Auch dieses Jahr soll es wieder regelmäßig auf Tour gehen, denn ein Leben ohne Fußball und Reisen ist ja sowieso sinnlos. Das Derby in Genoa hatte man auch schon länger auf der To-Do-List und so fixierte man bereits im Januar eine Tour nach Italien. Tickets und Hotel wurden bereits im Vorhinein online gebucht und somit stellte sich keine Hürde mehr für ein fußballreiches Wochenende.
Bereits am Donnerstag nahm man eine erste Teilstrecke auf sich um die ganze Anreise etwas entspannter anzugehen. Übernachtet wurde abermals in der Jugendherberge Bozen, in der man schon langsam zum Stammgast wird. Nachdem man erfolgreich eingecheckt hatte, verschlug es uns in das Restaurant „Hopfen“ in welchem ordentlich gespeist wurde und im Anschluss ließen wir den Tag in der Temple Bar ausklingen. Kurz vor der verfrühten Sperrstunde lernte man auch noch zwei Südtirolerinnen kennen, aber Bernds Anmachsprüche wollten einfach nicht funktionieren, daher traten wir auch wieder zu viert den Rückweg zur Herberge an.
Juventus Turin – Atalanta Bergamo 2:1
Fr. 20.02.2015 – Serie A
37.195 Zuschauer
Nach Dusche und Frühstück war man auch schon wieder fit und so visierte man an diesem Tage das oben genannte Spiel an. Zu Mittag wurde noch ein Zwischenstopp am Gardasee in Riva del Garda eingelegt. In dieser Kleinstadt machte man bei herrlichem Wetter einen kurzen Spaziergang und verköstigte sich im Anschluss im Ristorante mit Pizza. Nach diesem Tag muss ich echt sagen, dass rund um den Gardasee ein wundervolles Panorama herrscht und ich jeden verstehe, der hier im Sommer Urlaub macht. (Schon wieder ein neuer Punkt auf meiner To-Do-List). Auch die Weiterfahrt auf der Bundesstraße nach Brescia war wundervoll. Eine kleine, enge Straße, abwechselnd direkt neben dem See und durch natürliche Felstunnel, machte diese Strecke zu der schönsten Straße, die ich jemals entlang fahren durfte.
Bei der Weiterfahrt kam man dann bei Mailand in einen Stau, was uns die Möglichkeit gab, die Stadt vom Auto aus etwas zu begutachten. Was man hier sah, will man aber eigentlich nicht sehen. Selten solch heruntergekommene Bauten gesehen, da sind ja selbst die meisten Länder am Balkan ein Paradies dagegen. Zum Glück kamen wir nach einiger Zeit doch weiter, ließen diese hässliche Stadt hinter uns und kamen pünktlich in Turin im Hotel an.
Kurz darauf nahmen wir dann auch schon ein Taxi zum neuen Juventus-Stadium, dass mir trotz moderner Arena ganz gut gefiel, hatte es doch etwas eigenes. So lassen zum Beispiel zwei riesige Masten auf den Längstribünen das Stadion gar wie ein riesiges Schiff aussehen.
Nachdem man obligatorisch Borghetti hinunterschluckte, ging es auch schon ins Stadion. In unserem Block trafen wir dann noch zufälligerweise zwei weitere LASKler, welche ebenfalls gerade auf Italien-Tour waren, die Welt ist eben wirklich klein. Zu Spiel und Stimmung kann ich leider nicht viel erzählen, denn es gibt nicht viel zu erzählen. Die Juventus-Hymne „Storia Di Un Grande Amore“, bei der auch wirklich jeder mitsang wusste zu gefallen, ansonsten kam nur ganz selten Stimmung auf, gerade bei so einer berühmten Gruppe wie den Drughi erwartete man sich zumindest eine etwas größere Mitmachquote als lediglich zweiDutzend Leute. Auch der Auswärtssektor blieb leer, da Atalanta Bergamo nicht reisen darf. So war der stimmungsmäßige Höhepunkt ein Italien-Böller der Extraklasse in der 10. Minute.
