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16. January 2017
“Das Team ist meine zweite Familie”

Servus Peter, zunächst vielen Dank, dass wir dich für seit1908 interviewen dürfen. Der LASK ist Tabellenführer, du hast gerade deinen Vertrag bis 2019 verlängert und bist Stammspieler – wie sieht dein persönliches Zwischenfazit zu Beginn der Rückrundenvorbereitung aus?

 

Es freut mich natürlich, dass wir an der Tabellenspitze stehen, aber bis zu unserem Ziel ist es noch ein langer Weg. Wir werden uns bestmöglich auf die Rückrunde vorbereiten, um dann unser großes Ziel – den Aufstieg – zu erreichen. Mit meiner persönlichen Hinrunde bin ich ganz zufrieden. Ich hatte in der Mitte der Meisterschaft einen kleinen Hänger, aus dem ich aber meiner Meinung nach die richtigen Lehren gezogen habe und gegen Ende hin eine ganz gute Hinrunde gespielt habe.

 

Erstmal auf dich aufmerksam wurde man, als der Austria-Nachwuchs 2013 in der Youth-League für Furore sorgte. Ich habe nachgeschaut: Kein anderer Spieler aus deinem damaligen Team hat seitdem mehr Profispiele als du bestritten. Ähnliches beim Kader der U20-WM 2015. Hast du jemals die Angst gehabt, dass der Wechsel in die zweite Liga ein Rückschritt für dich sein könnte?

Der Wechsel zum LASK war keinesfalls ein Rückschritt für mich. Ich konnte mich persönlich & auch fußballerisch super entwickeln, aber wenn es nach mir geht, könnten wir nächstes jahr dann doch schon gerne Bundesliga spielen.

 

Du hast beim LASK bereits drei Trainer erlebt und dich bei allen gegen einige Kollegen durchgesetzt, die teilweise einige Bundesligaerfahrung aufweisen. Hast du damals damit gerechnet, nach 2,5 Jahren bei bereits 76 Einsätzen für den LASK zu stehen? Immerhin gab es noch keinen Spieltag, wo du außer bei Gelbsperre oder Länderspiel-Abstellung nicht zumindest auf der Ersatzbank warst.

Wir hatten in allen drei Jahren immer einen sehr guten Kader. Der Konkurrenzkampf belebt das Geschäft und kann Spieler pushen. Das hilft mir persönlich sehr – ich möchte mich mit den besten messen. Das ich bei allen Trainern so regelmäßig spiele, freut mich natürlich!

 

Sollte im Sommer der Aufstieg mit dem LASK in die Bundesliga gelingen, bist du 22 und im perfekten Alter, so ziemlich alles noch erreichen zu können. Gibt es für dich so etwas wie eine „Bucketlist“, also Dinge, die du als Profi unbedingt noch erreichen willst?

Als kleiner Junge hab ich immer geträumt, in der deutschen Bundesliga zu spielen. Ich hoffe natürlich, dass wir es dieses Jahr packen und wir nächstes jahr bundesliga spielen können. Das ist im moment mein primäres Ziel. Diese Aufgabe ist schwierig genug und deswegen beschäftige ich mich auch im Moment nicht mit anderen Dingen.

 

Du hast gemeinsam mit Dogan Erdogan die besten Zweikampfwerte aller zentralen Mittelfeldspieler der Liga und bist trotz deiner 1m76 ein ziemliches Kopfballungeheuer. Wie erklärt sich diese Kombination aus Robustheit und dem feinen Fuß, die ja nicht so häufig ist. Warst du immer schon ein „Kampfschwein“ auf dem Rasen, oder war das etwas, das du dir mühsam hast erarbeiten müssen (so quasi „man kann ja nicht nur schön spielen“)?

Wer mich aus Austria Wien-Zeiten kennt, weiß, dass ich früher eher nur die feine Klinge ausgepackt habe. Dieses Zweikampfverhalten hab ich mir unter unserem Trainer Oliver Glasner angeeignet. Unsere Spielweise erfordert viel Zweikampfstärke – und ja, das hab ich mir aneignen müssen, sonst würde ich in dieses System nicht hineinpassen.

