
Abgesehen davon lade ich gerne Freunde ein. Meine Lebensgefährtin hat eine Cateringfirma und kocht für ihr Leben gern. Wir sind dann meistens am Wochenende immer 8-12 Personen, wo wir mit einer Wasserballpartie starten und dann gemeinsam zu Abend essen. Richtig, wie man es sich vorstellt.

seit1908.at: Welche Ziele verfolgt ihr mit eurer Stars&Friends Agentur? Ihr seid ja international tätig und habt Spieler aus vielen Nationen unter Vertrag. Gibt es da irgendwelche Ambitionen in den nächsten Jahren noch weiter zu wachsen? Nimmt man sich da als Ziel absolute Top Spieler irgendwann einmal unter Vertrag zu haben?

Manfred Schill: Ja, wir sind eigentlich permanent am wachsen. Haben in Deutschland eine neue Agentur mit Stars&Friends Germany. In der Türkei sind wir drauf und dran, durchzustarten. Das sind die kurzfristigen Ziele. Man muss aufspringen auf den Zug. Ein erklärtes Ziel von Stars&Friends ist aber, noch mehr TOP-Qualität in unser Spielerportfolio zu bekommen, um vielleicht auch mal dem FC Bayern einen Superstar vermitteln zu können

Jürgen Werner: Das ist ein zweischneidiges Schwert. Im Zuge einer Teambuildingeinheit vor 8 Jahren circa haben wir das Ziel definiert, Europas Nummer 1 zu werden.
Das sehe ich mittlerweile anders. Das ist ein falscher Parameter. Es gibt vielfältige Möglichkeiten. Wir sind Top5 in Europa, aber die englischen und deutschen Agenturen treten beispielsweise in Europa nicht auf, weil ihnen der eigene Markt reicht. Was wir aber erreicht haben, ist, dass wir auch zu Spielern befragt werden, die wir gar nicht selbst unter Vertrag haben. Wir gelten für zahlreiche Topklubs als Ost-Experten und werden immer wieder einbezogen.

Und was mir wichtig ist: Die Arbeit muss mir Spaß machen. Wenn ich mit euch hier sitze und über Fußball plaudern kann, dann ist das für mich kein Job, das macht mir Spaß. Wenn ich mit Allofs über einen Spieler diskutiere, dann macht mir das Spaß. Das könnte ich stundenlang machen.

Manfred Schill: Ja, aber wenn wir zu Bayern München einen Spieler hinbringen, würde dir das sicher auch Spaß machen, oder nicht? (lacht)

Jürgen Werner: Natürlich wär das schön, aber darum geht’s nicht. Natürlich wäre es toll gewesen, wenn wir David Alaba für uns gewinnen hätten können, wir waren in Verhandlung mit ihm. Aber ich selber schau jetzt auch, dass ich mich von den Spielern etwas zurücknehme. Ich habe jetzt neben den Nationalmannschaftskickern noch 7 junge Spieler, die ich persönlich betreue. Die 2 Wimmers, die 2 Zuljs, Radlinger, Stöger und den Trauner. Die sind um die 20, das ist die letzte Generation, wo ich persönlich eingreife.
Als Agentur wird die Erweiterung in Richtung Türkei und Russland wichtig. Da entstehen interessante Märkte.

seit1908.at: Abschließend wollen wir von euch noch wissen wo ihr die Stärken des jeweils anderen seht. Jürgen, was zeichnet Manfred deiner Meinung nach aus?

Jürgen Werner: Ich glaube, er bildet ein bisschen das Gegenteil von mir ab. Ich schätze ihn für seine sehr hohe soziale Kompetenz. Wie siich immer wieder bei unseren Mitarbeitern zeigt, im Falle eines Konflikts, findet er stets die richtigen Worte um zu beschwichtigen.
Wo ich zu viel Visionär bin, bleibt er Realist und bremst mich ein. Führt mir Dinge vor Augen, wo ich sonst mit dem Kopf durch die Wand will und erst nachher die Probleme sehe. Er hält das oftmalige Chaos zusammen und das auf eine Art und Weise, dass niemand beleidigt ist.

seit1908.at: Und Manfred, was macht Jürgen zu einem guten Geschäftspartner und auch Freund?

Manfred Schill: Schwierige Frage, wir kennen uns schon seit unserem 18. Lebensjahr und haben beruflich, als auch privat viel gemeinsam unternommen; da ist eine extreme Freundschaft entstanden und man sieht vor allem den Menschen und weniger den erfolgreichen Geschäftspartner. Aber Jürgen ist eine sehr starke Persönlichkeit – im Job ein unglaublicher Arbeiter, der 24 Stunden mit Herzblut dabei ist und Dinge bewegen sowie verändern will.

Übergabe klein

seit1908.at: Also alles Eigenschaften, die dem Projekt „LASK neu” auch helfen können?

Jürgen Werner: Ja natürlich. Und ich hoffe sehr, dass das Projekt gleich in der ersten Juniwoche weitergehen wird. Dass die Euphorie weitergeht. Aber ich habe das Gefühl, dass sich alle – bis auf den vorletzten der Ersten Liga vielleicht – wünschen, dass wir das schaffen. Und die positive Stimmung wird natürlich auch auf die Mannschaft abfärben.
Bei Reichel hatte man immer das Gefühl, das Paket passt nicht. Die Mannschaft war eh gut. Aber irgendwas hat eben nicht zusammengepasst. Dass die Bundesliga bei der Lizenzverweigerung wirklich nicht fair war, ist ein anderes Thema. Aber er war eben ein Wiederholungstäter.

Wir müssen schauen, dass wir die Kräfte bündeln und alle an einem Strang ziehen, aber dann sieht die Sache wirklich gut aus.

Alles was ihr über Stars&Friends wissen müsst, findet ihr  >> Hier <<

Paul LItzlbauer
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