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Interview mit LASK-Nachwuchstrainer Kurt Pernsteiner
Seit1908:
Servus, Kurt! Wir kennen einander schon sechs Jahre und jetzt arbeite ich doch schon auch wieder zweieinhalb Jahre für seit1908.at.
Ich freue mich sehr, dass es nun endlich klappt mit einem Interview!
Kurt:
Ja, das freut mich auch sehr. Ich habe natürlich mitbekommen, dass ihr unserem Nachwuchs eine tolle Plattform bietet und du dabei bist.
Seit1908:
Kannst du dich bitte mit ein paar Eckdaten unseren Leserinnen und Lesern vorstellen!
Kurt:
Gerne. Ich bin am 01.06.1968 in Linz geboren worden. Mein Beruf ist Bäcker. Ich habe je eine Tochter und einen Sohn und bin vergeben.
Seit1908:
Du hast sicher auch eine Fußballerkarriere hinter dir?
Kurt:
Ja, eine lokale. Meine Vereine waren Westbahn Linz, Blaue Elf Linz und ESV Wels.
Seit1908:
Und deine Trainerstationen?
Kurt:
Das waren Blaue Elf Linz, FC Pasching und seit nunmehr 11 Jahren der LASK.
Seit1908:
Hattest du schon vor deinem Trainerjob Sympathien für den LASK, irgendeinen Bezug zum Verein?
Kurt:
Ich war solange ich denken kann ein LASK-Fan. Ich war auch immer live dabei im Linzer Stadion. Und dabei träumte ich davon, auch einmal „da unten“ zu stehen. Und es ist in Erfüllung gegangen!
Seit1908:
Fällt dir eine Bezeichnung ein, wie du deine Beziehung zu unserem Klub nennen würdest?
Kurt:
Ganz eindeutig: Ich bin ein LASK-Verrückter! Ich empfinde es seit dem ersten Tag als Ehre, beim LASK arbeiten zu dürfen. Das ist niemals eine Selbstverständlichkeit.
Seit1908:
Machst du auch keinen Unterschied zwischen jener Zeit, als es – vorsichtig ausgedrückt – zeitweise doch etwas chaotisch zuging und jetzt?
Kurt:
Als Selbstverständlichkeit empfand ich es auch damals nicht, aber natürlich bin ich froh, dass heute alles viel besser und professioneller bei uns geworden ist.
Seit1908:
Ich habe dich in den schwierigen Jahren als Fels in der Brandung, als Integrationsfigur erlebt, der vieles zusammengehalten hat – ähnlich einem Karl Daxbacher bei den Profis. Stimmt dieser Eindruck?
Kurt:
Für mich war es so. Und ich wollte das auch so. Schön, wenn es auch von außen von manchen so gesehen wird. Sicher war es unter dem damaligen Präsidenten schwieriger, aber ich rede nicht so gern über die Vergangenheit.
Seit1908:
Und wie siehst du das aktuelle Präsidium?
Kurt:
Ich bin begeistert, was schon alles geschafft wurde! Die Leute, die jetzt am Ruder sind, zu unterstützen, ist mir eine große Freude. Und was der Siegmund (Gruber; Präsident; Anm.) aus unserem LASK macht … der ist sowieso ein Phänomen für mich.
Seit1908:
Welche Aufgaben hat du derzeit im Klub?
Kurt:
Ich bin Nachwuchstrainer, derzeit verantwortlich für die U-11. An (Heim-)Spieltagen der Kampfmannschaft bin ich für die Betreuung der Einlaufkinder („Ballbuben“, „Ballmädchen“) verantwortlich. Ab Herbst darf ich auch den Posten des Administrators in der Akademie bekleiden.
Seit1908:
Welche Aufgaben kommen da auf dich zu?
Kurt:
Ich werde sozusagen der „Spieltagsbeauftragte“ sein und habe mich um alles zu kümmern, was so zu geschehen hat an einem Spieltag, das reicht von der Bestellung des Busses bei Auswärtsspielen über die Betreuung der Schiedsrichter bei Heimspielen oder die Eingabe der Daten in das EDV-System und so manches mehr.
Seit1908:
Das hört sich nach nicht wenig Arbeit an und auch nach einiger Verantwortung.
Kurt:
Ja, so ist es. Ich bin dankbar, dass man an mich gedacht hat. Und ganz fremd sind mir die Aufgabenbereiche nicht. Ich habe vor einigen Jahren schon für die damalige 1b-Mannschaft diesen Job gemacht.
Seit1908:
Zurück zum Kinderfußball: Warum ist dir dieser so ans Herz gewachsen? Hast du nie Sehnsucht danach, mit Erwachsenen zu arbeiten?
Kurt:
Ich habe zuletzt die Gelegenheit gehabt bei einem kleineren Verein etwas in den Erwachsenenfußball zu schnuppern. Es war eine gute Erfahrung, aber meinen eigentlichen Platz sehe ich bei den Kindern. Bei den Kindern und beim LASK würde ich gern in die fußballerische Pension gehen.
Seit1908:
Warum?
