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10. November 2016
„In ganz Deutschland sind wir jetzt bekannt!“

Am Abend des 19. Juli 1996 tauchten ab etwa 20.00 Uhr rund sechzig bis achtzig eintreffende LASK-Fans den altehrwürdigen Linzer Hauptbahnhof in Schwarz-Weiß und lautstarke Fangesänge schreckten so manchen unbedarften Bahngast auf. Die Reise zum UEFA-Intertoto-Cup-Spiel nach Bremen stand unmittelbar bevor. Die Bahnreise wurde vom Fanclub Viking Linz in bewährter Manier perfekt organisiert. Gerad Gross und Manfred Hanusch wussten auf alle Fragen eine Antwort und hatten für alle Eventualitäten vorgesorgt.

Im zweiten Jahr seiner UEFA-Patronanz konnte man sich über den UI-Cup wieder für den UEFA-Cup qualifizieren. Daran dachten wir allerdings noch kaum als wir für den Sommer 1996 die Mannschaften Djurgardens IF (Schweden), Tofta Ittrotarfelag (Faroer-Inseln), Apollon Limassol (Zypern) und Werder Bremen (Deutschland) zugelost bekamen. In einer einfachen Runde mit zwei Heim-und zwei Auswärtsspielen sollte die Gruppe entschieden werden. Die Losfee wollte es so, dass das Topspiel gegen Werder am letzten Gruppenspieltag auswärts stattfinden sollte. Bis dahin hatten sich beide Mannschaften eine blütenweiße Weste bewahrt. Unser LASK, der noch nicht einmal ein Gegentor erhalten hatte – zu Hause jeweils 2:0 gegen Djurgardens und Limassol, auswärts 4:0 auf den Faroer – hatte den Mini-Vorteil des besseren Torverhältnisses, so dass ein Remis in Bremen zum Gruppensieg reichen würde. Ein Unentschieden gegen den ehemaligen Gewinner des Europacups der Pokalsieger (1992), gegen den deutschen Bundesligisten, gegen den hohen Favoriten – allein der Gedanke daran schien uns irreal.

Die Zugfahrt bot Gespräche, Gesänge und so manchen guten Schluck. Gegen sechs Uhr früh hieß es für uns „Umsteigen bitte“. Hannover war erreicht. Das weckte die Lebensgeister aller Fans. Hannover sollte schließlich schon in aller Früh merken, dass es auch in Österreich begeisterungsfähige Anhänger gibt, die ihr Team über hunderte Kilometer hinweg begleiten. Unser „Hurra, hurra, die Linzer, die sind da!“ hallte einigen Hannoveranern wohl noch tagelang in den Ohren. Einigen Gesetzeshütern schien das schöne Lied gar nicht recht zu gefallen, betrachteten sie uns doch skeptisch und verfolgten ernst unseren Umstieg in den nächsten Zug.

Gegen acht Uhr früh kamen wir an unserem Ziel, der Hansestadt Bremen, an. Für den ersten Teil de Tages trennten sich die Wege: Frühstück, Stadtbesichtigung, Hafenrundfahrt für die einen, Rausch ausschlafen im Park für die anderen.
Etwa zwei Stunden vor Matchbeginn versammelten wir uns alle wieder am Hauptbahnhof. Die ersten hatten schon freundliche Begegnungen mit Werder-Fans hinter sich, die sich bewundernd über unser Auftreten äußerten.

Beim Stadion, das gerade einem Face-Lifting unterzogen wurde, angekommen, rätselte so mancher, was die vier Buchstaben L, A, S, K bedeuten würden. Deren Bedeutung dürfte dem Stadionsprecher zwar wahrscheinlich bekannt gewesen sein, dennoch ließ er sich zu der Ankündigung hinreißen, dass nach dem Spiel Vorverkaufskarten für die nächste UI-Cup-Runde von Werder verkauft würden. So ernst nahmen die den Spitzenreiter der Gruppe also … Auch bei den Fans war wohl der Ausgang des Spiels schon klar, empfingen sie uns doch lautstark mit einem freundlichen: „In Europa kennt euch keine Sau!“.

 

Die weiteren Erzählungen über das Auswärtsspiel in Bremen gibt es in Ausgabe 2 von “Schwarz auf Weiß”. Mehr Infos dazu unter seit1908.at/magazin

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