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3. November 2016
Tore auf der falschen Seite – worin die Ursachen liegen.

Der LASK ist nach dem 3:1-Erfolg über Kapfenberg zurück auf der Siegerstraße, wodurch es im Umfeld der Athletiker wieder etwas ruhiger geworden. Dennoch wollen wir uns mit der Achillesferse des schwarz-weißen Fußballspiels beschäftigen – der Defensivarbeit. Immerhin waren die zahlreichen Gegentore bis Montag das meist diskutierte Thema der Liga und haben unserem LASK in den letzten Tagen und Wochen zahlreiche, wichtige Punkte gekostet. Bereits im Vorfeld des Heimspiels gegen den SC Wiener Neustadt kam es zu einer heißen Diskussion zwischen Sky-Experten Alfred Tatar und unserem Trainer Oliver Glasner. Der Vorwurf von Alfred Tatar lautete, dass die Balance im Spiel des LASK nicht stimme und die zahlreichen Gegentore eine logische Folge daraus wären. Oliver Glasner entgegnete, dass die Ursache der Gegentore vielmehr in individuellen Fehlern zu finden wären. Seither absolvierte der LASK vier weitere Pflichtspiele in denen Dmitrovic insgesamt 9-mal hinter sich greifen musste. Grund genug einen genaueren Blick auf die Ursachen zu werfen. Wir haben uns alle 25 Gegentreffer, die der LASK in der Liga erhalten hat, noch einmal angesehen.

Gleich vorweg: Die Analyse der Gegentreffer wirft kein besonders gutes Licht auf die Defensive der Athletiker. Denn abseits der 4 Gegentreffer die aus Strafstößen (2) und Freistößen (2) resultieren, gibt es nur vier weitere Treffer, die nicht einem klaren Fehlverhalten in der Abwehrarbeit zuzuschreiben sind, sondern daraus resultieren, dass entscheidende Zweikämpfe verloren wurden, oder, wie am Montag der Fall, eine offensichtlich falsche Abseits-Entscheidung zum Gegentor führte. Zu allem Überdruss haben diese vier Treffer dem LASK auch nur 1 Punkt gekostet. Das Gegentor am Montag hatte keinen Einfluss mehr auf den Ausgang des Spieles und sowohl das erste Derby gegen BW Linz, als auch das Auswärtsspiel gegen den SC Wr. Neustadt wurden trotz der Gegentreffer dieser Kategorie mit 2:1 gewonnen. Lediglich der Konter zum 3:2 der WSG Wattens am vorletzten Spieltag, bei dem Mario Reiter den entscheidenden Zweikampf verlor, führte den LASK auf die Verliererstraße.

Nach Adam-Riese bleiben also ganze 17 Gegentreffer übrig, die in direktem Zusammenhang mit dem Defensivspiel des LASK stehen. Die Fakten scheinen der Argumentation von Oliver Glasner in die Karten zu spielen. Gleich sechs Gegentreffer sind einzig und alleine einem individuellen Fehler eines LASK-Spielers zuzuordnen und bei zwei weiteren Toren war ein solcher zumindest mitschuldig. Mit Filip Dmitrovic und Christian Ramsebner gehören zwei Schlüsselspieler zu den Wiederholungstätern. Es geht nicht darum diesen Spielern den schwarzen Peter zuzuschieben, erklärt aber die zunehmende Verunsicherung im Team des LASK. Denn Führungsspieler sollten in schwierigen Situationen das Ruder zum Positiven herumreißen und nicht die Lage zusätzlich verschärfen.

In Kombination mit den oftmals vorkommenden Abstimmungsfehlern in der Abwehrreihe wird dies zu einem enormen Giftcocktail. Kann man das krasse Missverständnis im zweiten Linzer Derby, als Kennedy Boateng versuchte seinen Gegenspieler ins Abseits zu stellen, mit dieser Idee aber alleine blieb, noch mit fehlender Eingespieltheit erklären, wird dies bei drei weiteren Treffern schwierig. Denn auch das Stammduo in der Innenverteidigung scheint Probleme in der Kommunikation zu haben. Dazu gehört der Ausgleich in Kapfenberg, wo Felix Luckeneder seinen Gegenspieler nicht an Christian Ramsebner übergeben hat und stattdessen mit diesem in den Raum zog, den Christian Ramsebner abdeckte. Damit war der Raum im Zentrum geöffnet, wodurch Kapfenberg zur Torchance kam. Noch eklatanter war die Nicht-Kommunikation der beiden Innenverteidiger in Floridsdorf und gegen Horn. Bei beiden Gegentreffern verließ sich der eine jeweils auf den anderen, wodurch keiner der beiden in den wichtigen, entscheidenden Zweikampf ging. Es scheint so, als würde im Abwehrzentrum eine ordnende Kraft fehlen. Hier wird im Winter sicher Handlungsbedarf auf dem Personalsektor gegeben sein.