Kurt:
Vor allem weil du so viel von ihnen zurückbekommst. Du gibst ihnen etwas, sie saugen es auf und sie geben dir es mit 100 % zurück.
Seit1908:
Was möchtest du den Kindern mitgeben?
Kurt:
Ich möchte ihnen das richtige Maß vermitteln … Spaß und Ernsthaftigkeit. Fußball soll – immer, aber speziell im Kindesalter – Freude und Spaß machen. Wenn du beim LASK spielst, heißt es aber auch ernsthaft an deiner Entwicklung als Mensch und Fußballer zu arbeiten. Du sollst dann auch mit Ehrgeiz für ein gewisses Maß an Erfolg arbeiten. Dieses schwarz-weiße Trikot soll ihnen wichtig sein, soll sie stolz – aber nicht überheblich – machen.
Seit1908:
Wie siehst du die Rolle der Eltern?
Kurt:
Sie sind die wichtigsten Menschen im Leben der Kinder. Sie sollen sie auch beim Fußball unterstützen. Sie sollen aber auch nicht zu ehrgeizig sein.
Seit1908:
Hast du einen bevorzugten Spielstil?
Kurt:
Grundsätzlich lasse ich gern offensiv spielen, gut von hinten heraus kombinieren. Es hängt aber immer von deinem Team ab. Du kannst nie etwas einfach nur kopieren.
Seit1908:
Du hast schon sehr viele Mannschaften trainiert, jeder Jahrgang bleibt dir aber meist nur ein, zwei, maximal drei Jahre. Würdest du nicht gerne einmal mit einem Jahrgang immer wieder aufsteigen?
Kurt:
Sicher wäre das auch einmal reizvoll. Eine Umstellung ist immer wieder nötig, aber ich finde es auch schön, wieder neuen Kindern etwas von meinem Wissen, meiner Ruhe, meiner Erfahrung weitergeben zu dürfen.
Seit1908:
Steht bei so jungen Kindern die Entwicklung des Teams oder des Einzelnen mehr im Fokus?
Kurt:
Ich glaube, es braucht ein gutes Zusammenspiel von beidem. Fußball ist ein Mannschaftssport, aber er besteht auch aus Einzelteilen. Mich hat es immer besonders gefreut, wenn wir einen Spieler von einem sogenannten kleineren Verein geholt haben und ich dann beim LASK seine Entwicklung beobachten konnte oder sogar selbst daran mitwirken konnte. Dein Sohn (Simon Waldhör, 2011 – 2015 im LASK-Nachwuchs, Anm.) war dafür ja auch ein schönes Beispiel.
Seit1908:
Danke. Ich werde es ihm ausrichten. Hast du an bestimmte Jahrgänge besondere Erinnerungen?
Kurt:
Diese besonderen Erinnerungen gibt es bei jedem Jahrgang. Wenn ich doch etwas herausheben soll, dann würde ich den 2001-er und den 2005-er Jahrgang nennen.
Mit dem 2001-er Jahrgang verbinden mich Erinnerungen an tolle, erfolgreiche Turniere, beim aktuellen 2005-er Jahrgang kannst du ohnehin nur mit der Zunge schnalzen. Da haben – meiner Einschätzung nach – mehrere das Zeug, es ganz weit zu schaffen. Ich bin stolz, auch zur Entwicklung dieses außerordentlichen Jahrgangs einen Beitrag geleistet zu haben.
Seit1908:
Hast du schon Spieler trainiert, die den Sprung zum Profispieler geschafft haben, die heute jeder Fan kennt?
Kurt:
Der bekannteste ist sicherlich Markus Blutsch. Es gibt noch weitere Spieler in der Landesliga, OÖ-Liga und Regionalliga. Am schönsten ist es aber ohnehin, wenn du ehemalige Spieler auf der Straße triffst und sie bleiben dann stehen, sind freundlich, reden mit dir … dann hast du das Gefühl, dass du nicht allzu viel falsch gemacht haben kannst.
Seit1908:
Was treibt dich immer wieder an, so viel Zeit in den LASK zu investieren? Woher kommt diese nie endende Motivation?
Kurt:
Wie ich es schon gesagt habe: Aktuell möchte ich alle die unterstützen, die unseren LASK wieder so weit nach vor gebracht haben und insgesamt ist meine Motivation einfach der Stolz, LASK-Trainer sein zu dürfen. Ich bin und bleibe eben ein LASK-Verrückter!
Seit1908:
Letzte Frage an den LASK-Verrückten: Wie „verrückt“ ist deine Prognose für das erste Bundesliga-Jahr nach einer gefühlten Ewigkeit?
Kurt:
Ich sehe den LASK in der kommenden Bundesliga-Saison im oberen Drittel. Platz 3 oder 4 sehe ich durchaus als realistisch an.
Seit1908:
Das wäre eine fantastische Geschichte wenn diese Vorhersage wahr werden würde … Kurt, vielen herzlichen Dank für das ausführliche Gespräch!
Das Gespräch führte für seit1908 Günther Waldhör mit Kurt Pernsteiner am Rande des ersten Turniertages der U-10 Champions Trophy in Brunn am Gebirge am 17. Juni 2017.