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24. February 2017
Eine gelungene Abwechslung

Gemeinsames Training LASK und BBC Linz

Der Spätsommer 2004 war keine gute Zeit für die „Sportstadt Linz“ (wenn das überhaupt auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden kann: „gute Zeit“ und „Sportstadt Linz“?).
Das „Flagship“ unter den Linzer Sportvereinen, unser allseits geliebter Linzer Athletik Sportklub schwankte gehörig durch die zweite Liga und fand sich nach 0:8, 0:5 und 0:3-Niederlagen hintereinander gegen Kärnten, Ried und Austria Lustenau am Tabellenende wieder. Das Linzer Eishockeyteam der Black Wings, im Jahr zuvor noch umjubelter österreichischer Meister, ging in seine letzte – wenig erfolgreiche – Saison vor dem Konkurs, der später einen Neustart unter neuem Sponsornamen und mit neuen Farben erforderlich machte. Und am schlimmsten erwischte es den Basketball-Bundesligisten BBC Red Devils Linz, der sich aufgrund finanzieller Probleme kurz vor Meisterschaftsbeginn aus der höchsten österreichischen Liga zurückziehen musste. „Linz ist leider kein Pflaster für Basketball!“ war die ernüchternde Bilanz des damaligen Vereinsobmanns Erwin Landsiedl.  
Es verwundert den gemeinen Linzer Sportanhänger zwar nicht wirklich, ist aber dennoch auch eines der traurigen Kapitel des Linzer Spitzensports. Basketball ist nämlich unzweifelhaft eine Weltsportart, die woanders – und nicht nur in der berühmten NBA – riesige Hallen füllt. Über hundert Millionen Menschen spielen aktiv diesen faszinierenden Sport, der seine ältesten Wurzeln bei den Mayas, Azteken und Inkas hat. Die moderne Version des Basketballsports entstand der Legende nach als 1891 der Kanadier Dr. James A. Naissmith mit Hilfe zweier Pfirsichkörbe für eine Gruppe von Studenten der International YMCA Trainingschool in Springfield, Massachusetts, USA ein Hallenspiel für das Winterhalbjahr erfand, das er Basketball nannte (von: basket = Korb).
Rasch entwickelte sich das Spiel – vornehmlich in den USA – aber auch in Südamerika und Südeuropa zu einem Publikumsrenner. Schon 1904 in St. Louis erstmals olympisch (später zum Demonstrationsbewerb „degradiert“) ist der Sport für Männer seit 1936 und für Frauen seit 1976 fixer Bestandteil der Olympischen Spiele. Dabei dominieren im Regelfall ebenso wie bei den Weltmeisterschaften die USA, aber auch Nationen wie Argentinien, China oder die Länder der ehemaligen Staatenbünde UdSSR (speziell Russland und Litauen) und Jugoslawien (speziell Serbien und Kroatien) sind stets für Titel gut. Auch bei unserem großen Bruder Deutschland füllt Basketball die Hallen, etwa in Bamberg, Berlin oder München.
Und damit wäre auch eine Brücke hergestellt zu Linz. Der aktuelle Trainer der Landesligamannschaft und der U-16 des Basketballclubs Linz (BBC Linz) – Florian Geheeb – spielte in seiner Jugend – wenn man bei einem aktuellen Alter von 32 Jahren da überhaupt die (Mit-)Vergangenheitsform verwenden kann – Basketball für Bayern München.
Zwölfeinhalb Jahre später schaut nämlich nicht nur die Welt des LASK wesentlich rosiger aus als 2004, auch Basketball-Linz erwacht langsam wieder zum Leben. Die Kampfmannschaft greift in der Landesliga an und die rund 100 Jugendlichen in den diversen Nachwuchsteams halten als „Young Devils“ die Fahne hoch – und das mit durchaus respektablen Leistungen. Die Mädchen spielen schon seit einigen Jahren – auch bundesweit gesehen – auf einem beachtlichen Niveau, die Burschen ziehen mittlerweile nach.
So liegen etwa die von Florian Geheeb trainierten Jungs der U-16 in ihrer Meisterschaft unter neun Teams aus Oberösterreich, Salzburg und Niederösterreich aktuell auf dem tollen 2. Platz und haben dabei schon die Alterskollegen der beiden oberösterreichischen Bundesligisten Gmunden und Wels besiegt.
Mit Erfolgstrainer Geheeb knüpfte vor einiger Zeit der Nachwuchskoordinator des LASK, Oliver Ablinger, Kontakte.
Dass die Verantwortlichen unserer Nachwuchsabteilung immer wieder mit innovativen und originellen Ideen aufwarten können, ist (zumindest) den Leserinnen und Lesern der Nachwuchsrubrik von seit1908.at ja schon bekannt. Mit dem Ergebnis des Kontakts Ablinger / Geheeb setzte man am 15. 02.2017 einen neuen Mosaikstein dazu. In der Halle der Linzer Ferdinand-Hüttner-Schule kam es zu einem gemeinsamen Training der beiden U-16-Mannschaften des LASK und des BBC Linz.
Ablinger war im Sommer 2015 selbst noch Trainer der U-16 des LASK und „verlor“ einen seinen Spieler an den Basketballsport. Simon Waldhör, Sohn des Chronisten dieser Zeilen, hatte nach vier Jahren und 417 Spielen für den LASK beschlossen, seine Fußballschuhe in Zukunft gegen Basketballschuhe zu tauschen und diese für den BBC Linz zu schnüren. Oliver Ablinger verfolgte auch die neue Karriere seines ehemaligen Schützlings mit Interesse und gebar im Zuge dessen die Idee eines gemeinsamen Trainings von Basket- und Fußballern. Auch auf Seiten des BBC konnte man sich für diese ungewöhnliche Aktion begeistern und so leitete letztendlich Florian Geheeb auch das gemeinsame Training.
Kurz nach 19.00 Uhr schickten die beiden – neuen – Trainer unserer U-16 – Klaus Hofmeister und Igor Jaramaz – ihre Jungs auf das Parkett und gaben die Oberhoheit über die folgenden Trainingsanweisungen an Florian Geheeb ab, blieben aber selbst natürlich interessierte Beobachter. Was sie sahen, machte ihnen große Freude. Die schwarz-weißen Fußballer waren mit Feuereifer dabei und saugten die Anweisungen nur so auf. Es schien allen so richtig Spaß zu machen, sich einmal auf ungewohnte Übungen einzulassen. Schnell packte sie auch der typische „Sportler-Ehrgeiz“ und sie wollten alles nicht nur „richtig“, sondern auch „gut“ machen. Das Training umfasste mehrere Etappen. Schon beim Aufwärmen wurde mit der Übung „Ball-Halten“ das „Gewinner-Gen“ der jungen Sportler angesprochen. Hier versuchten zwei kleine Teams das jeweils andere zu übertreffen, indem jenes Team Sieger sein sollte, das als erstes 25 Pässe in Serie zu spielen vermochte. Dann folgte das so genannte „Criss-Cross“ – eine Art Achterlauf – mit LayUp-Abschluss („Korb-Leger“). Anschließend wurden mit Überzahlsituationen 2:1 und 3:2 Offense und Defense trainiert. Übungen zum Freiwurf und das so genannte „Magic Seven“ schlossen sich an. Beim „Magic Seven“ sprinten die Sportler siebenmal über die Breite des Basketballfeldes hin und her und dürfen dabei die 25-Sekunden-Grenze nicht überschreiten.  Zum Abschluss des Trainings folgte natürlich ein kleines Turnier von sechs gemischten Mannschaften.

Nach diesem bedankte sich Trainer Hofmeister im Namen des LASK und seiner Burschen für die Einladung, was eben diese mit lautem Applaus unterstrichen. Das vielleicht motivierte gleich den Trainer zur Gegeneinladung für ein gemeinsames Fußballtraining im nächsten Halbjahr. Endgültig beschlossen wurde der Abend mit einem gemeinsamen Erinnerungsfoto der etwas mehr als 30 jungen Sportler und persönlichen Verabschiedungen.

Hier einige Stimmen aus beiden „Lagern“:
Lukas (LASK): Die Schnelligkeit des Basketballspiels und der Spieler selbst hat mir imponiert. Das Spiel dreht sich immer wieder ganz schnell. Ich habe mich auch gefreut, wieder mit Simon zusammenzutreffen. Meine Erinnerung ist, dass er ein ziemlich guter Fußballer war – vor allem technisch. Besonders gefallen hat mir damals, dass er auch immer lieb zu den jüngeren Spielern war.
Heute war alles super, aber nicht ganz so toll wie Fußball.
Stanko (BBC): Ich war überrascht wie beweglich die Fußballer sind. Sie kapieren die Übungen sehr schnell und würden den Unterschied bei gutem Training rasch aufholen können.
David (LASK): Es war einmal ganz etwas Neues. Es hat mir getaugt, das einmal zu erleben. Ich glaube auf dem kleinen Feld muss man sehr viel laufen. Basketball ist ein toller Sport. Einmal ein Spiel der NBA zu sehen wäre schon ein Traum.
Igor (BBC): Die LASK-Spieler sind sehr schnell. Man merkt, dass sie gute Sportler sind. Die einzige Schwierigkeit beim „Umlernen“ wäre vielleicht die Umstellung bei der Verteidigung. Die Fußballer verteidigen doch mehr die Zonen, wir Basketballer den einzelnen Mann.
Simon (BBC und Ex-LASK) im Gespräch mit seit1908.at (gleichzeitig seinem Papa):

Simon, du hattest heute ein ganz spezielles Training. Wie war’s für dich?
Es war ein sehr schöner Abend für mich. Ich habe mich über das Wiedersehen mit meinen Fußballkollegen sehr gefreut.

Hat sich viel verändert?
Ja, schon. Ich bin jetzt doch schon eineinhalb Jahre weg. Sie haben Trainer und Spieler, die ich gar nicht mehr kenne und die natürlich auch mich nicht kennen. Schade war, dass mit Tobi einer meiner besten Freunde aus der LASK-Zeit gerade heute krank war und nicht mittrainieren konnte.
Wie haben sich die Fußballer aus deiner Sicht heute geschlagen?
Sehr gut eigentlich. Sie haben die Übungen schnell begriffen. Sie waren sehr aufnahmebereit. Besonders auffällig war für mich, dass sie teilweise schon tolle Laufwege gegangen sind – obwohl es doch ein komplett anderer Sport ist.

Welche Hauptunterschiede siehst du zwischen den beiden Sportarten?
Neben den für alle sichtbaren Unterschieden wie Hallensport / Freiluftsport oder 5 Spieler / 11 Spieler finde ich, kann man im Basketball Situationen viel stärker einstudieren als im Fußball. Natürlich studieren die Fußballtrainer auch Situationen ein, aber auf dem großen Feld und mit den vielen Spielern läuft es im Ernstfall dann doch oft anders ab. Andererseits hast du im Fußball mehr „Pausen“ im Spiel – das gilt zwar nicht für die Spielkonzentration, aber für die reale körperliche Beteiligung an Spielsituationen. Diese Unterbrechungen hast du im Basketball nicht.

Was sind deine schönsten Erinnerungen an deine Zeit beim LASK?
Ich glaube, das sind die verschiedenen Turniere, die wir gespielt haben. Da waren schon tolle Gegner dabei, gegen die wir auch oft gut ausgesehen haben, zum Beispiel als wir beim großen Hallenturnier in Gilching bei München, wo der LASK schon oft vorher teilgenommen hatte, die beste Platzierung des LASK jemals erreichen konnten. Dabei besiegten wir unter anderem den 1. FC Nürnberg und Sparta Prag. Aber besonders schön war bei den Turnieren die Gemeinschaft, der Spaß, den wir zusammen hatten, das bleibt mir neben der sportlichen Herausforderung unvergessen. Und unvergessen bleibt mir mein erster Trainer, der mich auch zum LASK geholt hat. Kurt Pernsteiner gehört zu meinen schönsten Erinnerungen.

Und Basketball … welche Erinnerungen hast du hierbei an die Anfänge?
Ich habe ja vor dem BBC schon in der Basketball-Schülerliga und auch Streetball gespielt. Besonders im Streetball – im Wettstreit mit deutlich älteren und größeren Spielern konnte ich viel lernen –  habe ich Feuer gefangen an diesem Sport und seinem ganzes Flair.
Natürlich denke ich auch gerne an meine ersten Punkte zurück, die mir für den BBC in Pflichtspielen gelungen sind. Dass mir da schon ein Punktewurf nach einem Spin Move (Drehung um die eigene Achse) gelungen ist, begeistert mich noch immer.
Hast du noch ein Schlusswort?
Eigentlich mehrere:
* Ich möchte mich bei Florian und Oliver bedanken, dass sie das heute möglich gemacht haben!
*Jeder sollte in jedem Moment das tun können und tun dürfen, was er wirklich möchte, was ihn glücklich macht –  ob im Sport oder anderswo. Das gilt hoffentlich auch irgendwann für Menschen in allen Ländern!
*Ich wünsche meinen ehemaligen Kollegen sportlich und privat das Allerbeste!
*Ich wünsche dem LASK den Aufstieg in die Bundesliga!
Danke für das Gespräch, Simon – auch dir und dem BBC die besten Wünsche von „deinem“ LASK!

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Quellen:

[1] http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/Red-Devils-Linz-Mit-altem-Namen-zu-neuer-Staerke;art66,2342189

[1] Vgl Dirk Schmidtke, Olympia Guide. Sydney 2000. Atleten, Disziplinen, Techniken, TV-Zeitplan, München 2000 (Copress-Verlag), Seiten 12 – 17

Waldhör Günther