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19. October 2015
„Super! – In dieser Nacht sind wir Europas Topstars!“

„Super! – In dieser Nacht sind wir Europas Topstars!“ –
30 Jahre Europacup-Triumph gegen Inter Mailand

Ein Jubiläums-Rückblick in drei Teilen
von Günther Waldhör

Teil 1

23. Oktober 1985 – dieses Datum – oder zumindest das, was an diesem unvergesslichen Abend auf der Linzer Gugl passierte, ist vielen LASK-Fans für immer in ihr schwarz-weißes Herz eingeschrieben. Bei den einen, weil sie es – der Gnade der frühen Geburt verdankend – live im Stadion erlebten, bei den anderen, weil sie es aus den – hoffentlich nie langweilig werdenden – Erzählungen der Väter und Großväter erfahren haben. Unser aller LASK schlug an eben diesem 23. Oktober 1985 im Hinspiel der 2. Runde des UEFA-Cups Inter Mailand mit 1:0. Warum das – über das nackte Resultat hinaus – ein – auch 30 Jahre danach – noch gänsehautverursachendes Erlebnis war, versuchen die folgenden Zeilen nachzuzeichnen.

Vor – Spiele

Mitte der Achtziger-Jahre des vorigen Jahrhunderts waren die Wettbewerbe des Europäischen Klubfußballs noch klar strukturiert. Im Europacup der Meister spielten alle Meister, im Europacup der Cupsieger alle Pokalsieger (allenfalls der unterlegene Finalist, wenn der Sieger auch der Meister war) und für den UEFA-Cup qualifizierten sich – je nach Stärke der Nation – die nächstbesten Klubs der vorangegangenen Meisterschaft. Da nur einer Meister und ein anderer Cupsieger werden konnte, tummelten sich im UEFA-Cup oft ganz große Mannschaften Europas und er war alles andere als ein Wettbewerb der Verlierer. Gespielt wurde ohne Qualifikation und von der 1. Runde an im K.O.-System und jeder auch noch so kleine Verein hatte die Chance auf einen ganz Großen zu treffen. Und:  Mittwoch war der einzige und allseits ersehnte Europacupabend. (Ausnahmen bestätigen die Regel: Gelegentlich gab es Dienstag-Spiele, wie auch jenes des LASK in Ostrau).

Für den UEFA-Cup 1985/86 hatte sich der LASK zum zweiten Mal in Folge durch einen dritten Platz in der heimischen Meisterschaft qualifiziert. Beide Male blieben nur die beiden Wiener Großklubs Austria und Rapid außer Reichweite, aber unsere junge Mannschaft, die von Trainer Hans Kondert, einem  Mitglied der 1965-er Meister-Mannschaft, trainiert wurde, war in beiden Jahren überlegen „the best oft he rest“.

In der 1. Runde des UEFA-Cups wurde man gegen den mährischen Klub TJ (heute FC) Banik Ostrava aus der damaligen CSSR (heute Tschechien)  gelost. Das entbehrte nicht einer gewissen Ironie, waren diese beiden Klubs doch nur wenige Wochen zuvor zweimal im Intertoto-Cup aufeinander getroffen. Dieser „Sommerbewerb“ – damals noch nicht, wie etwas später,  unter Patronanz der UEFA – wurde ausschließlich in Vierergruppen und ohne Gesamtsieger ausgetragen.  Recht viel Aufschluss über die Favoritenrolle gaben diese beiden Spiele jedoch nicht. Sowohl in Ostrau (0:0, 1000 Zuschauer) als auch in Traun (1:1, 1100 Zuschauer) hatte man sich unentschieden getrennt.
Am 18. September 1985 startete man mit dem Heimspiel in das Europacup-Abenteuer.
5200 Zuschauer wollten sich diesen Auftakt nicht entgehen lassen. Diese Zahl, die wir zuletzt selbst zu Regionalliga-Zeiten öfters erreichten, lag damals sogar über dem Schnitt der bisherigen Saison-Heimspiele in der 1. Division (die damals wirklich die erste und somit höchste Liga des Landes war). Unter den 5200 waren 77 Banik-Fans, die die damals nötige Ausreisegenehmigung ihrer Regierung beantragt und erhalten hatten. Die Banik-Fans mussten bis nach der Pause auf eine starke Leistung ihrer Lieblinge warten, die Linzer Anhänger sahen eine solche vor allem in der 1. Hälfte. Nach mehreren vergebenen Chancen gelang Mittelfeldspieler Karl Meister ein sehenswerter Treffer, als er einen Schuss unseres polnischen Legionärs „Teddy“ Malnowicz mit der Ferse unhaltbar abfälschte. In Hälfte zwei waren unsere Jungs zeitweise gehörig unter Druck, doch entgegen dem Spielverlauf gelang nicht Banik der Ausgleich, sondern Schwarz-Weiß das 2:0. Der spätere  siebenfache Teamspieler und Vater des heutigen Sturm Graz-Spielers Simon Piesinger, Gerald Piesinger, hatte aufs Tor geschossen und der erst kurz davor eingewechselte Stürmer Rudi Köstenberger fälschte den Ball mit letztem Einsatz noch entscheidend ab. 

