News

7. September 2017
Sturmnetz – hier profitiert der Verein

Ehrenamtliche (Fan-)Seiten, die sich mit Inhalten über den Lieblingsfußballklub beschäftigen, gibt es in Österreich mehrere. Doch es existiert sogar eine, die den Öffentlichkeitsauftritt des eigenen Vereins stellenweise in den Schatten stellt und maßgeblich die Farben des Vereins als Onlinemedium hochhält. Diese sind ebenso schwarz-weiß wie unsere und gehören unserem nächsten Gegner, dem SK Sturm Graz. Das Fanmedium, von dem wir hier sprechen, nennt sich Sturmnetz und bietet eine unglaubliche Vielfalt an Inhalten des geliebten Vereins. Grund genug für uns, Moritz Lösch (Teil der Redaktionsleitung von Sturmnetz) einzuladen, mit uns vor dem samstäglichen Spiel ein wenig zu plaudern.

 

CZ: Servus Moritz, zunächst einmal vielen Dank, dass du dir für uns Zeit nimmst. Wenn man den Beginn des Projekts, des Vereins „Sturmnetz“ in wenigen Worten beschreiben müsste, wie würdest du beginnen?

 

ML: Wir haben 2015 mit Sturmnetz begonnen und konnten uns zu Beginn über relativ viel Manpower freuen. Bis zu 40 Leute haben sich für den Neustart angemeldet, darunter auch FH-Studenten, die Journalismus studieren. Mittlerweile ist der Kreis deutlich kleiner geworden. Sämtliche Mitglieder sind glühende SK Sturm-Fans, die das Vakuum füllen wollten, das nach der Beendigung des Projekts „Sturm12“ entstanden ist (Anmerkung von seit1908: Auch Sturm12 war zu seinen Zeiten bis zur Auflösung mit das führende Fanmedium in Österreich). Wir haben zahlreiche verschiedene Kategorien rund um die Spiele, den Verein, Nachwuchs etc. und schaffen es, den groben Redaktionsplan ein halbes Jahr im Vorhinein zu erstellen.

 

CZ: Als Protestplattform gegen PM Reichel einst 2010 gegründet, haben wir uns genauso wie ihr immer eine ehrliche, unabhängige Meinung gegenüber dem Klub behalten können. Wie würdest denn du das Verhältnis von Sturmnetz gegenüber Verantwortlichen des SK Sturm Graz bezeichnen?

 

ML: Unser Verhältnis zum Verein ist nach wie vor eher kühl. Das stammt noch aus der Zeit, in der Hyballa und Goldbrich im Verein das Sagen hatten, damals wurden ja alle Medien mit Ausnahme der offiziellen Medienpartnern (Anmerkung: zB die Kleine Zeitung) regelrecht geschnitten. Seit Kreissl und Tebbich die Geschicke lenken, ist das mit dem Informationsfluss viel besser geworden. Aber so angenehm wie bei euch, wo der Verein immer wieder einmal Liveticker oder Interviews teilt, ist es nach wie vor nicht – muss es auch nicht, denn Sturm hat in diesem Gebiet stark aufgeholt.

 

CZ: Ein Blick auf das Sportliche – Ihr habt ja einen wirklich tollen Saisonstart hinter euch – wie siehst du persönlich die bisherigen Spiele? Franco Foda war ja im Frühjahr schon mehr als angezählt.

 

ML: Auch bei uns intern gab es die Foda-Befürworter und die Foda-Kritiker. Dass es dem Trainer aber gelungen ist, die Mannschaft über den Sommer derart gut weiterzuentwickeln, hätte kaum jemand für möglich gehalten. Früher war bei ihm quasi null In-Game-Steuerung, also aktives Coaching während des Spiels nicht vorhanden, auch das hat sich gebessert. Dazu kommt noch, dass sich die Zugänge, wie Siebenhandl, Zulj oder Röcher, sehr gut in die Mannschaft eingefügt und sich sofort zu Leistungsträgern entwickelt haben. Das ist sicherlich auch einem Gutteil Günter Kreissl zuzuschreiben, der es wieder geschafft hat, mit wenig Geld einen ausgewogenen Kader zusammen zu stellen.

 

CZ: Wie bewertest du aktuell das Potenzial von Sturm Graz?

 

ML: In etwa 45 Fahrzeit rund um Graz leben fast 1 Million Menschen – das ist viel Potenzial für einen Fußballverein, das sich mit dem finanziellen Tod des GAK für Sturm Graz ergeben hat. Anders als in Linz etwa, wo in einer knappen Stunde Fahrzeit so einige Vereine zu erreichen sind und der Konkurrenzdruck viel höher ist. Sportlich will man sich ganz klar für die internationalen Bewerbe qualifizieren, ein Stolperstein auch für eine finanziell rosigere Zukunft könnte dabei das Stadion Liebenau sein, das in seiner aktuellen Konfiguration dem Verein nur noch wenig Wachstumschancen bietet. Auch natürlich im Hinblick auf die neuen Stadien in Wien und mögliche Neu/Umbauten wie etwa in Linz.

 

CZ: Was sind so Highlights eurer Arbeit, auf die Ihr stolz seid?

 

ML: Extrem erfolgreich war zum Beispiel unser Live-Ticker vom Europa League Quali-Spiel in Istanbul. Das Spiel gegen Fenerbahce wurde nicht im Fernsehen gezeigt und unseren Ticker haben über 10.000 Leute verfolgt. Außerdem verzeichnete unsere Seite im Vergangenen Jahr mehr Zugriffe als www.sksturm.at, ist also wirklich die erste Anlaufstelle für Interessierte, die News über den Verein erfahren wollen. Darüber hinaus haben wir uns bei der Aktion „Schwoaze helfen“ engagiert, indem wir selbst designte Poster und Originaltrikots der Spieler versteigert haben.

 

CZ: Wenn man bereits die Anlaufstelle Nummer 1 in Sachen Sturm-News ist, welche Ziele steckt ihr euch konkret für die kommenden Monate?

 

ML: Wir wollen unser Angebot für unsere Leserschaft weiterhin ausbauen. Wir bemerken, dass viele Leser mittlerweile während des Spiels neben der ORF/Sky-Übertragung auch unseren Live-Ticker aufrufen und eher nebenbei das Spiel schauen. Wir wollen diesen Fans ein wenig Stadionathmosphäre nach Hause liefern, was das genau sein wird, wollen wir noch nicht verraten. Außerdem wollen wir unser Angebot mit Berichterstattung über die 2. Mannschaft, die Nachwuchsteams und auch die sehr erfolgreiche Damensektion ausweiten. Außerdem sind wir seit kurzem ein Verein und wollen auf diesem Wege durch Werbung und einem eigenen Fanshop versuchen, die Einnahmenseite zu erhöhen, um uns selbst die finanzielle Last, die ein solches Projekt mit sich trägt, verringern. Denn wenn sich jemand von Graz nach Altach auf den Weg macht, um ein Spiel zu tickern, dann sollte wenigstens die Tagesverpflegung oder ein anderes „Goodie“ möglich sein.

 

CZ: Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Wir wünschen euch und eurem Verein Sturmnetz auf diesem Weg alles Gute für die weitere Zukunft. Selbstredend würden wir uns natürlich auch freuen zu lesen, dass die Siegesserie der Grazer am Samstag in Pasching ein jähes Ende gefunden hat.

Christoph Zeppetzauer
Tags: