News

9. June 2014
Interview mit Freunden – Siegmund Gruber (Teil 1/2)

Schon kurz nach der Lizenz-Vergabe vor wenigen Wochen haben wir für euch den Vize-Präsidenten und Finanz-Experten des LASK, Dr. Siegmund Gruber, zum Interview gebeten. Aufgrund der turbulenten Prä-Relegations-Phase und dem Bündeln der Kräfte für das Saison-Highlight haben wir uns entschieden, das Ergebnis erst jetzt für euch zu verarbeiten. Ich hoffe, ihr verzeiht uns, dass zwei Fragen dadurch nicht mehr aktuell sind, um euch allerdings nichts vorenthalten zu müssen, haben wir beschlossen, sie trotzdem mitzuliefern. Im ersten Teil plauderten wir darüber, wie die Liebe zum LASK entstand, warum er nicht lange zögerte, als die Frage auftauchte, ob er sich  am Projekt LASK-Neu beteiligen wolle und warum ihn lizenzbetreffende Fragen nerven. 

seit1908: Wir möchten mit unserer schon traditionellen Einstiegsfrage starten: Wie kam es zu deinem Engagement als Teil der Freunde des LASK“?

Siegmund Gruber: Ich war auch schon in der Gruppe rund um Manfred Zauner dabei, als man vor mittlerweile fast zwei Jahren schon einmal versucht hat, etwas zu bewegen. Damals waren wir bedeutend weniger Beteiligte und bekanntlich hat sich das damals aus verschiedenen Gründen zerschlagen. Hauptsächlich natürlich, weil das Angebot, das unterschriftsreif am Tisch gelegen wäre, nicht akzeptiert wurde. 
Dann ist im September Wolf-Dieter Holzhey zu mir gekommen und hat mir seine Vorstellungen geschildert, von 15-20 „Freunden des LASK”, die jeweils selbst etwas Geld einbringen. Da hab’ ich geantwortet: „Ja, grundsätzlich wäre ich dabei, weil’s für den LASK ist, aber ich möchte sonst keine zusätzlichen Aufgaben übernehmen. Ich möchte nicht wieder mit 15 Leuten an einem Tisch sitzen und Verhandlungen führen, das halt’ ich nicht noch einmal aus. Ich stehe zum LASK, aber ich möchte nicht erneut federführend aktiv werden.” Ende November hat es sich dann so entwickelt, dass ich getreu des ehemaligen DSF-Mottos „mittendrin statt nur dabei” war und plötzlich mit Dieter Holzhey zusammen gesessen bin und letztendlich ja auch am 20. Dezember diese Verhandlungen gemeinsam mit der Familie Reichel finalisiert habe.

seit1908: Warst du persönlich dem LASK auch bisher schon verbunden oder hat es andere Beweggründe, dass du dich den Freunden des LASK angeschlossen hast?

Siegmund Gruber: Eigentlich hab ich das Mag. Christoph Königslehner zu verdanken. Mit ihm bin ich damals gemeinsam in die HAK Steyr gegangen und er hat mich mitgenommen und somit etwas „spätberufen” mit 16 oder 17 die Liebe zum LASK entdecken lassen.

Aber Beweggrund, mich darüber hinaus zu engagieren, war mit Sicherheit auch Dr. Christian Ransmayr, der begonnen hat, aus der soliden Fanbasis des LASK auch eine wirtschaftliche zu machen. Er ist ja leider 2010 verstorben, aber er hat wirklich enorm viel für den LASK geleistet, unter anderem ist es ihm zu verdanken, dass der LASK im Lizenzierungsverfahren so oft noch irgendwie die Kurve gekratzt hat. Er war es auch, der uns mit der Firma Hali dann zu einem Sponsoring der Linzer bewegt hat.

seit1908: Was sind deine persönlichen Highlights als LASK-Fan?

Siegmund Gruber: Ich kann jetzt nicht mit Highlights wie dem Sieg gegen Inter Mailand aufwarten oder dem Meistertitel 1965. Mein persönliches Highlight war eigentlich der Aufstieg in die Bundesliga vor wenigen Jahren.

seit1908.at: Wie siehst du nach mittlerweile knapp 5 Monaten rückwirkend eure bisherige Arbeit? Was gehört noch verbessert? Was ist bereits gelungen?

Siegmund Gruber: Wenn wir die Schonfrist gehabt hätten, die andere kriegen, also zum Beispiel auch jede Bundesregierung, wäre das schön gewesen. Die hatten wir teilweise gar nicht. Es sind jetzt nicht einmal fünf Monate und beim Spiel in Kapfenberg hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass die Homepage nicht ganz aktuell ist, keine Trainingszeiten drinnen stehen, etc. Ich hab dann zu ihm gesagt: „130 Tage: Neue Vereinsführung – Verein übernommen. Verein entschuldet. Restliches Ligabudget für die laufende Saison aufgestellt. Budget für die folgende Saison aufgestellt und somit die Lizenzierung in erster Instanz geschafft. Eine neue Heimstätte gefunden – wobei es hier ja unterschiedliche Meinungen gibt. – Für 130 Tage kann sich das denke ich sehen lassen. Das haben andere in einem viel längeren Zeitraum nicht geschafft.”

Natürlich wissen wir, dass noch nicht alles perfekt passt, sei’s jetzt die Homepage oder andere Kleinigkeiten. Aber der Tag hat halt eben nur 24 Stunden. Da muss man zunächst Prioritäten setzen. Im Jänner war ich beispielsweise froh, dass wir das Trainingsgelände für den Nachwuchs wieder aufsperren konnten. Da hat es durch die Übernahme leichte Schwierigkeiten gegeben. Wir waren noch nicht im Vereinsregister eingetragen, was nicht möglich war, weil die Post noch immer nach Wels geschickt wurde. Für den Nachsendeauftrag musste man aber im Vereinsregister eingetragen sein. Alle Freunde mussten ihre Verträge unterschreiben,… Es waren einfach so viele administrative Dinge zu bewerkstelligen, da bleibt viel Zeit liegen. Klar wäre auch mir lieber, wir könnten uns alle auf die wichtigen Dinge wie den Fußball konzentrieren und müssten uns nur mehr über das Spielsystem oder die Homepage unterhalten. Aber das ist eben leider momentan noch nicht so.

seit1908: Was genau ist deine Aufgabe in diesem bunten Haufen von Experten?

sg laskSiegmund Gruber: Grundsätzlich die Finanzen. Das überschneidet sich natürlich in vielen Bereichen. Ich bin zum Schluss sogar mitgegangen, Sponsorenverträge unterschreiben zu lassen, weil ich erklären musste, warum ein langfristiger Vertrag wichtig wäre. Jetzt haben wir einige solcher Verträge abgeschlossen. Wobei es nicht so ist, dass wir „fertig” sind, jeder Sponsor ist immer herzlich willkommen. Immerhin hat ein Verein üblicherweise ab Dezember Zeit, sich für die neue Saison aufzustellen, da war bei uns die Übernahme noch nicht einmal durch.

Die meiste Arbeit verrichte ich im Büro, in Absprache natürlich mit der sportlichen Leitung, welchen Kader wir uns leisten können, etc…  Und die Lizenzierung ist natürlich auch mein Aufgabenbereich.

seit1908: Stichwort Lizenz: Wie sicher warst du dir am Entscheidungstag, dass es für den LASK auf Anhieb positive Nachrichten geben wird?

Siegmund Gruber: Ich war mir zu 100% sicher, dass es passt. Ich war nur froh, dass der Tag endlich gekommen ist, damit die Fragen nach der Lizenz endlich aufhören. (lacht)

Davon müssen wir wegkommen, es ist super, dass wir das jetzt so geschafft haben, aber wir müssen uns endlich auf das Wesentliche konzentrieren können. 22 Leute spielen 90 Minuten Fußball. Darauf muss man sich konzentrieren. Nicht auf die Lizenz. Ich verstehe, warum die LASK-Fans da etwas vorbelastet sind. Aber es fragt in Ried niemand, ob man die Lizenz bekommen hat oder nicht, weil’s klar ist. Und genau dort müssen wir hin. Wir brauchen positiv behaftete Themen. Die Jugendarbeit, die Meisterschaft, die neuen Trikots,…. Ein positiver Hype, der dann wiederum den Sponsoren zugute kommt. Darum äußere ich mich gegenüber der Presse wenig zum Thema Lizenz, weil ich finde, dass das jetzt was „Normales” ist, daran werden sich die LASK-Fans gewöhnen können.

seit1908: Wie siehst du das Lizenzierungsverfahren allgemein? Peter-Michael Reichel hat sich oft über die Undurchsichtigkeit und teilweise Willkür der Entscheidungsfindung beschwert. Kannst du das bestätigen? Und warum kommt es doch immer wieder vor, dass Vereine, die die Lizenz ohne Auflagen erhalten, wenig später ihre laufenden Kosten nicht mehr bewältigen können?

Siegmund Gruber: Grundsätzlich glaube ich nicht, dass es eine Willkür von Seiten der Liga gibt. Aber die administrative Arbeit ist immens. Man braucht einen Wirtschaftsprüfer, muss halbjährlich einen Jahresabschluss vorlegen, der Wirtschaftsprüfer entscheidet dann, ob er diesen für plausibel hält oder nicht. Aber selbst, wenn er das tut, heißt das noch lange nicht, dass die Liga ebenso entscheidet. Das ist wieder eine andere Geschichte. Da kriegt man von einem Wirtschaftsprüfer ein Testat und dennoch kann sich die Liga noch einmal d’rüber stellen. Dazu kommt noch, dass nur ein Bruchteil der Wirtschaftsprüfer in Österreich von der Bundesliga lizenziert ist. Und selbst wenn ein von der Bundesliga lizenzierter Wirtschaftsprüfer Ja oder Nein sagt, muss das nicht heißen, dass die Liga Das akzeptiert, sondern sie kann noch einmal nachfragen.

Dass es dennoch immer wieder vorkommt, dass Vereine die Lizenz erhalten und dann Monate später vor der Zahlungsunfähigkeit stehen, ist allerdings wirklich spannend. Das mag der beantworten, der zuständig ist. Das wäre die Frage, wo meiner Ansicht nach auch Verständnis für Peter Michael Reichel gegeben ist. Wie kann es so etwas geben? Das ist mir bei dem Maßstab, der angelegt wird, unverständlich. Dass aber die Bundesliga bei manchen Vereinen, wo Planungsrechnungen falsch abgegeben wurden, genauer nachhakt, ist klar und auch legitim. Was aber nicht heißen soll, dass die einen „besser” oder „schlechter” behandelt werden. Da sitzen schon Profis drinnen. Ich bin allerdings kein Freund davon, in einen laufenden Bewerb mit Punkteabzügen einzugreifen. Da muss man sich schon Fehler eingestehen. Dort werden vier Punkte abgezogen zu Saisonbeginn, wenn man jetzt Vorzugsschüler ist, startet man dann mit Pluspunkten in die Saison? Fehler passieren, das kann bei jedem Verein vorkommen. Irgendwann gehören dann eben auch wirkliche Konsequenzen her.

Was mir hierbei ein großes Anliegen wäre, ist, dass auch Schwarzgeldzahlungen sanktioniert werden – auch auf Spielerseite. Das habe ich auch mit der Bundesliga schon besprochen. Wenn ein Spieler Schwarzgeld kassiert, hat momentan nur der Verein Folgen zu befürchten. Was natürlich auch richtig ist. Ich bin für totale Transparenz und bin dafür, dass jeder Verein wie ein Wirtschaftsunternehmen zu führen ist. Doping, Wettskandale, Schwarzgeldzahlungen – diese drei Punkte gehören unterbunden. Bei Punkt eins und zwei werden auch die Spieler bestraft, bei letzterem jedoch nicht, seltsamerweise. So kann ich das System allerdings brechen. Wenn Spieler schwarz gezahlt werden und das fliegt auf, dann gehören sie genauso gesperrt. Zuerst sechs bis zwölf Monate. Bei einem weiteren Vergehen auch länger. Und das hätte Auswirkungen. Die Spieler würden sagen: Das nehme ich nicht.

Wobei ich sagen muss, beim LASK ist auch unter Reichel diesbezüglich sehr seriös gearbeitet worden. Und jetzt sowieso, das würde ja auf mich als Steuerberater zurückfallen und darauf würde ich mich niemals einlassen.

seit1908: Und wie schätzt du persönlich jetzt die Chance von Kapfenberg und der Admira ein, die Lizenz in weiterer Folge noch zu erhalten? Hast du da mehr Einblick als wir Fans?

Siegmund Gruber: Mehr Einblick als ihr – aus den Medien etc. – hab ich auch nicht. Meine Einschätzung ist aber, dass wir uns sportlich qualifizieren müssen. (Anm.: Das Interview wurde vor der zweitinstanzlichen Bekanntgabe geführt, somit hat Herr Dr. Gruber recht behalten.)

>>> Hier gehts zum zweiten Teil des Interviews mit Dr. Siegmund Gruber >>>

 

Paul LItzlbauer
Tags: