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2. May 2016
Turbulentes kleines U-10 Derby

Am letzten Samstag im April, der nach einigen Tagen Winter-Wetter plötzlich wieder Sommer-Wetter mit sich brachte, kam es am späteren Nachmittag zu einem im Nachwuchsbereich mittlerweile recht prestigeträchtig gewordenen kleinen Derby. Unsere U-10 der Spielgemeinschaft von LASK und Pasching traf auswärts auf die Alterskollegen der Sportunion Edelweiß.

Union Sportverein Edelweiß Linz ist in unserer Heimat ein durchaus traditionsreicher, wichtiger Bestandteil des Fußballgeschehens. Gegründet wurde der Verein von den so genannten Donauschwaben, einer aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden, von dort aber vertriebene deutschsprachige Volksgruppe, die in Oberösterreich Zuflucht suchte. Zunächst wurden sie in so genannten Baracken-Siedlungen am Stadtrand untergebracht. Am Linzer Niedernhart war das so bezeichnete Lager 65 Linz untergebracht. Unter den dort lebenden Flüchtlingen fanden sich unermüdliche Fußballfreunde, die im Jahre 1946 den „Sportverein Lager 65“ ins Leben riefen. Nach Fußball folgten rasch Damen-Handball, Schach und Tischtennis. Knapp zwei Jahre später – man schrieb Mai 1948 – fand im nach wie vor existenten Lager 65 die Gründungsversammlung des Sportvereins Union Edelweiß Linz statt, der in der Folge die Stelle des Sportvereins Lager 65 einnahm.

Die ebenfalls 1948 gegründete Sektion „Männer-Handball“, der in den Sechziger- und frühen Siebzigerjahren noch auf dem Feld (Größe Fußballfeld) gespielt wurde, gehörte Edelweiß Linz zur Spitzenklasse und konnte dreimal österreichischer Meister und gar Zweiter im Europacup werden.

Im Fußball ging es nicht ganz so weit nach oben, aber immerhin ist der blau-weiße Klub aus dem Linzer Süden aktuell sehr erfolgreich in Liga 4, der OÖ-Liga, vertreten. Der Höhenflug mit mehreren Aufstiegen in relativ kurzer Zeit begann mit der Übernahme der Obmann-Stelle durch Herrn Markus Gaisbauer, dem die tat-und finanzkräftige Unterstützung des Vereins eine Herzensangelegenheit ist. Er spielte in den Siebziger- und Achtziger Jahren selbst lange für Edelweiß und kehrte somit zu seinem Herzensklub zurück. Den prominentesten Edelweiß-Spieler aller Zeiten, Christian Stumpf, konnte er 2009 für das Traineramt gewinnen, das „Cheesey“, so einer seiner Spitznamen, noch heute innehat. Der „Büffel“, wie er allseits genannt wurde, stürmte unter anderem für den Karlsruher SC und Rapid Wien – unvergessen seine Europacup-Tore im Duett erzielt mit Carsten Jancker – und kam auch zweimal im österreichischen Nationalteam zum Einsatz. Neben zahlreichen Spielen für den SK Voest Linz und den SV Pasching traf er auch für den Stolz von Oberösterreich 24 mal in 65 Pflichtspielen und war später als Co-Trainer von Karl Daxbacher am letzten Bundesliga-Aufstieg unserer Schwarz-Weißen intensiv beteiligt.
Weitere schwarz-weiße Bezugspunkte finden sich im sportlichen Leiter des Vereins, Dieter Mirnegg, der 2001/2002 LASK-Trainer war sowie dem Spieler Akif Imamovic, der von 2005 – 2008 im LASK-Kader der ersten und der zweiten Mannschaft stand. Für viele unvergessen sein unglaublicher Weitschusshammer 2006 im damaligen Ausweichstadion Steyr gegen den FC Kärnten zum 1:0-Sieg in der Nachspielzeit, der uns im damaligen Titelrennen hielt. Selbst das Edelweiß-Restaurant hat seit März dieses Jahres eine schwarz-weiße Schlagseite. Pächter dieses feinen Lokals ist nämlich niemand Geringerer als unser Tor- und Aufstiegsgarant aus Regionalliga-Zeiten, unser „Radogoal“ Vujanovic.
Im Nachwuchsbereich wechselten in den letzten Jahren mehrere Spieler des LASK zur Union Edelweiß, manchmal auch – was die Eltern betraf – nicht ganz friktionsfrei. Was vor der Bildung der Spielgemeinschaft der SV Pasching war – nämlich der härteste Konkurrent für den LASK im Nachwuchsfußball – das schickt sich nun Edelweiß an, zu werden.
So war man auch auf dieses U-10 – Meisterschaftsspiel der Region Ost, Gruppe A sehr gespannt. In dieser Alterskategorie gibt es ja – aus pädagogischen Gründen – seit einigen Jahren keine Ergebnis-Veröffentlichungen und Tabellen mehr, sodass ein eindeutiger Vergleich fehlt. Als Spitzenspiel konnte das Aufeinandertreffen allemal erwartet werden.

