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31. October 2014
Zagreb
Wir haben wieder einen Groundhopping Bericht erhalten. Diesmal waren ein paar LASK Fans  in Zagreb zu Gast oder genauer gesagt, sie waren zumindest in Zagreb. Denn das Stadion sahen sie nicht von Innen. Außerdem gab es tragische Ereignisse. Dazu dient dieser Bericht auch als kleiner Hintergrundbericht über die Fanszene in Zagreb.
 
 
 

 
Um 3 Uhr morgens, am Sonntag, entschieden wir uns spontan nach Zagreb aufzubrechen, um den Jungs aus der kroatischen Hauptstadt beizustehen. Die Reisegruppe bestand Großteils aus Jungs, die seit Jahren öfter in diesen Gefilden unterwegs sind und teils gute Kontakte in die Kurve pflegen.
 
Das erste Spiel nach einem 2-jährigen Boykott der Hauptgruppe Dinamos, der Bad Blue Boys, sollte es sein. NK Osijek hieß der Gegner.
In diesen 2 Jahren wurde der legendäre Nord Block nur von ein paar bezahlten Leuten, des in ganz Kroatien verhassten und bestens in die Unterwelt vernetzten Zdravko Mamic, besetzt. Seit 2003 ist er nun im Amt und hat bisweilen keinen Grund ausgelassen um gegen die organisierten Anhänger von Dinamo vorzugehen.
 
Der Kampf gegen den unliebsamen Präsidenten dauerte nun schon fast 10 Jahre. Dinamo verkaufte unter Mamic alle guten Spieler. Das Einzige was zählte war, wie so oft, das Geld. Außerdem hagelte es Verbote gegen die eigenen, treuen Fans. Aus diesem Grund formierte sich eine Opposition, angeführt, von den 1986 gegründeten, Bad Blue Boys. Mittlerweile war es kein Einzelfall mehr, dass bei den europäischen Auswärtsspielen von Dinamo Auswärtsfans ohne triftigen Grund verboten wurden. Man munkelt, dass hierbei die Vernetzung zum Blatter-Kartell sehr hilfreich gewesen sein sollten.
 
Diese geschichtsträchtige Gruppierung kam nun den gesamten Machtapparat des Zdravko Mamic zu spüren. Mamic rekrutierte ehemalige altgediente Leute der BBB und bezahlte sie dafür, um gegen die eigenen Anhänger zu agieren. So verhinderte die rumänische Polizei nur knapp ein Gemetzel, indem sie einen Angriff der Mamic Crew mit Äxten und Eisenstangen auf die BBB vereitelte.
 
In der Nacht vor diesem Spiel gegen NK Osijek überschlugen sich wieder einmal die Ereignisse. 2 ranghohe Männer der BBB wurden auf dem Nachhauseweg von Mamics Leuten niedergeschossen. Nur knapp entkamen sie dem Tod und befinden sich nun auf dem Weg der Besserung. Das war der Anreiz, der uns blitzschnell reagieren lies. Die Pässe wurden geholt (bis auf eine Person), Proviant besorgt und die Autos gestartet. Ohne Probleme erreichten wir die Grenze zu Slowenien. Hier wartete dafür ein umso Größeres. Ein Mitfahrer hatte keinen Reisepass mehr, da dieser bei einem Autobrand ums Leben kam. Nach einem Grenzwechsel, unzähligen Telefonaten, den natürlich sehr ausgedehnten Fahrzeugkontrollen und einigen Anfeindungen der Grenzpolizisten kamen wir in Zagreb an. Das 1912 eröffnete Maksimir Stadion erreicht, gestaltete sich der Einlass als sehr schwierig. Einlass wurde nur mit gültiger Karte gewährt. Diese erhält man aber ausschließlich vor dem Anpfiff. Danach hat man Pech gehabt. Natürlich wurde schon gespielt.
 
So gesellte man sich zu den, rund um dem Stadion in mehreren Kneipen, aufgeteilten BBB und genoss nun das Spiel vor der Glotze. Es herrschte eine komische Atmosphäre. Nach dieser schrecklichen Nacht auch nicht verwunderlich. Nach Abpfiff sammelten sich alle Stadiongeher und Barbesucher gemeinsam ein und marschierten zum Krankenhaus, wo sich die beiden Verletzten befanden. Als Respekt gegenüber den anderen kranken Menschen wurden keine Gesänge angestimmt. Vor dem Krankenhaus wurde gemeinsam ein Vater Unser gebetet und einige Kerzen angezündet.
 
Mit diesen sehr berührenden Momenten, die einen nachhaltig prägen werden, verzog man sich noch in ein Lokal, wo man den anstrengenden Tag Revue passieren ließ und zu Abend aß. Gewisse Parallelen ließen sich zu unserem ehemaligen verhassten Präsidenten ziehen. Wenn die Ausmaße in Zagreb natürlich vielfach größer sind.
 
Wir wünschen den beiden angeschossenen Jungs der Bad Blue Boys alles Gute und viel Glück im Kampf gegen diesen Mafiosi namens Mamic! “Momci drzite se, doci ce i taj dan … Glava gotov si.”
 
Der Autor: Helmut M.
Seit1908
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