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1. December 2015
War unter Daxbacher wirklich alles besser??
Nach der 0:4 Auswärtsniederlage gingen die Wogen hoch. Was da in manchen Onlineforen zu lesen war, ging aber weit über eine nüchterne Spielanalyse hinaus.
„Wir sollten Daxbacher zurückholen!“ oder „Beim LASK ist keine Entwicklung zu erkennen!“ waren noch die harmlosesten Wortmeldungen.
 
Wir lasen das alles und saßen dann doch etwas durcheinander vor unseren PCs. Sind wir einfach zu optimistisch? Haben diese Leute mit ihren Kurzanalysen recht? War dieses Spiel gegen den FC Liefering wirklich mehr als einfach eine hochverdiente Niederlage und krankt es beim LASK am System?
 
Vor allem aber beschäftigte uns der immer wieder auftauchende Vergleich zwischen den beiden Trainern Karl Daxbacher und Oliver Glasner.
Vor genau einem Jahr war Karl Daxbacher mit dem LASK Tabellenführers der SKY GO Erste Liga.
 
Natürlich geht es im Fußball um Tore, Siege und Punkte. Der Meister steigt auf, ganz egal, wie er an die Tabellenspitze gekommen ist. Beim LASK hätte alles eitel Wonne sein müssen, aber so war es nicht. Ende November 2014 hatten wir gefühlte 10 Punkte zu viel auf unserem Konto. Das Glück ist bekanntlich ein Vogerl und das kreiste in dieser Herbstsaison konstant über den Spielen der Schwarzweißen, wir haben da einige hochUNverdiente Punktgewinne in Erinnerung. Es gab lediglich 2 wirklich gute Spiele (gegen Lustenau in Pasching und das Heimspiel gegen Liefering) eine gute 2. Halbzeit (zu Hause gegen den FAC) und einmal ein Spektakel in den letzten 10 Spielminuten (im Heimspiel gegen Wacker). Der Rest? Naja…
 
Heuer haben wir den Herbst genau umgekehrt empfunden.
 
Da gab es nur 2 Spiele (Lustenau auswärts und das 0:4 Debakel gegen Liefering) die der LASK verdient verloren hat. In allen anderen Spielen, war man zumindest ebenbürtig, meistens sogar das klar bessere Team. Nur wollte das Runde oft nicht in das Eckige.
Und genau diese Einschätzung haben die Kommentare nach dem Liefering-Spiel ins Wanken gebracht. War die Herbstsaison 2014 wirklich um so vieles besser?  Täuscht uns unsere Erinnerung? War der Herbst 2015 wirklich schlecht? Sind wir zu blauäugig, weil wir das einfach so sehen wollen?
 
Wir haben für uns die richtigen Antworten gefunden. Im Bundesliga-Archiv und in den Spielberichten der OÖN. Und diese Antworten möchten wir nun mit euch teilen.
 
Der Defensiv-Vergleich:
18 Gegentreffer kassierte der LASK im Herbst 2015, kein Team in der Liga weniger. Natürlich liegt das an Pavao Pervan, der seine Vorderleute perfekt dirigiert und eine Sicherheit ausstrahlt, die es für jeden Gegner schwer macht. Es liegt aber auch an Oliver Glasners glücklichem Händchen.
Aufgrund zahlreicher Verletzungen und Sperren konnte die Standardviererkette nur selten gemeinsam auflaufen, immer wieder musste umgestellt werden und (fast) immer ging das auch wirklich gut.
 
Noch besser lief es ein Jahr davor:
Unter Karl Daxbacher standen nach 19 Runden lediglich 12 Gegentreffer zu Buche. Pavao Pervan lieferte das eine oder andere Match in fast unmenschlicher Überform ab (zB Mattersburg auswärts) und es gab keinen rabenschwarzen Tag (wie das heurige 0:4 in Liefering).
 
Fazit: Ausgeglichen!
 
Der Offensiv-Vergleich:
In der Herbstsaison 2015 konnte der LASK mehr Tore erzielen als im Jahr zuvor (32:29).
Wirklich beeindruckend ist aber die Torschussstatistik: Sage und schreibe 312 Schüsse feuerten unsere Jungs heuer auf das Tor der Gegner ab (gegenüber 2014 bedeutet das ein Plus von 13,5%).
Man kann, nein man muss die Torausbeute kritisieren, aber eines ist klar: Der LASK hat sich unter Oliver Glasner zu einer Offensiv-Maschine entwickelt, die den Gegner in fast jedem Spiel dominiert und ihm ihr Spiel aufzwingt. Mehr als 10 Aluminiumtreffer zeigen auch, dass oft nur Millimeter fehlen.
 
Fazit: Der Weg stimmt, lediglich das Zielfernrohr muss in der Vorbereitung nachjustiert werden.
 
