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5. March 2015
Ein exquisiter Augenzeugenbericht einer erlesenen Runde von und mit Georg Asmus
Am Montag haben wir schon einen Groundhopping Bericht über einen Italien Trip einiger LASK Fans gebracht. Wir haben jetzt einen weiteren, noch ausführlicheren Bericht bekommen. Nehmt euch die paar Minuten – ein wirklich toller Text erwartet euch. Dazu gibts eine Schilderung der Ereignisse in Rom, die vor dem Euroleague Spiel gegen AS Roma stattfanden.
 

 
Roma – Feyenoord
 
Mit dem Nachtzug fuhren wir Mittwoch von Wien aus los. Unsere 6er Kabine  war neben unserem 3er Mob auch mit einem Feyenoord Fan aus der Slowakei und zwei Italienern bestzt. Die Fahrt begann ziemlich flüssig. Mit genug Bier und Wein wurde so ein kultureller Austausch gleich um einiges interessanter. Auch die anfangs vorherrschenden Sprachbarrieren waren schnell überwunden. Die Rauchgüter diverser Kabinenkollegen wussten auch zu schmecken. Ungewöhnlichen Luxus bescherte der, bis dato noch nie, von uns gebuchte Liegewagen. Ziemlich  ausgeschlafen fuhren wir  in der italienischen Hauptstadt ein.
 
Wohlige 15 Grad: bei hochstehender Sonne machte das etwas her. Kein Vergleich zu den Temperaturen in der Stahlstadt Winter Merda.
Um 10 Uhr morgens war man vor dem Termin startklar. Schon um diese Uhrzeit wurde Rom von holländischen Kleingruppen beherrscht. Dieses Bild zog sich durch den ganzen Tag. Egal in welcher Ecke der Stadt man sich aufhielt:  die Szenerie wurde von den topcasual gekleideten Holländern bestimmt. Der Altersschnitt der Mitgereisten befand sich jenseits der 30 Jahre und beeindruckte zusätzlich.
 
Mit einer Flasche Wein in der Hand wurde das gewohnte Pflichtprogramm wie Colosseo und Città del Vaticano abgearbeitet und man begab man sich zum Treffpunkt des Feyenoord Anhangs. Bei Spagna angelangt herrschte bereits Aufbruchsstimmung. Erste Flaschen und Pyroartikel wurden als Gastgeschenke der anrückenden Staatsmacht rund um die Polizia und den Carabinieri entgegen geworfen. Diese mussten ordentlich einstecken. Es war ziemlich interessant zu sehen, wie wenig sich die Ordnungsorgange gegen die Holländer entgegensetzten Der Mob setzte sich in Bewegung. Es ging eine kleine, enge Seitenstraße den Berg hinauf,  Böller flogen der Polizia um die Ohren und Flaschen sowieso.
 
Nun wurde es der Staatsmacht zu bunt. Diese begann auf den Schluss des Mobs einzuprügeln als gäbe es keinen Morgen mehr. Wir hatten Glück nicht in der letzten Reihem sondern ein paar davor zu sein. Dadurch wurde eine regelrechte Massenpanik ausgelöst. In dieser engen, bergauf führenden Straße kam auf einmal ein Schub der hinteren Reihen, die den Schlagstöcken entgehen wollten. Die Leute rannten über die Mopeds, die Autodächer, Scheiben gingen zu Bruch. Wer dort sein Auto parkte durfte sich bei der komplett überforderten und planlos agierenden Polizia bedanken. Ich weiß gar nicht wie viele entglaste Autos und kaputte Mopeds wir sahen.
 
Bei jedem Italia Besuch wundere ich mich über die Taktik der Ordnungsorgane aufs das Neue. Dazugelernt wurde noch nie: man macht einfach das was man immer macht. Auch wenn man sich über die Auswirkungen bewusst ist.
Die Corteo beruhigte sich wieder und das Tempo wurde verlangsamt. Nach einigen Kilometern Fußmarsch büxte man aus dem Mob aus und fuhr auf eigene Faust zum Stadio Olimpico, denn wir hatten Karten führ die Curva Sud (Roma) geordert.
Den Piazza Mancini erreicht überquerten wir den Tiber. Gleich bei der ersten Polizeikette musste man eine 10-minütige Diskussion führen, dass man kein Holländer sei und man gefälligst in die Sud wollte. Langsam ging uns das ordentlich auf die Eier. Schon den ganzen Tag wurde man als Holländer bezeichnet und hat uns für diese gehalten.
Wir kauften uns noch schnell einen Schal und einige Caffè Borghetti. Schade, dass es das bei uns nicht gibt, um wenigstens ein wenig inkognito zu bleiben. Wir platzierten uns günstig, um das Geschehen zu beobachten.
 
Hier herrschte das gewohnte Bild: ein Jugendhaufen der Roma, ca. 200 Leute, verjagte alles und jeden, der nach Feyenoord aussah. Hier war man auch mehr gewohnt. Waren in der Vergangenheit doch mindestens die doppelte Menge an Leuten anwesend. Auch die Bars an der Seite waren schlecht besucht. Beim Eintritt staunte man auch nicht schlecht als die Kamera unseres Kumpels von der Polizia ausgeborgt wurde. Zurückbekommen hat man sie nicht wieder.
 
Die Plätze eingenommen beobachtete man die immense Verschlechterung der Sud seit meinem letzten Besuch vor 6 Jahren. Die einzelnen Gruppen wie Boys, Fedayn,… über den einzelnen Mundlöchern sind nicht mehr vertreten. Nun sammelt sich alles in den unteren Reihen der Curva. Ein komisches Gefühl erschleicht einem, wenn man sieht wie sehr es hier bergab gegangen ist. Pyrotechnik wurde auch schon mehr abgebrannt – ein durchschnittlicher Österreicher würde natürlich etwas anderes behaupten. Einzig die selbst gebauten Böller und die Pyrotechnik ließen unser Fanherz wieder in die Höhe schnellen. Lediglich mit den ausgiebig konsumierten Rauchwaren blieb es unverändert. Gesanglich startete die Curva gut, schwächte aber mit zunehmender Zeitdauer ab.
 
Der Feyenoord Block war sehr gut gefüllt. Laut Erzählungen dürften es ca. 7000 Personen gewesen sein: für einen Donnerstagabend, diese große Distanz und die sehr gute Qualität des Haufens muss man Respekt zollen. Begann der Tag sehr vielversprechend, enttäuschte die Holland-Meute im Stadion auf allen Linien. Lediglich ein paar Mal konnte man etwas Brachiales vernehmen. Am lautesten wurde es logischer Weise nach dem Tor. Ab und an leuchtete ein Bengale im Auswärtsblock auf. Witzig zu beobachten, dass einige Male die brennende Fackel quer durch den Block weitergereicht wurde. Auch die aufgeblasenen Luftballons, die minutenlang durch die Luft flogen, waren lustig anzusehen.
Auf der Gegengerade sammelte sich auch ein Haufen von etwa 150 Romanisti, die ein ordentliches Repertoire an Pyroartikel abbrannten, Böller wurden ungeniert mitten unter ihresgleichen gezündet: diese verrückten Italiener. 
 
Das Spiel selber verlief ziemlich unspektakulär. Lediglich das Ergebnis ist zum Hervorheben , denn der Feyenoord Anhang feierte das 1:1 wie einen Kantersieg.
Nach dem Spiel verlief alles ruhig. Wir machten uns in Richtung Termini auf, um unseren Nachtzug nach Torino zu erwischen, denn dort wartete am nächsten Tag das Spiel der alten Dame gegen Atalanta.
 
Fazit: Wahnsinns Assi-Mob im nobelsten Gewand der Holländer!
 
Juventus – Atalanta Bergamo
 
Torino Porta Nuovo erreicht, peitschte uns schon der kalte Nordwind entgegen. Kein Vergleich zu den wohligen 15 Grad in Rom. Winter Merda.
 
Das Quartier wurde bezogen und danach einmal ausgiebig geduscht. Natürlich wurde stilgerecht auch die Glotze betätigt. Man staunte nicht schlecht, als man die Berichte zum Spiel der Roma gegen Feyenoord sah:  die Interviews des Bürgermeisters Ignazio Marino dauerten stundenlang, wo gebetsmühlenartig von einem Anschlag terroristischen Ausmaßes auf ein Stück des italienischen Herzens gesprochen wurde. Als man dann noch die drakonischen Strafen, die auf einige Holländer verhängt wurden, sah mussten wir endgültig kotzen gehen. 40.000 Euro Strafe für eine Beamtenbeleidigung! Der Schaden des Brunnens wurde auch mit 3 Mio. Euro beziffert. Man kann auch eindeutig übertreiben.
Ich will den Anhängern Feyenoords keine Unschuld bescheinigen, jedoch gehören zu solchen Aktion immer beide Seiten. Hier könnte die Polizia auch einmal dazu lernen und nicht wie bekloppt auf irgendwelche Leute einprügeln.
 
Aber solche Schlagzeilen lesen sich einfach  gut und kommen vor allem in solchen Zeit genau richtig, um die Angst der Bevölkerung zu schüren, damit man mit der Überwachung noch weiter hochfahren kann.
Wie es sich für echte Italiener gehört, ging man auch bei diesem bewölkten, eher kalten Wetter, natürlich mit der Sonnenbrille vor die Tür. Erst einmal in der Pizzeria unseres Vertrauens gestärkt und für läppische 6 Euro einen Liter Hauswein genehmigt, schlenderte man gemütlich durch die Innenstadt. Wirklich ansehnlich wirkte diese Industriestadt nicht. Lediglich die Größe des Piazza Castello, sowie des Piazza Vettorio Veneto konnten die wählerischen Stahlstadt-Augen beeindrucken. Eine graue Industriestadt eben. Das überall beschriebene Museo Nazionale fiel bei unserer strengen Benotung glatt durch.
Nach einem Einkauf diverser Spirituosen brach man Richtung Juventus Stadion auf. Sah man tagsüber in der Stadt nur das Weinrot des Stadtrivalen Torino FC, suchte man auch auf dem Weg zum Stadion die Vereinsfarben von Juventus vergebens. Erst beim Umstieg zur Straßenbahn sichtete man die ersten Personen mit Schwarz-weißen Artikeln. Fußballgefühl kam keines auf.
 
Auch im Stadion angelangt bestätigte sich das erste Gefühl. Eine XY- Arena gefüllt mit lauter Menschen, die besser ins Theater passen würden. Wie oft wir Diskussionen führen durften, weil wir während einer brisanten Spielaktion oder dergleichen kurz aufstanden- würg – das Rauchen war ebenso verboten. No al calciomoderno!
Witzig war, dass man so weit fahren muss um eine Reihe vor 4 bekannten Gesichtern zu sitzen. Der LASK ist überall!
Auswärtsfans waren verboten. Ein Sitznachbar meinte dazu, dass die Tifosi der Atalanta sich im vergangenen Spiel daneben benommen hatten –  das ist ein sehr dehnbarer Begriff.
Die Curva um die Drughi, Viking und Co. war ebenfalls spärlich besetzt. Lediglich bei der Hymne und bei einem Böller des Oberranges konnte Italia Flair aufkommen. Danach wurde es nur bei den Toren laut.
 
Atalanta ging überraschend in Führung. Juve spielte sehr überheblich. Man wollte nur schöne Tore erzielen, ziemlich widerlich so ein Spielstil. Endstand 2:1 für die alte Dame.
Wir begaben uns schon vor dem Abpfiff hinaus aus der Arena. Da genehmigten wir uns lieber eine Piadina mit einem Birra: schmeckte auf alle Fälle besser als die Chips und Popcorn im Inneren.
 
Fazit: Nie mehr Juve daheim!
 
Derby di Lanterna
 
Endlich Samstag. Lange sehnten wir diesen Tag herbei. Das zweitbeste Derby im Land des Calcio, hieß es zumindest.
Per Zug erreichten wir zur Mittagszeit Genova Piazza Principe. Überquert wurden einige Gebirgspässe, wo teilweise meterhoch der Schnee lag – auch im Freien.
Diese Stadt überzeugte von der ersten Minute. Schon ein anderes Kaliber als die graue Metropole im Piemont. Vaffanculo. Eine angenehme Meeresluft wehte einem um die Nase. Das ist Bella Italia.
 
Quartier am Piazza de Ferrari bezogen: ideal gelegen im Viertel des Nachtlebens, der Preis war auch günstig, da man in einer Privatwohnung unterkam. Schon nach dem Besuch des Ristorantes fing es an zu regnen. Anfangs konnte man noch einigermaßen das Sightseeing Programm abarbeiten.
Auffallend: die hohe Quote an deutschen Hoppern. Es nervt schon ziemlich, wenn man überall auf diese Spezies Menschen stößt. Denken werden sich jene wohl das Gleiche über uns. Schon zeitig machte man sich auf Richtung Stadion. Der Regen wurde immer schlimmer. Das Doria Heimrecht hatte, merkte man zusehends die Blau- Weiß- Roten Farben auf der Route zum Stadion, obwohl die zwei rivalisierten Fanlager in erstaunlich ruhiger Koexistenz die Wege bestritten.
 
Schon den ganzen Tag lag diese Derbyatmosphäre in der Luft: diese steigerte sich von Stunde zu Stunde. Besonders als man am Bahnhof Brignole ausstieg und den Torrente Bisagno entlang, Richtung Stadion, ging. Es schüttete aus Eimern. Die Schuhe waren nicht mehr spürbar, die Jacke sowieso nicht, das Wasser rann einem bei den Ärmeln wieder raus. Die Bierflasche in der Hand war wieder fast voll – leider nur mit Regenwasser und trotzdem war es geil: dass ist Calcio!
Als die Flutlichter des Stadio Comunale Luigi Ferraris auftauchen sah, stellte sich einem dann endgültig die Gänsehaut auf. Hinzu kamen noch einige Italia Böller, die in der Ferne schon vernehmbar waren. Hie und da eine Bengale, der den Nachthimmel erhellte – ein Traum.
 
Die Bars rund um das Stadio waren fest in der Hand von Doria. Durchnässt versuchte man irgendwo Unterschlupf zu bekommen: vergebens. So zog es uns bereits zeitig ins Stadioninnere.
Perfekte Plätze im zweiten Rang – dafür löhnten wir auch 60 Euro pro Person. Bis auf die eine Hintertorseite und ein kleines Eck auf der gegenüber liegenden Seite war alles aufgrund des Heimrechts in der Hand von Sampdoria. Auch auf der Tribüne, wo wir uns und befanden, waren lauter verrückte Italiener. So wurde man sofort von einer Gruppe Hausfrauen in Blau-Weißen Schals angepöbelt, warum man ein Foto des Genova Blocks machte. Mit dieser Gruppe kam man schnell ins Gespräch. So wurde uns der etwa 7-jährige Sohn einer dieser Damen vorgestellt. Man staunte nicht schlecht als dieser uns seine, in Doria Farben gehaltene, Zahnspange zeigte. Sachen gibt es, unglaublich. Als Gastgeschenk wurde dann die Friedenspfeife ausgepackt und man kam sich in anderen Dimensionen noch näher.
 
Die Atmosphäre war bereits eine Stunde vor Anpfiff der Hammer. Melodische Lieder, die gesungen wurden und nicht brachial gebrüllt wurden. Immer wieder Böller, Rauch und Bengalen. Beschimpft wurde sich aus vollem Herzen wo das gesamte Stadion mitsang. Generell immer wieder erstaunlich wie die „normalen“ Stadionbesucher in diesem Land auf die Gesänge und Spruchbänder der Kurven einsteigen. Kam ein Gesang des Genova Blocks drehten alle, inklusive der  Hausfrauen, komplett durch und hätten am liebsten das Geländer herausgerissen.
 
Der Anstoß kam immer näher und man hoffte, dass das Spiel nicht abgesagt wird. Die Leute mit den Choreos enterten den Block und begannen aufzubauen. Jetzt wurden auch römische Lichter abgebrannt. Gänsehaut pur.
Die am Eingang verteilten Seefahrermasken hielt schon die ganze Tribüne in den Händen. Die Luftballons in Blau- weiß- rot waren auch bereit zum Fliegen.
Jetzt verzögerte sich der Anpfiff. Minute um Minute verschlimmerten sich unsere Gesichter. Dies tat der Stimmung im Stadion keinen Abbruch. Irgendwie dachte niemand an eine Absage. Endlich betrat der Schiedsrichter das Feld. Jetzt wusste jeder Bescheid: Abgesagt. Merda!
 
Trotzdem sang jeder weiter, um den Schiri noch umzustimmen – leider vergebens. Viel Pyromaterial wurde noch abgebrannt, die Luftballons flogen und die römischen Lichter wurden abgefeuert. Irgendwie eine komische Stimmung: trotz Spielabsage blieb alles friedlich, es wurde gesungen und gefeiert.
Nach mehrmaligen Aufforderungen verließen auch wir das Stadion. Wir entschieden uns direkt in die Wohnung zu fahren. Komplett durchnässt macht es einfach keinen Spaß im Freien zu warten.
 
Fazit: Trotz Absage erlebten wir die beste Atmosphäre dieser Reise. Melodische Lieder, die vom gesamten Stadion vorgetragen wurden. Das ist Italia. Ich bezeichne dieses als das beste Derby in Italia. Vor dem Derby di Capitale.
 
Hellas Verona – Roma
 
Schon bald waren wir wieder auf den Beinen. Die Gesänge vom Vortag noch im Ohr ging es mit der Trenitalia, mit Umstieg in Milano, in die Stadt von Romeo und Julia.
Zum Glück nieselte es nur mehr leicht. Das Gewand war noch immer komplett vollgesogen. Das Zeitfenster war nicht allzu groß. So ließ man die Kür wieder außen vor und absolvierte nur das Pflichtprogram. Man war ja nicht das erste Mal in Verona.
In Verona merkt man den nördlichen Einschlag wie in keiner anderen Stadt Italiens. Das machte sich beim Bild des durchschnittlichen Stadionbesuchers bemerkbar: Mitte 40, groß gebaut, meistens mit Glatze,  dazu noch variabel ein Fischerhut, ein Schal oder ein Pullover mit Hellas Aufschrift.
Auch der Stone Island Anteil liegt in dieser Stadt um einiges höher als im restlichen Italien. Ebenso der Fischerhut als normale Kopfbedeckung. Bei uns als ein eher exotisches Stilmittel erfreut er sich hier großer Beliebtheit und wird von bis zu 60-jährigen Geschäftsleuten im Anzug getragen. Kaum vorstellbar in unseren Breitengraden.
Weil die Welt ein Dorf ist und sowieso nur von LASKlern bevölkert wird, traf man auch bei dieser Begegnung die 4 Jungs aus Torino wieder.
 
