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3. February 2016
Interview mit Silvije Cavlina

Der sympathische Kroate hütete von 2007 bis 2010 das Tor des LASK in der Bundesliga. Vielen sind sicher die Spiele dieser Zeit noch in Erinnerung. Für uns Grund genug, bei Silvje nachzufragen, was er nun macht, ob er noch im Fußball tätig ist, und vor allem wie er auf die Zeit beim LASK zurück blickt.

seit1908.at: Hallo Silvije – Zunächst einmal danke, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Was ist das Erste, was dir einfällt, wenn du an die Zeit in Linz zurückdenkst?
Silvije Cavlina: Hallo liebe LASK-Fans – Es ist mir eine große Ehre und ich freue mich sehr, dass ihr euch noch an mich erinnert. Das Erste, das mir in den Sinn kommt, wenn ich an Linz denke, sind die netten Leute sehr schöne Erinnerungen. Es war eine sehr schöne Zeit, ihr habt mich immer angefeuert und ich fühlte mich immer respektiert in Linz und beim LASK. Es war super dort zu spielen, und eure Unterstützung hat mich immer angetrieben, mein Bestes zu geben!

Du hast von Juli 2007 bis Juli 2010 das LASK-Tor sehr erfolgreich gehütet. Hast du noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern von damals?
Ja ich habe noch Kontakt zu Spielern wie Ivica Vastic, Davorin Kablar, Christian Mayrleb, Michael Baur, Mario Mijatovic,Michael Zaglmair, Almedin Hota und manchmal auch mit meinen Ex-Trainern Wolfgang Wimmer und Andy Nussbaumer – und zwar telefonisch oder über Facebook. Ich verfolge außerdem die Entwicklung von ehemaligen Mitspielern, die heute bei anderen Vereinen spielen, wie zum Beispiel von Florian Klein, Niklas Hohenender und Georg Margreitter.

78 Spiele, die meisten für einen Verein in deiner Karriere – Wieso haben Silvje und der LASK so gut zusammengepasst?
Das waren wirklich viele Spiele, aber es hätten noch mehr sein können, wäre ich in meiner letzten Saison nicht verletzt gewesen. Ich glaube wenn man ehrlich und aufrichtig ist und seinen Job professionell macht, dann merken dass die Leute – das ist vielleicht der Grund, warum ich so gut zum LASK gepasst habe. Ich habe auch versucht die Kultur und die Sprache vom ersten Moment an zu lernen und wurde auch sehr gut von meinen Mannschaftskollegen aufgenommen, was mir natürlich sehr geholfen hat. Das Mannschaftsklima war sehr gut, wir hatten starke Charaktere im Team und tolle Fans an unserer Seite. All das treibt dich an, dein Bestes zu geben, wie ich am Anfang bereits erwähnt habe.

Verfolgst du aktuell noch die Ergebnisse und Entwicklungen beim LASK?
Ja, ich werfe immer einen Blick auf die Ergebnisse und die Tabellensituation des LASK. Letztes Jahr habe ich gehofft, dass mein Ex-Coach Karl Daxbacher den Aufstieg schafft, weil er es verdient gehabt hätte und weil er ein sehr guter Mensch ist und ein ebenso guter Trainer für mich war.

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Was war das kurioseste Spiel in deiner Zeit beim LASK?
Das Spiel gegen RB Salzburg in meiner ersten Saison, das wir glaube ich 4:0 verloren haben. Wir waren damals Tabellenzweiter und ich habe einen Elfmeter verschuldet. Ich fühlte mich danach immer schuldig und machte mir Gedanken, was wohl passiert wäre, wenn wir nicht verloren hätten – das Ganze geschah nämlich nur acht Runden vor Schluss!

Erinnerst du dich noch an eine 4:5-Niederlage gegen die Austria?
Ich erinnere mich noch dass wir 0:3 hinten waren, dann 4:3 führten und am Ende doch verloren haben. In dieser Zeit haben wir sehr offensiv gespielt, aber nach diesem Spiel gingen wir mit keinem guten Gefühl vom Feld. 

Apropos Austria, am 9. Februar geht es für den LASK im Cup gegen die Violetten aus Wien. Welche Erinnerungen hast du an das Cup-Spiel gegen die Austria?
Sehr gute Erinnerungen, ich war nach einer langen Verletzungspause wieder im Einsatz und ein paar Tage zuvor hatten wir bereits in der Liga gegen die Austria gespielt. Wir haben beide Spiele mit 1:0 (2x Aufhauser; Anm.) gewonnen. Ich hoffe der LASK gewinnt wieder – ich wünsche Euch viel Glück!