Aber nun zum schwierigsten Punkt in unsere „Herbstsaison-Vergleich“. Hatten wir wirklich im Herbst 2014 viel Glück und im Herbst 2015 viel Pech? Hätten wirklich viele Spiele, objektiv betrachtet, anders ausgehen müssen?
Natürlich ist das ein „hätti-wari-Spiel“ und natürlich ist es schwierig, dieses Spiel als Fan ehrlich durchzuspielen. Aber wir versuchen es – auch mit Hilfe der Spielstatistiken und dazugehörigen Spielberichten: 
 
Der Herbst 2014 im Überblick – Spiele, die anders ausgehen hätten müssen:
 
2. Runde, 0:0 gegen Hartberg, (H)                                                        +2
               Topchancen für den LASK, das Spiel muss man gewinnen
3. Runde, 0:1 gegen  St. Pölten  (A)                                                      +1
               Viele vergebene Chancen, ein X wäre gerecht gewesen
4. Runde, 2:1 gegen Lustenau (A)                                                         -2
               Ausgeglichenes Spiel, Eigentor in der 92. Minute, ein X wäre gerecht gewesen
5. Runde, 1:0 gegen Mattersburg, (H)                                                   -2
               Ausgeglichenes Spiel, Siegtor in der 93. Minute, ein X wäre gerecht gewesen
12. Runde, 2:1 gegen St. Pölten, (H)                                                      -2
               Topchancen und ein Alu-Treffer für St. Pölten, ein X wäre gerecht gewesen
14. Runde, 1:0 gegen Mattersburg (A)                                                   -3 
               Der LASK chancenlos, Mattersburg dominiert. Ein Eigentor, Pervan hält einen Elfer und zeigt unglaubliche Paraden. Dieses Spiel muss Mattersburg gewinnen.
               
Fazit:
 
Der LASK hat mindestens 7 Punkte zu viel geholt, Mattersburg alleine aus den direkten Duellen 4 Punkte zu wenig.
Ein Blick auf die Tabelle zeigt ein noch dramatischeres Bild. Nach 19 Runden hätte es statt der Tabellenführung und 3 Punkten Vorsprung auf Mattersburg nur Rang 2 und 8 Punkte Rückstand bedeutet.
 
 
Der Herbst 2015 im Überblick – Spiele, die anders ausgehen hätten müssen:
 
2. Runde, 0:0 gegen Wr. Neustadt (A)                                                               +2
               Der LASK dominiert, trifft 3x Aluminium – das Spiel muss man gewinnen
9. Runde, 1:2 gegen Liefering (H)                                                                      +1
               Ein offener Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten, ein X wäre gerecht gewesen
11. Runde, 0:0 gegen Wr. Neustadt (H)                                                             +2
               Wieder dominiert der LASK, wieder gibt es 3 Alutreffer – das Spiel muss man gewinnen
12. Runde, 0:1 gegen Wacker (H)                                                                       +3
               Der LASK vernebelt einige Hochkaräter, bekommt 2 klare Elfer nicht. Innsbrucks einzige Torchance ist ein Elfer-Geschenk – das Spiel muss man gewinnen
16. Runde, 0:1 gegen St. Pölten (A)                                                                     +1
               4, 5 Topchancen, St. Pölten trifft gegen 9 Mann – zumindest ein X wäre gerecht gewesen
 
Fazit:
Der LASK hat insgesamt 9 Punkte leichtfertig liegen gelassen, davon 7 wirklich verschenkt – 2x gegen Wr. Neustadt und gegen Wacker. Berücksichtigt man nur diese 3 Spiele sieht die „berichtigte“ Tabelle so aus:
 
1. LASK 43 Punkte
2. St. Pölten 38 Punkte
3. Innsbruck 35 Punkte
 
Ihr müsst uns jetzt nicht für verrückt erklären!
 
Natürlich wissen wir, dass diese Zahlenspiele völlig wertlos sind. Es zählen nur echte Tore, echte Siege und echte Punkte. Wir sind nun mal nicht Tabellenführer mit 5 Punkten Vorsprung, sondern nur Dritter mit 2 Punkten Rückstand.
Aber wenn es darum geht die Arbeit eines Trainers zu bewerten oder zu erkennen, ob sich eine Mannschaft entwickelt oder nicht, dann müssen diese Spielereien erlaubt sein, dann halte ich sie sogar für zwingend notwendig.
 
Dann geht es auch darum, wie die Mannschaft auftritt – auf und neben dem Platz.
 
Dann geht es darum, wie das Team ein Spiel gestaltet, ihm seinen Stempel aufdrückt.
Und dann geht es darum zu hinterfragen, wie ein Tabellenstand nach 19 Runden zustande gekommen ist, wie viel davon verdient und wie viel unverdient (um nicht die Worte „Glück“ und „Pech“ zu strapazieren) ist.
 
Vergleicht man den Herbst 2014 unter diesen Gesichtspunkten mit der gerade erst beendeten Herbstsaison, dürfte wohl manches klarer erscheinen:
Oliver Glasner hat in kurzer Zeit ein Team geformt, das vorne mitspielt, viele Spiele dominiert, ansprechenden Fußball zeigt, viele Chancen kreiert und dabei zu oft knapp das Ziel verfehlt.
Er ist definitiv der richtige Mann am richtigen Ort!
 
Und auch um die Entwicklung der Mannschaft muss man sich keine Sorgen machen. Natürlich war es noch kein Quantensprung, wir sind noch immer in der Ersten Liga und unsere Gegner gehen vor allem gegen den LASK topmotiviert in jedes Match. Aber wenn eine neu zusammengestellte Mannschaft nur 2 der ersten 19 Partien verdient verliert und man als Zuschauer immer noch das Gefühl hat, da ist noch Luft nach oben, dann kann man sich schon jetzt auf die verbleibenden 17 Runden freuen.
Genießt die Winterpause und sammelt Kraft – wir alle brauchen sie im Frühling.
 
Vor allem aber sollten wir uns geistig schon jetzt auf das Saisonende vorbereiten, denn wir sind uns wirklich sicher: Da wird in Linz ganz groß gefeiert!!
Wir haben es uns verdient – der Verein, die Freunde, das Team & vor allem wir Fans !!
 
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