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9. November 2014
Italien
Wir haben wieder einen Grounhopping Bericht bekommen. Christian Waldhör war mit Freunden ein Wochenende in Italien unterwegs und hat uns eine tolle Zusammenfassung geschickt. Mehr als lesenswert.
 

 
 
Das Cup-Aus von Kapfenberg, am Mittwoch, gerade erst so halbwegs realisiert, wollte man das spielfreie Wochenende nutzen, um wieder einmal fußballerische Eindrücke im Ausland zu sammeln. Nachdem die europäischen Spielpläne durchgecheckt wurden, einigte man sich auf das Derby in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo, wo der FK auf Zeljeznicar Sarajevo treffen sollte. Eine Woche vor Reiseantritt wurde das Spiel jedoch auf Sonntag verlegt, was uns vor ein Problem stellte, da eine Rückkehr nach Linz somit erst Montagabend möglich  gewesen wäre. Da man das Spiel gegen Innsbruck aber keinesfalls verpassen wollte und neben Fußball ja auch noch der Alltag mit Uni und Arbeit anstand, disponierte man kurzfristig um und hielt unter mehreren Alternativen schlussendlich ein Wochenende in Italien für die attraktivste Alternative. So machte sich also am Freitagmorgen eine Vierer-Autobesetzung auf den Weg ins Ursprungsland der Ultras. Bevor es jedoch losgehen konnte, musste das Auto noch dem Wintercheck des ÖAMTC unterzogen werden. Dabei wurden auch die Sommerreifen durch Winterreifen ersetzt, wovon einem bereits nach 10 Minuten Fahrt die Luft ausging. Also auf zum Reifenhändler, der den Reifen mit den Worten „Reifen tot“ für untauglich erklärte, also Neuen gekauft und selbst gewechselt, der Händler hatte gerade am 31.10. natürlich einigen Stress, den Frust darüber ließ er unter anderem an uns aus.
 
Mit reichlich Verspätung ging es dann aber doch los, über Salzburg, Innsbruck und den Brenner mit den Klängen von Stadionhymnen aus aller Welt erreichte man das erste Etappenziel Bozen, am späten Nachmittag.
 
31.10.: FC Südtirol-Unione Calcio AlbinoLeffe 1:1, Campo Sportivo Druso Bozen,
1000 Zuschauer
 
Eingecheckt im Hostel, welches vor uns auch eine Abordnung der Ultras Leffe bezog, die heute Gegner des städtischen Vereins waren und danach ging es sofort in die Stadt, wo unter einigen teuren Restaurants das Preiswerteste ausgewählt wurde. Im Gasthaus Speckstube kam es statt dem sonstigen Bierkonsum zu einer Weinverkostung, wir werden halt auch nicht jünger…
 
Die Taxisuche zum Stadion ereignete sich dann aber schwieriger als gedacht, schlussendlich war man aber doch rechtzeitig am Stadion, wo man (wohlgemerkt bei einem unspektakulären Drittligaspiel!) Tickets nur namensgebunden mit Reisepass um 14 Euro erwerben konnte. Das Spiel selbst war recht unattraktiv und (wenn überhaupt) unteres Zweitliganiveau. Im Gästesektor fanden sich 10 Personen ein, die ihr Team fast durchgehend unterstützten, im Heimblock waren etwa 15 Leute am sporadischen Support beteiligt, die, was uns etwas überraschte, sich pro-italienisch präsentierten. Das Stadion selbst verfügt über zwei beinahe gleich große Tribünen für insgesamt 3.500 Personen, wo sich bei einem für AlbinoLeffe schmeichelhaften 1:1 etwa 1000 Interessierte einfanden. Von der wunderschönen Kulisse in den Alpen bekam man aufgrund der Dunkelheit leider sehr wenig mit. Nach dem Spiel ging es in die Stadt, wo wir, unverkleidet wie wir waren, an Halloween doch herausstachen. Im Hopfen, welches uns von anderen LASKlern empfohlen wurde und in der Temple Bar (gleichnamig zu jener in Dublin, die in Linz ja beim Länderspiel 2013 Berühmtheit erlangte) ließ man den Abend noch gemütlich bei ein paar Bieren ausklingen. Ein ungemütliches Erlebnis hatten wir auf dem Heimweg in unsere Unterkunft, da das Brenner Pub kurz  nach unserer Einkehr schließen sollte. So verließen wir das Lokal wieder und wir bemerkten, dass wir seltsame Verfolger hatten, die uns sogar bis zu unserer Unterkunft nach liefen und uns dort sogar letztendlich Drogen anboten.
 
