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8. May 2015
“Das ewige Derby” – Groundhoppers Diary
Spät, aber doch verfasse ich nun auch noch zu unserem Wochenende in Belgrad einen Bericht, da das Derby wohl eines der besten Spiele war, das wir jemals beim Hoppen gesehen haben.
 
Mit einem Auswärtssieg des LASK und dem ersten Tor seit einer gefühlten Ewigkeit fing das Wochenende ja schon nahezu perfekt an. Nach dem Spiel in St. Pölten brachte uns L.K (großes Dankeschön an dieser Stelle!). noch kostengünstig nach Wien, wo wir die letzten Stunden bis zum Abflug von Schwechat verweilten.
 
Rechtzeitig aufgestanden und frisch geduscht ging es mit dem ICE relativ schnell nach Schwechat, wo auch der Check-in und die Gepäcksaufgabe zügig von Statten gingen, sodass noch Zeit für ein kleines Frühstück, bestehend aus diversen alkoholischen Getränken, blieb.
 
Das Flugzeug der Gesellschaft AirSerbia sah von außen dann doch etwas dubios aus, der Flug selbst lief dann, wenn man mal vom etwas unsanften Landeanflug absieht, sehr gemütlich ab. Beim Ausgang dann auch gleich einen Bus erwischt und so kamen wir überpünktlich bei unserem Hostel an.
 
Crvena Zvezda – Partizan Belgrad
Sa. 25.04.2015/JSL/44.120 Zuschauer/0:0
 
Nach einem sehr freundlichen Empfang im Hostel ging es dann per Taxi zum Marakana wo wir uns gleich mal mit Tickets eindeckten. Im Anschluss beobachteten wir das immer stärker aufkommende Treiben bei kaltem Bier und warmem Fleisch. Erwähnenswert ist hierbei das immer stärker werdende Militäraufgebot. Weil uns bis zum Anpfiff noch immer genug Zeit blieb, umrundeten wir noch das naheliegende Partizan-Stadion und machten es uns bei einem Tennisverein, welcher das Alkoholverbot in der Umgebung von Fußballspielen ignorierte, bei einem letzten Bier gemütlich.
 
Dann ging es auch schon ins altehrwürdige Marakana. Eröffnet wurde das Stadion bereits im Jahr 1963 und ist, bis auf die allernotwendigsten Adaptierungen, noch immer im gleichen Zustand wie damals. Nachdem wir die beiden Fanshops erkundet hatten, ging es bereits etwa eine Stunde vor Spielbeginn auf unsere Sitzschalen.
 
Im Gegensatz zu meinen bisherigen beiden Besuchen in Belgrad war diesmal vorm Spiel noch verhältnismäßig wenig los, aber immerhin füllte sich das Stadion allmählich und war im Endeffekt mit über 44.000 Zuschauern auch gut ausgelastet.
 
Als um 18:00 Uhr die beiden Mannschaften das Spielfeld betraten, setzte sich eine Partizan-Abordnung auf der Gegengerade in Szene und attackierte einige Roter-Stern Fans. Den Fans von der Nord gefiel das natürlich weniger und so kamen diese den Fans auf der Gegengerade zu Hilfe und es entstand eine flächendeckende Schlägerei auf der Gegengerade. Als das Sicherheitspersonal die Lage wieder einigermaßen in Ordnung brachte, machte dieses aber einen schweren Fehler: Die Polizei stürmte in die Nordkurve der Roter-Stern-Fans. Zum einen ist es in Belgrad ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Exekutive, den Fanbereich nicht betritt und zum anderen schoben sie die Fans zudem zusammen. Der Mehrheit im Block gefiel das natürlich nicht und so landeten alle verfügbaren Gegenstände auf den dutzenden Polizeiuniformen. Anstatt sich zurückzuziehen, wurde allerdings noch mehr Verstärkung geholt und die Fans weiter zusammengedrückt. Hunderte Sitzschalen und Bengalen landeten bereits auf Polizisten und Soldaten.
 
Eigentlich glaubten wir nicht mehr, dass hier heute noch ein Fußballspiel stattfinden würde. Aber nach über einer halben Stunde heftiger Auseinandersetzungen beruhigte sich die Situation doch allmählich und mit 45 Minuten Verspätung konnte der Schiedsrichter das Spiel doch noch anpfeifen.
 
Nach wenigen Minuten präsentierte Zvezda bereits die erste Choreographie: Tausende kleine Schwenkfahnen erstrahlten in den Farben rot und weiß, dazu gab es ein großes Spruchband und eine Überziehfahne mit einer Zvezda-Legende. Die Choreographie wurde etwa 5 Minuten präsentiert und direkt im Anschluss zündete die Kurve bombastische Rauchtöpfe welche den ganzen Fanblock in dichten roten Rauch einnebelte.
 
Partizan konnte in der ersten Halbzeit mit einer hundertprozentigen Mitmachquote und einigen Spruchbändern auch etwas Aufmerksamkeit erregen. Zudem brannten auf beiden Seiten dutzende Schals, T-Shirts und Fahnen des Gegners.
 
