8. March 2015
Torfestival beim Traditionsduell
Im Trainingszentrum Graz Nord begegnet einem der rot-weiße Traditionsverein auf Schritt und Tritt – ob im Schriftzug , der auf den Sitzen der Haupttribüne integriert ist, ob im feinen Restaurant, das nicht nur RED CORNER heißt, sondern auch unzählige Bilder und Erinnerungsstücke an die ruhmreiche Vergangenheit des Grazer Athletiksport Klubs ausstellt, aber auch dem neugegründeten Nachfolgeverein GAC, der sich seit kurzem auch offiziell wieder GAK nennen darf, durch Ausstellung und Verkauf von Fanartikel seinen Tribut zollt. Rundherum finden sich zahlreiche Graffiti und Aufkleber, die der „roten Seite“ von Graz huldigen.
Mit dem GAK verbinden den LASK ja gleich mehrere Berührungspunkte. Man führt praktisch idente Namen (Linzer bzw. Grazer Athletik Sport Klub). Man begegnete sich schon sehr früh in der österreichischen Fußballgeschichte auf hohem Niveau. Im Jahre 1931 holte sich der LASK im Finale gegen den GAK (1:1, 2:1) die Österreichische Amateurmeisterschaft, ein Jahr später revanchierten sich die Grazer und besiegten den LASK (2:0, 4:2) im Endspiel. Der österreichische Amateurstaatsmeistertitel war der zweithöchste Meisterschaftstitel im Land, jedoch der höchste, den ein Bundesländerverein erreichen konnte. Die oberste Liga bildeten ausschließlich Klubs aus Wien. Beide Vereine gehören mit wenigen anderen zu den ältesten Vereinen, die dann früh und oft in der gesamtösterreichischen Staatsliga (später Bundesliga) vertreten waren. Beide hatten in ihrer jüngeren Vergangenheit aber auch immer wieder große finanzielle Schwierigkeiten und Probleme mit ihren jeweiligen Vereinsführungen. Der GAK musste nicht nur den Entzug der Bundesliga-Lizenz hinnehmen (2007), sondern letztlich sogar den Spielbetrieb einstellen. Der letzte Gegner in einem Pflichtspiel für den GAK war übrigens – der LASK (unser durchaus legendärer 6:2-Sieg in Graz-Liebenau am 27. Oktober 2012)! Wie knapp unser aller Herzensverein einem ähnlichen Schicksal entgangen ist, wissen wir nur zu gut.
Während der LASK „gute Freunde“ gefunden hat, hatten die Grazer 2012 „gute Eltern“. Mit großem Engagement verhinderten sie eine Abwanderungswelle der Nachwuchstalente indem sie sofort nach Schließung des GAK die GAK Juniors beim Vereinsregister anmeldeten und gemeinsam mit engagierten Trainern den Betrieb aufrecht erhielten. Ihnen folgte dann der neugegründete GAC als Nachfolgeverein, der in der untersten Liga des steirischen Verbandes neu startete und gleich den ersten Titel einfahren konnte (2014). Einer der Stützen der Mannschaft in dieser ersten Saison war übrigens Richi Wemmer, der 2008 etwa ein dreiviertel Jahr auch beim LASK spielte. Leider war er bei uns auf dem Feld nicht so treffsicher wie in der Halle, wo er uns im Jänner 2008 wenige Tage nach seiner Verpflichtung zum Turniersieg in Salzburg schoss.
Nun aber zum High Noon am Sonntag, 1. März in Graz-Weinzödl. Bei beinahe frühlingshaften Temperaturen führt ein heimischer Funktionär als Schiedsrichter die beiden Mannschaften kurz nach 12.00 Uhr auf den Kunstrasenplatz. Die Grazer wirken etwas jünger. Sie dürften eine Art U-15 stellen. Unsere U-16 ist am heutigen Tag auch eine Mischung aus U-14, U-15 und U-16, so dass die Ausgangslage in Ordnung ist. Die Rot-Weißen starten wie aus der Pistole geschossen und wirbeln unsere Schwarz-Weißen in den ersten Minuten gehörig durcheinander. Schon nach wenigen Sekunden muss unser Torwart Renè Engel zweimal rettend eingreifen indem er einen gefährlichen Kopfball und den anschließenden Nachschuss pariert. Chancenlos ist er dagegen wenige Augenblicke später, als die Grazer eine schöne Kombination über links mit einem gezielten Flachschuss abschließen – 1:0 für die Heimischen in Minute 2. Zunächst setzen die Junggrazer ihr Angriffsfurioso munter fort. Aber nach etwa fünf, sechs Minuten löst sich die anfängliche Schockstarre unserer Jungs und sie beginnen ebenfalls nach vorne zu kombinieren, was bereits in Minute 7 von Erfolg gekrönt ist. Philipp Ablinger startet nach schönem Pass auf der rechten Seite durch, passt genau zur Mitte, wo Edin Pivac aus knapp fünf Metern den Torwart bezwingt. Entgegen dem bisherigen Spielverlauf steht es plötzlich 1:1. Nun sind die Unsrigen aber so richtig im Spiel angekommen und legen gleich nach. Zunächst scheitert Philipp Ablinger nach einem Sololauf noch an der Fußabwehr des Grazer Goalies (13.), aber schon in der nächsten Aktion macht er es besser und trifft zur 2:1-Führung (14.). Erstaunlicherweise gibt die toll erkämpfte Führung unserer Mannschaft aber noch nicht ausreichend Sicherheit. Man sieht sich wütender