Wir haben wieder einmal einen Groundhopping Bericht erhalten, den wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Nicolas Rohrmanstorfer and Friends waren ein Wochenende in Prag unterwegs. Viel Spaß beim Lesen.
Schon länger wollte man sich aufgrund der geografischen Nähe einmal das Prager-Derby ansehen. Da sich Slavia Prag im akuten Abstiegskampf befindet und es somit diesmal vielleicht das letzte Derby für längere Zeit geben könnte, fackelte man nicht lange herum. So machte sich am Freitag eine kleine Gruppe per Westbus auf den Weg in das Land des Pivo und der Klobasa.
Bohemians Praha 1905 – FK Teplice
Fr. 11.04.2014/Gambrinus Liga/3912 Zuschauer/3:1
Nachdem wir vom Busbahnhof in unser Hostel (12 €/Nacht) fuhren und unser Gepäck in unsere Zimmer brachten, machten wir uns wenige Minuten später auch gleich per Straßenbahn auf den Weg zum ersten Spiel des Wochenendes. Die Bohemians Prag, die Kängurus, sind eine der traditionsreichsten Mannschaften Tschechiens und kämpften sich nach ihrer Insolvenz im Jahr 2005 zuletzt wieder in die Gambrinus Liga hoch. Während der heutige Gegner FK Teplice um einen Europa-League-Platz mitspielt, stecken die Bohemians tief im Abstiegskampf. Ob das Papier nun recht haben sollte, sahen wir uns bei einem köstlichen Bier und einer noch köstlicheren Klobasa (Note: Sehr Gut) an.
Bis zu Spielbeginn fanden sich 3900 Zuschauer im Dolicek-Stadion ein, welches Platz für etwa 6800 Personen bietet. Die Fankurve der Bohemians, welche sich selbst als antifaschistisch bezeichnet und Kontakte zu der Fanszene aus Sankt Pauli pflegt, füllte sich etwa zu dreiviertel, während sich auf der Längsseite noch etwa 50 Auswärtsfans aus Teplice einfanden.
Das Spiel selbst war eigentlich zum Wegschauen, keiner der beiden Mannschaften gelang ein gerader Pass, Flanken wurden blind geschlagen, Abwehrfehler führten zu Chancen, die leichtsinnig vergeben wurden. Dennoch gelang der Heimmannschaft, ein 3:1 Kampfsieg, nachdem die Gäste durch Martin Fenin mit 1:0 in Führung gingen. Der Freistoß zum Ausgleich der Bohemians zum Ende der ersten Halbzeit war wohl die schönste Aktion im Spiel.
Wir konzentrierten uns natürlich auch auf die Fankurve der Kängurus. Zu Spielbeginn waren es lediglich ein paar wenige Leute die Papierschnipsel in die Luft warfen, doch mit Dauer des Spiels wurden die Bohemian-Fans auch von ihrem Liedgut konstanter. Zumindest von den Dezibel her konnten sie aber nicht ganz überzeugen. Optisch gab es irgendwann Mitte der ersten Halbzeit noch eine kleine Choreographie zu sehen und am Ende des Spiels wurde etwas Pyrotechnik abgebrannt. Zu den Teplice-Fans kann ich nicht recht viel sagen, aber etwa zehn von ihnen steckten trotz des schlechten Spiels ihrer Mannschaft nicht auf und sangen unentwegt bis zum Schlusspfiff durch.
Trotz des unattraktiven Fußballs hat uns das Spiel sehr positiv überrascht und so ging es danach mit guter Laune weiter in das Prager Nachtleben.
Sparta Prag – Slavia Prag
Sa. 12.04.2014/Gambrinus Liga/19.011 Zuschauer/3:0
Noch etwas gezeichnet von der Nacht machten wir uns am späten Vormittag auf den Weg zur Generali-Arena, dem Stadion des tschechischen Rekordmeisters, Sparta Prag. Die Ungewissheit überhaupt an Tickets für das Spiel zu bekommen – das Derby war bereits seit über einer Woche ausverkauft – verflog schnell, als uns sofort jemand Tickets um 700 Kronen (25 €) anbot. Auch wenn wir vielleicht noch irgendwie günstiger an Karten gekommen wären, nahmen wir das Angebot an, immerhin waren die Plätze alle nebeneinander auf der Längsseite.
Da wir schon alle großen Hunger hatten und es noch etwas Zeit bis zum Anpfiff gab, ließen wir uns in einem nahen Restaurant nieder. Auf das gute und günstige Bier folgte allerdings eine tschechische Speisekarte und da die Kellner des Englischen nicht mächtig waren, mussten wir es bei der Bestellung auf gut Glück versuchen. Serviert bekamen wir ein köstliches Kotelett mit Potato Wedges. 😉
Als wir nach dem Betreten des Stadion gleich mal nach Pivo suchten stach uns ein McDonalds-Stand ins Auge. Hier im Stadion gab es doch tatsächlich Chesseburger um umgerechnet einen Euro! Da wir allerdings gerade gegessen hatten, lehnten wir das Angebot dankend ab.
Bis zu Spielbeginn füllten sich die beiden Fanblöcke bis auf den letzten Platz. Zu Spielbeginn dann aber die erste Enttäuschung: Es gab auf beiden Seiten keine Choreographie. Da wir in der Nähe des Sparta-Fansektors Platz nahmen, nahmen wir deren Gesänge natürlich weit mehr wahr, allerdings dürfte auch die Lautstärke des Slavia-Sektors sehr gut gewesen sein.
In der 35. Minute gab es dann doch endlich eine Choreo. Sparta präsentierte erst eine Riesenblockfahne mit der Skyline der Stadt, danach eine Blockfahne auf welcher wohl die Jugend der Sparta-Fanszene abgebildet sein sollte. Danach gab es im unteren Sektor eine Fahnenchoreographie mit blauen, roten und gelben Fahnen. Slavia antwortete prompt mit dutzenden Bengalischen Feuern. Sah beides echt gut aus!
In der zweiten Halbzeit gab es dann noch einige Male eine Schalparade der beiden Mannschaften, außerdem entwendete sich die ganze Slavia-Kurve ihrer Oberkörperbekleidung.
Vom Spiel her war es mit einem ungefährdeten 3:0-Sieg eine klare Angelegenheit für Sparta Prag, das kurz vor dem ersten Meistertitel seit 2010 steht. Slavia Prag muss sich nun ernste Gedanken machen, wie sie den Gang in die 2. Liga vermeiden können.
Nach dem Spiel feierte die Mannschaft noch mit dem gesamten Stadion ihren Derbysieg und langsam zog es auch uns wieder zurück in die Innenstadt, in der wir uns nach einer kurzen Sight-Seeing-Tour auch wieder gemütlich zu Bier und Essen niederließen.
Meteor Praha VIII – Chumotov
So. 13.04.2014/4. Liga/250 Zuschauer/3:1
Laut der Homepage von Meteor Praha sollte das Spiel der 4. Liga heute um 10:15 Uhr in deren Stadion stattfinden. Als wir allerdings um 10:05 dort ankamen und weder Menschen noch Tore sahen, war uns allen klar, dass auf diesem Platz heute kein Match stattfindet.
Zu unserem Glück war auf einem Nebenplatz gerade ein Jugendturnier wo uns von einer netten jungen Dame die Auskunft gegeben wurde, dass das Spiel etwa drei Kilometer entfernt stattfindet und es kein Problem ist, mit der Straßenbahn dort hinzukommen.
Tatsächlich kamen wir nach ein paar Stationen schon beim Sportzentrum von Meteor Praha in der 24. Minute beim Stand von 1:1 an. Dort wurde dann auch gleich gut tschechisch gefrühstückt (Bier und Klobasa – what else?). Die Klobasa erhielt hier aufgrund der fehlenden Würze allerdings nur die Note Befriedigend. Neben etwa 250 Zuschauern fanden sich auch sicherlich 20 oder mehr Hunde unter den Zuschauern ein, welche häufig nach einer Klobasa bettelten. Das 2:1 für Meteor Praha, bei dem der tschechische Lionel Messi die gesamte Abwehr aus Chumotov alt aussehen ließ, inspirierte uns derart, dass wir uns sofort mit Fanartikeln aus dem „Fanshop“ eindeckten. Genau als wir dies vollzogen, fiel natürlich das 3:1, das wir somit nicht bewunderten konnten.
Ein gemütlicher Fußballvormittag geht zu Ende und mit ihm auch ein schönes Wochenende in Prag, das ich nur jedem sehr empfehlen kann!
{gallery}images/gallery/Saison1314/Prag{/gallery}