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21. November 2016
Linz braucht ein Mehrzweckstadion! Braucht Linz ein Mehrzweckstadion?

Als eines der letzten Mehrzweckstadien Österreichs thront die Linzer Gugl am Froschberg. Wenig geliebt und viel verachtet. Weit über € 30 Mio kostete die Renovierung, die derartig schlecht durchdacht war, dass heute weder Länderspiele unserer Fußball-Nationalmannschaft, noch zwei Veranstaltungen parallel im Stadion und der Tips-Arena durchgeführt werden können. Drei Jahre wurde bis zur Fertigstellung 2012 geschraubt und gebaut und gebetsmühlenartig wiederholten die Verantwortlichen bis Heute: „Linz braucht ein Mehrzweckstadion!“

Nun, betrachtet man die Stadionprojekte in anderen österreichischen Städten und Bundesländern, könnte diese Verhübschungsaktion auch ein echter Geniestreich gewesen sein. Nachdem es kaum noch Mehrzweckstadien gibt, müssten Veranstalter bei der LIVA Schlange stehen… das Linzer Stadion müsste ständig gebucht und belegt sein und die Mieteinnahmen könnten einen schönen Beitrag zur Sanierung der klammen Stadtkassen leisten!

Aber genug geträumt, überprüfen wir doch einfach mal die Fakten. Dabei hilft die Homepage der LIVA. Im offiziellen Kalender auf www.livasport.at sind alle Veranstaltungen im Stadion eingetragen. Schauen wir uns die beiden letzten Jahre an, den Zeitraum von 1.1.2015 bis 31.12.2016: Schon auf den ersten Blick ist man enttäuscht – in 2 Jahren gab es lediglich 36 Veranstaltungen. Für ein „unbedingt notwendiges“ Mehrzweckstadion ein echtes Armutszeugnis. Im Detail wird das Ganze aber noch sehr viel schlimmer.

Obwohl die Linzer Gugl für Fußballfans eine echte Zumutung ist – selbst am besten Platz ist man weiter vom Geschehen entfernt, als auf den schlechtesten Plätzen in Innsbruck oder Graz – fanden 28 Fußballspiele statt. 27 mal mussten die Linzer Klubs auf der Gugl ran und einmal konnte die LIVA tatsächlich ein internationales Highlight nach Linz bringen. Am 9. Juni 2015 kamen sagenhafte 700 Zuschauer zum freundschaftlichen Länderspiel zwischen Georgien und der Ukraine.

Bleiben natürlich noch immer 8 andere Events in 2 Jahren. Aber auch da macht sich nach genauerer Betrachtung sehr schnell Ernüchterung breit.

   •  Zweimal wurde das Stadion als Spielplatz für die Kindergarten- und Schulolympiade zur Verfügung gestellt
   •  Zweimal fand der Businesslauf der OÖ Wirtschaftskammer statt
   •  Zweimal zerrten Eltern ihre Kinder über die Laufbahn -> Der Juniormarathon im Rahmen des Linzer Marathons fand früher – weitaus gemütlicher – im Donaupark statt.
   •  Einmal waren auch die Leichtathleten zu Gast. Die Staatsmeisterschaften der U16 und U20 wurden auf der Gugl ausgetragen. Die Eltern der Jugendlichen waren angeblich begeistert, weil sie genug Platz hatten, zwischen den Auftritten ihrer Sprösslinge ein gemütliches Nickerchen auf der Tribüne zu machen.
   •  Und tatsächlich gab es auch eine Veranstaltung, die nicht nur das übliche Verkehrschaos auslöste, sondern den Verkehr in Linz teilweise gänzlich zum Erliegen brachte. Dabei füllten Queen und einige österreichische Vorbands die Gugl mit 16.000 Zuschauern nicht einmal zur Hälfte (lt. LIVA beträgt die Kapazität bei Open Air-Veranstaltungen 46.698 Personen).

Was also tun, liebe Stadtpolitik?

Der LASK wird nicht mehr auf die Gugl zurückkehren. Blauweiß will hier auch nicht spielen, wird Heimspiele früher oder später wieder im Donaupark austragen. Nachdem Entscheidungen ja wohl durchdacht sein wollen, empfehlen wir schon jetzt, Machbarkeitsstudien über eine mögliche Nachnutzung für das „Millionengrab in bester Lage“ in Auftrag zu geben!

Mit einer Umwandlung in einen Campingplatz könnte man Geld verdienen. Sanitäre Einrichtungen sind ja teilweise vorhanden, wenn sie nicht gerade wegen akuten Schimmelbefall gesperrt sind… eine Außenstelle des Botanischen Gartens würde sich aufgrund der Nähe anbieten…  auch eine Nutzung für Kongress-Touristen wäre denkbar, denn mit dem richtigen Marketing ist es sicher möglich, Stadtplaner aus der ganzen Welt nach Linz zu lotsen, um ihnen anhand der Gugl zu zeigen, wie man es besser nicht macht…

Seit1908
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