News

26. May 2015
Oliver Glasner – der neue starke Mann beim LASK
Was war das für ein Paukenschlag am Pfingstmontag, als zunächst nur in den Onlinemedien und dann auch noch offiziell bestätigt wurde, dass die SV Ried-Ikone Oliver Glasner neuer Trainer des LASK werden würde. Glasner wird nicht nur LASK-Trainer sein, sondern auch den Posten des Sportdirektors in Personalunion einnehmen. Vorbild dazu ist die Englische“ Premier League“ in der die Trainer auch diesen Posten einnehmen. Dass die „FdL“ volles Vertrauen in diese Lösung haben, beweist die ungewöhnlich lange Vertragslaufzeit von 4 (!) Jahren.  Co-Trainer wird mit Michael Angerschmid  ein weiterer langjähriger Ried-Akteur  werden. 
 
Die Unmutsbekundungen in den Fanlagern waren hier praktisch Vorprogrammiert. Vor allem die  Fans aus Ried reagierten mit Unverständnis und in den sozialen Netzwerken waren teilweise  Aussagen weit unter der Gürtellinie zu lesen. In den Reihen der LASK-Fans ist die Meinung gespalten. Von „was will der Rieder hier bei uns“, „soll bei den „Bauern“ bleiben“ bis „tolle Lösung“, „endlich einer der offensiven Fußball spielen lässt“, „Gratulation an die FdL“  war alles zu lesen.
 
Auch wir fragten uns: Warum wechselt eine Vereinslegende des Lokalrivalen zu uns? Das wäre als würde Steven Gerrard plötzlich zum Everton  FC wechseln. Nun, eine Nacht darüber geschlafen bin ich mir noch immer nicht ganz sicher, warum Glasner seinen Herzensverein verlässt und dann noch dazu von der Bundes – in die „skyGo Liga“ wechselt.  Das Geld kann es nicht sein, man kann aus den Aussagen der Verantwortlichen schließen, dass er weniger als in Ried verdienen wird (was eventuell aber wieder durch sehr hohe Bonuszahlungen ausgeglichen werden könnte). Hier ein paar Vermutungen die mitgespielt haben könnten:
 
          Sicherlich hat mitgespielt, dass er hier beim LASK mehr Macht bekommen wird. Während in Ried der allmächtige Stefan Reiter seit Jahren grandiose Arbeit leistet und praktisch unumstritten ist, hat Glasner hier beim LASK als Sportdirektor die volle Entscheidungsgewalt.
          Dazu natürlich die lange Vertragslaufzeit. In Ried hatte er zwar ein Angebot von 3 Jahren, allerdings hat er dieses erst erhalten, als sein „Flirt“ mit dem LASK schon intern   zur Sprache gekommen war.  Spricht nicht gerade für Vertrauen.
          In Ried sind ihm trotz allem Grenzen in der Transferpolitik gesetzt. Hier beim LASK werden ihm wohl bessere Möglichkeiten geboten werden um seine Wunschspieler zu verpflichten. Hier kann er „sein“ Team zusammenbauen.
          Glasner hat sicher auch gereizt, dass er hier praktisch einen „Pionier“ in einer solchen Position in Österreich darstellt.
 
Zu Beginn seiner „Karriere nach dem Fußball“ bekleidete Glasner schon einen Job, der auch hier in ähnlicher Weise auf ihn Zukommen wird. Bei „Red Bull Salzburg“ war er „sportlicher Koordinator“. Ein Stelle bei der man u.a.  auch für Transfers mitverantwortlich und die Weiterentwicklung der Nachwuchsspieler zuständig ist. Daneben war er knapp 2 Jahre als Co-Tainer unter Roger Schmidt tätig. Als der Deutsche 2014 zu Leverkusen wechselte wollte er Glasner mit zum Werksverein nach Deutschland nehmen. Dieser schlug das Angebot von Schmidt aber aus um zu seinem Herzensklub, für den er über 480(!) Spiele bestritt,  zu wechseln. Bei Ried hatte er das Angebot erhalten, als Cheftrainer zu arbeiten. Im Innviertel trainierte er in dieser Saison die viertjüngste Mannschaft der Liga. Sportlich musste immer wieder Spieler aus dem Nachwuchs bzw. aus dem zweiten Team aus Neuhofen einbauen. Etwas, dass auch in Linz erwarten wird. Hier soll der Kader etwas verkleinert und vermehrt auf Spieler aus Pasching zurück gegriffen werden.
 
Nach nur einem Jahr in Ried nun der überraschende Wechsel nach Linz (von einer Rückkehr will ich nicht reden, weil er in dem einen Jahr bei uns nur 3 Spiele bestritt). Beim LASK wird er jetzt für alles zusammen zuständig sein – für das er in Salzburg und Ried jeweils nur allein verantwortlich war.  Die Entscheidungsträger des LASK hatten in ihrem Job Profil besonders herausgestrichen, dass vermehrt auf den Nachwuchs aus den eigenen Reihen gesetzt werden soll. Der neue Trainer musste also ein Konzept vorlegen in dem die Nachwuchsarbeit ein wichtiger Baustein ist.   Zahlreiche Trainer hatten sich beworben und am Ende wurde Glasner als der richtige Mann für die Zukunft des LASK empfunden. Was auch für Glasner spricht, zusammen mit Roger Schmidt hat er den mehr als attraktiven Spielstil des „Offensivpressings“ weiterentwickelt, der sicherlich besser zu Spielern wie Dovedan, Savic und Co passen wird. Die Spieler können sich also schon auf sehr viel Laufarbeit einstellen. Wir Fans können uns wohl auf mehr  Tore freuen, allerdings auch auf einige Gegentreffer (hatten wir sowas nicht schon mal – Stichwort Matthias Hamann).
 
Was durchaus etwas kritisch zu sehen ist, die sportliche Entwicklung (auch mit der Integration von Eigenbauspielern) sollte in der Verantwortung des Vereins sein. Welcher dann die Tainer nach dieser Ausrichtung bestellt. Dieser ist dann verantwortlich für das Umsetzten der Vorgaben des Vereins. Mit der Position des Trainer/Sportdirektors in Personalunion “liefert” man sich praktisch dem Konzept des “Managers” aus – um dann, sollte dessen Plan scheitern, wieder von vorne Beginnen zu müssen. Die Zeit wird weisen, ob die “FdL” mit Glasner  auf den richtigen Mann gesetzt hat – wir hoffen es. 
 
Der Start von Oliver Glasner wird, vor allem in der aktiven Fanszene, nicht ganz einfach sein. Er wird die Fans durch gute Ergebnisse, tolle Spiele und  Erfolge überzeugen müssen. Von unserer Seite hat er aber einen kleinen Bonus, eben weil er sich gegen die SV Ried und für den LASK entschieden hat. Wir hoffen, dass er diesen Bonus nicht gleich zu Beginn seiner Ära verspielen werden wird. 
Christian Zeintl
Tags: