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8. February 2018
Ostdeutschland

26.01.2018: 1. FC Union Berlin – 1. FC Nürnberg 0:1, Stadion an der Alten Försterei, 2. Bundesliga, 21.734 Zuschauer (ca. 1200 Gäste)

Am letzten Wochenende vorm Saisonstart in Österreich wollten vier LASKler nochmal ins Ausland und da im Osten Deutschlands einige interessante Spiele stattfanden, war das Ziel schnell bestimmt. Die deutsche Hauptstadt Berlin wurde am Freitag mit dem Auto angesteuert. Die Fahrt verlief nach Plan, sodass wir vorm abendlichen Zweitligaspiel noch genügend Zeit hatten in Richtung Alexanderplatz zu laufen. Die Karten fürs Spiel hatten wir schon im Vorhinein über das Union-Forum erstanden, weshalb wir uns nicht allzu viel Stress machten. Dieser kam später lediglich kurzfristig auf, als die Berliner S-Bahnen aufgrund eines Polizeieinsatzes für einige Minuten nicht weiterfahren konnten. Nach einigen Minuten fuhren wir dann doch weiter, ehe für den letzten Streckenteil die heillos überfüllte Bim herhalten musste. Vor Ort wuchs dann bei Flutlicht und dem herrlichen Stadion die Vorfreude auf das Spiel, das wir auf der Gegengerade verbrachten. Diese war es auch, von der in den ersten 12 Minuten des Spiels als einziges Stimmung ausging, denn beinahe alle deutschen Ultraszenen verzichteten in dieser Runde (zumindest auf optische, meist auch akustische) Unterstützung, um der Forderung der Freigabe aller Fanutensilien Nachdruck zu verleihen. Dies gelang, soviel sei vorweggenommen, in allen Spielen an diesem Wochenende eindrucksvoll, denn man merkte, dass ohne die aktive Fanszene wenig geht in Sachen Stimmung, wobei dies bei Union aufgrund der lautstarken Gegengerade noch am wenigsten auffiel. Diese ist allerdings eher Ausnahme als Regel, denn in den anderen Stadien herrschte 12 Minuten lang Totenstille. Da der FCN nach 11 Minuten in Führung ging, hob die Nordkurve den Boykott ein paar Sekunden früher auf als die Waldseite und feierte mit einem netten Fahnenintro den Führungstreffer. Zu feiern gab es bei Union lediglich den Ablauf der 12 Minuten, optisch taten es die Jungs und Mädels um das Wuhlesyndikat dem Gegenüber aber gleich und schwenkten viele Fahnen, während die große „Waldseite“-Fahne hochgezogen wurde. Leider tat sich spielerisch in der Folge wenig, worunter auch die, vor allem auf Heimseite, spielabhängige Stimmung litt. Dennoch war das schon wirklich gut und in einigen Momenten konnten wir uns vorstellen, wie das hier bei besseren Spielen abgeht. Die Waldseite an sich erwischte wohl einen eher schlechteren Tag, was durch die starke Gegengerade aber nicht weiter auffiel. Die Nürnberger waren einige Male gut zu hören, weshalb wir, bei dieser Ausgangssituation, wohl einen guten Auftritt erlebten. Das Spiel selbst wurde erst in der Schlussphase wieder hitziger, denn auf eine gelb-rote Karte für einen Unioner folgten zwei dunkelrote Karten wegen Tätlichkeiten, je eine pro Mannschaft, die für die Heimischen erhielt mit Hosiner ein Bekannter aus der Heimat. Am Ergebnis änderte das aber nichts mehr, die Nürnberger bleiben weiter in den Aufstiegsrängen, während es für Union einen weiteren Dämpfer im Kampf um die vorderen Plätze gab, was einige Berliner Originale durchaus amüsant zu kommentieren wussten. Zurück im Zentrum entwickelte sich ein guter Abend mit Kebab und Currywurst sowie Bier und Pfeffi.

