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8. January 2016
Geld regiert die Welt… und den Fußball sowieso!
Alle Jahre wieder veröffentlicht das Internetportal www.90minuten.at rund um den Jahreswechsel die Finanzergebnisse der österreichischen Bundesliga-Vereine in der vergangenen SaisonMan sieht auf einen ersten Blick, welcher Verein gut gewirtschaftet hat – also nicht mehr ausgegeben als eingenommen hat. Aber auch, welche Vereine über ihre Verhältnisse leben. Richtig spannend wird es aber erst, wenn man sich die Zahlen genauer ansieht. Zwei Erkenntnisse möchte ich hier mit euch teilen.
 
Wenn Medien bewusst negative Stimmung verbreiten
 
Im Frühling 2015 lief es beim LASK alles andere als rund. Schon in der 1. Runde wurde die Tabellenführung verspielt und spätestens von da an versuchte die Kronen-Zeitung immer wieder, das Bild vom „mit Abstand teuersten Kader der Liga“ zu zeichnen, der einfach keine Leistung bringt (im Anhang findet ihr ein Beispiel vom 1.3.2015).
 
 {gallery}images/gallery/Saison1516/wirtschaft{/gallery}
 
Nun, das mit der Leistung kann man so stehen lassen. Aber war der LASK-Kader denn wirklich der mit Abstand teuerste der Liga? Oder nutzten die Herren vom Kleinformat diese damals noch nicht überprüfbare Behauptung einfach nur zur Stimmungsmache?
 
Heute können wir diese Frage beantworten:

Kennzahlen der Saison 2014/15

 

Personalkosten

LASK

3.160.000

Mattersburg

5.197.000

Quelle: www.90minuten.at, 30.12.2015

 
 
Während der LASK in der Spielzeit 2014/15 für das gesamte Personal rund € 3,16 Mio. aufwendete, waren es bei Mattersburg € 5,2 Mio. Die Manpower-Investitionen der Burgenländer waren also um 64,4% höher als beim LASK. Natürlich widerlegen diese Zahlen noch nicht die These der Krone, denn dort geht es nicht um die gesamten Personal-, sondern lediglich um die Kaderkosten.
Somit müssen wir noch weiter ins Detail gehen:
 
Die Betreuerstäbe der beiden Teams waren 2014/15 ähnlich aufgebaut, beide hatten einen Zeugwart und bei beiden Teams saßen in der Geschäftsstelle fleißige Menschen. Damit unsere Rechnung einfach bleibt, gehen wir von jeweils 10 Personen aus. Auch was den eigenen Nachwuchs betrifft, war die Situation ähnlich. Sowohl der LASK als auch die Mattersburger hatten 10 eigene Nachwuchsteams und mussten die dazugehörigen Betreuer bezahlen, beide 2. Mannschaften spielten Regionalliga.
 
Sollte die Krone tatsächlich richtig liegen, muss der große Unterschied in der vergangenen Saison die Fußballakademie Burgenland gewesen sein!
Dort gibt es laut Homepage www.aka-burgenland.at 2 Geschäftsführer, einen Mitarbeiter in der Administration und 15 Betreuer (einen sportlichen Leiter, 13 Trainer bzw. Co-Trainer und einen Masseur). Zusätzlich bestimmt auch noch einen Platzwart, einen Zeugwart und Reinigungspersonal, vielleicht sogar einen Portier. Wir wollen einfach großzügig sein und von 25 Personen ausgehen. Wenn jeder von diesen 25 Personen in der Saison 2014/15 rund € 100.000,- im Jahr vom SV Mattersburg bekommen hätte, dann hätte der LASK tatsächlich den teuersten Kader der Liga gehabt. Allerdings hätte dann jeder von ihnen rund € 300.000,- verdienen müssen, denn der SV Mattersburg ist lediglich mit 35% an der „Fußballakademie Burgenland GmbH“ beteiligt und trägt somit gewiss auch nur 35% der Personalkosten!
 
Der „mit Abstand teuersten Kader der Liga“ ist somit in die Kategorie Märchen einzuordnen, oder ich zieh ins Burgenland und bewerbe mich als Platzwart in der dortigen Akademie.
 
Das Finanzwunder unterm Goldenen Dachl
 
Im Juni 2014 zogen dunkle Wolken über die Nordkette. Wacker Innsbruck war gerade aus der tipico-Bundesliga abgestiegen. Ähnlich trist schien die finanzielle Lage des Vereins, wie aus den von www.90minuten.at vor einem Jahr veröffentlichten Daten hervor geht. Zwar konnte ein Gewinn ausgewiesen werden, die Eigenkapitalquote war aber katastrophal.
 