In der 45. Minute stellte Andrea Pirlo mit einem Traumtor auf 2:1, recht viel mehr lief bei Juventus danach in der 2. Halbzeit aber nicht mehr. Gegen Schluss lag sogar noch kurz der Ausgleich in der Luft und dieser wäre nicht einmal ganz unverdient gewesen. Fazit: Sportlich sowie stimmungsmäßig eine große Enttäuschung und so ließen wir den Abend nach einer mehr als wilden und risikoreichen Taxifahrt im Shamrock-Pub bei günstigem Bier und Vodka-Lemon ausklingen. Und auch einige hübsche Topos (ital. für Maus) liefen herum. 🙂
La Spezia Calcio – Modena FC 3:2
Sa. 21.02.2015 – Serie B
5.509 Zuschauer
Dieses Spiel wurde auch zum Highlight unserer Tour, aber alles der Reihe nach:
Nach etwa drei Stunden Fahrt bei extremen Wetterverhältnissen erreichten wir am frühen Nachmittag die 95.000 Einwohner fassende Hafenstadt La Spezia. Die Stadt wusste zumindest auf der Route zum Stadion zu gefallen, allen voran die schöne Hafenpromenade. Nachdem für 25,00 € Tickets gekauft wurden (die Dame am Schalter bevorzugte beim Eingeben unserer Daten natürlich das 2-Finger-System, wie in Italien eben üblich), blieb uns noch genug Zeit unseren Hunger in einem nahen Restaurant zu stillen. Leider gab es dort keine Pizzen und so mussten wir uns dieses Mal mit Pasta zufrieden geben.
Pünktlich zu Anpfiff betraten wir das Stadio Alberto Picco, welches bereits 1919 eröffnet wurde und Platz für etwas mehr als 10.000 Besucher bietet. Am heutigen Tag war das Stadion etwa zur Hälfte gefüllt und aus Modena waren um die 150 Ultras und Supporter mitgereist, von denen einige allerdings erst mit Verspätung eintrafen. Die Heimtribüne wusste aufgrund ihrer geschwungenen Form sehr zu gefallen und aufgrund des starken Regens sah man dutzende aufgespannte Regenschirme, was auch sehr cool aussah.
Spezia, das übrigens von Nenad Bjelica trainiert wird, geriet nach einem Kopfballtor schon früh in Rückstand, konnte aber noch vor der Halbzeitpause ausgleichen. Besonders in Erinnerung blieb der Pöbel auf unserer Sitzplatztribüne, so etwas habe ich selbst in Italien bisher noch nicht erlebt. Bei einer fast hundertprozentige Mitmachquote wird der Gegenspieler oder der Schiedsrichter nicht nur als Bastardo und Bandito beschimpft sondern auch als deutsches Schwanzgesicht und viele andere Ausdrücke die wir leider nicht verstanden fielen ebenfalls. Ewig in Erinnerung wird bleiben, als das gesamte Publikum, nach einer leicht umstrittenen Schiedsrichterentscheidung etwa ein Minute lang „Buffone“ skandierte, was übersetzt so etwas wie Kasperl oder Narr bedeutet.
Nachdem wir uns in der Halbzeit mit Getränken versorgt hatten, flachte das Spiel ab und es passierte wenig, außer dass Modena, nachdem Spezia einfach nicht klären konnte, mit dem vierten Nachschuss auf 1:2 stellen konnte. Nun waren auch die Auswärtsfans immer wieder etwas zu hören, stimmungsmäßig war Spezia aber der klare Sieger dieses Duells, etwas lauter, immer wieder brannte etwas, einige Spruchbänder wurden gezeigt und naturgemäß detonierten auch einige selbstgebastelte Böller.
Als sich schon viele mit einer Niederlage abfanden, traf kurz vor Schluss ein eingewechselter Spieler noch zum Ausgleich, welcher das Stadion zu einem Tollhaus machte. Spezia hatte aber noch nicht genug, immerhin waren ja noch 3 Minuten regulär zu spielen. Und tatsächlich traf in der 90. Minute der Brasilianer Nené, mit einem Hammerschuss aus etwa 30 Metern genau ins Kreuzeck!! Was war hier bitte los!!! Aber das war ja noch nicht alles: Der Schiedsrichter, der in Spezia nur mehr „Buffone“ genannt wird, gab dann noch ganze 5 Minuten Nachspielzeit, in denen Modena natürlich versuchte vielleicht doch noch einen Punkt zu holen. In der 96. Minute begeht dann ein Spezia-Verteidiger im Strafraum noch eine Notbremse und der Schiri entscheidet völlig zurecht auf Platzverweis und Elfmeter. Dem Schützen merkte man schon seine Nervosität an und tatsächlich schoss er eher schwach und der Torhüter schaffte es, den Penalty zu parieren. Dann pfiff der Schiedsrichter auch ab und die Emotionen kannten keine Grenzen mehr.
Alles in allem eine sehr schöne Stadt und der Fußballverein und dessen Publikum sind auch echt top, in diesem Sinne viel Glück aus Österreich– hoffentlich schafft ihr einen Relegationsplatz und dann den Aufstieg in die Serie A!
Nachdem die mitgereisten Modena-Fans vom ganzen Stadion noch mit Hüpfeinlagen und Wünsche für eine gute Heimreise verabschiedeten wurden, fuhren wir bei starken Regen weiter nach Genoa, wo an diesem Tage das Derby Della Laterna stattfinden sollte.
