MENUMENU
Roland Brenner, LASK-Fan seit gedenken und Mitglied des Fanclub “Legendär ’04”, bringt in unserer neuen Serie “legendäre Gschicht’n” ehemals Erlebtes aus Fansicht wieder in die Gegenwart. In seiner ersten “Gschicht”, zeigt er einen von ihm verfassten Text, aus einer Zeit wo dem LASK finanziell das Wasser bis zum Hals stand und der Lizenzerhalt für die kommende Spielzeit (2003/2004) stark in der Schwebe stand. Passend zum Saisonauftakt fand das Spiel dieses Berichts gegen den morgigen Gegner FC Lustenau statt.
Fußballspiele, wer glaubt sie nicht zu kennen……
Horden von Besoffenen gröhlen herum und schlagen sich die Köpfe blutig. Immer auf der Suche nach einem Schuldigen, der sich als Prügelknabe für den eigenen Frust eignet. Kein geeigneter Ort für Frauen und Kinder und schon gar kein geeigneter Ort für Gefühle, oder?
Ich möchte diese Vorurteile nicht weiter kommentieren, aber das Spiel am Freitag (LASK- Fc Lustenau) war wohl DAS Spiel, welches mich endgültig überzeugt hat dass ein Fußballspiel MEHR bedeutet.
Wer beachtet schon die Väter, die mit ihren Kindern an der Hand oder auf den Schultern , eingepackt in Schwarz-Weiße Fanartikel mit stolz die Farben ihres Vereines tragen?
Wer beachtet schon die älteren Herren die sich mit Rührung in der Stimme die Geschichten aus den „guten alten Zeiten“ erzählen?
Wer sieht die entstandenen Freundschaften bei JUNG und ALT die Freude des Wiedersehens bei denen die länger nicht im Stadion waren.
Wer kennt das Gefühl des Zusammenhalts auch in schweren Zeiten und die gemeinsame Freude in den Stunden des Jubelns?
Wer am Freitag im Trauner Stadion war hat all das miterleben können.
Mit wahrscheinlich demselben Stolz mit dem ich von meinem Vater vor 30 Jahren ins Stadion getragen wurde nahm ich meine kleine Tochter an der Hand und marschierte samt meinem Vater ins Trauner Stadion ein. Irgendwie war dieses Spiel jedoch anders, denn mit der Möglichkeit dass dies das wohl letzte Heimspiel für längere Zeit sein könnte versuchte ich die ganzen mir gebotenen Eindrücke noch intensiver wahrzunehmen. Viele meiner „Stadion-Bekannten“ machten mir plötzlich allein durch ihre Anwesenheit klar, wie sehr sie mir doch fehlen würden und entpuppten sich letztendlich mit all ihren Ecken und Kanten, als Freunde.
Während dem Spiel wurde mir noch etwas bewusst: „Wir haben eine charakterlich sensationelle Mannschaft“.
So wie diese Spieler um den Sieg kämpften und trotz der unsicheren Zukunft rackerten bis zur Erschöpfung, machte mich Stolz. Genau diese charakterliche Stärke ließ den Funken auf die Fans überspringen und von den kleinsten Kindern bis zu den oben erwähnten älteren Herren wurde die Mannschaft lautstark angefeuert.
Kann sein dass der 2:0 Sieg noch sein übriges dazu tat aber nach dem Schlusspfiff waren die Fans nicht mehr zu halten.
Mit meiner Kleinen auf den Schultern, fest entschlossen der Mannschaft und dem Trainer den gebührenden Respekt noch am Rasen zu erweisen, stürmte auch ich das Spielfeld.
Was sich dort abspielte glich so gar nicht einem Abschied sondern eher einer Meisterfeier.
Trainer Hoffmann wurde auf den Schultern der Fans herumgetragen und die restlichen Spieler waren im schwarz-weißen Meer kaum auszumachen.
Zufällig in der Menge auftauchende, mittlerweile zu Freunden mutierte Stadionbekanntschaften wurden herzhaft umarmt.
Aber irgendwie lag trotzdem über der ganzen Glückseligkeit ein Schatten und zwischendurch brachte der Gedanke an das drohende AUS mich wieder auf den Boden.
Mit einer gewissen Genugtuung verfolgte ich die vergeblichen Versuche des ORF Interviews zu führen die aufgrund der Tatsache, dass die Fans zuerst lautstark ihre Mannschaft hochleben ließ und dann mit weniger freundlichen Gesängen ihren Frust an der Entscheidung der Bundesliga abluden, zum Scheitern verurteilt waren.
Und hätte ich meine Kleine nicht auf den Schultern gehabt, deren große Augen mit jedem ergatterten Autogramm mehr zu leuchten schienen, ich hätte wahrscheinlich auch mitgesungen.
Wir waren schon auf dem Weg zu den Ausgängen als uns einer dieser Gesänge magisch zur Umkehr bewog.
Vor den Kabinen wurde jenes Lied angestimmt das wohl das beste Zeichen für die Verbundenheit zwischen Fans und Mannschaft dokumentiert: „Wir woll´n die Mannschaft sehn, wir woll´n die Mannschaft sehn,….“.
Da standen wir nun, drei Generationen (Großvater,Vater und Kind) und sangen aus vollem Halse mit.
Und all das macht ein Fußballspiel aus!
Darum behaupte ich als LASK–Fan:
Es geht um mehr als um eine Lizenz am 30.Mai …oder ?
Endstand:
LASK – FC Lustenau 2:0 (0:0)
Tore: Kuljic (50. min), Fellner (69. min)
Traun, 2.200 Zuseher, Schiedsrichter: Steiner
Bericht vom 23.05.2003