MENUMENU
Ein Finale für den ASK?
Željko Pavlović, Željko Milinovič, Jürgen Panis, Bernhard Muhr, Cheikh Sidy-Ba, Klaus Rohseano, Jürgen Kauz, Jürgen Pichorner, Herbert Grassler, Eugène Dadi, Brendan Augustine, Michael Mehlem, Markus Weissenberger, Christian Stumpf.
Diese Spieler stehen am 18. Mai 1999 im Wiener Ernst Happel-Stadion auf dem Platz. Anlass? Das ÖFB Cup-Finale. Gegner? Sturm Graz, die beste Mannschaft jener Jahre. Ergebnis? 1:1. Torschütze für den LASK? Ivica Vastic mit seinem ersten von vielen Toren für den LASK, damals allerdings noch als Sturmspieler ins eigene Tor. Elfmeterschießen? Verloren. Wie sollte es auch anders sein.
Der 18. Mai 1999 ist am Mittwoch genau 7960 Tage her. Er hätte jener Tag werden können, der jene Generationen von LASK-Fans für all die Mühen belohnt, die sie seit den 70er Jahren auf sich nehmen, um den Verein und sein Umfeld mit Leben zu füllen. Jene Generation, die zu jung war, um das Double (aktiv) mitzuerleben. LASK-like wird diese Chance jedoch auf dramatischste Art und Weise vergeben.
In den 22 Jahren seit dem Mai 1999 hat sich beim LASK viel getan. Im Grunde bleibt kein Stein auf dem anderen, lediglich diese Fangenerationen sind – leicht graumeliert – noch da und haben weitere Fangenerationen großgezogen. Und eines haben sie allesamt gemein: Sie träumen von einem Titel. Mehr noch als je zuvor, da es die letzten Jahre durchaus erlaubten davon zu träumen und es die aktuelle Mannschaft sowas von verdient hätte, sich mit einem solchen zu belohnen.
Als der Schlusspfiff an jenem 18. Mai 1999 ertönt, ist der Schreiber dieser Zeilen keine 4 Jahre alt. Noch heute denkt er manchmal daran, wie er vorm Fernseher sitzt und im LASK-Fanblock seinen Papa sucht. Das Ergebnis? Zweitrangig.
Ein Zeitsprung ins Jahr 2017 – der Autor wurde erwachsen, der Papa älter. Und der LASK? Seit 18 Jahren nicht mal mehr im Halbfinale des Cups, das Viertelfinale das höchste der Gefühle. Nun ist es wieder einmal so weit. Ein Halbfinale steht an, wie 1999 schon auswärts bei Rapid. Wieder ist der Papa im Stadion, wieder der Bua nur vorm Fernseher. Diesmal aus anderen Gründen und nicht zuhause, sondern in einem Beisl in Hütteldorf in Stadionnähe. Als Zweitligist und frischgebackener Aufsteiger Rapid den Finaltraum zu zerstören, das ist das Ziel der sicher 3000 Linzerinnen und Linzer im Stadion, der 11 Mannen am Feld und den paar Jungs, die sich das Spiel mit mir im Beisl anschauen müssen. Als Rene Gartler in der 90. Minute der Ausgleich gelingt, brechen alle Dämme. Wenige Sekunden später: Ernüchterung. Rapid steht im Finale.
Nur zwei Jahre später kommt es erneut zum Aufeinandertreffen mit Rapid im Halbfinale. Zum ersten Mal mit Vater und Sohn im Stadion, dieses Mal „zuhause“ in Pasching. Das Waldstadion geht über wie nie zuvor, die Nordtribüne ist völlig überfüllt – Bewegungsfreiheit? Fehlanzeige. Linz ist wieder hungrig. Die ersten Minuten völlige Ekstase, einen minutenlang derart freidrehenden Fanblock hat es beim LASK zuvor wohl noch nie gegeben, dabei war noch nicht mal ein Tor gefallen. Du blickst dich um, siehst deine Freunde an und alle wollen dasselbe: Den LASK im Finale. Aus hunderten, nein tausenden Kehlen erklingen die Lieder. Man verzeihe mir den Pathos, diese Minuten haben sich in mir eingebrannt wie wenige andere Momente in meinem Leben. In der 16. Minute entlädt sich diese kollektive Begeisterung in einem kranken Torjubel. Thomas Goiginger, dieses Genie aus dem Salzburger Land, trifft zum 1:0. Linz will wieder mehr.
Doch auch dieses Mal soll es nicht reichen. Spiel und Stimmung von nun an keinesfalls schlecht, die Anspannung aber noch deutlicher zu spüren als ohnehin schon. Viele Fouls, ein Gegentor, Elfmeterschießen, Niederlage. `65 worn ma Meister – und des is vü z`laung her.
2020. Wie schön hatte dieses beschissene Jahr eigentlich begonnen?
Der LASK spielt am Valentinstag in Salzburg zum Verlieben, bricht deren 53 Spiele-Serie an ungeschlagenen Heimspielen.
Der LASK spielt eine Woche später in Alkmaar, hunderte Linzer reisen in die nördlich von Amsterdam gelegene Stadt, feiern im Regen eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel. Corona? Ein kleines Thema am Rande, nicht weiter besorgniserregend.
Der LASK spielt Anfang März wieder in Salzburg – das dritte Halbfinale in vier Jahren. Der Sieg vom Februar gibt Mut – macht aber auch Sorgen. Denn wie wahrscheinlich sind zwei Siege in Salzburg binnen drei Wochen? Es kommt, wie es kommen muss.
Der LASK verliert sein drittes Halbfinale im vierten Jahr.
Nun also der vierte Anlauf im fünften Jahr. Der Gegner: Der Athletiksportclub aus Wolfsberg im Lavanttal. Acht Grad Celsius, klarer Himmel, keine Zuschauer. Die Bilanz in den letzten Spielen bei den Kärntnern? Durchaus positiv. Auch wenn die Situation so anders ist als in den letzten Jahren: lassen wir der Mannschaft unseren moralischen Support zukommen. Lassen wir die negative Energie, die sich bei einigen in den letzten Tagen wieder aufgebaut hat, beiseite und seien wir im Herzen genau so bereit, wie es die Spieler am Platz sein werden. Ziehen wir gemeinsam ins Finale ein!
So traurig und nervenzehrend die Situation zurzeit ist und so sehr sich ein jeder von uns die Chance auf einen Titel auch anders vorstellt – auch ich zweifle manchmal, ob es das „richtige“ Jahr für einen Titel wäre – was ist die Alternative? Zu hoffen, dass der Gegner ein Tor mehr schießt als der LASK? Nicht möglich, niemals. Also lassen wir für die heutigen 90 Minuten die Sorgen des Alltags hinter uns, schreien wir uns vorm Fernseher die Seele aus dem Leib.
Für alle Generationen – Für unseren Verein – Ein Finale für den ASK!
Ein Bericht von: Christian Waldhör