 An sich nichts Ungewöhnliches, doch die 3 Typen ließen trotz mehrmaliger Verneinung nicht von uns ab, einer von ihnen schlug einem von uns noch ins Genick, einem anderen fiel wohl „unabsichtlich“ ein Messer aus der Jacke. Wir konnten uns aber schnell ins Hotel retten und der Portier schloss die Tür auch gleich ab. Die Polizei wurde zwar alarmiert, Anzeige jedoch klugerweise keine erstattet, ersparte man sich am späten Abend doch nervenaufreibende Stunden der Zeugenvernahme und so fielen wir, erschöpft vom langen Tag, dann auch schnell ins Bett.
 
01.11.: FC Carpi-Vicenza Calcio 1:0, Stadio Sandro Cabassi, 2.500 Zuschauer
 
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen machte man sich auf den Weg in Richtung Süden, schließlich standen am Samstag zwei Spiele an. Wie wahrscheinlich viele andere auch hatten wir zuvor noch nie etwas von der Kleinstadt Carpi gehört, doch ist der örtliche Verein Tabellenführer der Serie B und damit klarer Favorit gegen den bekannteren Verein Vicenza Calcio, der momentan auf einem Abstiegsplatz steht. Die Autofahrt wurde mit dem Lesen verschiedener Fanzines und einem „überholen und überholen lassen – Spiel“ mit zwei jungen, italienischen Damen überbrückt, die beiden sprangen schnell darauf an und so vergingen die 2 Stunden auch wie im Flug. Das Klischee des italienischen Autofahrers, der ohne Rücksicht auf Verluste fährt, konnte übrigens bestätigt werden, auch dass diese bereits blinken, wenn sie in einen Kreisverkehr hineinfahren ist nett, wird deshalb aber nicht wirklich sinnvoller. Der Kartenkauf in Carpi zog sich über 15 Minuten, da die junge Dame nur das Zwei-Finger-System beherrschte. Dafür war sie mit 2 Kolleginnen umso hilfsbereiter als es darum ging, die Geldreserven wieder aufzufüllen. Der nächste Bankomat befand sich zwei Straßen weiter, doch die 3 fühlten sich genötigt uns mit ihren dürftigen Englisch-Kenntnissen weitere 15 Minuten zu erklären wie wir zu gehen hatten. Da liegt der Gedanke nahe, dass die 3 einfach Zeit mit feschen, jungen Österreichern verbringen wollten, nicht fern.
An dieser Stelle nochmal ein Danke an die 3 „Schlumpfinen“.
 
Da Carpi, gerade an jenem Feiertag, wie ausgestorben war, vertrieben wir uns die Zeit bis zum Spiel in einem Bistro namens „Carpi Diem“ (welch grandioses Wortspiel!), wo wir italientypisch mit Borghetti versorgt wurden.
 
Mit dem Stadio Sandro Cabassi selbst bestaunte man dann ein sehr ungewöhnliches Stadion, welches eine alte Radrennbahn umringt, worauf die Tribünen gebaut wurden. Wir nahmen direkt neben den Ultras aus Carpi Platz, dadurch hatten wir zwar keine gute Sicht auf deren Block, sie fielen aber durch typisch-italienisches Liedgut auf, auch wenn italienisches Flair nur teilweise rüber kam. Im Gästeblock waren etwa 150 Leute anwesend, wovon etwa 50 gut am Abgehen waren, der Rest stimmte nur selten mit ein. Auf dem Rasen behielt Carpi verdient mit 1:0 die Oberhand, sollten sie am Ende der Saison aufsteigen, würde man wohl umziehen müssen, da dieses Stadion mit 4.500 Plätzen nicht für die Serie A zugelassen werden würde. Während der 90 Minuten unterhielten wir uns mit einem älteren Herrn, der auch den LASK ganz gut kannte – wir haben halt doch noch einen Namen, im Gegensatz zu manch Bundesligisten! Nach dem Spiel ging es sofort zum Auto, schließlich stand am Abend noch ein Serie A-Spiel an, nämlich:
 
01.11.: FC Parma-Inter Mailand 2:0, Stadio Ennio Tardini, 13.539 Zuschauer
 
Das erste Ziel war das Hotel, das den Namen auch verdiente, sah es doch ziemlich edel aus. Nach dem Einchecken ging es per Taxi zum Stadion, ohne Probleme, allerdings erneut namensbezogen und nur mit Pass erhältlich, konnten Tickets um 25 Euro gekauft werden. Seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, suchten wir uns noch eine Pizzeria, bevor wir uns ins Stadion begaben. Das Stadio Ennio Tardini wurde 1923 eröffnet und nach dem damaligen Präsidenten benannt, der den Bau in Auftrag gab, jedoch kurz vor der Eröffnung starb. Es ist ein echtes Schmuckkästchen, typisch italienisch, liegt im Stadtzentrum und fasst 28.000 Plätze. Das Spiel zwischen dem Letzten und dem Achten der Serie A, dem 13.539 Zuschauer zuschauten, wurde durch die Boys 1977 Parma mit ein bisschen Pyrotechnik und Fahnen eingeleitet, die Curva Nord war fast voll, am Support, der eher untypisch für Italien war, beteiligten sich allerdings nur wenige Fans. Aus Mailand waren etwa 1.500 Fans angereist, die nur am Anfang durch einige Fahnen und Doppelhalter sowie Pöbeleien gegen Parma auffielen, ansonsten nur selten zu vernehmen waren. Parma startete überraschend gut und erzielte durch de Ceglie früh das 1:0, gegen Ende des Spiels war es erneut der Verteidiger, der mit dem 2:0 den Endstand besiegelte. Inter war erschreckend schwach und kam eigentlich zu keinen großen Torchancen, Ex-LASKler Mateo Kovacic war noch der Beste bei den Nerazzuri.
 
