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28. December 2012
Vom runden Leder in Linz zwischen Kaiser und Hitler

Vom runden Leder in Linz zwischen Kaiser und Hitler

Die ersten Gehversuche des Fußballs in Linz bis zum Ersten Weltkrieg.

Über Wien gelangte das Fußballspiel um die Jahrhundertwende vom 19. aufs 20. aus England nach Linz. 1894 wurde in Wien der First Vienna Football Club gegründet, der auch knapp 120 Jahre später noch Teil der heimischen Fußballszene ist. Knapp 15 Jahre später am 12. September 1908 wurde der 1899 gegründete „Linzer Athletik-Sportklub Siegfried“ in „Linzer Sportklub“ umgetauft.

War der 12. September 1908 einerseits die Geburtsstunde des Linzer Sportklubs andererseits auch die Geburtsstunde des organisierten Vereinsfußballs im Erzherzogtum ob der Enns. Neben der Fußballsparte gab es im LSK auch eine Sektion für Ringer oder Gewichtheber. Neben Linz wurde mit Sicherheit im Salzkammergut gekickt, wo Urlauber den Fußballsport aus Wien und anderen großen Städten mitbrachten, dazu wurde sicherlich auch von den Arbeitern in der damaligen industriellen Hochburg Steyr Fußball gespielt.

Schon das 19. Jahrhundert kann zweifellos als Jahrhundert der Vereine bezeichnet werden, denn quer durch die Bevölkerung waren viele Menschen durch Vereine miteinander vernetzt. Vereine breiteten sich in großen Teilen Europas in atemberaubender Geschwindigkeit. Die Gründung der Sportvereine zu Beginn des 20. Jahrhunderts war also kein Novum. Getragen wurde die Gründung des LASK durch das Linzer Bürgertum. Neben Kaufleuten, Beamten und Juristen waren auch Großindustrielle wie der deutsche Heinrich Franck, der der Inhaber der Linzer Kaffefabrik war. Die Linzer Franckstraße verdankt jenem Herrn seinen Namen. Der LSK verdankte dem Deutschen vor allem seine erste Spielstätte. Gespielt wurde am Platz nahe dem ehemaligen Kinderspital.

Trotz der bürgerlichen Träger, vor allem in Wien, denn bei der First Vienna kickten, Erzherzöge, Großindustrielle oder auch Vertreter des Hauses Rothschild. Angehörige der Familie zählten zu den einflussreichsten und wichtigsten Finanziers der europäischen Staaten, gelang es auch dem städtischen Proletariat, sich in Vereinen zu organisieren und das runde Leder zu treten. „Arbeiter, Handwerker und Taglöhner“ hatten aber bei der Vienna keine Chance. Anders entwickelte sich der Fußballsport in den Resten Wiens, so etwa im Prater oder in Hütteldorf, wo sich erste Arbeitervereine gründeten.

Der Fußball zu Beginn des 19. Jahrhunderts war eine rein städtische Erscheinung. Wer kicken wollte, musste in die Stadt. Die ersten Spieler des LSK waren Mittelschüler. Der Sportklub erhielt bald Verstärkung von einem englischen Färber namens Percy Lowe, der in der Trauner Deckenfabrik arbeitete. Wenig später sollten die ersten „Legionäre“ aus der Reichshauptstadt Wien kommen, die im in Linz stationierten k.k. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 2 ihren Dienst ableisteten. 1910 traf der LASK erstmals auf den heutigen Rekordmeister Österreichs Rapid Wien zu Pfingsten. Beide Begegnungen gingen verloren, eine mit 0:6, die andere mit 0:9. Die Spiele gegen die „Provinzklubs“ mussten für die Wiener „Zauberer“ als Urlaubsfahrten anmuten. Die Tageszeitung „Tages Post“ schrieb dazu: „An den beiden Pfingstfeiertagen hatte der Linzer Sportklub einen der besten Wiener Vereine, den erstklassigen Fußballklub Rapid zu Gaste, der den Linzern ein modernes Kombinationsspiel vorführte […]“

Nach und nach entstanden auch in Österreich weitere Fußballvereine. So spielte der LSK nicht ausschließlich gegen Wiener Vereine, sondern auch gegen den Welser Sportclub oder die noch heute existierende Sportvereinigung Urfahr.

Der Fußball der damaligen Zeit in Linz war jedoch alles andere als ein Massenphänomen, denn so kamen zu den ersten Spielen selten mehr als 20 bis 30 Zuschauer auf den Platz. Nicht nur heute sondern auch in seinen ersten Tagen plagten den LSK Geldsorgen. Der damalige Obmann Franz Schenkenfeldner dazu: „Die Geldsorgen waren oft sehr bitter, und die Ballbeschaffung stand nicht selten Tage vor dem Wettspiel noch in Frage.“

1911 waren unter dem Alpenländischen Fußballverband 15 Vereine versammelt, darunter der LSK, der Welser SC und der SV Urfahr aus Oberösterreich. Der heutige LASK zählt also zu den ältesten Vereinen Österreichs und hat ohne Zweifel die Kulturgeschichte Oberösterreichs mitgestaltet und bis heute nachhaltig geprägt, denn der Enthusiasmus einiger sportaffiner, denen der LASK sein Erwachen verdankt, wurde bis in die heutige Zeit weitergetragen.

Quellenangabe/Literatur:

– Andreas Praher: Der Linzer Fußball von seinen Anfängen bis zum Ende des II. Weltkrieges. In: Michael John/Franz Steinmaßl: … wenn der Rasen brennt … 100 Jahre Fußball in Oberösterreich.

– Stefan Grössing: Sport in Linz.

– 60 Jahre LASK

– Tages Post, 19. Mai 1910, S. 9.

Foto: Fußball in Oberösterreich. Hg. vom Oberösterreichischen Fußball-Verband. 1971.


für seit1908.at:  B. Reischl

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