Damals hast du mit Spielern wie Baur, Hoheneder, Klein, Wendel, Saurer und Vastic gespielt – vermutlich der stärkste Kader in den letzten Jahren beim LASK. Welche Charaktere sind dir noch genau in Erinnerung geblieben?
Das waren allesamt großartige Spieler mit großer Persönlichkeit und Charakter. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie professionell ein Ivo Vastic oder ein Michi Baur waren. Mayrleb wiederum hatte ein unglaubliches Gefühl dafür, Tore zu erzielen, er war ein echtes Schlitzohr vor dem Tor. Das waren alles großartige Jungs!

cav22010 wurde der Vertrag beim LASK (leider) nicht mehr verlängert – dank Reichel mussten 11 Spieler gehen – Wie schwer war diese Entscheidung für dich zu akzeptieren?
Ich weiß nicht genau, ich wollte noch beim LASK bleiben. Wenn der LASK gewollt hätte, dass ich bleibe, hätten die Verantwortlichen nur mit mir sprechen müssen – ich wollte in Linz bleiben und noch mehrere Jahre für den LASK spielen. Vielleicht waren sie auch ängstlich wegen meiner Schulterverletzung und meinten, ich könnte nicht mehr so lange spielen. Aber das nächste Jahr bin ich dann mit Sturm Graz Meister geworden und habe gute Leistungen gebracht, als Gratzei verletzt war. Es war nicht leicht für mich, aber Herr Reichel hat sich professionell verhalten und ich respektiere das.

Nach dem LASK bist du zu Sturm Graz gewechselt (und 2011 sogar Meister geworden), und jetzt bist du bei PAOK FC in Thessaloniki – jeder dieser Vereine hat die Vereinsfarben Schwarz-Weiß – hat es dir diese Kombination besonders angetan?
Ja das ist wirklich komisch, ich hatte sehr gute Zeiten in schwarz-weißen Trikots. Ich muss sagen, diese Kombi gefällt mir sehr gut.

Du hast deine Karriere mit 37 Jahren beendet – was war ausschlaggebend dafür?
In Wirklichkeit habe ich mit 35 aufgehört, die letzten zwei Jahre war ich mehr als Tormanntrainer denn als Spieler im Einsatz. Ich habe mit der Trainerausbildung angefangen, nachdem ich Sturm verlassen habe und habe in zwei Jahren die UEFA-A-Lizenz gemacht.
Der Grund war meine Schulterverletzung und dadurch konnte ich nicht mehr hundert Prozent geben!

Du bist, wie bereits erwähnt, nun Tormanntrainer in Thessaloniki. Wie oder warum hat es dich nach Griechenland verschlagen?
Mein Freund Igor Tudor, Ex-Nationalteamspieler von Kroatien und ehemaliger Aktiver bei Juventus ist Trainer von PAOK und wir arbeiten gemeinsam mit Ivan Leko und Jurica Vucko als Trainerteam in Thessaloniki. Wir haben alle gemeinsam in der Hajduk Split-Akademie und im U21-Nationalteam gespielt.

Du hast früher immer besonders bunte Trikots getragen. Empfiehlst du das nun deinen Schützlingen auch?
Dass hat sich eigentlich immer nur deswegen ergeben, da ich immer andere Farben als der Gegner, die Schiedrichter und als mein eigenes Team haben musste. Meine Lieblingsfarben für die Tormann-Dress waren Rot und Blau.

Was würde der Tormanntrainer Silvje zum Tormann Silvje von 2008 sagen?
Ich würde zu mir selbst sagen, dass ich mehr auf der Linie bleiben soll und nicht auf jede Flanke gehen soll. Ich habe viele zu fassen bekommen, aber manchmal bist du eben etwas zu spät dran und was dann passiert, weiß jeder leidgeprüfte Fußballfan… Aber ich muss sagen, dass ich nie Alibi-Fußball betrieben habe, ich habe immer versucht das Beste für das Team herauszuholen.

Wann warst du das letzte Mal zu Besuch in Linz?
2012 war ich das letzte Mal in Linz.

Der LASK ist wieder auf dem Weg in die Bundesliga – wie sieht es bei Thessaloniki aus?
Wir versuchen ins Play-Off zu kommen und dann den für die CL-Quali nötigen zweiten Platz zu erreichen. Außerdem wollen wir den Cup gewinnen.

Welche Chancen gibst du Kroatien bei der EM im Sommer? Wie weit werden sie kommen? Wird man dich in Frankreich antreffen?
Hoffentlich kommen wir ins Halbfinale, mit dem aktuellen Kader sollte das möglich sein. Ich selbst werde nicht dort sein, weil ich diese Zeit bei meiner Familie verbringen werde, die in Kroatien lebt, während ich in Griechenland arbeite. Meine Kinder gehen in Kroatien auch zur Schule und mein älterer Sohn ist Tormann bei der U14-Mannschaft der Akademie von Dynamo Zagreb. Und er ist besser als sein Vater (grinst).

Vielen Dank – es hat uns sehr gefreut. Danke, dass du dir Zeit genommen hast. Hier hast du noch die Chance, Worte an die LASK-Fans zu richten.
Vielen Dank an alle LASK-Fans für drei wundervolle Jahre im schwarz-weißen Trikot, es war eine tolle Zeit, in der ich viele Freunde und Bekannte kennenlernen durfte. Ich will Euch nächstes Jahr in der Bundesliga sehen – Gemma LASK!

Hier gibt es noch ein Video mit Grüßen aus Griechenland von Silvije Cavlina.

Seit1908
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