Bei Parma ist Antonio Cassano der Star, der jedes Mal, wenn er in die Nähe der Kurve kam frenetisch bejubelt wurde, während dem Spiel jedoch hauptsächlich durch seine ständige Nähe zum Schiedsrichter herausstach, selbst nach dem Tor zum 2:0 diskutierte er. Er ist aber zweifellos eine lebende Legende und halt noch ein Spieler vom älteren Schlag, gefällt mir der Typ! Die Stimmung war, auch aufgrund des fehlenden Daches, zwar selten auf dem Höhepunkt, das Flair ließ uns dennoch erahnen was in Italien bei besseren Kurven alles möglich war, beziehungsweise immer noch/wieder ist. Nach dem Spiel schauten wir noch in die Innenstadt auf einige Getränke, auch in die Disco „Lostecco“ schafften wir es noch, wo ein Mitglied unserer Gruppe beim Tanzen ausrutschte und dabei sein Bier verschüttete. Die Linzer müssen auch überall auffallen…
 
02.11.: Udinese Calcio-CFC Genoa 1893 2:4, Stadio Friuli, 11.196 Zuschauer
 
Nach dem Frühstück im Hotel ging es erneut auf die Autobahn, drei Stunden gen Norden, nach Udine. Die Autofahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse und eine Stunde vor Spielbeginn kam man am Stadion, das sich leider im Umbau befindet, an. Der Ticketkauf ging dank meiner Italienischkenntnisse erneut problemlos über die Bühne. Für 25 Euro wurde man Inhaber einer Karte für die Haupttribüne, von welcher wir leider auf keinen der beiden Fanblöcke ordentliche Sicht hatten. Wie wir später erfuhren, hätten wir für 10 Euro Zutritt zur Kurve erhalten können, von der wir aber vorher dachten, sie sei die Fankurve. Genoa war über das ganze Spiel vielleicht einmal zu hören, obwohl sie, was wir erst im Internet auf Bildern sahen, eine ordentliche Anzahl an Auswärtsfahrern stellten. Ein kleiner Junge, der 90 Minuten ganz alleine eine große Schwenkfahne schwenkte, war der einzige Fan, von dem wir optisch vom Gästeblock etwas mitbekamen, der Rest war durch den Dachbogen verdeckt. Die Udine-Ultras standen auf derselben Seite wie wir und waren mit etwa 100 Leuten durchgängig zu hören, lauter wurde es aber nur wenn das ganze Stadion mit einstimmte, was bei diesem lethargischen Publikum eher selten der Fall war. Dafür konnten wir von unseren Plätzen perfekt den „VIP’s“ beim Sekt trinken zuschauen, ist ja total unser Ding beim Fußball!
 
Bereits in der ersten Minute traf Antonio di Natale, das Pendant von Udine zu Cassano bei Parma, zum 1:0. Während des ganzen Spiels wurde es eigentlich nur dann gefährlich, wenn sich der 37-Jährige einschaltete. Wahnsinn was der noch drauf hat, in diesem Alter! Genoa drehte aber noch vor der Pause die Partie, Udine konnte aber sofort darauf erneut ausgleichen. In der zweiten Halbzeit erzielte Genoa noch zwei Tore und entschied das Spiel mit 4:2 für sich, fußballerisch sicherlich das beste Spiel der Tour, konnte die Atmosphäre jedoch nicht überzeugen. Zum Ergebnis muss man noch sagen, dass auf genau dieses Spielergebnis einer unserer Gruppe 5 Euro setzte. Bei einer Quote von 200 gewann er somit 1.000 Euro. Die Wettmafia lässt grüßen! Gratulation nochmals an dieser Stelle. Auf dem Heimweg kehrte man noch in der Hirter Brauerei ein, lauschte den Sternstunden mit Gerda Rogers (sehr empfehlenswert – immer sonntags von 22-24 Uhr) und um kurz nach Mitternacht erreichte man wieder die schönste Stadt der Welt.
 
Bericht und Fotos von Christian Waldhör
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Christian Zeintl
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