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27.01.2018: 1. FC Magdeburg-SV Meppen 0:0, Heinz Krügel-Stadion, 3. Liga, 16.606 Zuschauer (ca. 800 Gäste)

Samstagmorgen wurde beinahe ausgeschlafen, wobei dem einen oder anderen von uns das Aufstehen trotzdem schwer fiel. Nach einem Frühstück beim Supermarkt bestritten wir die zweistündige Fahrt in die anhaltinische Landeshauptstadt, wo wir zuerst das Appartement anfuhren, allerdings nur beim Büro landeten, wo niemand anzutreffen und von einer Unterkunft weit und breit nichts zu sehen war. Auch ein Anruf brachte uns vorerst nicht weiter, also ließen wir das Auto stehen und machten uns auf die Suche nach einem Taxi, da die Zeit schon etwas fortgeschritten war, das Stadion doch ein paar mehr Gehminuten vom Zentrum entfernt liegt und wir noch Tickets brauchten. Der Taxifahrer war ein Mittsiebziger, der seit 15 Jahren in Kuba wohnt und während Heimatbesuchen für einen Freund öfter Mal ins Taxi steigt, um in seiner Heimatstadt auf dem neuesten Stand zu bleiben. Dementsprechend wusste der Mann auch viel Interessantes über Magdeburg und das Leben im Kommunismus zu erzählen. Eine Taxifahrt, die länger in Erinnerung bleiben wird als so manche, die mit 2 Promille von der Linzer Altstadt nach Hause bestritten wird. Am Heinz Krügel-Stadion, das offiziell nach einem lokalen Kabel-Anbieter benannt ist, holten wir uns Tickets für die Haupttribüne, die mit 22,50 Euro zu Buche schlugen. Das Klientel auf der Haupttribüne hob sich optisch vor allem dadurch von anderen Stadien ab, als dass hier fast jeder einen Schal um den Hals trug. Der Ausspruch „Wir haben 16.000 Fans und keine Zuschauer“, den wir später noch mehrmals hören sollten, trifft hier wirklich zu. Vor dem Spiel waren 2 Vertreter der Fanszene auf dem Platz um über die Stadionmikrofone den bereits angesprochenen Boykott zu erklären, wobei auch der DFB sein Fett wegbekam. Im Anschluss sprach er noch emotionale Worte um den ganzen Verein auf das Ziel – den Aufstieg in die 2. Liga – einzuschwören. Dafür bekam er Applaus vom ganzen Stadion, ein weiterer Beweis dafür, dass die Uhren hier noch anders ticken als anderswo. Nach Vereinshymne und dem „Magdeburger Kind“ hörte man dann wirklich 12 Minuten lang eine Stecknadel fallen, auch der überraschend gut gefüllte Gästeblock der Emsländer schloss sich bis auf wenige Ausnahmen an. Als nach 12 Minuten die Fetzen entrollt wurden und beide Kurven (wie auch Freitag und Sonntag) das Spruchband zum Boykott („Taten statt Worte – Freigabe aller Fanutensilien – jetzt!“) zeigten und der Magdeburger Block U loslegte, hielt es auch große Teile der anderen Tribünen nicht mehr auf den Sitzen. Leider war das Spiel grottenschlecht und die Stimmung daher nicht überragend, die Floskel „die Stimmung passte sich dem Spiel an“ möchte ich an dieser Stelle dennoch nicht verwenden, denn trotz allem war das schon sehr passabel, was Block U zeigte. Im Gästesektor standen um die 800 Leute, die, gemessen an den Erwartungen, einen astreinen Auftritt ablieferten. Da die Meppener mit solchen Massen erst seit dieser Saison zu tun haben, ist die Koordination freilich noch etwas schwierig und dementsprechend beschränkten sie sich auf einfaches und bekanntes Liedgut, was aber auch nicht weiter störte. Leider blieb es bei dem einen Tor in zwei Spielen, die Ausbeute könnte besser sein. Nach dem Spiel liefen wir mit der Masse zurück Richtung Stadt, wo wir erneut rätselten, wo nun unsere eigentliche Bleibe für die Nacht zu finden sein sollte. Ein weiterer Anruf brachte Klarheit, das Domizil befand sich ein paar hundert Meter entfernt, entschädigte dann aber für die kleinen Unannehmlichkeiten zuvor, denn wir hatten ganze 4 Zimmer für uns und zahlten nicht mal 100 Euro. Preis-Leistungsverhältnis also top, die City Appartements Magdeburg erhalten an dieser Stelle eine absolute Weiterempfehlung. Auch der Inhaber war freundlich und bemüht, uns die wichtigsten Bars, Restaurants und Frühstücksmöglichkeiten der Stadt näher zu bringen. Wir landeten später bei einem Burger im Mephisto, das nicht nur vom Namen her an Goethes Faust erinnerte. Geschmacklich auch top, gingen wir gesättigt in ein nahegelegenes Irish Pub, wo wir den Abend bei einigen Bieren, Cider sowie interessanten Gesprächen ausklingen ließen. Vor dem Heimgehen holten wir uns noch eine, angeblich die Beste, Currywurst Deutschlands. Geschmacklich war sie wirklich gut und auch die vielen verschiedenen Schärfegrade, die angeboten werden, machen das Lokal interessant. Ziemlich erschöpft vom langen Tag fielen wir alle dann in den Schlaf, denn am Sonntag stand nach dem Spiel in Jena noch die lange Heimfahrt auf dem Programm.