In Genoa passte ich mich dann auch endgültig den italienischen Straßenverhältnissen an – dort ist ja wirklich alles egal! – und nachdem man im Hotel eincheckte ging es in einem nahen Restaurant noch auf eine Pizza, für mich die beste an diesem Wochenende. Die Taxisuche war dann schwerer als gedacht, aber in asozialer Manier konnte man einem etwas älteren Paar aus Österreich ihr Taxi wegschnappen. Finde ich jetzt nicht so schlimm, immerhin hatten wir einen wichtigeren Termin.
Der strömende Regen hielt an und so gingen wir schnellen Fußes in das Stadio Luigi Ferrais, welches optisch echt beeindrucken konnte, ich spar mir jetzt die Beschreibung, seht euch einfach Bilder an, lohnt sich!
Die Stimmung im nahezu ausverkauften Stadion war bereits am Kochen, auf beiden Seiten hörte man tausende Kehlen und selbst auf den Sitzplätzen hielt es nur wenige Personen auf ihren Sitzen. Außerdem brannten immer wieder einige pyrotechnische Gegenstände und solch laute Böller wie an diesem Tage habe ich noch nie erlebt. Als zum geplanten Anstoß niemand auf dem Spielfeld erschien und wir uns den Rasen genauer ansahen, ahnten wir schon das schlimmste… Der Schiedsrichter kam dann auch erst nach 21:00 Uhr auf das Feld und testete wie weit der Ball rollen konnte. Das war nicht einmal ein Meter. Komplett regelkonform entschied der Schiedsrichter also das Spiel abzusagen, was diesen Tag zu dem bittersten auf allen bisher gemachten Fußballreisen machte.
Die Mannschaften kamen trotzdem kurz auf das Spielfeld um sich bei den Fans für die fantastische Stimmung zu bedanken und danach gab es noch etwa zwanzig Minuten Dutzende Silvesterraketen, Bengalen, Blinker, Böller. Stimmungsmäßig einfach unglaublich. Eindrücke gibt es auf diesem Youtube-Video:
Nachdem sich dann das Stadion allmählich endlich leerte ging es für uns zurück ins Hotel und im Anschluss, nachdem wir wieder in trockener Kleidung waren ließen wir diesen Tag der Enttäuschung im Brittania-Pub ausklingen.
Hellas Verona – AS Roma 1:1
So. 22.02.2015 – Serie A
17.953 Zuschauer
Die Fahrt von Genoa nach Verona dauerte etwa 3 Stunden, die Parkplatzsuche in Verona fühlte sich dann ebenfalls so lange an. In Italien ist zwar alles egal, aber als Österreicher stellt man sich eben trotzdem nicht gerne in eine Parkverbotszone. So wurde ein Anrainer angequatscht der auch meinte, man kann überall stehen bleiben und er bot uns an unseren Wagen in einer Einfahrt zu seinem Wohnkomplex stehen zu lassen, aber nur wenn wir keine AS Roma-Fans sind. 😉
Vor dem Spiel traf man dann wieder auf drei andere LASKler mit denen wir bei einem Bier noch etwas plauderten. Nachdem man sich dann bei einem Fanstand noch mit einigen Souvenirs eindeckte, ging es auch schon in das Stadion, welches dem Wiener Ernst-Happel-Stadion bis auf die Größe fast gleicht.
Die richtigen Roma-Ultras boykottieren die Tessera, waren daher nicht anwesend und somit kam bei den rund 600 mitgereisten Roma-Fans nur selten wirklich gute Stimmung auf. Diese war bei Hellas Verona schon um einiges besser, hin und wieder wurde es auch ganz schön laut. Vor allem die Zaunfahnenbeflaggung wuste zu gefallen.
AS Roma war an diesem Sonntag die etwas bessere Mannschaft und ging auch verdient mit 1:0 durch einen Weitschuss von Totti in Führung. Hellas Verona konnte allerdings noch vor der Halbzeit nach einem Eckball ausgleichen.
Auch in der zweiten Halbzeit war Roma die etwas bessere Mannschaft, aber richtig große Torchancen konnten nicht herausgespielt werden. Auch Hellas Verona versuchte ein paar Mal vor das gegnerische Tor zu kommen, aber Luca Toni, der keinen guten Tag erwischte, verlor zu oft den Ball. Gegen Ende des Spiels wollten oder konnten beide Mannschaften nicht mehr auf das Siegestor drücken und so endete die Partie mit einem Remis.
Da wir nach dem Spiel in unmittelbarer Nähe des Stadions kein Ristorante entdeckten fuhren wir noch weiter bis Trento, wo in der Innenstadt noch ein letztes Mal Pizza gegessen wurde. Aufgrund meiner Müdigkeit übernahm Klausi von dort an das Steuer und lenkte den Opel souverän und ohne besondere Vorkommnisse zurück in die schönste Stadt der Welt.
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