Doch die These von Alfred Tatar kann man nicht einfach so wegwischen und im Raum stehen lassen. Denn auch wenn zahlreiche Gegentore auf individuelle Fehler und Kommunikationsprobleme zurückzuführen sind, bleiben sechs Gegentreffer übrig, die taktisch begründet sind. Der LASK agiert in seinem Defensivverhalten extrem ballorientiert. Sobald ein Gegenspieler in Ballbesitz ist, wird dieser von einem LASK-Spieler attackiert. Rundherum postieren sich weitere schwarz-weiße Akteure um Lauf- bzw. Passwege zuzustellen. Jedem Verfechter von attraktivem Offensivfußball muss dabei der Puls höher schlagen, da diese Verteidigungsform das Non-Plus-Ultra für diese Spielweise darstellt.

Allerdings hat diese  auch ihre Schwächen. Das Attackieren des ballführenden Spielers erfordert oft das Herausrücken des Verteidigers aus der letzten Linie. Die Lücke ist von den Nebenspielern zu schließen. Passiert dies zu langsam ist das Zentrum frei, wird gut und schnell verschoben öffnet sich der Rückraum. Genau diesen Umstand wussten unsere Gegner in letzter Zeit sehr gut zu nützen. Denn die Grundvoraussetzung um diese Verteidigungsform erfolgreich zu spielen, ist jene, dass man die Zweikämpfe gewinnt und nach Balleroberung schnell in das eigene Angriffsspiel kommt. In den letzten vier Ligaspielen resultierten nicht weniger als 4 Tore aus einer Situation heraus, wo genau dies nicht der Fall war. Beispielhaft sei der 2:1 Führungstreffer dies FC Liefering in Pasching erwähnt. Der LASK agiert in Überzahl, schiebt die Verteidigung in Richtung Ball, wodurch der FC Liefering seinen Angriff abbrechen muss. Beim Neuaufbau dessen verliert Otavio seinen Zweikampf. Liefering nutzt den offenen Raum auf den Flügel und spielt einen schnellen Angriff über diesen. Die LASK-Defensive muss sich in Richtung des ballführenden Spielers verschieben, wodurch sich die Gegenspieler relativ einfach aus der Bewachung lösen können.

Dass diese Schwäche des LASK-Spieles gerade in jüngster Vergangenheit gut ausgenutzt wurde, liegt mit Sicherheit auch daran, dass den Athletikern derzeit das Selbstvertrauen und damit das Selbstverständnis des eignen Spieles fehlt. Daher muss sich Oliver Glasner auch die Frage gefallen lassen, ob das taktische Konzept für die derzeitige Verfassung des LASK geeignet ist. Vielleicht wäre es zumindest in gewissen Phasen des Spieles erfolgsversprechender weniger Druck auszuüben und stattdessen die Räume in Breite und Tiefe enger zu machen. Obgleich dies dazu führen würde, dass der LASK nicht mehr die Dominanz ausstrahlen und die Spielkontrolle halten kann , wie dies  in den bisherigen Spielen der Fall war.

Mittelfristig wird am ballorientiertem Verschieben und der Provokation von Ballverlusten des Gegners durch planvolles Pressing kein Weg vorbeiführen. Aufgrund dieser Spielphilosophie wurde Glasner geholt. Umsetzen lässt sich diese aber nur mit blindem Verständnis. Dieses ist derzeit offensichtlich nicht vorhanden bzw. durch die selbst verschuldeten Gegentore verloren gegangen. Daher muss die Grundsatzenscheidung getroffen werden, obdie Sicherheit eher wiederkehrt indem man im gewohnten und riskanten System die Schlüsselszenen zu seinen Gunsten entscheidet, oder man mit einem einfacheren, weniger attraktivem Fußball wieder Struktur in die Defensive des LASK bringt.

Diese zu treffen ist Aufgabe des Trainerteams, an dem man keinen Zweifel zu hegen brauch. Dass das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer stimmt, zeigt sich daran, dass sich das Team nie hängen lässt und trotz haarsträubende Gegentore und aussichtslosen Rückstanden immer wieder zur Aufholjagd bläst. Gerade in Krisenzeiten ist Vertrauen ein wichtiger Indikator um sich aus dieser zu befreien. Vertrauen, dass die Spieler vom Trainer spüren müssen und der Trainer vom Vorstand haben muss. Genau dieses Vertrauen sollten wir sowohl den Spielern, als auch dem Trainer entgegenbringen um uns alsbald wieder über die nötigen Erfolge freuen zu können.

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