Kurz vor 16.30 Uhr wurde das Spiel von 2 mal 25 Minuten Dauer auf dem Kleinfeld angepfiffen.
Gut 30 Zuschauer hatten sich eingefunden. Nach einer kurzen Phase des Abtastens übernahm Union Edelweiß das Kommando über das Spiel und erspielte sich zahlreiche Torchancen. In Minute 5 fiel ein Kopfball etwas zu schwach aus und zwei Minuten später verfehlte ein unglücklicher Edelweiß-Spieler bei einem Nachschuss das praktisch leere Gehäuse. Nach 10 Minuten war es aber so weit. Der Kapitän der jungen Edelweißen platzierte einen Flachschuss genau ins rechte Eck zum 1:0. Unsere Spielgemeinschaft hatte aber nur eine Minute später schon die passende Antwort parat. Eine fein gezirkelte Flanke unserer Nummer 11 verwertete unsere 9 mit einem gezielten Kopfball zum 1:1 Ausgleich. Doch sollte sich dieser Treffer vorerst nur als Strohfeuer erweisen. In den nächsten Minuten spielten sich die tatsächlich in „edlem Weiß“ antretenden Spieler aus dem Stadtteil “Neue Heimat” in einen wahren Spielrausch. Ihre Spieler mit den Nummern 4 und 7 wirbelten und schossen unermüdlich in Richtung LASK-Gehäuse. Und so kam es, wie es – trotz auch vergebener Top-Chancen – kommen musste: Nach 20 Minuten hieß der für unsere Farben – die heute im Paschinger Design schwarz-grün waren – ernüchternde Zwischenstand 1:4.
Ein Weitschuss, ein Abstauber nach perfektem Alleingang und ein kluger Abschluss nach einem weiten Abschlag sorgten für diesen Zwischenstand. Aufgrund der deutlich besseren Leistung punkto Spritzigkeit war die klare Führung für die energisch und auch spielstark auftretenden Edelweiß-Jungs nicht ganz unverdient. In der Zwischenzeit hatte unser Torhüter Kenan Nehir verletzt ausscheiden müssen und wurde durch Almack Sükrü ersetzt. Doch unsere Burschen waren nicht gewillt aufzugeben. Unverdrossen kämpften sie sich regelrecht ins Spiel hinein und schafften noch vor dem Pausentee den psychologisch wichtigen Anschluss auf 3:4. Unsere Nummer 9 war wieder per Kopf (2:4) und Fuß (3:4) erfolgreich. Geschickt hatte er sich jeweils knapp seitlich hinter der Abwehr (Abseits gibt es ja noch nicht) – postiert. Beinahe hätte er auch noch ausgeglichen, doch strich sein Schuss aus nächster Nähe – nachdem er dem Torwart geschickt den Ball abgenommen hatte – knapp am Tor drüber.
In der Halbzeitpause fand wohl der heute allein in der Verantwortung stehende Trainer Johannes Gruber die richtigen Worte. Wie verwandelt kamen unsere Youngsters auf den Rasen. Weg war die Ängstlichkeit, vorbei waren die unkontrollierten Abschläge, vorüber das zu rasche und deshalb ungenaue Passspiel. An deren Stelle traten sichere Ballstafetten, gefährliche Weitschüsse und unbändiger Kampfgeist. Mussten zunächst Torhüter Sükrü und seine Abwehr noch zwei-, dreimal im Verbund rettend eingreifen, um Chancen der Weißen zu vereiteln, ging es ab der 32. Minute rund. Von da an verwandelten die Jung-Athletiker den Pausenstand von 3:4 (zwischenzeitlich 1:4) in ein 6:4 für Schwarz-Weiß. Zweimal waren es äußerst sehenswerte Kombinationen über mehrere Stationen, die am Ende wieder die Neun volley und die Zehn mit links überlegt ins rechte Eck abschlossen, ehe auch die agile Nummer Sieben per Freistoß hoch ins Tor traf. Auch wenn unser Team jetzt sehr überlegen wirkte und sich die Charakteristik des Spiels zur Gänze geändert hatte, wusste man – nicht zuletzt aus dem laufenden Spiel – dass zwei Tore Vorsprung im Kinderfußball am Kleinfeld noch nicht einmal ein Viertel der Miete sind. Unsere Burschen wirkten zwar jetzt körperlich und spielerisch deutlich stärker als der Gegner, doch dieser bäumte sich – angetrieben durch die Anfeuerungsrufe der Heim-Eltern – noch einmal auf und erzwang durch die auffälligen Spieler mit den Nummern 4 und 7 zunächst das Anschlusstor und wenige Augenblicke vor dem Spielende auch noch den Ausgleichstreffer zum 6:6. So endete eine turbulente Begegnung zwischen Union Edelweiß und LASK / Pasching mit einem letztlich wohl leistungsgerechten Remis im stattlichen Ausmaß von 6:6.

Die Stimme des Trainers Johannes Gruber:
„Es war ein aufregendes Spiel. Zu Beginn sind wir für meinen Geschmack zu schüchtern aufgetreten und haben mehrere sehr einfache Gegentore erhalten. Zum Glück haben wir uns noch vor der Halbzeit bis auf ein knappes 3:4 herangearbeitet. In der Pause habe ich dann versucht, ganz ruhig ein paar kleine Änderungen anzuleiten und das hat scheinbar ganz gut geklappt. Wir sind dann in der Abwehr viel kompakter gestanden und haben den Ball ruhiger – entweder hoch oder maximal über die Seite – herausgespielt. Auch mit den Abschlüssen konnte ich in Hälfte 2 sehr zufrieden sein. Gratulation an beide Teams zu diesem Spiel!“

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Autor:
Günther Waldhör

Quellen:
fussballoesterreich.at,
wikipedia.org (Stumpf, Mirnegg, Imamovic)
www.seit1908.at

 Frühjahr- U-10, Region Ost, Gruppe A,

Samstag, 30.04.2016, 16.25 Uhr, Sportanlage Union Edelweiß, 30 Zuschauer

Union SV Edelweiß Linz – SPG LASK Linz / FC Pasching 6:6 (4:3)

Waldhör Günther