Beim Fressstand noch eine Porchetta mit einigen Birras genossen, erblickten wir den Jugendmob der Veronesi einlaufen: ca. 200 Jungs im Altersdurchschnitt von 25 Jahren. Auffallend war die gleiche Kleidung. Alle(!!!) in weißen Schuhen, dazu eine Bluejeans mit schwarzer „the north face“ Jacke. Das hinterließ einen bleibenden Eindruck!
Gut anzusehen war wieder die gut gefüllte Curva der Veronesi. Das erste Spiel unserer Reise, wo man ein – mit Fetzen diverser Größen  – voll behangenes Stadion erblickte.
Zum Einlaufen gab es stilgerecht einige Böller mit Pyro, dazu Fahnen. Auch interessant: dass sogar auf der Haupttribüne im obersten Rang riesen Schwenker geschwungen wurden. Auf unserer Gegengeraden in der Nähe zum halbvollen Auswärtssektor formierte sich ebenfalls ein Haufen von etwa 200 Mann, die ab und an ein Lied zum Besten gaben.
Gesanglich war die Lautstärke vor dem Anstoß um einiges besser. Das einzig Beeindruckende waren die gegenseitigen Anfeindungen. Beim Bau der Böller muss sich der Norden vom Süden auch noch einiges abschauen.
 
Roma dominierte das Spielgeschehen. Hellas konnte nur mit wenigen Kontern dagegen fahren. In der 26. Minute war es soweit: die lebende Römerlegende Francesco Totti schoss zum 0:1 ein. Seit 24 Jahren spielt dieser Sohn Roms schon für die Giallorossi. Das ist Treue!
Unerwartet traf Jankovic kurz darauf zum 1:1 Ausgleich, das auch den Endstand bedeutete. Nun rastete das Stadion aus. Der Hellas Block, in der Nähe vom Auswärtssektor, feierte das mit einem ausgiebigen „Verona, Verona, Sieg Heil“. Alte Männer, die das ganze Spiel über saßen sprangen auf und brüllten lautstark mit ein. Verona eben.
Danach wurde es wieder ruhiger. In der zweiten Hälfte wurde von diesem Haufen noch eine Bengale in Richtung des Auswärtssektors gefeuert. Für diesen interessierte sich überhaupt niemand. Nicht auszudenken was das in Österreich für ein Skandal wäre, siehe letztes Wiener Derby.
 
Auf lästige Stadiondurchsagen wartete man vergebens. Generell bei jedem Spiel in Italia. Keine Werbung. „Nur“ der nackte Fußball! Das ist Calcio wie er atmet.
Nach dem Abpfiff machte sich noch der Jugendhaufen der Veronesi auf die Beine um die Gäste zu begrüßen. Ziemlich frech und einfallslos postierte sich dieser direkt beim Kiosk vorm Gästetor und der Kette der Polizia. Nach einer Weile sah man die Aussichtslosigkeit ein und begab sich eine Querstraße weiter. Die Polizia hatte den Plan aber schnell durchschaut, ging 30 Meter zurück zur Querstraße und formierte sich neu. Wortlos und langsam schritt der Jugendmob auf die Staatsmacht zu. Einen Meter vorher wurde gestoppt und dasselbe Spiel begann von der vorigen Seite. Dort angekommen wurde gegen einzelne Personen der Gäste gepöbelt.
 
Uns wurde das ganze zu langweilig und wir begaben uns wieder zurück zum Porta Nuova. Dort konnte man noch den Roma Mob vernehmen, wie dieser in den Zug einstieg.
Die 5 Stunden zur Abfahrt ließ man beim pakistanischen Imbiss, neben dem Bahnhof, noch ausklingen. Dort gab es dann noch einen Disput zwischen der Besitzerfamilie und zwei, seit gefühlten 4 Tagen munteren, Gästen. Dieser Streit wurde standesgemäß mit dem Knüppel beendet – geht in Linz nicht anders zu.
 
Fazit: Wir hatten keine Erwartungen an diese Begegnung und wurden positiv überrascht. Das Publikum und deren Stil in Verona war selbstverständlich wieder eine Klasse für sich. Sollte jeder einmal gesehen haben.
 
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