Kennzahlen der Saison 2013/14 im Überblick

 

Umsatz

Personalkosten

Eigenkapital

Gewinn/Verlust

Wacker Innsbruck*

6.819.000

2.968.000

-937.000

463.000

Quelle: www.90minuten.at, 29.1.2015

*Hinweis: Wacker Innsbruck spielte 13/14 in der tipico-Bundesliga

 
 
 
Am 14. Oktober 2015 verlautbarte Wacker Innsbruck-Präsident Josef Gunsch im Rahmen einer Pressekonferenz: „Es freut mich sehr, dass wir mit dem heutigen Tag schuldenfrei sind!“
http://derstandard.at/2000023858433/Innsbruck-laut-eigenen-Angaben-schuldenfrei?ref=rec
 
Ein Wunder war geschehen, der Fußballgott meinte es wirklich gut mit den Jungs aus dem heiligen Land Tirol.
Der Klassenerhalt wurde erst im letzten Spiel der Sky Go Erste Liga geschafft, die Zuschauer blieben fast ein Jahr lang aus und trotz dieser Seuchensaison 2014/15 gelang der finanzielle Turnaround!
Die Zahlen von www.90minuten.at zeigen das (auch im Vergleich mit dem LASK) eindeutig:
 

Kennzahlen der Saison 2014/15 im Überblick

 

Umsatz

Personal

Eigenkapital

Gewinn/Verlust

LASK

5.010.000

3.160.000

-820.000

-170.000

Wacker Innsbruck

5.840.000

2.270.000

10.000

940.000

Quelle: www.90minuten.at, 30.12.2015

 
„Herzlichen Glückwunsch!“ war mein erster Gedanke, denn auch wenn einige Innsbrucker Fans sich gerne daneben benehmen, mag ich Wacker! Der Verein blickt – so wie wir – auf eine bewegte Geschichte zurück und zieht die Fans an. So soll es im Fußball sein!
 
Mein zweiter Gedanke war dann schon von großem Erstaunen geprägt.
Nachdem die zugrundeliegenden Zahlen vom KSV 1870 geliefert wurden, will ich die auf keinen Fall anzweifeln… aber doch zumindest hinterfragen!
 
Die Innsbrucker Personalkosten:
 
2013/14 wies man in der tipico-Bundesliga knapp € 3 Mio. aus. Bei der SV Ried waren es € 4,2 Mio., beim WAC € 4,1 Mio. und sogar bei der Admira € 3,7 Mio. Eine Liga tiefer zahlte Mattersburg € 4,8 Mio., St Pölten € 2,6 Mio., Altach € 2,2 Mio. und der LASK in der RLM immerhin stolze € 2,1 Mio.
Sagen wir so: Auch wenn es nicht für den Klassenerhalt gereicht hat, die Gehaltsverhandlungen wurden auf jeden Fall sehr geschickt geführt!
 
Wirklich dubios wird es, wenn man sich die wackere Umsatzentwicklung ansieht:
Betrug der Umsatz in der tipico-Bundesliga Saison 2013/14 noch € 6,8 Mio., hat sich dieser in der Sky Go Erste Liga-fast-Abstiegs-Saison 2014/15 lediglich auf € 5,8 Mio. verringert. Und das ist ein wahres Finanzwunder, denn der Verlust von € 1 Mio. entspricht genau der Differenz aus dem TV-Vertrag der Bundesliga (in der Sky Go Erste Liga gibt es ca. € 1 Mio. weniger, als in der tipico-Bundesliga).
 
Die Zuschauerzahl hat sich genau halbiert. Pilgerten in der Saison 2013/14 noch 89.604 Fans auf den Tivoli, waren es 2014/15 nur mehr 45.453 (+ 13.761 mit freiem Eintritt beim Entscheidungsspiel gegen Horn). Laut Adam Riese müssten die Innsbrucker also eine Liga tiefer bedeutend mehr Sponsorengelder eingenommen haben, um auf ein derart gutes Ergebnis zu kommen! Ich machte mich also auf die Suche im www, irgendwo musste man ja etwas über diesen neuen, großzügigen Geldgeber finden.
 
