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20. April 2016
Vom FC Basel lernen – U18 Trainer Mirsad Gashi im Gespräch

Name: Mirsad Gashi
Funktion: Trainer U-18
08.10.1969, Prizren, Kosovo
Familienstand: Verheiratet, 2 Söhne (24, 21)
Ausblidung: UEFA – A – Lizenz – Trainer

seit1908.at:     
Mirsad – Danke, dass Du Dir so kurz nach dem Spiel deiner Mannschaft bei Admira Linz Zeit nimmst für ein Gespräch.

Gashi:        
Bitte. Gerne nehme ich mir die Zeit.

seit1908.at:    
Du bist im Kosovo geboren. Wie lange bist du schon in Österreich?

Gashi:        
Ich bin seit dem Jahr 1999, also jetzt das 17. Jahr in Österreich.  
Anfänglich war das meinerseits nicht ganz freiwillig. Aber meine Frau und meine Kinder wollten unbedingt da bleiben. Ich hatte viele Freunde im Kosovo und ich wollte auch gerne dort leben. Aber bei 1:3 an Stimmen musst du dich der Familie beugen (lacht).

seit1908.at:    
Wie verlief deine fußballerische Karriere?

Gashi:        
In meiner Heimatstadt Prizren war ich Profi-Fußballer beim dortigen KF (Klubi Futbollistik) Liria. (Die Vereinsfarben des Klubs sind übrigens schwarz-weiß; Anmerkung der Redaktion). Leider musste ich meine Karriere wegen Problemen mit der Wirbelsäule für mich zu früh mit 30 Jahren beenden.

seit1908.at:    
Hast du dann eine Trainer-Karriere begonnen?

Gashi:        
Ja. Ich habe noch im Kosovo als Trainer zu arbeiten begonnen – bei FK Liqeni.

seit1908.at:  
Wahrscheinlich auch im Nachwuchsbereich …?

Gashi:        
Nein, ich habe gleich die Kampfmannschaft trainiert. Das war Regionalliga.

seit1908.at:
Wie ging’s dann nach dem starken persönlichen und familiären Einschnitt – plötzlich für immer in  Österreich – weiter?

Gashi:        
Ein wenig hat’s gedauert, aber ab 2005 habe ich schon für den LASK gearbeitet. Ich trainierte die U-18 des damaligen Bundesnachwuchszentrums (BNZ) des LASK Linz.

seit1908.at:    
Hast du noch Spielernamen im Gedächtnis? Ist aus dem einen oder anderen ein bekannter Fußballer geworden?

Gashi:        
Ja, schon. Einige sogar. Wir sprechen manchmal sogar von einer „Goldenen Generation“. Bei uns waren der Team- und jetzige Eintracht Frankfurt-Torhüter Heinz Lindner, aber auch etwa Lukas Kragl, Florian Hart oder Thomas Höltschl.

seit1908.at:    
Jetzt habe ich dich unterbrochen mit dem Durchlauf der Stationen …

Gashi:     
So viele sind es gar nicht. Nach dem BNZ LASK Linz war ich eine Saison lang  – 2009 / 2010  – bei SV Urfahr und von 2010 bis 2014 beim FC Pasching / U-18. Und seit der Bildung der Spielgemeinschaft LASK Linz / FC Pasching bin ich wieder in Diensten des LASK.

seit1908.at:    
Du hast die Trainer-A-Lizenz der UEFA. Gibt es da auch Bestrebungen bei dir, einmal eine Kampfmannschaft eines Profivereins zu trainieren?

Gashi:
Bestrebungen gibt es derzeit keine. Aber ich gebe zu, dass da zwei Herzen in meiner Brust schlagen. Es gibt diese gewisse Sehnsucht, einmal mit Profis zu arbeiten, es gibt aber auch diese Liebe zu den Jugendlichen. Bis jetzt hat immer Zweiteres gesiegt.

seit1908.at:    
Wie sieht deine Spielphilosophie aus?

Gashi:        
Unabhängig von Spielstilen glaube ich, dass ein junger Mensch Fußball als Lebensprojekt auffassen muss.

seit1908.at:    
Kannst du das bitte näher erklären?

Gashi:
Gerne. Ich habe einmal beim Schweizer Spitzenklub FC Basel hospitiert. Da habe ich viel gesehen, was ich auch hier in Österreich gerne sehen würde.  
In der Nachwuchs-Akademie des FC Basel  können und müssen sich die jungen Leute ganz auf Fußball konzentrieren. Sie lernen aber auch vieles was dazu gehört: Ernährung, Einhalten von Ruhezeiten, Zusammenarbeit mit Schule und Eltern usw.

seit1908.at:    
In Österreich ist man auch stolz auf die Nachwuchsarbeit.

Gashi:        
Sicher zu Recht. Es ist schon viel geschehen, aber verbessern kann man sich immer. Unsere Jungs sind gut im Training, gut im Spiel, aber sie könnten bei voller Konzentration auf den Fußball noch besser sein.

seit1908.at:    
Hängt damit auch das Thema „Akademie zurück zum Verein LASK“ zusammen?

Gashi:         
Ja, ich würde das sehr begrüßen. Das würde mehr Zusammenarbeit und Rücksichtnahme auf die Interessen des LASK bedeuten. Die Identifikation der AKA-Burschen mit dem Klub würde steigen, als Trainer hätte ich mehr Möglichkeiten, mit allen Spielern zu arbeiten.

seit1908.at:    
Hast du noch weitere Wünsche für die nähere Zukunft?

Gashi:        
Ich hoffe, dass wir es gemeinsam schaffen, dem Nachwuchs viel Aufmerksamkeit zu schenken. Das kann sein beim Budget, das kann sein  bei Teilnahmen an internationalen Turnieren im Ausland, das kann sein in der Zusammenarbeit mit der Profi-Abteilung.

seit1908.at:    
Wie sehen die nächsten Ziele aus?

Gashi:        
Natürlich möchte ich mit meinen Jungs eine gute Meisterschaft spielen. Aber es ist immer noch Nachwuchs und da gibt es Wichtigeres als das nackte Ergebnis. Da geht es um die Ausbildung zum Fußballer. Ein Ziel von mir wäre es, 4 bis 5 Spieler in den nächsten paar Jahren zu den Profis zu bringen.

Seit1908.at:    
Ich glaube, der Schiedsrichter braucht dich.

Gashi:        
Ja, ich muss noch die Spieldaten für das Internet bestätigen. Aber ich habe mich über Euren Besuch wieder gefreut und mich gerne mit Euch unterhalten. Ich lade Euch schon jetzt ein für nächsten Mittwoch. Da geht’s gegen Vorwärts Steyr. Aber jetzt muss ich wirklich … passt das für euch?

Seit1908.at:    
Klar. Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!

Das Gespräch mit Trainer Gashi wurde für seit1908.at geführt von:
 Günther und Christian Waldhör

Waldhör Günther