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17. July 2014
Saisoncheck: Gute Freunde kann niemand trennen?

Vor gut einem Jahr stand die Lage rund um den größten/schönsten/besten Klub aus Linz so schlecht wie lange nicht mehr. Der Klub war unter der Führung Peter-Michael Reichels völlig verkommen. Nach dem Bundesliga-Abstieg folgte die Verweigerung der Spiellizenz für die Profiligen und der LASK trat den bitteren Gang in die Regionalliga an. Dort wurde zwar ein Meisterteam um Trainer Karl Daxbacher geformt, in der Relegation musste man sich aber deutlich dem Farmteam vom FC Salzburg, dem FC Liefering, geschlagen geben. Ein teurer Kader, keine eigene Spielstätte und die damit verbundenen hohen Stadionkosten, kaum Sponsoren und ein Image eines Chaotenvereines war die denkbar schlechte Ausgangslage des LASK vor der Saison 2013/2014.

14 Freunde sollt ihr sein

Im Winter 2013 kam dann die von Fanseite lang herbeigesehnte Erlösung. Die selbsternannten “Freunde des LASK”, ein 14 Mann starkes Gesellschafterkonglomerat, übernahmen das Ruder beim Linzer Traditionsklub, stabilisierten diesen und schafften mit viel Fleiß und Preis die Wende zum Guten. Es konnten vielerlei Sponsoren (zurück-)gewonnen, der Verein auf eine breite Basis gestellt und ein Schulterschluss mit den Fans erzielt werden. Sportlich wie wirtschaftlich schaffte der LASK diesmal auch die Qualifikation für den Profibetrieb und so kommt es morgen nach zweijähriger Abstinenz zum Comeback der Schwarz-Weißen. In der Sommerpause zwischen Aufstieg Fußballweltmeisterschaft und Saisonstart hat sich bei uns aber auch so einiges verändert.

Alles Pasching, oder was?

Wir wollen mal aufschlüsseln, wo der LASK in den letzten Wochen nachgebessert bzw. etwas verändert hat. Beginnen wir mit der vielleicht merkbarsten Veränderung dieser Tage. Der LASK und der EuroLeague-Starter 2013/2014 – der FC Pasching – bilden ab dieser Saison eine Spielgemeinschaft. Der LASK stand nach der Übernahme ohne jeglicher Infrastruktur da. Die neue Führung um LT1-Chef Wolf-Dieter Holzhey, bemühte sich umgehend, diese Lücke zu schließen. Fündig wurden sie dabei in Pasching. Dort soll der LASK nun seine neue Heimat beziehen. Nachwuchs, B-Mannschaft (SPG LASK/Pasching) und sogar das Büro des LASK sollen dort unter einem Dach untergebracht werden. Zusätzlich hat der LASK in Pasching auch eine eigene, alternative Spielstätte zur Linzer Gugl. Reichels Idee vom “FC Oberöstereich” wurde also Jahre später doch – wenn auch nicht mit einer Namensänderung verbunden – zur Realität.

Der Kader

17Auch im Kader wurde nach dem Aufstieg ordentlich umgeräumt. Mit Kerschbaumer, Erbek und Hinum hat sich der LASK erheblich verstärkt, mit Dorta, Ullmann, Neuhold und Pellegrini Spieler mit Perspektive verpflichtet. Dafür mussten auch einige Spieler den LASK verlassen. Die meisten Abgänge werden jedoch die SPG LASK/Pasching in der Regionalliga-Mitte verstärken. Unter ihnen auch Namen wie Freudenthaler, Karatas oder Stadlbauer. Das offizielle Saisonziel des LASK in der “skyGo-Erste Liga” lautet dabei nicht “Durchmarsch”. Der Verein möchte sich über 2 bis 3 Jahre konsolidieren und dann mit einem gestärkten Team den Aufstieg schaffen. Man wird die ersten Spiele abwarten müssen, um wirklich beurteilen zu können, was für die Linzer in dieser Saison möglich sein wird. Viele Fans jedenfalls sehen in dieser Kaderzusammenstellung durchaus Potential, um den direkten Aufstieg zu schaffen.

Das Personal

Das Thema Vorstand und Mitarbeiter ist seitens der Fans nach den leidgeprüften Jahren unter Alleinherrscher Reichel ein ganz wichtiges geworden. Zu Beginn der neuen Ära war die geplante Konstellation mit einem 20-Mann starken LASK-Freunde-Team als Motor und Ankurbler der Tragfähigkeit des Klubs wohl die beste Entscheidung für den LASK. Man war seitens der neuen Verantwortlichen nicht müde zu betonen, wie groß die Freude ist, miteinander so ein Projekt zu stemmen, dass ein Rädchen ins andere greifen würde und man ständig auf der Suche nach neuen Gesellschaftern sei – sofern diese/r auch menschlich in das Gefüge passt. Alles Friede, Freude, Eierkuchen also. Doch so sehr sich die “Freunde” auch heute noch bemühen, keinerlei Diskussion um die Einheit “Freunde des LASK” aufkommen zu lassen: In der Außendarstellung hatte die Gruppe schon glücklichere Tage.

Und plötzlich war er da: der Zeitaufwand!

Ziemlich genau 100 Tage nach der Übernahme, verabschiedete sich mit Clemens Strobl – seinerzeit immerhin Vizepräsident des LASK – aus dem Schein der Glückseeligkeit. Erste Stimmen wurden laut, dass sich in der Führungriege des LASK nicht alle gerne in den Armen liegen. “Alles so ausgemacht“, hieß damals die offizielle Rechtfertigung dazu. Strobl selbst betonte in der offiziellen Aussendung den unterschätzen Zeitaufwand, welcher so ein Projekt mit sich bringt. Nach dem geschafften Aufstieg dann der nächste Paukenschlag. Auch Wolf-Dieter Holzhey erklärte, diesmal aber für alle überraschend, seinen Rücktritt als LASK-Präsident. Für Holzhey war es “der richtige Zeitpunkt, um sich in die zweite Reihe der LASK-Organisation zurück zu ziehen.” Unser LASK jedoch steht bis zum 21. Juli (dort soll die geordnete Übergabe stattfinden) erneut vor vielen Fragezeichen. Wer übernimmt den Klub nun? Wer vertritt den LASK nach außen? Wie stellt sich die neue LASK-Führung personell auf? Waren die Rückzüge von Holzhey und Strobl vielleicht erst der Anfang und es erwartet uns zukünftig generell eine neue Führungsstruktur? Der derzeitige Entscheidungsträger im LASK-Vorstand ist Siegmund Gruber, der bisher für die Finanzen und damit natürlich auch für die erfolgreiche Lizenzerteilung in erster Instanz verantwortlich war.

Ehrenamt gegen Vollzeitprofi

035Die plötzliche Kündigung vom bisherigen Teammanager Gerhard Klein traf viele Fans im Herzen und wirft dabei auch Fragen auf. Bereits im Winter sollte der Vater von Nationalspieler Florian Klein den LASK verlassen. Gescheitert sind diese Planungen jedoch am Veto von Freund Karl Daxbacher, der für Klein Partei ergriff und ihn als Teammanager auf jeden Fall behalten wollte. Nun, ein halbes Jahr später, kam es dennoch zur Trennung. “Für diese Position wollen wir jemanden, der das nicht nur nebenbei macht“, erklärte der derzeitige Vizepräsident Manfred Schill bei “Legendär on Air“, im Bezug auf die ehrenamtliche Anstellung Kleins beim Verein. Ein Mann, der dem Verein so viel gegeben und ermöglicht hat, in den dunkelsten Stunden der letzten Jahre dem Klub beigestanden und geholfen hat, wird mit dieser Begründung aussortiert? Auch von “nebenbei” kann bei Klein nicht wirklich die Rede sein. Alleine unserer Erfahrung nach war Gerhard zu jeder Zeit für Rat und Tat verfügbar. Wie oben beschrieben war auch Karl Daxbacher mit Klein an seiner Seite sehr zufrieden. Der neue Mann an Daxbachers Seite heißt Manfred Kagerer. Ein Quereinsteiger auf dieser Position mit lediglich 6 Monaten Erfahrung im von Red Bull gemachten Nest beim FC Pasching. Wo hier der Link zu einem “Vollzeitprofi” genau entsteht, ist noch offen. Auch möchten wir bei Kagerer natürlich nicht schon vorab die nötige Qualität anzweifeln, ohne ihn überhaupt kennenglernt zu haben. Die Personalstrategie des LASK ist es vielmehr, was uns in diesem Zusammenhang ins Grübeln bringt.

There is no “I” in “Team”

Der neueste Clou im Mitarbeiter-Karussell: Sabine Reisinger, bisher für die Organisation und den reibungslosen Ablauf aller Heimspiele im Frühjahr verantwortlich, hat 3 Tage vor Meisterschaftsbeginn den LASK ebenso (mehr oder weniger freiwillig) verlassen. Personalentscheidungen sind wohl immer zu diskutieren. Eine derartige Umstrukturierung so kurz vor Saisonbeginn, ist dennoch unüblich und auch daher kritisch zu betrachten. Der LASK-Vorstand verkörpert für die Öffentlichkeit ein geschlossenes, einheitliches Team. Stimmen im Umfeld und der Medienlandschaft sprechen aber auch von Ungereimtheiten innerhalb der “Freunde”. Zu viele Alphatiere verderben den Brei. Dazu bildet sich die Meinung, dass wirtschaftliche Interessen einzelner Personen zu sehr in den Vordergrund gerückt sein sollen. Die letzten Entscheidungen und Entwicklungen sind jedenfalls nicht allzu glücklich und lassen uns an vergangene, ja eigentlich vergessene Tage erinnern. Die erste Profisaison unter der neuen LASK-Führung wird jedenfalls an allen Fronten spannend und wir werden diese Entwicklung auch weiterhin begutachten und bewerten. 

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