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12. April 2015
Mohun Bagan (Kalkutta)

Groundhopping Kalkutta

Gegen Ende meiner Indien-Reise ging es sich dann also zum Glück doch noch aus, auch ein Fußballspiel in Indien zu besuchen. Zum Glück noch dazu in Kalkutta. Überall in Indien gilt Cricket als Sportart Nummer 1 und niemand interessiert sich wirklich für Fußball. In der 4,5 Millionen Einwohner Stadt Kalkutta ist das anders, was man schon an der Anzahl der Klubs sieht. In Indien gibt es seit 2014 zwei professionelle Fußballliegen, die Indian Super League(ISL) und die I-League. Deshalb wird zurzeit ein halbes Jahr die ISL und im Frühjahr die I-League gespielt. Genaueres hierzu liest man am besten im Ballesterer #98 nach.

Das 1984 eingeweihte Stadion bot bis zum Jahr 2015 für bis zu 120.000 Mensch Platz (jetzt nur mehr für ca. 70.000). Die Rekordkulisse wurde 1997 in einem Match zwischen East Bengalen und Mohun Bagan erreicht (davon erzählten mir einige Stadionbesucher auch bei diesem Match noch). Mohun Baga und East Bengalen sind die beiden größten Fußballklubs des Landes und beide aus Kalkutta, und das größte Derby und Fußballspiel in Indien (oder sogar Asien).

Ich reiste ca. 2,5 Stunden vor Anpfiff zum Stadion, um mich noch zurecht zu finden. Das Stadion befindet sich ca. 10km vom Zentrum entfernt, und macht bei seinem ersten Anblick schon einen eher zerfallenen Eindruck. Der Eintritt betrug umgerechnet ca. € 1,20, ein VIP-Ticket hätte ca. das Doppelte gekostet – ich wollte mich allerdings direkt unter die Fußballfans mischen. An diesem Abend sollten nur ca. 6.500 Zuschauer den Weg ins Stadion finden, was aber laut Informationen eines Stadionbesuchers völlig okay ist. Trotz niedriger Preise können sich die meisten Inder den Eintritt ins Stadion leisten, was man auch merkte, da schon eher die Upper-Class im Stadion war. Frau war keine einzige zu sehen.

So wirkte das ganze etwas trostlos in einem so großen Stadion, und das dargebotene der Fußballer war auch nicht unbedingt vom Hocker reisend. Stimmung im Stadion kam immer nur bei Toren auf, ansonsten waren nur Anweisungen oder Pfiffe zu hören.  So erinnerte mich das ganze Schauspiel doch etwas an schlechtere Reichel-Zeiten beim LASK: großes, leeres Stadion mit Laufbahn, und auch das Niveau war ähnlich (wenn auch wohl durchaus mit der 2. österreichischen Liga vergleichbar). Das Stadion-Menü besteht hier, wie für Indien typisch aus Chai-Tee und den verschiedensten Nusssorten. Etwas abenteuerlich wurde es in der Halbzeit-Pause beim Versuch das nichtvorhandene WC zu suchen; für diese Bedürfnisse wird einfach die Mauer verwendet.

Während des Spiels unterhielt ich mich mit einer Gruppe Studierender, welche dem Mohun Bagan Supporters-Club angehören. Sie waren zuerst sehr verwundert, danach aber umso froher, dass sich ein Europäer für ihren Club interessiert. Was ich vor allem auch daran merkte, dass immer wieder Leute zu mir gekommen sind, und ein Foto mit mir machen wollten.  Für mich war es eine sehr interessante und auch spezielle Erfahrung, ein Fußballspiel in Indien zu besuchen. Und es war gar nicht so viel anders, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

I-League: Mohun Bagan 4:1 Bengaluru

20.02.2015; Salt Lake Stadium; Kalkutta (Indien)

Bericht und Fotos von Harald Holzmann

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