Somit fuhr man mit dem allgemein als Wunschresultat ausgegeben 2:0-Vorsprung nach Ostrau. Auch für Linzer Fans war es zur damaligen Zeit nicht einfach, in die Tschechoslowakei einzureisen.  Für
12 „Hardcore-Fans“, die vier Tage Zeit und 2000 österreichische Schilling (rund 140 Euro) aufbringen konnten, erledigte die nötigen Formalitäten der LASK – in Person des legendären Technischen Direktors Franz Enzenebner – selbst. An dieser Stelle sei’s gestanden: Der Autor dieser Zeilen gehörte diesen glorreichen Zwölf an und fuhr ebenso wie die anderen auch im Mannschaftsbus mit nach Ostrau.  Bei der Anreise wurde unser Bus am Grenzübergang Drasenhofen eine Stunde lang aufgehalten und wir  mussten zusehen wie später kommende Autos und Busse vorbeigewunken wurden. Doch es zahlte sich aus, dass alle ruhig blieben, denn ab da gab es nur mehr die besten Erfahrungen. Der gesamte LASK-Tross bezog  das gleiche Hotel wie die Mannschaft– es war das Hotel Imperial und sicher das beste Haus am Platz. Einrichtung, Verpflegung und Freundlichkeit – nicht nur der Hotel-Angestellten, sondern auch vieler anderer Menschen –  entsprachen so gar nicht den negativen Vorurteilen, die wir im Westen so oft gegen den so genannten „Ostblock“ medial vermittelt bekommen hatten. Nach einem Reise- und Ankunftstag sowie einem Sightseeing-Tag, zu dem auch der Besuch des Abschluss-Trainings gehörte, kam es am dritten Tag zum – inklusive Intertoto –  vierten Aufeinandertreffen von LASK und Banik Ostrava innerhalb von etwas mehr als drei Monaten. Gerüchteweise sollte noch ein Bus mit LASK-Fans aus Oberösterreich eintreffen, doch wir bekamen diese nie zu sehen oder zu hören. So musste unser kleines Grüppchen stark dagegen halten, denn diesmal war es die beinahe identische Zahl zu Linz von  5300 Zuschauern, die lautstark die Wende in diesem Europacup—Duell gegen „Lask Linec“  (so der bemerkenswerte Aufdruck auf den Ankündigungsplakaten) forderten. Die Blau-Wei0en machten auch von Beginn weg gehörig Dampf und es war der guten kämpferischen Leistung und dem starken Tormann Klaus Lindenberger zu verdanken, dass es zur Pause nach wie vor 0:0 hieß. Auch die zweite Halbzeit dominierte Banik und die Unsrigen taten, was sie tun konnten. Laufen, rackern, kämpfen und dem Glück des Tages vertrauen, das sich diesmal bei zahlreichen gegnerischen Chancen auf unsere Seite geschlagen hatte. Auch der gänzliche Ausfall des Flutlichts in der 72. Minute, der eine rund 20-minütige Unterbrechung erforderte, tat unseren Mannen gut. Mit frischen Kräften ausgestattet verteidigten sie weiter heroisch ihren Vorsprung und in der 85. Minute wurde es „gaaanz“ hell in unseren Gesichtern. In seiner unnachahmlichen Art zog Karl Meister nach Pass von Max Hagmayr an der linken Seitenlinie entlang, passte scharf zur Mitte und der aufgerückte Kapitän Christian Lehermayr rutschte in den Ball hinein und bugsierte ihn ins Tor. Jetzt war natürlich alles entschieden und die Linzer lagen sich sowohl am Spielfeld wie auch im Zuschauerraum in den Armen. Der Aufstieg in die 2. Runde mit dem Gesamtscore von 3:0 war geschafft. Beim Abschlussbankett im Hotel Imperial wünschte man uns von Ostraus Seite dann gleich den UEFA-Cup-Sieg, denn schließlich wolle man gegen den späteren Bewerbssieger ausgeschieden sein.

Naja, den UEFA-Cup gewannen wir danach nicht, aber auf uns aufmerksam machten wir dann schon in Europa mit dem nächsten Spiel, dem legendären Sieg gegen Inter Mailand!

Mehr davon im Teil 2 dieses Rückblicks!

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Günther Waldhör
(Quellenangaben am Ende von Teil 3)

Waldhör Günther
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