Es gab da auch einiges zu lesen… aber überhaupt nicht das, was ich gesucht hatte:
21.1.2015 – Wacker Spieler müssen das Trainingslager zum Teil selbst bezahlen
http://derstandard.at/2000010694664/Kein-Ruhmesblatt-fuer-den-Profifussball
 
10.4.2015 – Wacker plant mit € 4,8 Mio. Umsatz in der Saison 2014/15
http://90minuten.at/index.php/sportsbiz/lizenzticker/87774-das-moegliche-ende-des-profibetriebs-in-innsbruck?limitstart=0
 
Wirklich spannend war für mich vor allem der letzte Artikel: Ist es wirklich möglich, dass ein Verein Mitte April mit einem Umsatz von € 4,8 Mio. plant und mit Ende Juni € 5,8 Mio. präsentiert? Das ist es! Und ein Blick in die Sponsoren-Galerie von Wacker Innsbruck verrät auch gleich wie das geht! Von den 10 Sponsoren in den beiden Hauptkategorien gibt es nur einen einzigen, der nicht direkt oder indirekt unter politischem Einfluss steht… und das ist der Ausrüster JAKO.
 
Da stehen neben der Raiffeisen Tirol, der Hypo Tirol und der Tiroler Tageszeitung: Die Stadt Innsbruck, die IKB (entspricht der Linz AG), die Olympiaworld GmbH (entspricht der LIVA), das Land Tirol und die Tirol-Werbung. Tirols Landeshauptmann Günther Platter und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer waren sich offensichtlich einig und so wurde über Nacht aus einem finanzmaroden Abstiegskandidaten ein „schuldenfreier“ Titelaspirant.
 
Eine Zahl möchte ich zum Abschluss noch kommentieren:
 
Beim LASK stand im Sommer 2015 ein negatives Eigenkapital von € 820.000 zu Buche. Jetzt könnten wir natürlich darauf hoffen, dass Landeshauptmann Pühringer und Bürgermeister Luger mal auf ein gemütliches Bier gehen und dabei beschließen als Stadt und als Land, als OÖ Fremdenverkehrswerbung und als LIVA einen gutdotierten Sponsorenvertrag zu unterschreiben. Sollte dieses Szenario wider Erwarten nicht eintreten, mache ich mir trotzdem keine Sorgen, was die Lizenz für die nächste Saison angeht! Die Freunde des LASK halten insgesamt 20 Stück 5%-Anteile und jeder dieser Anteile ist mit einer persönlichen Haftung über € 75.000,- verbunden… sie stehen also für € 1.500.000 gerade.
 
Viel Einfacher geht es natürlich, wenn es seitens der Politik ein klares Bekenntnis zum Profifußball gibt – was für viele nach Steuergeldverschwendung klingt, bringt in Wahrheit fantastische, außerhalb des Sportsponsorings unbezahlbare Werbewerte. Berücksichtigt man all diese Fakten, sprechen wir nicht mehr von Förderungen oder Subventionen. Denn es geht auch für die Politik und Unternehmen die unter politischem Einfluss stehen um echte Investments, die sich bei genauerer Betrachtung immer lohnen. Das Land Tirol und die Stadt Innsbruck haben das erkannt.
 
Auch in OÖ kann es auf Dauer nicht anders funktionieren. So stellte auch SV Ried-Manager Stefan Reiter schon im Oktober 2013 fest: „Ohne dieses Stadion würde Ried heute längst wieder in der Landesliga spielen!“. Dass dieser Neubau zur Gänze aus Steuermitteln finanziert wurde, ist mittlerweile ja kein Geheimnis mehr.
Nur was den Werbewert angeht, haben die Strategen der Landesregierung aufs falsche Pferd gesetzt.  Denn dass der LASK als Traditionsverein nach wie vor zieht und zu den österreichischen Top-Klubs in der Zuschauergunst zählt, belegen die Besucherzahlen bei Auswärtsspielen, die Einschaltquoten bei TV-Spielen oder auch die Klicks auf diversen Online-Medien eindrucksvoll.
 
Irgendwann wird sich das auch bis ins Landhaus und ins Linzer Rathaus herumsprechen…
 
Die Zahlen der Saison 2013/14:
http://90minuten.at/index.php/sportsbiz/finanzlupe/82195-sturm-graz-und-wiener-neustadt-schreiben-rote-zahlen?limitstart=0
http://90minuten.at/index.php/sportsbiz/finanzlupe/82196-sky-go-erste-liga-kapfenberg-abermals-mit-grossem-verlust
Die Zahlen der Saison 2014/15:
http://90minuten.at/index.php/sportsbiz/finanzlupe/89014-ried-und-admira-in-den-roten-zahlen
http://90minuten.at/index.php/sportsbiz/finanzlupe/89017-austria-lustenau-und-lask-schreiben-rote-zahlen-wacker-innsbruck-mit-millionengewinn
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