Gegenangriffe der Juniors ausgesetzt, die schon in Minute 15 die große Chance zum Ausgleich haben. Der Grazer Spieler verzieht allerdings knapp. Nach 20 Minuten dann Aufregung im Linzer Strafraum. Der Schiedsrichter hatte ein klares Abseits nicht nur übersehen sondern auch „überhört“ – es war von ihm gewünscht, dass die Trainer in Ermangelung von Linienrichter ihm das Abseits anzeigen sollten. Unser Trainer Oliver Ablinger hatte es ihm zweimal zugerufen, doch es nütze nichts, das Spiel lief weiter, der Grazer Spieler kam irgendwie zu Fall und es gab zu allem Überfluss auch noch einen mehr als fragwürdigen Elfmeter. Doch schien zunächst ausgleichende Gerechtigkeit zu geschehen, denn René Engel war in der richtigen Ecke und parierte den Strafstoß, doch leider reagierte ein Grazer schneller als unsere Abwehr und erzielte per Nachschuss doch noch den Ausgleich (20.). Wohl weil ihr Ärger noch nicht verflogen war waren unsere Jungs nach dem Anstoß noch nicht konzentriert genug und die Grazer konnten nach Balleroberung sofort rasch kombinieren und gleich das neuerliche Führungstor nachlegen (21.). Das muntere Tore schießen ging aber nahezu ohne Unterbrechung weiter. In Minute 24 schoss Renma Kasaz einen herrlichen Freistoß, den der Torhüter nur abklatschen konnte. Wieder stand Edin Pivac goldrichtig und schob zum 3:3 ein. Erst jetzt ließen es beide Teams für den Rest der 1. Halbzeit etwas ruhiger angehen und es blieb bei bis zur Pause bei diesem Stand.
Auch in der 2 Hälfte wogt das Spiel wieder hin und her. Anfänglicher Höhepunkt des Spiels ist ein prächtiger Weitschuss von Samuel Grillmayr, den jedoch der starke Grazer Tormann entschärfen kann (45.). In Minute 60 gelingt unserer Elf ein starker Konter gegen zu weit aufgerückte Grazer und Toprak Galitekin kann seelenruhig alleine auf den Torhüter zulaufen, ihn überspielen und zum 4:3 für unsere Farben einschieben. Doch auch diesmal hält die Führung eines Teams nicht lange und der GAK gleicht durch einen satten Schuss wieder aus (65.). So geht das Spiel in seine letzte Viertelstunde. Nun haben unsere Jungs leicht die Oberhand gewonnen und könnten in der 69. Minute wieder in Führung gehen. Den Schiedsrichter hatte ob seiner bisherigen GAK-lastigen Entscheidungen möglicherweise das schlechte Gewissen gepackt und so pfiff er nun für uns einen Elfmeter, den wohl nicht viele als solchen gesehen hatten. Doch als höfliche Gäste nahmen wir das Geschenk nicht an, denn Faisal Raufi setzte den an sich gut geschossenen Ball ganz knapp neben das Tor (69.). Dafür machte erneut Toprak Galitekin in Minute 73 ernst und zog knapp innerhalb des Strafraum halbvolley ab und versenkte den Ball scharf unterhalb der Latte zur 5:4-Führung für den LASK. Die letzten Minuten sah sich unser Team einem noch immer hochmotivierten Gegner gegenüber, der alles versuchte, um doch noch zum Ausgleich zu kommen. Doch es gelang nicht mehr – auch nicht durch einen Freistoß in der letzten Minute, der knapp über das Tor ging. Wenige Sekunden später beendete der Schiedsrichter dieses turbulente Spiel und wir Linzer freuten uns über den Prestigeerfolg.
Nach dem Spiel gab es im sehr gastfreundlichen „Red Corner“-Restaurant noch ein leckeres Mittagsbuffet und Saft für die wackeren Sieger und deren Trainer sowie die wenigen mitgereisten Eltern.
Trainer Oliver Ablinger:
„Ich bin heute zufrieden. Ich hatte bisher den Eindruck, dass meine Mannschaft dafür anfällig ist, nach Rückschlägen rasch Kopf und Herz zu verlieren. Das war heute überhaupt nicht der Fall. Sie hat sich immer gewehrt. Besonders beeindruckend fand ich, wie die Jungs den schlechten Start weggesteckt haben und sich ins Spiel zurückgekämpft haben. Alles in der gegnerischen Hälfte war heute schön anzusehen. Weniger erfreulich sind natürlich die vier Gegentore und vielen Chancen in unserer Hälfte. Da haben wir noch viel Arbeit. Aber noch einmal: Ich freue mich über die heutige Leistung!“
Statistik:
Freundschaftliches Testspiel U-16: (Jg. 1999 – 2001) / GAK: vermutl. Jg. 2000 – 2001
Sonntag, 1. März 2015, 12.00 Uhr, GAK-Trainingszentrum Graz – Nord, Weinzödl
GAK Juniors – LASK 4:5 (3:3)
Tore: Edin Pivac (2), Toprak Galitiken (2), Philipp Ablinger
Startaufstellung:
Engel Rene
Marinkovic Kevin Gebauer Michael, Ablinger Mathias Raufi Faisal
Grillmayr Samuel Waldhör Simon Kazaz Renma Özkanli Bilal
Ablinger Philipp Pivac Edin
Weiters eingesetzt:
Raufi Farsad, Wiesinger Jan, Galitekin Toprak
Beim Aufwärmen verletzt: Bjelobrk Dario
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Bericht: Günther Waldhör
Statistik: Günther Wadhör, Oliver Ablinger
Fotos: Heinz Grillmayr, Günther Waldhör