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28.01.2018: FC Carl Zeiss Jena – Hallescher FC Chemie 2:1, Ernst Abbe Sportfeld, 3. Liga, 7260 Zuschauer (ca. 1000 Gäste)

Die Frühstückstipps des Unterkunftsherrn wurden aus Zeit- und Geldgründen ignoriert, weshalb für die erste Mahlzeit des Tages ein bekanntes Fast Food-Restaurant Gewinn mit uns machen durfte. Danach warteten wieder ca. 2 Stunden Autofahrt auf uns, ehe wir ins thüringische Jena einfuhren. Am Parkplatz einer Firma konnten wir das Auto kostenneutral abstellen und mussten einmal ums Stadion zur Haupttribüne. Dort die Tickets geholt (die Karten bei Union waren an diesem Wochenende übrigens die günstigsten) und rein ins Ernst Abbe Sportfeld. Wie erwartet wurden auch hier 12 Minuten geschwiegen, in beiden Kurven, die ja direkt nebeneinander liegen, wurden aber Choreografien vorbereitet. Im Gästeblock wurde ein „Kämpfen Chemie“-Fetzen angeflaggt, zusammen mit rot-weißen Luftschlangen gab das ein gutes Bild ab. Wesentlich länger war in der Südkurve ein Streifenmuster mit Fahnen in den blau-weiß-gelben Vereinsfarben zu sehen, dazu wurde in der ersten Reihe ein „Ernst Abbe Sportfeld“-Fetzen gezeigt. Das sah schon sehr gut aus und wurde minutenlang gehalten und dazu ein geiles Lied gesungen, guter Einstieg! Auch in den folgenden Spielminuten hauten uns beide Kurven nette Gesänge um die Ohren, allerdings war das Spiel in der ersten Halbzeit wieder grottenschlecht. Glücklicherweise fielen in der zweiten Halbzeit endlich Tore, was auch Emotionen ins Spiel brachte. Jena ging mit 2:0 in Führung, was die eh schon gut aufgelegte Südkurve noch mehr durchdrehen ließ. Da Halle nochmal verkürzte und der Block zu „Morgens, Mittags, Abends“ (war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die erste Szene das Lied adaptiert) gut abging, kam sogar noch sportliche Spannung auf. Jena erzielte in der 90. Minute noch einen Treffer, der allerdings, der Jubel war bereits wieder verstummt und der Ball im Mittelkreis, nachträglich aberkannt wurde. Spätestens jetzt rastete auch der letzte im Stadion komplett aus und das Schiedsrichtergespann wurde ausgepfiffen und beschimpft. Hätte Halle noch zum Ausgleich getroffen, wer weiß was dann hier noch passiert wäre. So aber wurde es ein verdienter Sieg für Jena und während selbiger gefeiert wurde machten wir uns auf zum Auto, um dem Abfahrtsstau zu entgehen. Was aber natürlich wie so oft nie gelang und drum dauerte es einige Zeit, bis wir wieder auf der Straße waren. Das waren wir in den folgenden 5 Stunden noch zur Genüge, bis ich um 21 Uhr, nachdem alle Mitfahrer abgesetzt wurden, die heimischen 4 Wände wieder betrat und erschöpft ins Bett fiel.

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