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4. May 2019
Danke, „Sir Claudio“!
 
„Da habe ich erst realisiert, was wir geleistet haben. Es war so schön, zu sehen, wieviel
Freude wir den Menschen mit diesem Sieg bereitet haben!“
 
Lieber „Claudio“,
 
dieser Satz fiel mir ein auf der Suche nach einem passenden Einstieg in diese Zeilen, die – ich
mag es gar nicht glauben – ein Nachruf auf dich sein sollen.
 
Auch diesmal – wie vor einigen Wochen bei Präsident Jungbauer – gäbe es – davon bin ich
überzeugt – viel Berufenere dafür, weil sie dich besser kannten – ob als Privatmensch oder
als Fußballer, weil sie deine Familie kennen, weil sie öfter mit dir sprachen und und und.
Aber es hat sich nun einmal so entwickelt, dass ich zum „LASK-Schreiberling“ geworden bin.
Und dann passt es doch wieder ein wenig. Vor knapp einem Jahr haben wir uns in Kirchdorf
an der Krems bei „Legendär on Air“ getroffen und wir haben über meinen Artikel auf
seit1908.at über die Europacup-Spiele gegen Dundee United 1984 gesprochen.
 
Es war großartig, mit dir darüber zu reden, genauso wie über das Erlebnis „Europacupspiel in
Ostrau 1985“, weil ich da ja selbst dabei war. Am schönsten war es aber natürlich, über DAS
Spiel zu sprechen, mit dem auch dein Name immer verbunden sein wird, über den Sieg
gegen Inter Mailand 1985. In diesem Zusammenhang fiel der eingangs zitierte Satz. Gemeint
war der Morgen danach, als du für deine Arbeit doppelt so lange brauchtest, weil dir so viele
Menschen gratulierten. Ich finde ihn sehr typisch für dich. Du hättest auch sagen können, du
hättest erst da realisiert, wie gut ihr wart, welche herausragende Leistung es war, gegen
diese Weltklassemannschaft zu bestehen oder du hättest auf deinen Beitrag verweisen
können, dass du – gemeinsam mit den Kollegen in der Abwehr – etwa einen Marco Tardelli
oder einen Alesssandro Altobelli oder einen Karl-Heinz Rummenigge – allesamt Fußball-Welt-
oder Vizeweltmeister – nicht zur Entfaltung hast kommen lassen. Du hättest erzählen
können, dass dir der große Karl-Heinz Rummenigge nach dem Hinspiel mit deinem schon
existenten italienischen Sitznamen „Claudio“ gratulierte und du von ihm in Mailand auch
sein Trikot erhalten hast .Auf all das warst du sicher auch mit Recht stolz, aber als wirklich
bedeutsame Erkenntnis sahst du es an, zu sehen, „wie viel Freude ihr den Menschen mit
diesem Sieg gemacht habt“.
 
Freude machen – als Mensch, als Fußballer, das konntest du perfekt. Du hast dem Verein
LASK Freude bereitet, weil du zwanzig Jahre das schwarz-weiße Trikot mit Stolz und
Leidenschaft getragen hast und herausragend Fußball gespielt hast.
Und in Wahrheit hast du unser Dress nie wirklich ausgezogen. Wann immer ich dich
getroffen habe, der LASK war Thema, du warst „up to date“ und du hast mit den aktuellen
Mannschaften mitgefiebert.
Du hast unzähligen Anhängern des LASK Freude bereitet, weil sie bei dir so sein konnten, wie
sie eben waren. Nie hatte ich das Gefühl, du würdest Unterschiede machen zwischen jünger
und älter, zwischen ärmer und reicher, zwischen lauter und leiser – du warst für alle der
freundliche, respektvolle und bescheidene Claudio.
 
Du hast vielen jungen Fußballern Freude bereitet – auch in Sankt Florian und Sankt Valentin,
deinen beiden weiteren Stationen, weil sie in dir ein Vorbild hatten, dem nachzueifern sich in
vielerlei Hinsicht lohnte.
Du hast den „Herz-Kindern“ Freude bereitet, weil du bei dieser Charity-Aktion des LASK von
Beginn an vorne mit dabei warst. Du bist der Schirmherr von „LoA rennt“ gewesen, du hast
viele „legendäre“ LASK-Fans stolz gemacht, weil du ihr Lauftrainer warst, damit sie sich den
„Herzlauf“ auch wirklich zutrauten.
Du hast – das darf ich nur vermuten, weil so nahe kannten wir uns nicht – deiner Familie
immer und immer wieder Freude bereitet.
Du hast – so liest man es in diesen Stunden – deinen Arbeitskollegen Freude bereitet, weil du
auch dort immens beliebt warst.
Du hast mit feinem Humor deiner inneren Freude Ausdruck verliehen.
„Freude“ ist wahrscheinlich hier nicht mehr das richtige Wort, aber Zuversicht, Mut und
Kraft hast du vielen Menschen auch dann noch gegeben als sich vor dir ein Gegner
aufbäumte, gegen den selbst Inter Mailand ein „Jausengegner“ war. Wie du mit deiner
Krebs-Erkrankung umgegangen bist, wie positiv du geblieben bist, wie du gekämpft hast und
trotzdem so natürlich und selbstverständlich weiter gemacht hast, wird vielen für immer ein
Vorbild sein. Selbst als du wegen der Krankheit nicht mitlaufen konntest, warst du beim
Herzlauf quasi als „Non-running-Captain“ vor Ort. Meine Frau, die dich noch viel weniger
kannte als ich, hat heute beim Frühstück über dich gesagt: „Auch in der Krankheit – ich habe
noch nie einen positiveren Menschen kennengelernt!“
 
Lieber Claudio,
 
der von den Nationalsozialisten erhängte Jesuiten-Priester Alfed Delp hat einmal gesagt:
„Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte in die Welt kommen, dann hat
sein Leben einen Sinn!“ Wenn er Recht hat, dann war dein Leben eines der sinn-vollsten, das
ich kenne. Vielleicht kann uns das irgendwann ein wenig über die viel zu kurze Zeit, die dir
geschenkt war, trösten.
Viele Menschen haben durch dich ein Mehr an Freude, Güte und Liebe in ihrem Leben
erfahren, dafür danken wir dir!
Wir tun das im Besonderen in unserer gemeinsamen Eigenschaft und Leidenschaft für den
LASK. 273 Pflichtspiele für unseren Klub, 13 Tore, ungezählte verhinderte Gegentore …
tausendfacher Dank… tausendfacher Dank aber auch dafür, dass du unserem Klub bis zuletzt
im Herzen getragen hast und dafür wie du den LASK in der Öffentlichkeit repräsentiert hast.
Meine Frau – um sie ein zweites Mal zu zitieren – hat gesagt: „Er war ein Sir!“ –
Lieber Sir Claudio, du hast die Geschichte des Linzer Athletik Sport Klubs eine lange
Wegstrecke mitgestaltet, du warst, bist und wirst immer einer von uns sein und wir werden
dir ein ehrendes schwarz-weißes Andenken bewahren.
 
Auf Wiedersehen in der Ewigkeit!
 
Günther
Einmal LASKler – immer LASKler, R.I.P. Klaus!
Waldhör Günther
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