Die zweite Halbzeit startete Roter Stern mit einer schönen Pyroshow – etwa hundert Bengalen wurden gezündet und gut ein Dutzend Böller detonierten. Etwas später auch eine Pyroshow von Partizan und die hatte es echt in sich: Die Anzahl der Bengalen kann man hierbei gar nicht mehr schätzen, das waren einfach hunderte – es sah so aus als zündete jeder Fan im Zwei-Sekunden-Takt eine neue Fackel, dementsprechend war das Stadion auch eingenebelt und der Schiedsrichter musste das Spiel für etwa 10 Minuten unterbrechen.
 
Kurz vor Ende des Spiels zündete auch Roter Stern nochmals einige Bengalen auf einer Linie im oberen Teil des Sektors. Wenige Minuten später war der Schiedsrichter froh endlich Feierabend machen zu können und beendete das Spiel. Diese endete zwar torlos, in den seltenen Momenten, in denen unsere Augen das Spiel verfolgten, war dieses aber nicht einmal so schlecht. Zumindest besser als bei unseren letzten Besuchen.
Nach dem Spiel liefen wir aufgrund des Taxi- und Busmangels 4 Kilometer zu Fuß über die abgesperrte Stadtautobahn zurück zum Hostel. Frisch gestylt ging es dann in die Belgrader Partynacht, welche in den frühen Morgenstunden ihr Ende fand.
 
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FK Dorcol Beograd – FK IM Rakovica
So. 26.04.2015/Srpska Liga/200 Zuschauer/1:0
 
Dieses Drittligaspiel nutzen ungefähr hundert Groundhopper aus aller Welt (vermehrt natürlich aus Deutschland und Österreich) als Vormittagsprogramm. Nahe des Kalemegdan sahen dann insgesamt 200 Zuschauer einen grauenhaften Kick, da ist jedes Spiel in unserer 2. Klasse attraktiver. Wenigstens das Bier wusste zu schmecken und daher wurde fast schon im Minutentakt Nachschub geordert. Auch die ca. 10 jungen Dorcol-Ultras sorgten für etwas Stimmung bei strahlendem Sonnenschein. Das einzige Tor fiel durch einen Elfmeter in der 2. Spielhälfte.
 
Nach dem Spiel marschierten wir direkt auf den Kalemegdan, den Hausberg bzw. die Festung Belgrads. Dort chillten wir und genossen die Aussicht, die schönen Kellnerinnen, den Kaffee und einfach den Augenblick.
Nachdem wir noch etwas auf der schönen Anlage spazierten, ging es mit dem Taxi zum Stadion Omladinski wo das letzte Spiel des Wochenendes auf uns wartete.
 
OFK Beograd – Rad
So. 26.04.2015/JSL/600 Zuschauer/1:0
 
Im Hostel warnte man uns davor, dieses Spiel zu besuchen, da die United Force von Rad Belgrad einfach nur verrückt sei und dies zu gefährlich sein würde. Da eine solche Bemerkung für uns übersetzt nur „Dort müsst ihr hin – dort geht es ab!“ heißt, zog es uns natürlich auch zum kleinen Belgrader Derby.
 
Das Omladinski-Stadion ist schon richtig schön abgegammelt. Es wurde 1957 errichtet und so wie es aussah seitdem auch nie renoviert. Die beiden Fankurven füllten sich bis zum Anpfiff mit jeweils etwa hundertfünfzig Leuten, wobei die Kurve von Rad neben einem sportlichen, auch einen stark nationalistischen Eindruck hinterließ.
 
Stimmungsmäßig war das Ganze Durchschnitt, die Mitmachquoten waren sehr gut, die Lautstärke hätte trotzdem etwas lauter sein können. OFK konnte mit schönen Zaunfahnen und einer Doppelhalter-Choreo für die Freunde von Dinamo Moskau punkten.
 
Das Spiel war auf mäßigem Niveau und wurde ebenfalls per Elfmeter für die Heimmannschaft entschieden.
 
Nach dem Spiel ging zurück in die Innenstadt, wo in der schönen Fußgängerzone gechillt wurde. Als unsere Mägen dann schon einigermaßen knurrten, verschlug es uns in die Skadarlija-Straße, in der uns auch gleich eine hübsche Dame in ein Restaurant lockte. Dort gab es günstiges Bier, leckeres Essen und Live-Musik.
 
Zu Fuß gingen wir dann zurück zur Unterkunft und zum Abschluss noch in ein nahes Pub, in dem internationale Biere geleert wurden. Während bei zwei meiner Reisegefährten die Müdigkeit langsam einkehrte, kannte die Motivation bei J. und mir keine Grenzen. So verweilten wir beide noch etwas im Lokal und zurück im Hostel tranken wir noch mit einigen Betis-Sevilla Fans das eine oder andere Dosenbier. Als dann noch eine Gruppe von Sloweninnen von J. Namen so beeindruckt war, freute ich mich schon, dass es vielleicht doch noch mit dem Verlust seiner Unschuld klappen könnte. Leider verschwanden diese dann aber im Nachbar-Hostel und so sollte es wieder nichts werden. – Kopf hoch!
 
Dann ging ein tolles Wochenende auch schon zu Ende. Belgrad, es war mir eine Ehre!
 
„Stimmt es, dass es sein muss:
ist für heute wirklich Schluss?
 
Heute ist nicht alle Tage,
ich komm wieder keine Frage!“
 
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Seit1908
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