 

Du bist mittlerweile 2,5 Jahre beim LASK und mittlerweile nach Pervan und Fabiano der LASK-Spieler mit den drittmeisten Einsätzen im aktuellen Kader. Was unterscheidet den Peter Michorl aus 2014 von dem heute? Wie sehr hat sich dein Spiel verändert? Gefühlsmäßig agierst du ja in dieser Saison ein wenig offensiver als in den Jahren zuvor – du schießt öfter aufs Tor und hast im Herbst auch schon mehr Tore vorbereitet und erzielt als in der ganzen letzten Saison.

Eigentlich hat sich nicht viel verändert. Ich bin einfach der Meinung, dass ein zentraler Mittelfeldspieler auch offensiv in Erscheinung treten sollte. Das versuche ich in dieser Saison vermehrt, ohne die defensiven Aufgaben zu vernachlässigen.

 

Wie fühlt sich das an, wenn man als Jüngster zunächst in eine Mannschaft geholt wird und dann mit der Zeit Spieler mittrainieren und auch zum Einsatz kommen, die jünger und noch nicht so lange dabei sind? Wächst da die Routine und Verantwortung automatisch mit? Noch dazu spielst du ja am Feld eine strategisch extrem wichtige Position.

Meiner Meinung nach spielt das Alter im Fußball keine Rolle. Ist ein junger spieler reif genug um spielen zu können, dann sollte er das auch. Am Platz muss sowieso jeder Spieler Verantwortung übernehmen – auf meiner Position natürlich noch extremer.

 

Du hast bei der Austria die für die damalige Zeit beste Akademie durchlaufen, die es in Österreich gab. Wenn du die Trainingsmöglichkeiten sowohl für euch Profis, als auch für die Nachwuchsmannschaften in Pasching anschaust, wie viel fehlt dem LASK auf die besten Klubs in der Bundesliga?

Die Trainingsmöglichkeiten für die Akademiespieler des LASK kann ich nicht beurteilen, aber zu unseren kann ich nur sagen, dass es an nichts fehlt. Dass es bei der Wiener Austria mehr Möglichkeiten gibt als beim LASK, ist natürlich verständlich – alleine wegen der finanziellen Mittel.

 

Wenn du deine Position im Mittelfeld betrachtest, gibt es ein Idol von früher, dem du als Jugendlicher nachgeeifert bist? Oder wen würdest du dir als Nebenmann im zentralen Mittelfeld aussuchen, wenn du frei wählen könntest?

Mein früheres Idol war Zinedine Zidane. Was der am Ball kann/konnte, ist einfach unglaublich. Mit Dogan Erdogan hab ich mich eigentlich immer ganz wohl gefühlt.

 

Du führst die ligaweite Statistik der Assist-Assist-Geber an, also jene der Ballverteiler, die unmittelbar an der Entstehung eines Tors beteiligt sind. Hast du das Gefühl, dass die Position mit viel Balleroberung und Spielaufbau vielleicht nicht genug gewürdigt wird? Einem guten Stürmer oder charismatischen Tormann jubeln die Fans ja sehr schnell einmal zu.

Diese Statistik ist mir neu, aber hängt wahrscheinlich mit meiner Position zusammen. Ob es genug gewürdigt wird, kann ich nicht beurteilen. Die Leute, die den Fußball verstehen, wissen, wie wertvoll die Mittelfeldspieler sind.

 

Der LASK gilt ja ein wenig als Dornröschen, das wach geküsst werden will. Wie hast du die Stadt erlebt mit deiner Familie, die Fans, das Umfeld. Gab es je den Moment, wo du wieder zur Austria wolltest, zum Beispiel nach Auslaufen des Leihvertrags?

Ich fühle mich in Linz richtig wohl. Das Team ist meine zweite Familie – unser zusammenhalt ist unglaublich.

 

Skizziere dein perfektes Szenario für das kommende halbe Jahr, wenn du es dir aussuchen könntest.

Unser Ziel ist jedem bekannt. Ich wünsche mir einfach nur, dass der LASK wieder da hinkommt, wo er hingehört – nämlich in die Bundesliga

 

Vielen Dank Peter für das Interview, wir wünschen dir alles Gute für die Vorbereitungszeit und die Frühjahrssaison.

 

 

 

Christoph Zeppetzauer
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